Uns erklärte man in der Vermittlungsagentur, dass Au Pair-Mädchen leichte Hausarbeit verrichten und Kinder betreuen. Nebenbei besuchen sie einen Sprachkurs und möchten auch ein Privatleben. Wir haben Kost und Logis gestellt, ein Taschengeld von 300 € bezahlt, dazu Krankenversicherung, die Fahrkarte für den ÖPNV und den Sprachkurs. Das war vertraglich so festgelegt.
Die Mädchen waren zwischen 17 und 23 Jahre alt. Aus Frankreich, Irland, China und Marokko. Keines hatte bei Eintreffen auch nur die geringste Ahnung von Haushalt oder Kinderbetreuung. Die Sprachkenntnisse waren unterschiedlich. Von perfekt bis gar nicht. Man bekommt dann praktisch eine zusätzliche Tochter mit allen Freuden und Nöten, die das so mit sich bringt.
Bis auf die Marokkanerin waren sie alle Einzelkinder. Und dran gewöhnt, von Mutter verhätschelt zu werden.
Entwickelt haben sie sich dann sehr unterschiedlich. Eine schmiss uns nach kürzester Zeit den ganzen Laden, so dass wir in Ruhe gemeinsam zu Fortbildungen fahren konnten. Aber nur eine. Die anderen blieben sehr hilflos. Teilweise auch desinteressiert. Besonders zuverlässig waren sie nicht unbedingt. Man musste immer sehr genau aufpassen.
Im wesentlichen haben sie die Kinder bespaßt. Sind mit ihnen auf den Spielplatz gegangen. Eine bügelte auch. Ich habe sie immer gefragt, was sie gern täten und ihnen das dann überlassen.
Wir haben uns jeweils sehr auf ihre Kultur eingelassen. Entsprechend gekocht, gelesen, gequatscht. Das ist die eigentliche Bereicherung daran. Und man kann auch selber seine Fremdsprachen aufpolieren.
Eine war übrigens in keiner Form mit uns kompatibel. Lief immer nur mit bösem Gesicht rum. Wollte an nichts teilnehmen. Mithelfen schon gar nicht. Erklärte uns ununterbrochen, wie blöd sie uns fände. Wir waren alle heilfroh, als sie ging.
Die Kinder müssen diesen Wechsel verkraften. Das ging bei uns eigentlich problemlos.
War natürlich toll, immer einen Babysitter im Haus zu haben. Trotzdem haben wir irgendwann vom Au Pair zur Haushaltshilfe gewechselt. Dann ging ich mit den Kindern auf den Spielplatz und sie putzte. Das gefiel mir dann besser.
Grüße Enja