Beiträge von Enja

    Hallo,


    nur Vorteile bringt ein solcher Schutz aber auch nicht. Bei Lehrern genau wie bei Piloten erwarte ich, dass diejenigen, die sie eingestellt haben, geprüft haben, ob sie ausreichend qualifiziert sind. Mit jemandem, der sich mir auf einer Party als Pilot vorstellt, würde ich nicht einfach mal so in ein Flugzeug steigen.


    Wenn so eine Bezeichnung geschützt ist, bedeutet das in meinem Beruf zum Beispiel, dass man der entsprechenden Standesorganisation angehören muss, um sie führen zu dürfen. Das heißt im Grunde, dass man jährlich gewaltig löhnen muss, um sie behalten zu dürfen. Das Universitätsdiplom, dass Grundlage dieser Mitgliedschaft ist, zählt allein nicht.


    In meiner Erziehungsurlaubs-Phase habe ich natürlich auf diese Beiträge verzichtet. Damit hatte ich keinen Beruf mehr.


    Bei Ausfüllung der standesamtlichen Anmeldung meiner Kinder ging das dann so: Beruf der Mutter: keiner. Beruf des Vaters: ...., akademischer Grad des Vaters: ..... Akademischer Grad der Mutter war auf dem Formular nicht vorgesehen. Auf Wunsch hätte der eingetragen werden können. Ich hätte ihn aber nachweisen müssen und hatte mein Diplom-Zeugnis im Krankenhaus zufällig nicht dabei. Mein Mann musste nichts nachweisen. Der trug das nur ein.


    Da man die Kammer-Mitgliedschaft eigentlich nur bei Selbstständigkeit braucht, laufen in meinem Beruf ziemlich viele Leute ohne Beruf rum. Da das für andere Leute irritierend ist, benutzt man die Berufsbezeichnung dann im Privatleben der Einfachheit halber doch. Illegal natürlich.


    Grüße Enja

    Er meinte es wohl so, dass man den Spickzettel dann wie einen Stein im Schuh hat und einem das ein beruhigendes Gefühl vermitteln soll. Sicher wollte er nicht raten, den zu benutzen.


    Spickzettel werden wohl eher weniger benutzt, weil sich Schüler unfairerweise einen Vorsprung vor den anderen verschaffen wollen, als vielmehr, weil sie einfach panische Angst haben.


    Bei uns ging es damals in den Sprachen um die Angst, die eine entscheidende Vokabel nicht zu wissen, die einem den Inhalt des zu bearbeitenden Textes erschließen würde. So hatten unsere Lehrer uns das jedenfalls angedroht. Deshalb hatten wir diese Mini-Lexika im Strumpf. Tatsächlich waren in dene kompliziertere Vokabeln gar nicht zu finden. Ich bin mir relativ sicher, dass niemand die Dinger wirklich benutzt hat. Dazu hätte man rausgehen müssen.


    Aber das Gefühl, man könnte, war irgendwie beruhigend.


    Die Aktion, den Inhalt der Arbeit möglichst raumsparend unterzubringen, finde ich übrigens sehr effektiv. Mal drüber nachzudenken, was man denn nun eigentlich für die Arbeit genau wissen muss, bringt eine ganze Menge.


    Arbeiten, für die mehr gelernt werden muss, als man überhaupt im Kopf so auf die Schnelle mal unterbringen kann, sind auch typische Spickzettel-Hochkonjunktur-Arbeiten.


    Meine Jüngste sollte in der 5. Klasse die europäischen Staaten, ihre Hauptstädte, die Gebirge, die höchsten Berge samt deren Höhe, die wichtigsten Wasserwege und Wirtschaftszweige, sowie die Bodenschätze auswendig lernen. Dazu hatte sie etwa eine Woche Zeit. Das war für sie nicht machbar. Sie hat in aller Gemütsruhe eine Fünf geschrieben.


    Ich habe mir dann mal die Mühe gemacht und den Kontakt zu den Familien gesucht, deren Kinder die Einsen geschrieben hatten, um herauszubekommen, wie die das angestellt haben. Das fand ich interessanter, als über Sinn oder Unsinn dieser Arbeit zu diskutieren. Spickzettel waren es jedenfalls nicht. Die wären viel zu umfangreich geworden.


    Grüße Enja

    Dass Lehrer meinen, alle außer ihren Berufskollegen seien Kinder und müssten dringend gemaßregelt werden, ist eigentlich ein Vorurteil. In Wirklichkeit denken Lehrer nicht so. Denke ich. Oder hoffe ich. Oder so in der Art.


    Die Gebrauchsanweisung von Herrn Endres geht in etwa so:


    Überlege, was du wohl an Informationen für die Arbeit brauchst.
    Schreibe das auf ein DIN A 4-Blatt.
    Lies es durch. Zu groß.
    Schreibe den Text auf ein Blatt, dass nur halb so groß ist.
    Immer noch zu groß.
    Schreibe den Text auf ein Blatt, dass nur halb so groß ist.
    ....
    Falte den Zettel ganz klein zusammen und schiebe ihn in deinen Strumpf oder an einen ähnlichen Ort.
    Während der Arbeit fühlst du ihn dort.
    Brauchen wirst du ihn nicht mehr.


    Das Seminar wurde von unserer Schule angeboten. Wir fragten uns schon, was wohl passiert, wenn die Kinder diese Ratschläge befolgen und dabei erwischt werden.


    Grüße Enja

    Wir bewohnen ein Einfamilienhaus, teilen uns aber Mülltonnen und Garagenhof, sowie einige Gründflächen mit sieben anderen Häusern. Die Tonnen müssen natürlich auch nach vorne geschoben werden, das Grün wenigstens 2x im Jahr überarbeitet und der Garagenhof gekehrt werden. Außer uns beteiligt sich daran niemand. Da wir das zuverlässig erledigen, bekommen wir, wenn mal nicht, auch längst Mahnschreiben.


    Man könnte sich jetzt natürlich böse Briefe schreiben, sich anschreien, sich gegenseitig verklagen. Aber dabei würde nichts rauskommen. Wir könnten auch die Arbeit einstellen, möchten aber nicht im Müll ersticken. Eigentlich fahren wir damit ganz gut. Wir haben unsere Ruhe.


    Grüße Enja

    Dieser Thread besteht ja nun schon eine ganze Weile. Unsere Lehrer haben inzwischen tatsächlich begonnen, sich in der Schule häuslich niederzulassen. Weniger wegen der Änderungen im Steuerrecht als wegen der sich immer weiter ausdehnenden Unterrichtszeiten.


    Grüße Enja

    Hallo,


    ich finde es interessant, wie streng ihr alle reagieren würdet. Das entspricht unseren Alltagserfahrungen nicht. Ihr jungen und besonders engagierten Lehrer würdet also massiver handeln, als die Vorschriften das vorsehen oder doch zumindest mal möglich machen.


    Meine Tochter hatte mal einen Spickzettel im Arbeitsheft vergessen. Weil sie ihn nicht gebraucht hatte und deshalb nicht mehr dran dachte, ihn rauszuziehen. Sie fragte mich, was sie denn nun tun solle, also, ob sie zum Lehrer gehen und beichten solle.


    Ich fragte meine Eltern nach ihrer Meinung. Mein Vater meinte, so etwas würde er übersehen. Meine Mutter erzählte, dass sie gerne Spickzettel korrigiere, aber dann liegen lasse. Die Kinder seien mit zwei Wochen zittern genug bestraft.


    Das Heft samt unkommentiertem Spickzettel kam zurück. Die Gefühle meiner Tochter für diesen Lehrer grenzten fortan an Heldenverehrung. Sie war sich sicher, dass er den Zettel gesehen hatte.


    Da die meisten Kinder mit Spickzetteln hantieren, denke ich mal, dass die meisten Lehrer so reagieren. Sonst gäbe es ständig Theater um solche Vorfälle.


    Im "Lernen-lernen-Seminar" von Herrn Endres wird das Anfertigen von Spickzetteln gelernt. Mein Sohn darf für seine Uni-Klausuren teilweise bis zu 4 DIN A 4-Seiten Spickzettel mitbringen. Nur handgeschrieben müssen sie sein. Sonst fällt der Trainingseffekt weg.


    Eine als ultra-streng bekannte Lehrerin hatten wir mal, die machte, wenn sie jemanden beim Mogeln erwischte, einen Strich unter die Arbeit und konfiszierte das Teil. Wenn dann der Teil der Arbeit unter dem Strich deutlich schlechter war als der drüber, gab es eine Sechs. Sonst passierte gar nichts.


    Grüße Enja

    Ich habe von meiner Französischlehrerin ein Baby-Badetuch bekommen. Das hat mich so gerührt, dass ich es weiterbenutze, obwohl die Babys inzwischen Teenies sind.


    In deinem Fall würde ich ein passendes Buch schenken. Da ist eine Menge im Angebot. Man kann eine Widmung reinschreiben und das damit etwas dauerhafter machen als die vielen Strampelanzüge die anlässlicher solcher Ereignisse geschenkt werden.


    Grüße Enja

    Ach so. Nein, das machen die eher auch nicht. Die Dankbarkeit der vertretenen Eltern hält sich meist in übersichtlichem Rahmen. Wenn man wen in schwieriger Situation erfolgreich unterstützt hat, kommen die entsprechenden Eltern durchaus mal mit einer Flasche Wein vorbei. Wenn die Wahlperiode um ist, schenken sie lieber nichts, damit man nicht denkt, man könne sich verabschieden.


    Meine jetzige Klasse, die ich seit sieben Jahren vertrete, hat mich genau einmal auf einem Elternabend mit Geschenken schier überhäuft. Das war, weil sie den Eindruck hatten, sie hätten den Bogen überspannt und mich endgültig vergruselt.


    Es gab damals Ärger mit einem Lehrer. Ich wollte das ohne großes Aufsehen lösen und wusste auch wie. Klappte leider nicht, weil sich einige Eltern im Alleingang versuchten. Dann gab es jede Menge zerschlagenes Porzellan und lauter beleidigte und gekränkte Personen. Da war ich ziemlich angeätzt.


    Ich bin aber tatsächlich mit zwei Ex-KLs inzwischen befreundet. Aber natürlich erst nach Abgabe der Klasse.


    Grüße Enja

    Hallo Kaddl,


    ich hatte geschrieben, dass die Kinder jetzt die Geschenkaktionen für die Lehrer übernommen haben und wurde dann gefragt, ob das nicht Sache der Eltern sei.


    Dass Lehrer die Eltern beschenken, ist mir noch nicht untergekommen. Vielleicht ist das regional unterschiedlich.


    Es wäre auch nicht so gaaanz ohne. Elternvertreter stehen oft im Verdacht mit den Lehrern zu kungeln, um Vorteile für die eigenen Kinder herauszuschinden, während sie selber eher fürchten, ihre Aktivitäten könnten sich nachteilig für ihre Kinder auswirken.


    Grüße Enja

    Geschenke habe ich in 15 Jahren noch nicht bekommen. Auch keine Tafel Schokolade. Die anderen Eltern sind da dagegen recht großzügig.


    Ich bekomme von der Schule zu Weihnachten jeweils einen Dankesbrief. Das ist doch schon mal was.


    Im Gegenzug habe ich als Elternvertreterin in der Grundschulzeit der Klassenlehrerin jweils zu Weihnachten, zu den Sommerferien, zum Geburtstag und nach Klassenfahrten ein Präsent überreicht. Unter strenger Beachtung der geltenden Vorschriften und jeweils im Namen der Klassenelternschaft.


    Jetzt auf der weiterführenden Schule haben die Kinder das übernommen.


    Grüße Enja

    Hallo Feli,


    das Kind wurde regulär eingeschult und beherrscht den Stoff, wenn ich dich richtig verstanden habe. In der Schule meldet er sich, arbeitet also mit.


    Das finde ich recht unauffällig. Trotzdem hat das Kind schon einen IQ-Test hinter sich und Mutter und Lehrerin haben mehrfach über ihn gesprochen. Vielleicht solltet ihr wirklich mal ein bißchen entspannter werden.


    Gibt es denn konkrete Probleme?


    Grüße Enja

    Ich hole jetzt mal ein bißchen aus.


    Die Psychologin, die bei einem unserer Kinder ADS ausgeschlossen hat und das sehr eingängig erklärt hat, verkündete zwei Jahre später in einem Vortrag, von ADS verstehe sie gar nichts. Das gibt dann schon zu denken und lässt einen die Diagnose in völlig neuem Licht sehen.


    Unsere Grundschullehrer haben uns jeweils bei der Umschulung unserer Kinder sehr ausführlich beraten, sind mit uns die rundum erreichbaren Schulen durchgegangen und haben uns genau erklärt, welche sie aus welchen Gründen für passend oder unpassend halten. Dabei erschienen sie mir eigentlich kompetent in jeder Hinsicht.


    Ich hoffe mal, das wurde nicht nur vorgetäuscht. Denn wenn ich euch so lese, wäre das ja völlig ungewöhnlich.


    Ich habe das übrigens weder erwartet, noch mich drauf verlassen, sondern mich ebenfalls sehr intensiv informiert. Bei so wichtigen Entscheidungen überlässt man schließlich ungern etwas dem Zufall.


    Die Lehrer aus meiner Verwandtschaft zeigen einen deutlichen Trend dazu, ihre Kinder auf eine Waldorfschule zu schicken. Ich dachte mal, dass sie das dann sicher gut informiert und begründet tun. Aber ich werde mal rumfragen.


    Die Literatur, die ich dazu gelesen habe, habe ich wie gesagt, bei meinen Eltern aus dem Regal. Auch deshalb möge mir mein Irrtum entschuldigt werden. Beide hatten mir erklärt, das habe bei ihnen zwingend zum Studium gehört.


    Grüße Enja

    Hallo Rena,


    ich habe das Steiner-Buch irgendwann weggeben, da mich die Anthroposophie nicht so besonders anspricht und eine Freundin ihre Kinder auf eine Waldorfschule schicken wollte.


    Mit Detailfragen müsstest du dich also sicher an wen anders wenden. Aber meine Allgemeinbildung sagt mir, dass die dahinterstehende Philosophie so komplex ist, dass sie sich ein paar griffigen Statements verwehrt. Wenn du dahinter gucken willst, wirst du also ein Buch lesen müssen.


    Die Eurythmie ist bei meinen Nicht-Waldorf-Kindern übrigens sehr beliebt. Aber man muss das nicht mögen.


    Meinst du, dass sich unsere Lehrer ihr Wissen um die Schulen im Umfeld auch auf diese Weise besorgt haben? Ich dachte bisher immer, sie hätten sich intensiv damit beschäftigt.


    Grüße Enja

    Hallo,


    wenn du so fragst. Eine Grundschullehrerin sollte meiner Meinung nach die Basics der in der Region angebotenen Schulen kennen. Unsere tun das auch.


    Über die einschlägigen Bewegungen wenigstens etwas zu wissen, gehört doch schon fast zur Allgemeinbildung. Hat ja nichts damit zu tun, ob es einem nun gefällt oder nicht. Waldorf, Montessori, Reformpädagogische Ansätze, Summerhill. So in der Richtung.


    Die Waldorfschüler in meiner Verwandtschaft sind frühestens zur 5. Klasse dort hingewechselt. Die meisten später.


    Grüße Enja

    Hallo Rena,


    bekommt man in einem Lehramtsstudium nicht so eine Art Grundinformation über die einschlägigen Schultypen? Ich profitiere da immer noch von den Büchern, die sich mein Vater dafür angeschafft hat.


    Ich würde von einer Grundschullehrerin erwarten, dass sie mir als Mutter erklären kann, was an so einer Schule in etwa auf uns zukäme.


    Grüße Enja

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