Was lernen Schüler in der 3. und 4. Klasse in Deutsch?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liebe Grundschullehrer,


    ich habe mal wieder eine Frage an euch. :)


    Ich habe ja seit diesem Schuljahr eine 5 in Deutsch und war in letzter Zeit über vieles erstaunt, was meine Schüler noch nicht wissen, von dem ich aber dachte, dass sie es wüssten:


    Wir schreiben gerade Briefe, das kannten sie bisher noch nicht. Das Wort Vokal war auch niemandem in der Klasse bekannt. Werden die lateinischen Begriffe in der GS noch nicht benutzt?
    Die Unterscheidung kurzer Vokal - langer Vokal war ebenfalls noch nicht bekannt.


    Jetzt würde ich gerne wissen, was in der 3. und 4. Klasse in Deutsch (NRW) ungefähr gemacht wird und worauf ich aufbauen kann:


    Welche Aufsatztypen müssten die Kinder denn schon gehabt haben und welche Rechtschreibregeln müssten denn schon alle kennen (Großschreibung von Nomen, ss/ß...)?
    Was wird denn an Grammatik gemacht?
    Wird bei euch beim Aufsatz die Rechtschreibung eigentlich benotet (das wird bei uns ja in der 5 und 6 noch nicht gemacht)?
    Sind die Klassenarbeiten eher Aufsätze oder Rechtschreibarbeiten oder Mischformen?


    Vielleicht könnt ihr mir ja ein bisschen helfen. :)

  • Hi Silke,
    also meine Tochter - jetzt 3. Klasse beschäftigt sich im Prinzip mit allen Fragen der Rechtsschreibung (heute: Silbentrennen, Wortarten (lateinische Bez) Groß und Kleinschreibung.


    Sie hatten allerdings in Kl.2 eine Briefwerkstatt, dort haben die Anrede und grobe unterteilung des Briefes gelernt!


    Du weißt soch - kennen heißt nicht können!
    liebe Gr.
    Isa ( seit 2 Tagen wieder in der Schule)

  • Den Lehrplan mit den verbindlichen Anforderungen kannst du kostenlos beim Ritterbach Verlag herunterladen.
    Zu deinen Fragen konkret erstmal: Vokal ist kein verbindlich einzuführender Fachbegriff, es darf beim Selbstlaut bleiben. Eingeführt werden die bei uns wegen des Rechtschreibtrainings als Silbenkönige. Die Unterscheidung kurzer - langer Vokal sollte eigentlich mit den Rechtschreibregeln irgendwann dran gewesen sein, muss aber eben auch nicht so benannt worden sein.
    Was dir wahrscheinlich komisch vorkommen wird: Aufsatzerziehung gibt es in diesem Sinne in der Grundschule nicht mehr, daher sind auch keine Aufsatztypen vorgesehen. Die Kinder werden dazu erzogen, Schreibgelegenheiten nutzen zu können, sich inspirieren zu lassen und Texte zu planen und zu überarbeiten. Dabei soll es sich um Texte mit erzählendem, appellierendem, informierendem und/ oder poetischem Charakter handeln. Sie sollen auch wesentliche sprachliche Mittel und Merkmale von Textstrukturen kennen - aber eben nicht bestimmte Aufsatztypen im Sinne einer Bildergeschichte, Nacherzählung oder so.
    Die Rechtschreibregeln sind recht ausführlich und genau dargestellt im Lehrplan, da schaust du am besten selbst mal. Ach ja, es ist vorgeschrieben, dass die Rechtschreibnote auf den eigenen Texten der Kinder basiert, aber bei uns sind das ja noch getrennte Noten, daher ist das anders als bei euch.
    Ich hoffe, ich konnte erstmal helfen - ansonsten frag ruhig nochmal.


    LG
    Britta

    • Offizieller Beitrag

    Ich weiß nicht, ob ich schmunzeln oder die Stirn verzweifelt runzeln soll. Aber ich habe z.Zt. ähnliche Erfahrungen mit einer Religionsklasse, die (das weiß ich genau) gewisse Themen durchgenommen hat, mir gegenüber aber mit ehrlichem Augenaufschlag behaupten, noch nie etwas von X oder Y gehört zu haben. So wird es sich mit den - ungeliebten - Bereichen der Rechtschreibung und des Texteverfassens bei deinen Kids verhalten. Lass dir doch mal alte Hefte mitbringen. Bei mir tauchen jetzt jede Woche Fünftklässler auf, die sich ihre Klassenarbeitshefte aus dem vierten Schuljahr abholen. (Müssen wir wegen der Einspruchsfrist des Zeugnisses über die Ferien aufbewahren.)


    Ansonsten verhält es sich so wie Britta geschrieben hat.


    LG Talida

  • Hallo Referendarin,
    alles, was du angesprochen hast müsste eigentlich im 3+4 Schuljahr gemacht worden sein. Ich lege sogar großen Wert auf die lateinischen Begriffe in diesen Klassenstufen. Beim Aufsatz sollte sie: Bildergeschichte, Nacherzählung, Vorgangsbeschreibung, Fantasieerzählung, Briefe schreiben und Berichte kennen gelernt haben. Im Saarland werden z.Z. 2 Diktate, 2 Aufsätze, 1 Lesekompetenztes, und eine Grammatikarbeit pro Halbjahr geschrieben.
    Grammatikalisch sollten als Voraussetzung gelegt sein: Satzglieder (alle Objekte und adverbialen Bestimmungen, Subjekt und Prädikat), die 4 Fälle, die Zeitformen Präsens, Imperfekt, Perfekt, Futur, wörtliche Rede. Mehr fällt mir im Moment ohne Lehrplan nicht ein, aber ich denke, das sind die wesentlichsten Dinge im Deutschunterricht dieser beiden Klassen.

    Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Referendarin,


    ich hatte ähnliche Gedanken wie Talida. Kannst du nicht mal Kontakt mit der Grundschule in eurem Stadtteil aufnehmen? Solche Situationen kommen doch bestimmt öfter vor!?


    LG,
    Melosine

  • Zitat

    Titania schrieb am 13.09.2005 22:20:
    Hallo Referendarin,
    alles, was du angesprochen hast müsste eigentlich im 3+4 Schuljahr gemacht worden sein. Ich lege sogar großen Wert auf die lateinischen Begriffe in diesen Klassenstufen. Beim Aufsatz sollte sie: Bildergeschichte, Nacherzählung, Vorgangsbeschreibung, Fantasieerzählung, Briefe schreiben und Berichte kennen gelernt haben.


    Das mit den Aufsätzen stimmt definitiv so nicht. Bildergeschichten zum Beispiel lasse ich ganz bewusst überhaupt nicht schreiben, weil sie nicht der aktuellen Didaktik entsprechen - und das ist nach Lehrplan auch ok so. Hier scheinen die Unterschiede zwischen den Bundesländern doch beträchtlich zu sein.


    LG
    Britta

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    in unserem Rahmenplan ist es auch nicht vorgesehen, die ganze Aufsatzdidaktik durchzugehen. Ich halte das auch aus verschiedenen Gründen nicht für sinnvoll - aber man kann darüber sicher geteilter Meinung sein. ;)


    Ich meine aber auch, dass es z.B. im Saarland anders ist, und da ab Klasse 3 die verschiedenen Aufsatzformen geübt werden müssen.


    Gerade heute hatte ich ein Erlebnis, das dazu passt: In meiner 4. Klasse sind zwei "Sitzenbleiberinnen". Die eine war in einer Klasse, deren Lehrerin sehr viel und sehr strikt mit ihnen geübt hat und auch vielfältige Bereiche des Aufsatzunterrichts abgehandelt hat. Hängen geblieben ist bei dem Mädchen davon überhaupt nichts! Wenn man sie fragt, beteuert sie meist, das noch niemals gehört zu haben. Bei dem anderen Mädchen ist es ähnlich, aber hier kenne ich die vorhergehende Lehrerin nicht und weiß nicht, was sie wirklich durchgenommen haben.


    LG,
    Melo

  • Stimmt, unser Lehrplan ist der vorläufige Lehrplan von 1991!!! Ich machen wirklich all diese Aufsatzformen in den beiden Jahren. Die freien Formen fange ich allerdings teilweise schon in der 1. spätestens in der 2. Klasse an. Da hab ich im letzten Jahr gute Erfahrungen mit Reichen gemacht.

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    • Offizieller Beitrag

    Ich kann Talida nur zustimmen: Die Halbwertzeit bestimmter Unterrichtsinhalte ist wirklich erstaunlich kurz.
    Anfang des letzten Halbjahres dachte ich bei meinen Viertklässlern noch "Oh je, was haben die denn gelernt?", aber dann gab ein klärender Blick in den Hefter Aufschluss.
    Mit meiner 3. habe ich wochenlang die Multiplikation von Vielfachen von 10 (30 * 7, 40 * 20...) geübt und nach den Osterferien wussten einige von nichts. :O


    Grüße,
    Conni

    • Offizieller Beitrag

    Vielen Dank für den Tipp mit dem Lehrplan. Ich dachte vorher, die NRW-Richtlinien wären nicht im Netz verfügbar, habe ihn mir aber direkt runtergeladen und bin jetzt schon ein gutes Stück schlauer. :)


    Leider ist er genauso unklar wie unser SekI-Lehrplan. :(
    Ich verstehe ja schon, warum die Lehrpläne so offen gehalten sind, aber es wäre so schön, wenn ich ein paar Dinge bei allen als zumindest "schon mal davon gehört" voraussetzen könnte. :)


    Zitat

    Ich weiß nicht, ob ich schmunzeln oder die Stirn verzweifelt runzeln soll. Aber ich habe z.Zt. ähnliche Erfahrungen mit einer Religionsklasse, die (das weiß ich genau) gewisse Themen durchgenommen hat, mir gegenüber aber mit ehrlichem Augenaufschlag behaupten, noch nie etwas von X oder Y gehört zu haben. So wird es sich mit den - ungeliebten - Bereichen der Rechtschreibung und des Texteverfassens bei deinen Kids verhalten. Lass dir doch mal alte Hefte mitbringen.


    Ja, das "das haben wir nie gehabt"-Phänomen kenne ich auch und werde mir mal Hefte mitbringen lassen.


    Naja, wir fangen jetzt einfach bei vielen Sachen bei Null an und wenn Kinder zu dem Thema schon mehr wissen, dann sind sie ja ganz stolz und teilen das den anderen gerne mit. Somit langweilt sich keiner und alle bekommen die gleichen Grundlagen mit.

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