1.Klasse Wdh. trotz guter-sehr guter Leistungen?

  • Ein Kind ist in der 1.Klasse und in Mathe Klassenbeste, in Deutsch im vorderen Mittelfeld, alles andere auch völlig unauffällig.


    Die Eltern möchten nun, dass das Kind, weil ihrer Ansicht nach (7,5 Jahre alt) noch sehr "verspielt und schüchtern") das 1. Schuljahr wiederholt.


    Leistungsmäßig ist Kind wie gesagt eher vorn (bzw. ganz vorn!)


    Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Kind nun weniger schüchtern wäre?
    Würdet ihr einem solchen Elternantrag stattgeben?


    Willo

  • Hallo,


    das könnte mein Sohn sein.


    Die Schüchternheit und die Verspieltheit, kommen immer wieder durch. Ich würde meinen Sohn aber auf keinen Fall zurückstufen, weil es seinen intellektuellen Ansprüchen nicht gerecht werden würde. Und die sind neben der persönlichen Reife, genauso wichtig.


    Mein Sohn war allerdings ein Kann-Kind und hat mittlerweile auch schon viel überwunden, gerade was die Schüchternheit angeht. Aber er wird nie der Junge in der ersten Reihe sein.
    Aber das wäre er auch nicht geworden, wenn er später eingeschult worden wäre.


    Die KL findet ihn gut, wie er ist. Sie sagt, man kann aus einem schüchternen, ruhigen Jungen, keinen Temperamentsbolzen machen, ist bei den Erwachsenen ja auch nicht anders. Er gehört auch zu den Klassenbesten.
    woman123

  • Diesem Antrag würde ich keinesfalls stattgeben.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Hallo!


    Ich würde mich Bablin anschließen.


    Aber wo wir schon einmal beim Thema sind: Ich habe vier (!!)Kinder in der Klasse, die mir große Sorgen machen und bei denen ich nicht weiß, ob ich den Eltern nicht raten soll, das 1. Schuljahr noch einmal machen zu lassen. Auch wenn Ferndiagnosen im Prinzip uinmöglich sind: vielleicht könnt ihr mir ein paar Tipps geben oder Denkanstöße.


    Kind 1: ein ausländisches Kind, das über einen recht geringen deutschen Wortschatz verfügt, kann sich im Alltag aber ganz gut verständigen. Ist direkt zu Schuljahresbeginn schon sieben geworden, gehört also zu den ältesten Kindern der Klasse. Im Rechnen ist der Junge im Zahlenraum bis 20 recht fit. Problem ist das Lesen! Selbst kurze einfache Wörter erliest er oft nur mit Hilfe. Sinnentnahme ist dann in der Regel, aber nicht immer da. Kurze Sätze und Texte versteht er (natürlich) nicht. Anlaute hört er heraus, meist auch Endlaute. Viele Binnenlaute kann er noch nicht identifizieren. Buchstaben kennt er, manchmal muss er nachfragen.
    Unterstützung von zu Hause beim Lesen kann es nicht geben, da die Eltern unsere Buchstaben überhaupt nicht kennen.



    Kind 2: Ein Junge, der erhebliche(!) Konzentrationsprobleme hat (Ursache wird zur Zeit abgeklärt) und bei dem es nun auch noch innerfamiliäre Probleme gibt. Klassengesprächen kann er nicht folgen, Arbeitsanweisungen für die Klasse bezieht er noch nicht auf sich. Den Unterrichtsalltag bewältigt er noch nicht alleine. Lesen: Wörter ja (in einigen Fällen etwas Hilfe), kurze, sehr einfache Sätze (z.B. "Der Ball ist rot") kann er bei ruhigem Umfeld mittlerweile auch verstehend erlesen. Buchstaben beherrscht er, fragt in wenigen Einzelfällen nach. In Mathe massive Probleme mit dem Zahlverständnis, wird langsam besser, rechnet aber zum Beispiel z.T. bei Aufgaben wie 8+1 noch lange. Benötigt auch im Zahlenraum bis 10 immer noch Material, rechnet ausschließlich zählend.


    Kind 3: ein ausländischer Junge, eigentlich sehr pfiffig, aber Konzentrationsprobleme, keine Unterstützung von zu Hause. Im Rechnen im Prinzip o.k., baut aber ab. Lesen: in der Regel einzelne Wörter. Buchstaben beherrscht er, fragt teilweise nach.
    Wörter lautgetreu aufzuschreiben bereitet ihm noch Probleme. Liniatur beim Schreiben kann er nicht nutzen, verwendet beim freien Schreiben ausschließlich Großbuchstaben, meist auch beim Abschreiben --> wenn ich daneben stehe und immer wieder erinnere, nutzt er Liniatur oft richtig und bemüht sich, keine Großbuchstaben innerhalb des Wortes zu verwenden


    Kind 4: sehr jung und auffallend "kindlich", erliest einzelne Wörter, keine Särtze und Texte, hat besonders in Deutsch viel Unterstützung zu Hause. Konnte zu Schuljahresbeginn nur bis 5 zählen, rechnet mittlerweile im Zahlenraum bis 10 Additionsaufgaben meist richtig im Kopf, für die Subtraktion und den Zahlenraum bis 20 benötigt er Hilfsmittel
    Hat einige Konzentrationsprobleme, seitdem inhaltlich mehr im Unterricht besprochen wird (hängt wohl mit seinem Alter und der entsprechenden Konzentrationsfähigkeit zusammen).



    Bei allen Kindern ist eine leichte positive Entwicklung zu verzeichnen gewesen in den letzten Wochen.



    Ich habe die Klasse erst seit 10 Wochen. Bei keinem der Kinder hat die vorherige Kollegin den Eltern angedeutet, dass es knapp werden könnte zum Schuljahresende. Jetzt stehe ich da und kann ja wohl kaum bei vier Kindern anraten, wiederholen zu lassen, wenn die vorherige Lehrerin gar nichts angedeutet hat. Wie würdet ihr vorgehen? Ich finde es so wahnsinnig schwer, da durch die neuen RL nur noch festgelegt ist, was die Kinder bis zum Ende des 2. können müssen.
    Bin für jeden kleinen Tipp und Denkanstoß wahnsinnig dankbar.



    LG


    Sina

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr,


    willo
    ich würde als Klassenlehrerin (oder Fachlehrerin in der Klassenkonferenz) den Antrag ablehnen. (Gründe: schulische Leistungen und auch Alter, er ist ja so im Mittelfeld, soziale Umgewöhnung: neue Klasse nach nur einem Schuljahr und dann auch noch ein schüchternes Kind --> Das kann so richtig nach hinten losgehn.)
    Was verstehen die Eltern denn unter "kindlich" und "verspielt"? Ich denke, manche haben einfach noch die Schule als "Ernst des Lebens" im Kopf und finden es komisch, wenn Kinder im Schulalter noch verspielt sind. Oft werden aber Spiele auch in den ersten Schuljahren noch eingesetzt zum Lernen, Festigen und Wiederholen.
    Ich hab momentan eine 3. Klasse in einem Fach. Dort drin sind mehrere Jungen, die man auch als "verspielt und schüchtern" bezeichnen könnte. Sie sind aber allesamt in der 3. Klasse gut aufgehoben.


    Grüße,
    Conni

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Ablehnen, wenn möglich ! Kann landesunterschiedlich geregelt sein. Die Eltern eindringlich beraten.


    Würde der Junge bei der zu erwartenden Unterforderung nicht noch vespielter? Klassen-Clown? In seiner Pubertät unausstehlich?


    Außerdem - was ist gegen "verspielt" zu sagen, wenn die Leistung so sehr stimmt ?


    Grüße, Georg Mohr

    Glückliche Kinderaugen machen glücklich !
    "Lehren" = beim Lernen unterstützen + "Erziehen" ist noch wichtiger als "Stoff" vermitteln.

  • Was die Lage schwierig macht: ein Elternteil des Kindes ist im Lehramt tätig (Gym), war selbst "sehr gut" in der Schule (Auskunft an die eigenen Schüler!), das ältere Geschwisterkind, jetzt Kl. 4 und Gym-empf., gehört zu den Klassenbesten...
    Der Lehrer-Elternteil ist als SEHR LEISTUNGSorientiert bekannt im eigenen Hause.
    Spekulationen, warum man dann das eigene Kind (hier: ein schüchternes Mädel!) die 1.Klasse wiederholen lassen möchte , seien hier erlaubt und angebracht...


    Willo

  • Hallo,


    ich versuche einmal zu begründen, warum Eltern das so empfinden könnten.


    Der Stress findet eigentlich zuhause statt. Und vor allem in der ersten und zweiten Klasse.


    Das Kind ist gut, vielleicht sehr gut begabt. Der Unterrichtsstoff ist leicht. Die Hausaufgaben machen keinen Spaß, weil sie keine Herausforderung sind. Wurde ja auch schon alles im Unterricht gemacht. Das Kind fängt an zu nerven. Hat keine Lust, will sich lieber mit interessanteren Dingen beschäftigen. Trödelt herum, ist nicht zugänglich für Ansprache. Versuche mit dem Kind zu reden (über Wichtigkeit von Schule und Hausaufgaben, auch wenns langweilig ist), schlagen fehl. Und der Aufstand, findet täglich(!) statt.


    Eltern fangen an zu überlegen, was los ist und wie man das ändern kann. Eltern stellen fest, an Begabung kanns nicht liegen, aber vielleicht Unreife. Hinzu kommt die Schüchternheit in der Schule.
    Dann stellen Eltern sich die Frage, ob ein Jahr später wegen der vermuteten Unreife, besser wäre. Und kommen eventuell zu dem Schluß, dass auch zu tun.


    So ist das bei uns gelaufen. Jetzt in der dritten Klasse gehts besser, weil der Unterricht anspruchsvoller geworden ist und das Kind älter.
    Wir sprechen immer wieder mit unserem Sohn, dass Schule kein Spiel ist und mittlerweile kommt das auch an, wenn auch nicht immer.


    Und bei Zurückstufung, würde ich das wie gemo sehen. Es würde die Situation verschlimmern. Zumindest in unserem Fall.
    Vielleicht kann dir das bei der Entscheidungsfindung helfen.
    woman123
    Wir haben unser Kind nicht zurückgestuft, aber die Gedanken darüber waren da und auch sehr massiv.

  • Willo,


    wenn Deine Ausführungen hier alle richtig sind, empfehle ich Dir, den Fall dem Jugendamt und der Schulaufsicht zu melden.
    Hier liegt Mißbrauch des Elternrechts vor entgegen dem "Wohl des Kindes".


    Als dieses Kind unterrichtender Lehrer hast Du Anspruch auf Einsicht in die Schülerakte. Tu das und berichte uns Neuigkeiten.


    Viele Grüße, Georg Mohr

    Glückliche Kinderaugen machen glücklich !
    "Lehren" = beim Lernen unterstützen + "Erziehen" ist noch wichtiger als "Stoff" vermitteln.

  • Zitat

    Als dieses Kind unterrichtender Lehrer ...


    Hallo, Gemo, du gehst bei deinem Rat von falschen Voraussetzungen aus.


    Trotzdem kann ich in diesem Fall verstehen, dass willo als ganz außen Stehende sich zu diesem Fall eine Meinung gebildet hat, sich hier im Forum Bestätigung geholt hat und sich erzürnt. Hier werden scheints auf Wunsch einer privilegierten Mutter die wahrlich nicht üppigen Steuergelder verschwendet.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Stimmt, ich unterrichte dieses Kind nicht. Habe ich auch nirgendwo geschrieben.
    Familie gehört aber in unsere Gemeinde, L.-elternteil unterrichtet als KL Kind der besten Freunde.
    Aus nachvollziehbaren Gründen ist es nicht möglich, Einspruch einzulegen. Zumal unser Kind die gleiche Schule besucht.


    willo

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