Schüler verweigert die Mitarbeit

  • Liebes Forum!


    Ich lese schon lange hier mit und möchte zuerst ein großes Lob an alle aussprechen! Ich habe mir schon viele Anregungen für den Unterricht geholt und vor allem die tollen Link- Tipps sind immer wieder sehr hilfreich!


    Nun aber zu meinem "Problem": in meiner 1. sitzt ein Schüler , der permanent verweigert, Arbeitsaufträge durchzuführen. Es hilft kein gutes Zureden, mein Schmäh geht auch langsam aus. Erst knapp vor Unterrichtsende wird er fleißig , oder er muss in der Pause arbeiten. Mittlerweilen färbt sich dieses Verhalten auch auf meine anderen kids ab.


    Habt ihr ein "WUndermittel" , wie ich ihn zu mehr schriftlicher Mitarbeit motivieren könnte?
    Danke!

  • Hab schon oft mit ihm geredet, sieht es - unter 4 Augen - auch ein. Manchmal kommt es mir so vor, als wollte er mich nur provozieren, mich herausfordern und sehen, wie weit er gehen kann, lenkt aber dabei die anderen ab.

  • hallo,
    ich würde mit dem kind unter 4 augen etwas vereinbaren. vielleicht so etwas in der art: er muss innerhalb einer bestimmten zeit anfangen und dann bekommt er z.b. ein kreuzchen (oder was auch immer du dir überlegst). so ne art belohnung erwartet ihn bei einer bestimmten anzahl von kreuzchen, die natürlich auch wieder weniger werden, wenn er sich nicht an seine abmachung mit dir hält. diese abmachung wird in einer art vertrag von euch beiden unterschrieben.
    hab ich mal eingesetzt und klappt jetzt wunderbar. auch ohne großartige belohnung.
    gruß simsa

    • Offizieller Beitrag

    Hmm, das mit dem Vertrag wär jetzt auch meine Idee.


    Außerdem hatten wir mal einen Schüler, der einfach riesige Probleme hatte, überhaupt anzufangen. Die Mathelehrerin und ich haben ihm dann - wenn möglich - den Anfang geschrieben: Datum und Überschrift oder erste Aufgabe. Dann konnte er alleine weiter arbeiten. Ich weiß natürlich nicht, ob es deinem Schüler helfen würde.


    Grüße,
    Conni

  • Hallo,


    ich habe in meiner ersten Klasse ein ähnliches Kind. Es fängt einfach nicht an zu arbeiten. Allerdings träumt dieses Kind, im Gegensatz zu deinem Schüler, ständig vor sich hin. Er bekommt gar nicht mit, dass um ihn herum alle schon fleißig rechnen oder schreiben. Wenn man ihn anspricht, reagiert er erst bei der zweiten oder dritten Aufforderung. Mittlerweile ist er auch schon einige Zeit in Ergotherapie.


    In Absprache mit den Eltern habe ich mit ihm einen Vertrag ausgearbeitet. Wenn er zügig arbeitet und nicht vor sich hin träumt, bekommt er jeweils einen grünen Punkt in seiner Schlange ausgemalt (nach Dieter Krowatschek). Ist die Schlange mit grünen Punkten gefüllt, darf er sich ein Spiel oder eine Kleinigkeit aus unserer Schatztruhe aussuchen. Läuft es mal ganz schlecht, bekommt er auch rote Punkte. Ist bisher aber erst ein einziges Mal vorgekommen.


    Hat jemand vielleicht noch Ideen, was ich machen könnte? Es hält nämlich schon ziemlich auf, wenn man das Kind ständig ansprechen muss, damit es doch endlich mal beginnt!


    Die anderen Kinder der Klasse haben mit dem Vertrag keine Probleme, da sie durch freiwillige Hausaufgaben oder Fleißaufgaben auch grüne Punkte sammeln können.


    Gruß,
    Melanie :)

  • Ist das nicht auch ein typisches Anzeichen von ADS. Dass Kinder nicht wirklich wissen, womit sie zuerst anfangen sollen?


    LG anja.

  • Hallo!
    Einen Vertrag finde ich auch eine gute Idee.
    Du hast noch gar nicht gesagt: Lässt du ds Kind die Aufgaben zu Hause beenden?
    Ein Elterngespräch würde dir sicherlich auch helfen. Gerade wenn es nur Grenzen austesten will. Es hört sich stark danach an.
    Bei mir hat ein Kind auch Wahrnehmungsschwierigkeiten. Ich habe es in der 1. Klasse immer so gemacht, dass ich ihm die Stelle gezeigt habe, wo er im Heft oder auf dem Blatt anfangen muss. Durch Übungen und Ergotherapie ist es jetzt in der 2. Klasse besser.
    LG, Finni

  • Hallo! Uns wurde im Seminar mal gesagt, dass man mit Schülern schlecht Verträge schließen kann, weil ein Partner nicht vertragsfähig ist. Was wäre denn deine "Gegenleistung"? Was passiert, wenn er den Vertrag nicht einhält? Und warum sollte er ihn einhalten? Schwierige Lage ...

  • Hallo!
    Bei einem Vertrag muss man natürlich miteinander vereinbaren, was passiert, wenn die Abmachung nicht eingehalten wird. Und auch, was die Belohnung sein wird, um überhaupt eine Motivation zu haben. Aber ich denke, solche Verträge eignen sich weniger, wenn es ein Kind ist, das nur Grenzen austestet.
    LG, Finni

  • Die Arbeit mit Verträgen ist gerade bei 'auffälligen' Verhaltensweisen erfolgsversprechend; an meiner SfE arbeiten wir recht viel damit.
    Der Vorteil ist einfach - zumindest bei den Kleinen funktioniert das - dass sich die Kinder ernst genommen fühlen, ein Vertrag ist etwas Wichtiges, etwas, an das man sich halten muss. Wenn man als Lehrer den Vertrag professionell schön gestaltet, kann das schon ganz schön Eindruck machen. Und man kann als Lehrer darauf verweisen "Wir haben doch das und das abgesprochen..."
    Wichtig ist, dass man das Kind nicht überfordert, also nicht schreiben, *Ich, XY, verspreche, dass ich die Mitarbeit nicht mehr verweigere* sondern *Ich, XY, verspreche, dass ich mich bemühen werde...*
    Gleichzeitig sollten Konsequenzen positiver und negativer Art in den Vertrag aufgenommen werden - das schafft Transparenz und ist förderlich für die Motivation.
    Meine kleinen Chaoten haben sich zumindest Mühe gegeben ;) man soll ja Beurteilungen positiv formulieren *grins*


    Ähm - was wollte ich sagen? Ich würds versuchen mit nem Vertrag... :)

  • Zitat

    Anja82 schrieb am 11.04.2005 18:50:
    Ist das nicht auch ein typisches Anzeichen von ADS. Dass Kinder nicht wirklich wissen, womit sie zuerst anfangen sollen?


    hallo anja :)


    ich habe bei der beschreibung melanies schülers nicht den eindruck, er wisse nicht, womit er anfangen soll, sondern eher, dass er anfangen soll.
    ich würde nicht sagen, dass das auf ads hinweist, bin aber grundsätzlich sehr vorsichtig mit solchen schnellen urteilen (ads, lrs, etc.).


    gruß, sabi

  • Hallo,


    bisher (Kindergarten/Vorklasse) wurde ADS ausgeschlossen. Eine unserer Sonderschullehrer wird sich das Kind aber auch nochmal ansehen.


    Ob ADS vorliegt, ist schwer zu sagen, da das Kind manchmal zügig und ordentlich arbeitet, aber dann gibt es eben wieder diese Phasen, da passiert gar nichts und es träumt oder es malt Drachen anstatt "Sch-Wörter" zu schreiben, wie heute.


    Wegen den Verträgen: Mir wurde das im Seminar auch mal gesagt und ziemlich lange diskutiert, was Aktenklammer schreibt, aber bei meinem Schüler klappt es sehr gut. Er freut sich, wenn er wieder einen Teil seiner Schlang grün ausgemalt bekommt.


    Gruß,
    Melanie ;)

  • Danke für eure Beiträge!
    Habe heute ein Gespräch mit der Mutter geführt in dem sich herausstellte, dass sie zu Hause die gleichen Probleme hat wie ich in der Schule ( mit dem einen Unterschied, dass ich 20 Kinder habe, ein Integrationskind und zwei verschiedene Schulstufen - daher auch die begrenzte Zeit, die ich für ihn aufbringen kann !) Heute wollte er das Gleiche wie die 2. Schulstufe machen und bekam als Vorgabe, dass er zuerst seine Aufgabe bewältigen soll.
    Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie flott er damit fertig war!
    Leider habe ich nicht die Zeit, nur für ihn da zu sein.... :( Und - ehrlich gesagt - auch nicht immer die Geduld! )
    Da er bereits bei der Einschulung perfekt lesen konnte, fällt es mir schwer , ihn als "schulunreif" abzustempeln, obwohl er manchmal schon sehr durch sein Verhalten auch gegenüber Gleichaltrigen auffällt.
    Wer weiß Rat? ?(

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Wassernixe,


    wenn er zur Einschulung perfekt lesen konnte... Ist er eventuell unterfordert mit dem 1.-Klasse-Stoff?
    Oder war er am Anfang unterfordert und hat jetzt die Haltung "Das ist zu einfach für mich, das mach ich nicht" entwickelt (auch wenn er aktuell vielleicht nicht mehr unterfordert ist)?
    Gibt es eine Möglichkeit, ihn aufgrund seiner guten Lesefähigkeiten irgendwo als "Experten" einzusetzen? (Bsp.: Er darf anderen Kindern, die noch nicht so gut lesen, etwas vorlesen am Ende des Tages, wenn er bis dahin seine Aufgaben erfüllt hat. oder: Wenn er seine Mathe/Schreibaufgaben für die 1. Klasse gemacht hat, darf er immer die Leseaufgaben für die 2. Klasse lösen, eventuell auch noch schwierigere Extraaufgaben, die ihn anspornen.) Sowas könnte man in einen Vertrag einbauen.


    Grüße,
    Conni

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