Man steht da als Eltern häufig zwischen allen Stühlen.
Verwandtenbesuche: Meine Familie wohnt 600 km weit weg. Eins meiner Kinder hat freitags bis 18 Uhr Schule. An Wochenendgeburtstagen, Festen usw. können wir also nicht mehr teilnehmen. Sonst reicht es nicht mehr für die Hausaufgaben. Oma ist beleidigt.
Der Kieferorthopäde hat nachmittags nur montags, dienstags und donnerstags auf. Das deckt sich genau mit dem Nachmittagsunterricht meiner Kinder. Sobald es Ferien gibt, ist die Praxis zu. Kompliziertere Dinge werden nur vormittags angesetzt. Schule gibt nachmittags frei, brummend, vormittags nicht. Kieferorthopäde will die Behandlung abbrechen wegen mangelnder Kooperation der Eltern.
Tochter betreibt Leistungssport. 3x die Woche Nachmittagstraining. Zeitgleich mit der Umschulung soll sie 4x die Woche trainieren, da inzwischen im Landeskader. Schulisch geht das nicht. Soviel Zeit ist nicht. Trainer sagt: 4x oder gar nicht. Das Kind sei ungewöhnlich begabt und gebe zu großen Hoffnungen Anlass. Mutter: Schule geht vor. Also Schluss mit dem Sport.
Alle Eltern kennen vermutlich die berühmte Rallye zu Schuljahresbeginn. Jeden Tag kommen die Kinder mit anderen Anforderungen aus der Schule. Am Schulweg gibt es keinen Schreibwarenhandel. In unserem Stadtteil auch nicht. Im Supermarkt gibt es den Grundbedarf. Das Kind hat die Zeit nicht, um mit dem Zug in die Stadt zu fahren. Also sind die Mütter gefragt, Laden um Laden abzuklappern, um bestimmte Schutzumschläge in exotischen Farben aufzutreiben. Das ganze am liebsten täglich. Da bin ich inzwischen abgehärtet. Ich warte eine Woche ab und besorge dann alles in einem Großeinkauf. Anforderungen der zweiten Woche müssen warten, bis ich wieder in die Stadt fahre.
Zunehmend ist es jetzt auch so, dass auch ohne zusätzliche Beanspruchungen die Zeit knapp wird. Meine Tochter hatte letztes Jahr dienstags 8 Stunden. Inklusive aller vier Hauptfächer. Am nächsten Tag 6 Stunden mit allen Hauptfächern. Das war nicht zu schaffen. Es gab Ärger und Krach ohne Ende.
Bei uns ist Schule wirklich wichtig. Aber manchmal wird es schwierig.
Grüße Enja