Hallo! Wie macht ihr das denn mit Klasse 1 im Freien Schreiben? Bei mir gibt es einmal pro Woche einen Schreibanlass, das Thema gebe ich vor. Bisher habe ich die Texte der Kinder nicht korrigiert, aber ich weiß nicht, ob das so ok ist. Meine Kollegin meinte, ich solle doch die Texte abtippen oder richtig drunter schreiben. Aber was habe ich dann davon bzw. was haben die Kinder davon? Die lesen sich ihr Geschreibsel doch sowieso nicht durch! Mich würde von euch auch interessieren, wie oft ihr die Kinder schreiben lasst und ob ihr die Rechtschreibung im ersten Schuljahr schon in irgendeiner anderen For übt. Grüße von Tom
Klasse 1 Rechtschreibung beim Freien Schreiben
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Und noch eine Frage: Bin gerade dabei, Plakate zu erstellen (als Merkhilfe für den Klassenraum) - bzgl. Großschreibung, Kleinschreibung etc. Bin für jeden Tipp dankbar und würde mich auch freuen, wenn mir jemand was zuschicken könnte per email (handgeschrieben sieht das doch nicht so schön aus im Klassenraum...) Liebe Grüße Tom
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Hallo Tom,
ich habe die Texte der Kinder, die wir aufgehangen oder in ein Buch übernommen haben, immer abgetippt und auf kleinen Zetteln unter/neben den Text geklebt. Jedes Kind hat sich dann sehr interessiert und aufmerksam seinen Text in 'Erwachsenenschreibung' angesehen und auch meist eine Kleinigkeit im Kopf behalten. Wenn dann beim nächsten freien Schreiben das 'und' oder 'wir' schon richtig geschrieben war, habe ich das als Erfolg gewertet. Einige Kinder haben auch erstmal versucht, Punkte zu setzen, ein paar waren von den Zeichen für die wörtliche Rede so fasziniert, dass sie das versuchten einzubauen. Irgendeine Veränderung wirst du bestimmt erkennen. Es ist ein Prozess, der sich bis Ende des zweiten Schuljahres hinzieht und viele Kinder brauchen auch so lange.
Von Plakaten im ersten Schuljahr würde ich absehen. Das verdirbt den Spaß an der Sache. Wir hatten nur ein Plakat mit den Buchstaben in Druck- und Schreibschrift.Gruß
Talida -
Habe freie Texte auch abgetippt. Am Ende des vierten Schuljahres haben einige Kinder gesagt, dass sie besonders die Geschichten von der Ente Loni (freies Schreiben) geliebt haben und dass sie sich ihre Eigenfibel gerne anschauen würden und staunen, wie sie am Anfang geschrieben haben - - da wusste ich , die Arbeit hat sich gelohnt.
Wenn man nur "freies Schreiben" ohne Reaktion macht (auch mündlich), fürchte ich, dass die Entwicklung nicht so rasant verläuft, wie wenn man Schreibhinweise welcher Art auch immer macht. Diese müssen natürlich dosiert sein, nicht alle Kinderschreibungen ansprechen, das würde natürlich frustrieren.
flip -
Hallo Tom,
was macht ihr denn mit den Texten der Kinder? Du sagst, sie lesen sich das eh nicht mehr durch. Das wundert mich eigentlich, da die Texte ja in irgendeiner Form gewürdigt werden sollten.
Das Prinzip ist doch eigentlich so, dass die Kinder beim Lesen/ Vorlesen ihrer Texte bemerken, dass da bspw. Buchstaben fehlen und/ oder man den Inhalt so nicht versteht.Ich sehe es auch nicht so, dass freies Schreiben nach einem vorgegeben Thema wirkliches freies Schreiben ist. Der Rahmen kann m.E. gesteckt werden, aber Schreiben zu einem Thema scheint mir eher in Richtung Aufsatzerziehung zu tendieren.
Wie ich dich verstehe, baust du deinen Unterricht nicht auf dem freien Schreiben auf, sondern siehst darin eine weitere Methode, die du regelmäßig einbaust?
Warum es dann nicht auch so betrachten? Ich finde es nicht schlimm, wenn man auch mal Texte aushängt, die nicht fehlerfrei abgeschrieben wurden.Möglich ist natürlich, den Text in "Erwachsenenschrift" daneben zu schreiben oder dem Kind Hinweise auf die richtige Schreibung zu geben.
Ich habe aber Kinder, die hätte das extrem in ihrem Schreibfluss gehemmt. Andere wollten immer alles richtig schreiben und haben häufig nach der richtigen Scheibweise gefragt. Darüber haben sie einiges im Bereich Rechtschreibung gelernt, während die erstgenannten zunächst lernten, sich überhaupt verständlich auszudrücken und in Zusammenhängen zu schreiben.Kennst du die Bücher von Gudrun Spitta? Wenn nicht, lies mal: Kinder schreiben eigene Texte in Klasse 1 und 2.
Da findest du einige Anregungen und Hinweise zum freien Schreiben.Um es noch mal zu betonen, da wir schon mal eine Diskussion zu diesem Thema hatten: es ist klar, dass die Methode auch umstritten ist, besonders, wenn sie als alleinige Unterrichtsgrundlage dient. Das scheint hier aber nicht der Fall zu sein, weshalb ich denke, man sollte sie nicht von Anfang an zu einem Aufsatz- und Rechtschreibunterricht "verkommen" lassen (degradieren klingt auch nicht besser - mir fällt grad kein anderes Wort ein...ihr wisst schon).
Ich würde die Texte nicht selber korrigieren, sondern das die Kinder tun lassen, wenn es sie selber stört oder man den Text überhaupt nicht verstehen kann.
Eine Würdigung in Form von Aushängen, Buch mit Wochengeschichten, Vorlesen vor der Klasse auf einem Dichterstuhl u.ä. finde ich aber wichtig.LG, Melosine
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Zitat
Ich sehe es auch nicht so, dass freies Schreiben nach einem vorgegeben Thema wirkliches freies Schreiben ist. Der Rahmen kann m.E. gesteckt werden, aber Schreiben zu einem Thema scheint mir eher in Richtung Aufsatzerziehung zu tendieren.hallo tom,
als ich deinen beitrag gelesen habe, ist mir auch gleich aufgefallen, dass es bei dir nicht um freies schreiben geht. habe gestern beim aufräumen die notizen gefunden, die ich mir damals im sprache-seminar zum thema textproduktion gemacht habe:
"freies schreiben ist nicht gleich kreatives schreiben
freies schreiben: ort, thema, zeit frei (nur möglich, wenn freiarbeit)
kreatives schreiben: z.b. zu bildern, assoziatives schreiben, stichwörter
gelungener text: verknüpfungsleistung auf satzbauebene, auf bedeutungsebene, auf pragmatischer ebene
daraus folgt: verknüpfungen üben, grammatikübungen
literatur: altenburg, e.: offene schreibanlässe"
freies schreiben kannst du also schlecht dosieren, da du den zeitpunkt nicht bestimmen kannst...
haben deine kinder gelegenheit zur freien arbeit?
einige meiner schüler schreiben sehr gerne frei, andere nutzen erzählbilder und die kartei "schreiben zu bildern" von wolfgang schmidt. zu beziehen über www.ws-montessori.at ...lg,
grundschullehrerin -
Hallo, vielen Dank für eure schnellen Antworten! Hab sie mir gerade zu Gemüte geführt. Ja, mir erscheint eine Würdigung der Texte der Kinder auch wichtig. Aber es passiert oft, dass ein Kind dann auf dem sogenannten Dichterstuhl sitzt, gerne vorlesen möchte, aber sein eigenes Geschreibsel gar nicht lesen kann! Oder aber es liest dermaßen langsam und unbetont, dass den anderen Kindern langweilig wird. Dann artet das Ganze doch eher ins Gegenteil aus, und die Motivation wird gehemmt. Aus den Geschichten der Kinder habe ich auch schon ab und zu Bücher gebunden (z.B. Buch über Ferienerlebnisse), und natürlich habe ich die Texte vorher abgeschrieben. Aber kaum ein Kind hatte Interesse, sich das anzugucken, vielleicht nur 2 oder 3 Kinder. Melosine, du schreibst, dass du die Texte der Kinder nicht selbst korrigieren würdest. Gibst du den Kindern denn dann Hinweise, z.B. in die Richtung gehend, dass man z.B. alle Wörter mit Artikel groß schreibt oder wie auch immer? Gruß Tom
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Kindern, die ihre Texte nur stammelnd oder abgehackt vorlesen können, biete ich an, dass ich sie vorlese. Es handelte sich in meiner 1 um 2 Kinder, die das Angebot anfangs gerne angenommen haben und stolz waren, ihre Texte von mir vorgelesen zu hören.
Allgemeine Rechtschreibhinweise habe ich nur bei den Lernwörtern und den Kindern gegeben, die danach gefragt haben.
Regeln, wie Namenwörter schreibt man groß usw. haben wir jetzt in der 2. Klasse durchgenommen und diese sollen auch entsprechend richtig angewandt werden.
Bekannte, geübte Lernwörter sollten ebenfalls auch beim freien Schreiben richtig sein, ebenso Dinge, wie "sp" / "st" - da schreiben manche Kinder noch, wenn sie nicht so drüber nachdenken, gerne "schp" und "scht".
Also, um es zusammen zu fassen: ich handhabe es so, dass ich erwarte, dass bekannte und geübte Regeln und Schreibweisen auch beim freien Schreiben richtig sein sollten. Alles andere soll lautlich korrekt sein, ansonsten würde ich da nur auf Anfrage korrigieren.
Da in Klase 1 noch nicht so viele Regeln bekannt sind, sind da natürlich noch mehr Fehler in den Texten. Ganz wichtig finde ich dann aber, dass die Schreibweise lautgetreu ist.
Hast du Stress, weil du Angst hast, die Kinder könnten es sich falsch einprägen?
LG, Melosine
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Hallo Melosine, vielen Dank für die ausführliche Antwort! Ja, hab Stress, weil ich nur eine Vertretungsstelle habe und es in den nächsten Wochen darauf ankommt, ob ich nach den Ferien übernommen werde. Außerdem ist der Schulleiter oft bei mir im Unterricht und guckt mir auf die Finger, daher möchte ich schon gern alles richtig machen Du schreibst von "bekannten und geübten Lernwörtern" - wie übst du denn diese Wörter in Klasse 1? Orientierst du dich an einem vorgegebenen Grundwortschatz für Klasse 1 oder erwachsen die Lernwörter aus der täglichen Arbeit? Sorry, dass ich so viel frage, aber ich bin noch nicht so lang dabei... Gruß Tom
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