Rituale schaffen - organisatorische Frage

  • Dass Rituale wichtig sind für Kinder, ist ja bekannt - ich habe aber ständig das Problem, dass jeder Tag anders organisiert werden muss, aufgrund äußerer Gegebenheiten, und dass es sehr schwer ist, gleichbleibende Rituale durchzuziehen. Zweimal die Woche können die Kinder in den Pausenhof (ohne Jause), da sollen sie vorher gegessen haben. Zweimal die Woche startet die Klasse gemeinsam erst um 8:50 (die halbe Klasse hat vorher werken), bis wir da zum Arbeiten kommen, würde schon fast die vorgezogene Jausenzeit starten. Zweimal kommt der Religionslehrer, einmal die Beratungslehrerin, usw. ... irgendwie schaffe ich es nicht, ganz fixe Klassenrituale zu finden, die ich immer durchziehen kann, ich würde z.B. gerne mal ein sinnvolles Pausenritual zu finden, aber immer geht irgendwas aus irgendeinem Grund nicht, oder für montags passt's, für Dienstag aber wieder nicht, usw.
    Dass die Kinder da verunsichert sind ist eh klar, aber ich krieg' es nicht geregelt. Und wenn man meint, es hat sich jetzt endlich mal etwas eingeschliffen, dann kommt die Gesundheitserziehung für volle zwei Unterrichtsstunden, oder die Kinder müssen geimpft werden, oder ein Lehrer fällt aus und man muss sich um zwei Klassen kümmern, oder ich sag' den Kindern wie's für heute geplant ist, und dann stellt sich raus, nein heute ist's wieder ganz anders - und die Kinder sind wieder völlig durch den Wind, oder, oder ...


    Wie handhabt ihr solche Dinge? Die Schüler meiner Klasse würden verlässliche Rituale dringendst brauchen!! 8o

  • Rituale?


    - Also ich schreibe grundsätzlich jeden Tag das Programm an die rechte Tafelseite.


    - Bin ich vor der großen Pause in der Klasse, dann essen die Kids ihr Pausenbrot, während ich aus einem gemeinsam gewählten Buch vorlese.


    - Klingelzeichen zum Anzeigen der Ende einer Arbeitsphase und Beginn des Aufräumens


    - Ich habe Bildkarten (Partnerarbeit, Gruppenarbeit, Sitzkreis, Stehkreis, Ich höre genau zu. etc.). Die hänge ich ohne Worte an die Tafel und die Kids tun dann das gezeigte.


    - Singen bestimmter Lieder.


    - Jeden Tag 10min Lernkartei-Training. Ich habe 10 verschiedene Übungsformen auf laminierten Karten. Ich hänge die gewünschte an die Tafel, die Kids informieren sich und beginnen dann.


    - Am Ende des Schultages schreibe ich die Hausaufgaben an eine Seitentafel. Die Kids übertragen sie in ihr Hausaufgabenheft. Auch werden hier für die Hausaufgaben benötigte Arbeitsblätter verteilt, etc.


    - Zu Beginn und Ende des Tages treffen wir uns im Stehkreis und fassen uns an den Händen. Ich gebe dann durch Händedruck ein "Guten Morgen/Auf Wiedersehen" durch die Klasse. Spürt ein Kind den Händedruck, gibt es ihn weiter an das Nebenkind usw. bis er wieder bei mir ankommt und ich dann laut "Guten Morgen" oder "Auf Wiedersehen" sage.


    - Am Montagmorgen starten wir mit einem Wochenend-Erzählkreis im Sitzkreis.


    - Am Freitag beenden wir die Schulwoche mit einem Abschlusskreis, in dem jedes Kind sagen kann was ihm gut gefallen hat (es legt Sonnenstrahlen an eine Pappsonne, die auch dem Boden liegt) und was nicht (es legt Regentropfen zu einer Wolke, die am Boden liegt). Die anderen Kinder hören leise zu, bis sie an der Reihe sind.


    - Die Kinder rufen sich gegenseitig auf (Junge-Mädchen abwechselnd), wenn wir über etwas sprechen. Es sei denn ich rufe auf.


    - Klingellesen: Lautes Lesen, ich klingle und blinzle ein Kind an, das mich anblickt und das dann weiter liest.


    -... Bestimmt habe ich noch mehr, aber auf die Schnelle und aus dem Bauch heraus fallen mir gerade die ein.



    Gruß Annette

  • Hallo Annette,
    super deine Rituale. Klingellesen kannte ich z.B. noch nicht. Ich werde das mal in meiner Klasse einführen.


    Bei uns steht jeden Freitag die Leerung des Klassenbriefkastens an. Die Kinder schreiben kleine Briefe, mit Dingen,die sie ärgern, beschäftigen, etc.


    Die Kloampel gibt es bei uns auhc noch. Ist die Ampel auf rot, weiß man, dass schon ein Kind draussen ist.


    Viele Grüße
    Leila

  • - Achja, nen Klassenbriefkasten haben wir auch (noch ein Ritual).


    - Natürlich auch Klassendienste (in zweiwöchentlichem Wechsel): Tafeldienst, Austeildienst, Briefträger, Blumendienst etc.


    Gruß Annette

  • - Leisezeichen: Rechte Hand vor Mund, linke Hand mit Handfläche zur Klasse hochheben. Alle Kinder machen's nach, erst danach geht's weiter (bzw. am Anfang der Stunde los).


    - Sternchensystem: wenn alle Tische schnell leise sind, gibt's am Anfang der Stunde für die Tischgruppen Sternchen (mit Kreide an Tafel), am Ende der Stunde auch - benimmt sich eine Tischgruppe daneben, wird ein Sternchen weggewischt. Am Ende der Woche wird gezählt, die Gruppe mit den meisten Sternchen ist Sieger (und freut sich riesig). Bisher hab ich die Sternchen nur in der 1 ausprobiert


    - in meiner Deutsch-2: rote Karten/grüne Karten (rotes/grünes Blatt laminiert & zerschnitten): zu Beginn einer Stillarbeitsphase (Einzelarbeit) erhält jedes Kind eine rote Karte. Die rote Karte bedeutet "Störe mich nicht, ich arbeite noch". Ist das erste Kind mit der Aufgabe fertig, zeigt es mir die Aufgabe, ich nicke ab (oder auch nicht). In ersterem Fall tauscht das Kind auf dem Lehrertisch die rote gegen eine grüne Karte aus und übernimmt mit die Lehrerfunktion. Grün bedeutet "Ich gebe Auskunft". So ziehe ich mich zurück, kann die S&S beobachten und sehe, wer wie lange braucht. Nach und nach holen sich alle die grünen Karten. Dabei ist der Lärmpegel erstaunlich ruhig :D


    LG, das_kaddl

  • Rote karten/grüne karten:


    Geht auch mit einer Dose, deren Deckel auf einer Seite rot, auf einer grün beklebt ist, als "Ampel".
    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Ich würde gerne das Thema nochmal herauskramen


    Ich hab so langsam nämlich ernsthafte Probleme...
    Ich bekomm´die Erstklässler, die ich nächstes Jahr als 2 Klasse in Mathe übernehmen werde einfach nicht leise.


    Bisher hab ich die Unruhe etc. mehr oder weniger geduldet aber das macht mich echt fertig.


    Vor allem, wenn die Schüler in einer Arbeitsphase stecken und ich möchte die Phase beenden und keiner hört mir zu.
    Oder wenn die Schüler einen Stuhlkreis machen sollen --> das artet echt im Chaos aus!!!


    Hat da jemand Erfahrungen mit Ritualen, die da helfen können? Wie kann man Kids in der Ersten überhaupt "bestrafen"? Ich bin echt ratlos.

  • Ich würde feierlich ankündigen, dass sie jetzt groß genug sind, um leiser zu sein, und dass Ihr es üben wollt. Und dann einen Obertonstab einführen. Wenn der erklingt, soll es ganz leise werden und bleiben, solange er zu hören ist. Die Kinder könnten zusätzlich ein Stillezeichen ausführen, solange sie ihn hören (z. B. das von kaddl beschriebene) - sie hören ihn unterschiedlich lange. Du kannst auch herumgehen und den Klangstab ans Ohr halten.


    Wenn der Klangstab eingeführt ist, ist er grade zum Beenden von Arbeits- oder Spielphasen besonders geeignet. Manchmal musst du es 2- oder sogar 3mal probieren. Nicht ärgerlich werden, nur sagen: O, das hat noch nicht ganz geklappt, ich versuche es nochmal. Und deutlich staunen und dich freuen, wenn die Kinder es gut machen !


    Auch das Stühleraumen kannst du fast wettbewerbsmäßig einüben, indem du einzelnen Kindern oder Gruppen ein Signal zublinzelt, lobst, wo es besonders leise ging, die Gesamtzeit stoppst.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Häufig sind es einzelne Kinder, von denen die Unruhe ausgeht. Die Klasse mal dementsprechend beobachten und dann geeignete Maßnahmen einleiten.


    Wenn der Kreis nicht funkitioniert - üben, üben, üben. Immer in der gleichen Reihenfolge immer die gleiche Sitzordnung. (Geht leider ne Menge Zeit bei verloren)


    Falls du Tischgruppen hast. Sternchen für die leisesten Gruppen am Ende der Stunde. Mit Selbstreflektion: Waren wir leise? Belohnung am Ende der Woche.
    Ich lasse momentan immer ein Spiel aussuchen.

  • Hallo!
    Lustig meinen alten Thread wieder zu lesen - und die vielen guten Tipps dazu *gleichnochmalfreu*.


    Arbeitsphase beenden könntest du mit der immer gleichen Musik. Willst du, dass aufgeräumt wird, dann schalte diese Musik ein - DAS muss aber etliche Male 'trainiert' werden, bzw., wenn es nach einer Zeit nicht mehr wrkt, wieder richtig als Spiel üben.


    Auch Stuhlkreis würde ich sie als Spiel lernen lassen - so wie es schon beschrieben wurde (wobei ich den Kreis der Einfachheit halber oft ohne Stühle einfach am Boden sitzend mache :rotwerd:).


    Was bei meinen letztes Jahr auch gut geholfen hat: die Tischgruppen bekamen eine Nummer (ich hatte 6-er Tische) - und dann sagte ich halt: Tisch Nr. 2 ist schon ganz leise,... - DAS wirkte wahre Wunder *g*. Da musste man nicht einzelne Kinder ermahnen, sondern die Gruppe achtete gegenseitig darauf, dass die anderen Tisch(gruppen)mitglieder still werden. Oder ich suchte den vom Tisch, der schon leise war, und sagte, der xy ist schon ganz still, das wird gleich der ganze Tisch schaffen,...
    Und falls sich gar kein ruhiger Tisch fand, sagte ich, ich bin schon gespannt, welcher Tisch heute am schnellsten ruhig sein wird ...


    Bestrafen? Finde ich weder für Erstklässler noch für Große angebracht - es gibt IMMER eine bessere Lösung, als eine Strafe. (von mir aus eine angekündigte Konsequenz, wie z.B. wenn ihr nicht leise werdet, geht sich das Vorlesen nicht mehr aus, oder so etwas - aber Strafe? nö; welchen Effekt sollte sie auch haben? Die Kinder sind ja nicht aus Böswilligkeit laut.) Allerdings halte ich umgekehrt auch von 'Belohnungen' nicht arg viel :rolleyes:.


    Meine sind ja nun Zweitklässler - und ich kann nur berichten, dass VIELES inzwischen toll läuft (gerade die Unruhe,...), laut sind sie auch jetzt noch oft, aber sie sind auch relativ schnell wieder ruhig, wenn es nötig ist. Und wenn's drauf an kommt, können sie mittlerweile wirklich mäuschenstill sein . Tischnummern gibt es keine mehr, werden auch nicht mehr gebraucht.


    Wenn es jetzt GANZ arg laut ist, setzte ich die Triangel ein - die bedeutet SOFORTIGE Stille, alles liegen- und stehen lassen, auf den Platz gehen und zu mir herschauen :D (und auch das muss immer wieder als Spiel trainiert werden, aber diese Spielchen LIEBEN sie *gg*).

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    was auch geht, besonders bei jüngeren Schülern:


    - Namen für die Tischgruppen oder bestimmte feste Arbeitsgruppen.


    - Es hilft auch, einzelne Kinder zu nennen, die schon leise sind oder eine Reihe (bei uns gibts z. B. nur Frontalsitzordnung in der Schule).


    - Tipp von unserer Seminarleiterin (nicht ausprobiert): Mit einer Stoppuhr messen, wie lange das Aufräumen und Leisewerden dauert. Dann die Zeit an die Tafel schreiben oder auf ein Plakat. Jedes Mal, wenn die Kinder schneller sind das als neue Bestzeit darunter schreiben.


    - Auf dem Obertonstab (oder der Triangel oder...) 3 mal hintereinander schlagen = Aufräumen. Dauert ein paar Male, aber dann horchen einige Kinder schon beim ersten Anschlagen immer, ob es bei einem Mal (leise sein) bleibt oder noch mehr (aufräumen) dazukommen. (Wenn du z.B. keine Musik hast oder der Strom ausgefallen ist. ;) )


    Nochwas zu Sitzkreis: In beengter Situation geht statt des Stuhlkreises: einen Kreis aus Teppichfliesen legen lassen (oder Sitzkissen, die nehmen aber mehr Platz weg).



    Grüße,
    Conni

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Zitat

    Conni schrieb am 24.05.2005 23:51:


    - Tipp von unserer Seminarleiterin (nicht ausprobiert): Mit einer Stoppuhr messen, wie lange das Aufräumen und Leisewerden dauert. Dann die Zeit an die Tafel schreiben oder auf ein Plakat. Jedes Mal, wenn die Kinder schneller sind das als neue Bestzeit darunter schreiben.


    Das habe ich auch neulich mal gemacht in einer 1. Klasse, zwei Wochen hatte ich dort Vertretungsunterricht.


    Die "Stoppuhrsituation" hat sich ganz durch Zufall ergeben, ich habe zur Zeit keine "richtige Uhr", also keine mit Armband (ist kaputt gegangen und ich habe noch keinen passenden Ersatz gefunden)
    Da ich natürlich trotzdem die Uhrzeit brauche, hatte ich in der Tasche die Reste meiner Uhr (digital Uhr, mit Stoppuhrfunktion).
    Als wir das Dehnung-h gemacht haben, wollte ich auf die Uhr anspielen und nahm diese Uhr aus meiner Hosentasche und zeigte sie.
    Die Kinder riefen sofort "Ohhh, eine Stoppuhr, kannst du mal was stoppen ??"
    Ich :"Ok, mal sehen, wie lange es nun braucht, bis ihr wieder ruhig seid!"


    Ich habe dann die Zeit an die Tafel geschrieben - obwohl ich natürlich wusste, dass die Kinder in der 1. Klasse noch nicht viel mit den Angaben anfangen konnnte, aber ich habe dazu immer erklärt, ob sie "besser" also schneller waren als beim vorhergehenden Mal.


    Und von da an hat es schon gereicht, wenn ich nur die Uhr aus der Tasche nahm, gleich riefen ein paar Kinder "Die Stoppuhr!!!!" und wurden leise.


    Und wenn es ganz arg laut wird, dann pfeiffe ich auch schon mal auf meinen Finger, das ist schön laut und "ungwöhnlich".
    Wenn es laut ist, dann habe ich so meine Probleme mit der leisen Triangel. Vielleicht mache ich was falsch, bin vielleicht nicht geduldig genug, aber mit der Triangel dauert es immer so lange, bis es alle mitbekommen und entsprechend reagieren.
    Ich muss mir mal bei Gelegenheit eine große Handglocke zulegen. :D


    Petra

  • Das hört sich alles gut an! Hab das Glockenspiel meiner Mentorin auch schon mal fast kaputt geschlagen - manchmal hilft anscheinend doch nur etwas lautes.
    Ich habe mir jetzt extra einen Klangstab gekauft. Das mit dem stoppen werde ich auch mal testen Danke

  • Da haben sich ja wirklich viele gute Tipps angesammelt! Das eine oder andere werde ich bestimmt mal ausprobieren. Ich stehe gerade am Anfang des Refs, da kann man solche Tipps auf jeden Fall gut gebrauchen!


    Den Thread von Müllerin fand ich besonders gut, so habe ich das noch gar nicht gesehen:
    Bestrafen? Finde ich weder für Erstklässler noch für Große angebracht - es gibt IMMER eine bessere Lösung, als eine Strafe. (von mir aus eine angekündigte Konsequenz, wie z.B. wenn ihr nicht leise werdet, geht sich das Vorlesen nicht mehr aus, oder so etwas - aber Strafe? nö; welchen Effekt sollte sie auch haben? Die Kinder sind ja nicht aus Böswilligkeit laut.) Allerdings halte ich umgekehrt auch von 'Belohnungen' nicht arg viel .


    An meiner Schule ist es allerdings so, dass sehr viel bestraft wird (meistens werden die Namen der Schüler an die Tafel geschrieben, die stören; bei zwei Strichen dahinter gibt’s dann eine Extra-Aufgabe). Ehrlich gesagt mache ich das mittlerweile auch schon… Es ist aber auch so, dass die meisten Schüler aus einem ziemlich schwierigen Umfeld kommen und in der Schule wirklich ganz schön laut und auffällig sind. Ein Unterricht wie an einer „behüteten“ Schule ist leider kaum möglich…ständig quasselt jemand, oder Schüler streiten sich, oder ein Schüler lehnt jegliche (Mit-)Arbeit ab, rennt im Klassenraum herum … Was kann ich denn da mal machen? Ich habe das Gefühl, als würden die ständigen Strafen für die Schüler schon ganz normal und alltäglich sein - und dann bewirken sie ja auch nichts mehr, oder? Habt ihr Ideen?


    Danke schon mal!
    blue_airplane

  • @ blue-airplane


    ich habe genau SO eine Klasse, wie du sie beschreibst als dritte Lehrerin in ihrem ersten Schuljahr (nach Weihnachten) übernommen.
    Anfangs habe ich fürchterlich viel geschimpft, habe getobt in der Klasse , habe aber immer auch nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht (wie auch in diesem Thread - siehe oben). Dachte, es kann ja nicht sein, dass die halbe Klasse (mindestens) schwer verhaltensauffällig ist, mag ja sein, dass sie erschüttert sind, ob der vielen verschiedenen Lehrer, aber IRGENDWANN sollten sie sich doch mal auch an mich gewöhnen *schnüff*. Nun, es ist aber ein sehr großer Teil auffällig, das ist eine Realität, die man zur Kenntnis zu nehmen hat, und wonach man sich einfach richten muss.


    Jedenfalls war das ganze letzte Jahr ein arger Kampf. Inzwischen bin ich seit eineinhalb Jahren da, laut werden muss ich fast gar nicht mehr, es gibt Tage, an denen die Kinder wieder sind, wie vor einem Jahr, aber inzwischen ist es eben auch möglich sie zur Ruhe zu bringen, ohne Strafen, ohne Schnick Schnack. Keiner wirft mehr mit Stühlen durch die Klasse, keiner hüpft mehr absichtlich einem Mittschüler auf den Bauch, mein ADS-Schüler ist endlich ausgetestet und wird behandelt,...
    Ja, unruhig und laut sind sie immer noch oft, so sind sie halt, auch da muss man halt sehen, was IHNEN möglich ist. Aber wie ich schon irgendwo schrieb, wenn's mal wirklich draufankommt, können sie sich einfach MUSTERGÜLTIG benehmen, und das reicht mir.


    Kinder handeln nie aus purer Böswilligkeit so, wie sie es tun. Man muss immer hinterfragen, was denn im Moment los ist mit dem jeweiligen Kind (klar mühsam, wenn gerade 15 Kinder gleichzeitig ein Problem haben, aber dafür können SIE ja nichts), warum geht es dem Kind gerade nicht gut, was könnte ich DA tun.
    Die Kinder wissen, dass ich so denke (ich frage auch oft den jeweiligen Störenfried leise, was ihn denn grad plagt), sie wissen, dass ich sie so schätze wie sie sind, sie wissen, dass es nicht wirklich schlimm ist (auf lange Sicht *g*), wenn sie sich danebenbenommen haben.
    Sie haben einfach viel Vertrauen gewonnen - DAS erleichtert Vieles.


    Was bringen diese Extraaufgaben für Schüler? Ich vermittle, dass Schulaufgaben eine Strafe sind? Das will ich doch gerade nicht. Meine Hauptaufgabe sehe ich darin, den Kindern zu zeigen, dass Lernen Spaß bringt, dass es ein Gewinn für jeden ist, dass man nur wissen muss, wie es geht und schon macht es Spaß, dass man weiß, woher man sich Informationen holen kann,...


    Solange man nur stundenweise in einer Klasse ist, ist es sicherlich sehr schwer, eine gute Basis grundzulegen (bzw. dauert das sicher noch länger), aber in MEINER Klasse sollte es mir die viele Zeit, die ich die ersten Monate investieren muss, wert sein, ich muss auf Kosten anderer Dinge (HSU --> soziales Lernen) versuchen ein gutes Arbeitsklima zu schaffen. Erst DANN kann ich gut arbeiten.


    ... finde ich halt - Amen :rolleyes:

  • müllerin


    Ja aber ist es nicht so, dass Sch. ihre Grenzen austesten und DU als Lehrerin mehr oder weniger gezwungen bist ihnen klare Richtlinien vorzugeben? Und wie geht das anders als mit Strenge (wenn es angemessen ist). Man sollte die Strafen (oder besser: Konsequenzen - hört sich nicht so mittelalterlich an) ja auch staffeln --> zuerst ein Blick/ zuzwinkern, dann Ermahnug, dann gelbe Karte, dann rote Karte, dann Gespräch mit dem Schüler nach der Stunde...
    Eine schriftliche Extra-Aufgabe find ich auch nicht angemessen (vor allem bei Erstklässlern nicht) - da macht man glaub mehr kaputt als gut. Aber einen Schüler zum Beispiel wegsetzten an einen extra-Tisch das wäre doch auch eine Möglichkeit oder?
    --> Überlegungen von einem unerfahrenen Frischling

  • angie


    oh ja natürlich! das klingt jetzt vermutlich idyllischer als es ist - ich bin sogar ziemlich streng, schätze ich, und noch wichtiger: ziemlich konsequent: WENN ich etwas angedroht habe, dann gibt es keine Diskussion mehr über "bitte, noch eine Chance..."
    wenn ich das nicht durchgezogen hätte, letztes Jahr, wäre ich wohl gnadenlos untergegangen - ich habe alles durchgezogen von wegsetzen bis zum Direktor schleifen, ein Schüler wurde sogar für einen Tag vom Unterricht suspendiert. DAS wirkt auch nachhaltig - eine Strafarbeit hingegen ...


    und wie du sagst: staffeln ist wichtig und so sparsam wie möglich einsetzen finde ich auch wichtig - alles was alltäglich ist, verliert natürlich Spannung und Wirkung.


    Man kann aber konsequent sein, und trotzdem dabei nicht vergessen, dass es KINDER sind, dass jeder, der sich nicht gruppentauglich benehmen kann das nur tut, weil er ein Problem hat.
    Und die Notwendigkeit, solche Maßnahmen zu setzen sinkt eindeutig, je besser die Basis wird zwischen Lehrer und Schüler. Ist also mittlerweile schon zeimlich lange her, dass ich jemanden vor die Türe geschickt habe.

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