Unterschiedlich schnelles Arbeitstempo - wie geht ihr damit um?

  • Guten Morgen!


    Heute habe ich mal eine Frage zur Differenzierung: sicherlich geht es euch auch so, dass immer einige Kinder ganz schnell fertig sind, einige im „geplanten“ Zeitrahmen und einige aufgrund ihres extrem langsamen Arbeitstempos (oder weil sie abgelenkt sind / keine Lust haben / …) erst ganz spät.


    Was macht ihr denn in diesen Fällen? Mich interessiert das, weil ich nach den Ferien ja mit dem eigenverantwortlichen Unterricht beginne und da noch nach guten Möglichkeiten suche (auch, aber nicht nur, wegen der Unterrichtsbesuche). Während meiner Hospitationsphase habe ich gesehen, dass die Kinder dann z.B. mit Malen „beschäftigt“ werden oder ihren Tisch und ihr Fach aufräumen sollen, aber das kann ja wohl nicht das Wahre sein! Mir geht es im Moment ganz konkret um das Fach Deutsch (3. Klasse), aber auch für andere Fächer würde es mich mal interessieren.


    Im Moment schwebt mir so eine kleine „Freiarbeitsecke“ zu dem Thema vor, was gerade im Unterricht behandelt wird. Das bedeutet dann natürlich, dass diese Materialien immer dann ausgetauscht werden müssen, wenn ein neues Thema eingeführt wird. Aber wo bekommt man dafür Material her (Arbeitsblätter, …)? Es muss ja auch recht viel sein, da normalerweise immer dieselben Kinder schnell fertig sind und immer wieder neue Aufgaben dort finden sollten. Und: empfinden es die Kinder nicht als „Strafe“, wenn sie schnell fertig werden und dann noch mehr arbeiten sollen, während die Kinder, die langsam arbeiten, nur eine Aufgabe bekommen?


    Über eure Meinung zu meinem Vorschlag mit der „Freiarbeitsecke“ würde ich mich freuen, und ich bin auch sehr daran interessiert, was ihr macht, wenn einige Schüler besonders schnell mit ihren Aufgaben fertig sind!!


    Allen noch schöne Ferien!
    nani

  • Hallo nani,
    das unterschiedliche Arbeitstempo der Kinder ist ja ein Grund, um möglichst viel in freien Unterrichtsformen erarbeiten zu lassen, da regelt sich das durch die Extras, die eingeplant sind. Sonst im Unterricht ist das natürlich toll mit deiner Idee vom Zusatzmaterial, das ich aber nicht verpflichtend machen würde für die Kinder, denn sonst fühlen sich die Schnellen wirklich bestraft. Meine ganz Schnellen dürfen von zu Hause ein Buch mitbringen, in dem sie gerade lesen, und lesen dann eben noch zehn Minuten bis die Phase für alle vorbei ist.
    Hast du eine Leseecke in der Klasse? Ich habe dort eine Sammlung von kürzeren und längeren Geschichten und auch Kinderbücher. Was auch gut ankommt sind Rätsel oder auch Witze, die man manchmal auf Kinderseiten von Zeitschriften findet. Die klebe ich auf Karton, lamimiere sie und ab in die Kiste. Es sammelt sich im Laufe der Zeit einiges an. Ich achte darauf, dass dieses Material nicht verbraucht wird, d.h. dass ich nicht ständig nachkopieren muss, sondern dass die Kinder die Rätsel mit wasserlöslichen Folienstiften bearbeiten und dann wieder säubern. (Jedes Kind hat seine eigene Folie, die es um mein laminiertes Material drumlegt - wegen der Feuchtigkeit.)
    Einige Kinder entwerfen auch gern eigene Rätsel oder Arbeitsblätter (eher in Mathe).
    Gruß venti :)

  • Bezüglich der "Freiarbeitsecke":
    In einer meiner eigenverantwortlichen Klassen hatten die Klassenlehrerin und ich diese Aktenablagen hingestellt,
    [Blockierte Grafik: http://www.bueromarkt-online.de/images/le5220.jpg]
    jeweils 5 Stück in den Farben rot, blau und grün. Rot stand für Mathe, blau für Deutsch und grün für Sachunterricht.


    In diesen Ablagen waren pro Fach verschiedene Arbeitsblätter (bunt zusammenkopiert aus diversen Büchern/Unterlagen/selbst erstellt), die teilweise auch ganz andere Themen als das der Stunde behandelten (auch Rätsel, Infotexte usw.); diese Blätter wurden ca. alle 14 Tage ausgetauscht. Schüler, die fertig waren mit der "normalen" Arbeit, durften sich an den Aktenablagen bedienen; welches AB aus welchem Unterrichtsfach sie sich aussuchten, war ihre Sache. Hatten sie ein AB fertig oder auch nur zum Teil bearbeitet, wanderte es in den Ständer mit den Hängemappen (jedes Kind hat eine Hängemappe - Hängemappenregister heissen die "Aufsteller" in der Fachsprache, oder?). Die Hängemappen wurden von der KL oder/und mir in unregelmässigen Abständen durchgesehen. In diese Hängemappen mussten die Schüler auch zuerst reinschauen, ob sie dort unvollständig bearbeitete AB hatten.


    Das waren alles eingeübte Rituale ab Kl 1, deshalb klappte es in Kl 2 schon zu Beginn ohne Probleme.


    Besprich dich doch auch mit der Klassenlehrerin, ich glaube, es ist fast unschaffbar für einen Ref mit so wenigen Stunden in der Klasse, das Thema Differenzierung für alle zufriedenstellend zu bewältigen.


    LG, das_kaddl.

  • Das ist wirklich immer so eine Sache. Einige sind ratzfatz mit einer Aufgabe durch, während anderen die ganze Schulstunde nicht reicht. Ich händle das bisher so, bin aber auch noch immer nicht richtig zufrieden:
    - Entweder können Schnelle in die Leseecke und dort lesen oder
    - sie erhalten besonders anspruchsvolle Arbeitsblätter. Das sage ich ihnen dann natürlich auch, um die Motivation zu erhöhen... Manchmal dürfen sie diese Aufgaben auch zu zweit tüfteln, dann ergibt sich aber leider immer leises Gemurmel, das die Langsamen noch mehr stören kann. oder
    - die Schnellen dürfen auch immer wieder mal die Aufgaben der anderen Kinder kontrollieren oder
    - sie dürfen am Wochenplan weiterarbeiten. Da können sie ruhgi zügig vorankommen, da es neben den Pflichtaufgaben ja sowieso immer noch einen freiwilligen Teil gibt.


    Das klingt jetzt zwar nach vielen Möglichkeiten. Ich empfinde es aber immer noch nicht als das Optimum. An unserer Schule sind Kopien limitiert und dann wird man geizig mit Kopien und Extra-Blättern... An sich sind anspruchsvolle ABs aber sehr sinnvoll, denke ich...
    -

  • Du könntest doch jedes Kind an einem Thema arbeiten lassen, das es besonders interessiert. Ich habe das mal in einem 2. Schuljahr durchgeführt. Es ist frappierend, zu welchen Leistungen die Kinder in der Lage sind. Ich habe allerdings zu den gewählten Themen passend aus der Bücherei Material besorgt, denn nicht alle Kinder haben einen Leseausweis. Die Themen waren sehr unterschiedlich, angefangen von Fußball oder anderen Sportarten über Tiere bis hin zum alten Ägypten.
    Heidi

  • Hm, das 'Problem' habe ich auch immer wieder - einige meiner Schnellen haben immer das Gefühl, sie werden bestraft, wenn sie NOCH ein Blatt machen müssen .


    Ich biete oft auch Knete, Bügelperlen und Lego an, das wird immer gerne genommen . Ansonsten übernehmen Schnelle auch die Assistentenrolle gerne, aber das artet schnell in großen Lärm aus.



    ich hätte noch Zusatzfragen:
    *Was macht ihr mit denjenigen, die, sobald sie fertig sind, zu stören anfangen, sich selber nichts finden, mit 'Mehrarbeit' aber auch nicht abspeisen lassen wollen?


    * @ sally:Wie läuft diese themenzentrierte Arbeit genau? Ich lege auch oft Bücher zu den Themen auf, die die Kinder besonders interessieren, aber da schmökern sie dann eine Zeit lang drin, und das war's dann. Wie arbeiten deine Schüler diese Themen auf? Und präsentieren diese Kinder dann ihr erworbenes Wissen, oder wie 'endet' diese Arbeit dann?

  • Ich bin zwar nicht sally, antworte aber trotzdem mal. Ich kenne das so, dass die Kinder eine Themenmappe erstellen. D.h. sie informieren sich über ein Thema und schreiben und malen dann dazu, so dass am Ende ein kleines Heft entsteht. Man kann auch Plakate erstellen lassen, das dann aber eher in Gruppenarbeit.


    LG
    Britta

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