Hallo,
noch eine von meinen tollen Fragen.
Wie handhabt ihr ungefähr die Anteile der Teilbereiche in Deutsch an der gesamten Unterrichtszeit?
In meiner Region wird es - dem Vorbild eines nicht näher genannten, vor mehr als 15 Jahren verschwundenen Staates folgend - von den meisten Kollegen so gehandhabt, dass 2 Stunden "Lesen" auf dem Stundenplan ausgewiesen sind (Lesen: laut, leise, abwechselnd, Fragen zum Text beantworten, vielleicht was aufschreiben zum Text), 2 Stunden "Sprache" (Ausdrucksschulung, Aufsatzvorbereitung) und 2 bis 3 Stunden "Rechtschreibung/ Grammatik". Allenfalls wird eine thematische Beziehung zwischen den Bereichen hergestellt ("Gestern hatten wir ja die Verkleinerungsformen und heute suchen wir sie in unserem neuen Märchen.")
Meine 4. Klasse ist nun natürlich sehr irritiert, weil ich "nur" Deutschunterricht erteile und den zum Teil auch noch integrativ.
Nachdem sie mir nach den ersten 2 Wochen sagten, es wäre zu wenig "Lesen" dabei gewesen (sinnentnehmendes Lesen galt nicht als "Lesen"), behandeln wir seit 2 Wochen ein Buch, lesen mehrere Kapitel daraus, teilweise still, teilweise vorlesen, sie beantworten Fragen, üben an Textstellen oder textangepassten Stellen bestimmte Rechtschreib- und Grammatikphänomene und untersuchen ausgewählte Teile der sprachlichen Gestaltung. Aus meiner Sicht relativ viel aus dem Teilbereich "Lesen - mit Texten und Medien umgehen" und angemessene Anteile an "Sprechen und Zuhören", "Rechtschreiben" und "Sprache untersuchen", zu wenig eigenes Schreiben.
Heute nun sprachen mich 2 Mädchen an, wann wir denn endlich mal wieder lesen würden.
Ich bin echt verzweifelt. Habe mich heut schon hingestellt und bei jeder Aufgabe gesagt, was daran der Anteil für das Lesen ist.
Wie handhabt ihr das mit den Anteilen?
Was kann ich tun, um die Kinder davon zu überzeugen, dass sie sehr wohl lesen?
Mein weiteres Problem: Meine Vorgängerin hat viele lange Text aus dem Lesebuch bereits im Unterricht gemacht und sich damit das Wohlwollen der Kinder gesichert. Nun sind nicht mehr viele lange Texte übrig. Und selbst die, von denen ich denke, sie wurden noch nicht gelesen, stellen sich dann als bereits behandelt heraus. (Sie sagte mir auch nicht, was sie schon gelesen haben und ist nicht mehr erreichbar. Habe mir von Kindern vor 4 Wochen sagen lassen, was schon gemacht wurde, die erinnerten sich aber offenbar nicht an alles.)
Als Kehrseite ist natürlich viel "Stoff" im Bereich Rechtschreibung und Grammatik übrig für den Rest des Schuljahres und die Ausdrucksfähigkeiten der meisten Kinder (mündlich und schriftlich) sowie das konzentrierte Zuhören lassen zu wünschen übrig.
Conni