Europäisches Bewusstsein von GS-Kindern

  • Hallo liebes Forum!
    Bin gerade ziemlich ratlos, vielleicht könnt ihr mir helfen.
    Meine Examensarbeit schreibe ich im Sachunterricht zu Thema "Europa". Als Fragestellung/Untersuchungsaspekt habe ich mir überlegt, ob es möglich ist mit solch einer Unterrichtseinheit ein europäisches Bewusstsein / eine europäische Identität ín den Kindern zu wecken. Um zu überprüfen, ob die Kinder sich nach der Einheit mehr als Europäer fühlen als vorher, muss ich ja irgendwelche Kriterien dafür entwickeln. Mir fällt aber nur ein, die Kinder mit einem Fragebogen vor und nach der Einheit danach zu fragen. Sie sollen da dann ankreuen, was sie sind : ein Kind aus Hamburg, aus Deutschland, aus Europa, ...
    Fallen euch noch andere Arten ein, das Bewusstsein zu überprüfen?
    Bin für jeden Tipp dankbar.
    Anika

    Das Licht am Ende des Tunnels kann auch ein entgegenkommender Zug sein!

  • Vielleicht könntest du noch fragen, was typisch für ihr Land/Stadt ist???
    Welche Sprachen, Hauptstädte, Städte, berühmte Persönlichkeiten, Kulturstätten sie kennen? Wo sie vielleicht schon waren?
    Waren jetzt nur spontane Ideen...


    Hatte zwar mal im Su ein Europa Seminar an der Uni, aber viel ist da nicht hängen geblieben... :rolleyes:


    LG Leila

  • Ich finde dein Vorhaben ziemlich interessant, nur habe ich mich an einer Sache gestossen: du möchtest das europäische Bewusstsein von Kindern erweitern und abtesten. Das Bewusstsein von Kindern als "emotionaler" Bestandteil der Persönlichkeit muss aber nicht mit dem Wissen von Kindern über Fakten (Hauptstädte, Länder usw.) korrelieren! Fraglich ist auch, ob mit den Instrumenten, die man als Lehrer zur Verfügung hat, "Bewusstsein" überhaupt abtesten kann.


    Du hast dir da eine schwierige Sache herausgesucht, die m.E. nach mit einer Unterrichtseinheit nicht geschaffen werden kann. Zwar werden nach der, bestimmt für alle Kinder und auch dich interessanten, Unterrichtseinheit viele Kinder euphorisch antworten "Ich bin ein Europäer", aber sie sind doch auch Hamburger, Deutsche oder was auch immer. Und wie geht das zusammen?


    Die Frage ist doch, wie nachhaltig die Antwort, Europäer zu sein, ist und wie es das Handeln der Schüler in Zukunft beeinflusst. Das ist m.E. nach ein grosser Brocken, der mit einer UE, und sei sie noch so brilliant, nicht zu bewegen ist. Gibt es denn Anschlussmöglichkeiten innerhalb der Schule nach deiner Einheit, beispielsweise eine Schulpartnerschaft oder E-Mail-Partnerschaft mit einer anderen europäischen Schule? Nimmt die Schule an Modellprojekten etc. teil, die das Europa-Bewusstsein von Schülern fördern?


    Wie kannst du die Migrantenkinder in deiner Klasse berücksichtigen - hier musst du u.U. auf anderem Vorwissen, Erfahrungen und "Bewusstsein" aufbauen. Oder gibt es sie bei dir an der Schule nicht?


    Schreib mal mehr zu deiner Einheit, ich bin neugierig!
    LG, das_kaddl.

  • Ich sehe das ähnlich wie das_kaddl.


    Ich habe angeregt durch eine kurze Einheit im Bausteine Sprach- und Lesebuch mit meinen Viertklässlern letztes Jahr Anfang des Schuljahres eine Europaeinheit gemacht. Dabei haben wir zum einen die verschiedenen Länder etwas näher betrachtet und vorallem auch auf Sprachunterschiede oder -gemeinsamkeiten geachtet.


    Klar, die Kindern haben Interesse an anderen Ländern, haben durch Urlaube oder Klassenkameraden auch schon Kontakte gehabt, aber dennoch fühlen sie sich in diesem Alter höchstens als Deutsche, meiner Meinung nach eher als Hamburger, Tübinger, Berner etc., da ihr Lebensmittelpunkt ihre Heimatstadt oder ihr Heimatdorf ist.


    Ich selbst war nach dem Abitur als AuPair in Frankreich und ich meine, da hätte sich bei mir so etwas wie ein europäisches Bewusstsein angebahnt, aber je länger diese Zeit dahinschwindet, desto mehr fühle ich mich wieder im deutschen "Fahrwassser".


    Ich weiß also auch nicht, ob Grundschulkinder aufgrund einer Einheit in der Schule fähig dazu sind europäischer zu denken. Das Ganze muss dann schon längerfristig angelegt sein, um so etwas erreichen zu können.


    Gruß Annette

  • Hallo!
    Danke für eure Meinung.
    Das genaue Thema der UE ist übrigens:
    "Europa- unser gemeinsames Haus"-Europäische Bildung im Sachunterricht als Möglichkeit die Zusammengehörigkeit und Vielfalt der Staaten darzustellen."


    Im Grunde bin ich ganz eurer Meinung, deshalb habe ich auch die Fragen an euch gestellt. Ich habe viel hin und her überlegt und mein Ziel jetzt etwas "vorsichtiger" formuliert. Vorher wollte ich, dass in den Kindern ein europäisches Bewusstsein entsteht. Aber, genau wie ihr, war mir das zu hoch gegriffen. (Meine Seminarleiterin fand es übrigens OK)


    Jetzt lautet es: "In den SchülerInnen entsteht eine grundlegende Anerkennung des Gemeinschaftlichen und der Verschiedenheit der Staaten Europas."


    So ähnlich steht es auch in der KMK-Empfehlung zur Europäischen Bildung.


    Nun weiß ich aber noch nicht genau, wie mein Untersuchungaspekt aussehen soll. Eine Frage wird aber sicher sein, ob es ausreicht, eine UE durchzuführen, in der die Kinder keine originale Begegnung (Schulpartnerschaft, Briefkontakt) mit Europa erleben. Eine Untersuchung heißt ja nicht, dass ich am Ende sagen muss. "Ja, meine Einheit war ausreichend. Sie ist super geeignet!" Ich kann ja am Ende immer noch sagen, dass ich es, wenn ich die Möglichkeiten hätte, beim nächsten Mal nicht anders machen würde. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
    Würde mich wieder über eure Anregungen freuen! Vielleicht habt ihr noch einen Tipp für eine weitere Fragestellung für mich.
    Anika

    Das Licht am Ende des Tunnels kann auch ein entgegenkommender Zug sein!

  • Zitat

    Das Bewusstsein von Kindern als "emotionaler" Bestandteil der Persönlichkeit muss aber nicht mit dem Wissen von Kindern über Fakten (Hauptstädte, Länder usw.) korrelieren!


    Stimmt, darüber habe ich gar nicht nachgedacht.
    Ich frage mich gerade, wie mein europäisches Bewusstsein ist... und finde die Antwort ziemlich schwer...

  • Das habe ich mich auch schon gefragt. Irgendwie ist das immer von der Situation abhängig. Blöder Vergleich, aber beim Fußballgucken fühle ich mich, je nachdem wer spielt, entweder als Hamburgerin oder bei Länderspielen eher als Deutsche. Wenn George Bush nach dem 11. September sagt: "May God save America", dann fühle ich mich als Europäerin, die in Bush's Stoßgebete nicht eingebunden ist.
    Fragt sich nur, wann ich mich als Erdenbürgerin fühle - Vielleicht, wenn wir den ersten Besuch aus dem All erhalten?
    ;) Anika (Sorry gehört wohl doch eher ins Off-Topic)

    Das Licht am Ende des Tunnels kann auch ein entgegenkommender Zug sein!

    Einmal editiert, zuletzt von ani1112 ()

  • Hi Anika,
    deine Erklärung ist echt nicht schlecht und wenn ich ehrlich bin, geht es mir genauso!
    Viel Erfolg noch bei deinen Vorbereitungen!
    Leila

Werbung