Hallo,
da ich die 5. Klasse Gymnasium jetzt schon dreimal am eigenen Leib meiner Kinder erlebt habe möchte ich meinen Eindruck mal beschreiben.
Zwei meiner Kinder haben in der Grundschule ausschließlich geübte Diktate geschrieben. Zuerst waren es einzelne Worte, schließlich sechs Zeilen DIN A 5. Etwa eine Woche vor der Arbeit bekamen sie den Text mit nach Hause und dann musste das eingeübt werden. Aufsätze schrieb das eine dieser beiden Kinder gar nicht, das andere einen. Bei dem einen war die richtige Rechtschreibung auch ohne Anstrengung relativ gut, bei dem anderen half auch heftigestes Üben nichts, eher im Gegenteil.
Nach der Umschulung schrieben sie beide gleich mal eine Sechs im Diktat. Und damit war die Lage klar: Üben. Von der Schule kam da kein Angebot. Die Kinder bissen heulend vor Frust schier in den Teppich. Das eine Kind hatte, nachdem wir das zu Hause nun angepackt hatten ab Herbst keine Schwierigkeiten mehr, später eigentlich auch nicht. Das andere hatte nicht so schnell Erfolge. Ein halbes Jahr später begannen seine Lehrer heftig darüber zu diskutieren, ob hier wohl eine Legasthenie vorliege. Sie wurden sich nicht einig. Das ging so ein Weilchen. Irgendwann war das Problem gegessen. Etwa Mitte der 6. Klasse. Es hatte halt etwas länger gedauert.
Kind drei hatte nun eine ganz anders konstruierte Lehrerin. Ab der 1. Klasse wurden ungeübte Diktate und Aufsätze geschrieben. Die Eltern liefen Amok (muss ich peinlicherweise zugeben). Ihnen passte das ganz und gar nicht. In der 4. Klasse war die Rechtschreibung schon ausgezeichnet. Die Umschulung verlief ohne jedes Problem. Die guten Deutschnoten aus der Grundschule (die die beiden anderen auch hatten) setzten sich in diesem Fall auf dem Gymnasium fort.
Ab der 6. Klasse war dann kein Unterschied mehr zu spüren. Man kann sowas ausgleichen. Das ganze Drama war im Grunde überflüssig.
Was wir gemacht haben: Die Klett-Übungsdiktate gekauft und geübt. Jeden Tag ein Diktat. Musste allerdings vom Schwierigkeitsgrad her zwei Klassen höher sein als dort angegeben. Dann passte es zu dem, was in der Schule gefordert wurde. Was zu dem Verdacht Anlass gibt, dass Diktat und Diktat in der Schule doch von den Anforderungen her nur schwer zu vergleichen ist.
Ich habe das ganze Schlamassel übrigens meiner Grundschule rückgemeldet. Mit Mühe und Not konnte ich die Schule noch lebendig verlassen. Man hat sich aber dann tatsächlich intensiv an's Werk gemacht. Es wurde einfach geguckt, wessen Klassen denn da keine Probleme haben und deren Methoden übernommen.
Die Vorgehensweise des Gymnasiums einfach die eigenen Vorstellungen durchzuziehen, ohne auf den tatsächlichen Stand der Kinder einzugehen und dann auch noch die Eltern abzukanzeln, wenn sie da nicht flott genug in die Bresche sprangen, finde ich natürlich auch nicht viel besser.
Grüße Enja