Heute habe ich einen besorgten Anruf vom Hort erhalten, in den ein Junge meiner Klasse geht. Er soll dort häufig weinen und sagen, dass er nicht mehr leben möchte. So heftig habe ich ihn in der Schule noch nicht erlebt, merke aber wohl, dass er sehr sensibel ist, mit der Trennung seiner Eltern immer noch nicht klarkommt und oft lustlos und alleine ist. Zudem arbeitet er sehr langsam. Das Problem ist, je mehr Druck auf ihn einwirkt, wenn man ein leichtes Antreiben schon als "Druck" versteht, desto lahmer wird er.... ein Teufelskreis! Nun ja, die Frau Hort vermutet, dass er depressiv sei und man etwas machen müsse. Klar! Aber was? Die Eltern meinten wohl nur, er sei öfter so und nehmen solche grassen "Ich-will-nicht-mehr-leben"-Sätze nicht so ernst. Hat jemand von euch Erfahrung mit dieser Problematik und kann mir Tipps geben für den Umgang mit ihm? Ich denke, psychologische Hilfe muss auf jeden Fall her! Aber was kann ich jetzt schon mal tun?
Depressives Kind!? Hilfe!
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Hi Miriam,
was Kinder und Depressionen angeht, kenne ich mich nicht aus, vermute aber einfach, dass die üblichen Probleme da noch schwieriger sind.
Aus eigener Erfahrung und der von Freunden mit solchen Problemen (allerdings alles nach-pubertär ) kann ich nur davor warnen, das auf die leichte Schulter zu nehmen. Vor allem die Eltern des Kindes sollten sich ernsthaft Gedanken machen. Grundsätzlich kann ein Gespräch mit dem Hausarzt ein guter Anfang sein. Eventuell kommt man um eine medikamentöse Behandlung nicht rum, zumal Ursachen oft nicht bloß "psychologisch" sind, sondern auch im Stoffwechsel liegen können.
Ich würde ansonsten mal im Netz nach Beratungsseiten für Depressionen gucken, da gibts hundert-pro einiges.
Ich würde auf jeden Fall unbedingt etwas unternehmen bzw. dazu raten. Das Kind wird sich wohl nicht umbringen, aber ich würde davon ausgehen, dass sich das Problem NICHT von allein löst. Im schlimmsten Fall schleppt es sich unbehandelt Jahrzehnte hin und ruiniert das ganze (Schul)leben.
Grüße
Unter uns -
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Mein Sohn hat ab Mitte erster Klasse auch solche Äußerungen getätigt. Nachdem ich eine WEile alleine an ihm herumgedoktert habe (einfühlsame Gespräche), bin ich mit ihm zu einem Psychiater gegangen. Der hat vermutet, dass es sich um eine (in dem Alter äußerst seltene) Art der Depression handelt. Mein Sohn wurde dann zu einer Psychotherapeutin überwiesen, wo es ihm gar nicht gefallen hat. Er fand es schlimm, dass er zu einem "Irrenarzt" musste und hat in allen Lebenslagen versucht, sich total zusammenzureißen. Beispiel: Wenn er wegen irgendetwas geweint hat, hat er gleich gesagt: "Sag das aber nicht der Psychologin"usw. Jetzt geht er zur Ergotherapie, wo es ihm viel besser gefällt und er Strategien lernt, mit Stress und Frust besser umzugehen. Ich bin aber der Meinung, dass der beschriebene Junge auch auf jeden Fall Hilfe braucht. Der erste Ansprechpartner wäre der Kinderarzt.
Gruß
Carina
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Mein depressives Kind machte eine Therapie. Durchaus auch auf Vorschlag der Klassenlehrerin. Nach Aussage der Psychologin machten die Lehrer ihre Arbeit immer wieder zunichte, indem sie genau in Gegenrichtung arbeiteten.
Ein Informationsaustausch wäre vielleicht hilfreich gewesen, ist aber in unserem System anscheinend nicht vorgesehen. Beide Seiten waren dazu nicht bereit.
Die Psychologin konnte keinerlei Selbstwertgefühl mehr feststellen und wollte eins aufbauen. Die Lehrer diagnostizierten ein überhöhtes und arbeiteten daran, dass zu reduzieren. Die Lehrer waren deutlich erfolgreicher.
Grüße Enja
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Vielen lieben Dank für die vielen Antworten! Ich werde Den Eltern auf jeden Fall raten, etwas zu unternehmen und mit dem Jungen zum Kinderarzt zu gehen...
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