Differenzierung - aber wie?

  • Ich bin seit Februar Referendar in einer ersten Klasse und unterrichte vor allem Deutsch und Mathe.


    Nun ist es aber immer so (und das ist ja auch völlig normal im Anfangsunterricht), dass meine Sch. unterschiedlich viel Zeit zur Bearbeitung einer Aufgabe brauchen. Die einen sind längst mit dem Arbeitsblatt fertig und die anderen hinken ca. 10 Minuten hinterher.


    Eine Mitreferendarin machte den Vorschlag verschiedene Leistungslevels in das ganze einzubauen - d.h. also statt einem Arbeitsblatt 3 oder 4 unterschiedliche auszugeben.
    Aber dann ist 1. der Arbeitsaufwand größer und 2. stemple ich die Sch. gleich von vornerein als gut oder schlecht ab - oder?


    Eine Andere meinte sie lässt die Kinder, die fertig sind immer die AB´s ausmalen (find ich etwas stupide).


    Tja und den fertigen immer ne neue Aufgabe geben - ich weiß auch nicht?????


    Was sind eure Erfahrungen dazu? Wie schaffe ich es alle Sch. zu beschäftigen ohne dass sich einer langweilt oder einer sich abgestempelt fühlt (ohne eine offene Unterrichtsform wie Freiarbeit zu wählen??????)


    Grüße


    :rolleyes:8o

  • warum willst du keine offene arbeitsform wählen?
    wenn du das nicht willst, müsstest du einfach verschieden große hamsterräder aufbauen um alle kinder zu "beschäftigen"
    kinder lernen nicht in kleinen schrittchen, nicht der reihe nach, nicht gleichzeitig und schon gar nicht das gleiche (robischon 1990)
    http://www.rolf-robischon.de
    Lernen ist wie Netze spinnen

  • Ich finde es gerade im Anfangsunterricht wichtig, dass jedes Kind die Möglichkeit hat, auf seinem level gefördert und gefordert zu werden. Wenn das heißt, dass es verschiedene Arbeitsblätter gibt, dann ist das eben meine Aufgabe (trotz erhöhtem Arbeitsaufwand). In der Regel lasse ich dann die Kinder wählen, welches sie bearbeiten wollen. Wenn man ihnen das von vornherein zutraut, sind sie häufig zu viel besseren Einschätzungen des eigenen Leistungsvermögens fähig als wir denken.
    Außerdem hat diese Förderung auf dem individuellen level auch nichts mit abstempeln zu tun. Wenn die Kinder es nicht anders kennen, ist es für sie auch in Ordnung, verschiedene Blätter zu bekommen. Beispielsweise wird bei uns viel mit Lesemalblättern gearbeitet - da sind eben nicht alle Kinder gleich weit und es fangen auch nicht alle gleichzeitig damit an, weil ja nicht alle gleichzeitig lesen lernen.
    Um den Arbeitsaufwand zu minimieren, gibt es bei uns auch einen Freiarbeitstisch mit verschiedenen Materialien, von dem die Kinder sich zu bestimmten Zeiten (manchmal auch, wenn sie mit der ersten Aufgabe schon fertig sind) selbst etwas auswählen. Warum möchtest du das nicht?
    Da du erst im Februar angefangen hast, bist du ja noch im angeleiteten Unterricht. Kannst du dir etwas bei deiner Mentorin abgucken? Wie löst die das Problem?
    Ich finde auch die Lösung, noch ne neue Aufgabe zu geben, gar nicht so schlecht, ich mache das häufig. Die Mappen meiner Schüler sehen dann halt am Jahresende nicht alle gleich aus - na und?


    Dass du damit noch Probleme hast, ist aber völlig normal, mit der Zeit wächst du da noch rein. Hast du mal in die anderen ersten Schuljahre bei euch geguckt? Vielleicht kannst du dir da noch was abgucken?


    LG
    Britta

  • Wenn du nicht nach Rolf Robischon eine offene Arbeitsform wählst, sollstest du die Arbeitsangebote schon in mindestens 3 Schwierigkeitsgraden anbieten - Mehrarbeit hin und her. Du kannst die Kinder sich selbst einstufen lassen. Sie über- oder unterschätzen sich zunächst, lernen es aber, sich einzuschätzen. Dann solltest du ihnen ohne "siehste" das passendere Angebot aushändigen.


    Ich habe immer auch noch etwas ganz Einfaches im Angebot, für Kinder z. B., die einen ganz schlechten Tag haben und sich in einer Auszeit beruhigen müssen (und dabei, selbständig arbeitend, ein Erfolgserlebnis brauchen).


    Es gibt auch differenzierende Zusatzaufgaben ohne zusätzliches Arbeitsblatt: In Mathe selbst Aufgaben ausdenken oder ausprobieren, mit bereitgestelltem Freiarbeitsmaterial arbeiten, in Deutscheigene Wörter oder Sätze aufschreiben ...


    bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Danke für die Tipps.
    Natürlich finde ich offene Arbeitsformen sinnvoll und würde diese auch gerne einsetzen.
    Nur ist das immer so ein Problem mit den Lehrproben oder Unterrichtsbesuchen. Von uns wird eben verlangt, dass wir einen Unterricht zeigen, bei dem die Persönlichkeit des Lehrers, bzw. sein lehrerverhalten deutlich wird.
    Ausserdem ist die Klasse von Anfang an gewöhnt die gleichen Materialien zu bearbeiten, bzw. immer gleich mit der nächtsen Aufgabe zu beginnen.
    Ich fühl mich aber sehr unsicher, ob das auf Dauer der Richtig Weg ist - daher wollt ich einfach auch einmal nachfragen.
    Ich denke ich mache meinem Mentor mal den Vorschlag mit den verschiedenen Arbeitsblättern.
    Gibt es dazu gute Fachliteratur? Die hab ich bis jetzt nämlich noch nicht gefunden.

  • hallo,
    im refernedariat wurde von uns doppelte differenzierung verlangt: qualitativ wie quantitativ.
    d.h. konkret: die schüler, die schneller fertig sind bearbeiten mehr aufgaben und gleichzeitig bekommen sie schwerere aufgaben gestellt. das ist manchmal gar nicht so einfach, aber mit der zeit kennst du deine kinder und kannst sie einschätzen.
    nur ausmalen der arbeitsblätter wird den kindern auch mit der zeit langweilig!
    was du noch machen kannst, ist, den kindern freiarbeitsmaterial zur verfügung zu stellen, mit der anweisung: wer fertig ist, nimmt sich material zum thema deutsch oder mathe (je nach fach). da gibt es ja jede menge sachen, die man basteln kann.
    viel erfolg
    gruß simsa

  • Also, ich habe zur Zeit keine Klasse, bin "nur" Springer.
    Da ich auch gleichzeitig nicht so viele STunden gebe, habe ich halt etwas mehr Zeit als meine Kollegen. (Habe auch keine Kinder!!!).
    So habe ich die Zeit meine Arbeitsblätter am Computer selber herzustellen. So geht das mit der Differenzierung recht einfach. Habe ich ein AB fertig, geht das mit dem Anpassen des Schwierigkeitsgrades recht einfach. Nur kurz hier und da was geändert... DIE Kinder rechnen schon Aufgaben im 100er-Raum . Ach DER hat ja noch Probleme mit den Zahlenmauern?... also wird das kurz noch von einem alten AB kopiert und eben noch abgeändert.


    Klappt natürlich nicht immer zeitlich.
    Aber im Referendariat hätte ich das nicht auf die Reihe gekriegt. Da hat man noch so viele andere Sachen zu tun..

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Aragon,


    das ist im Referendariat natürlich ein Problem:

    Zitat

    Aragon schrieb am 19.03.2005 18:04:
    Nur ist das immer so ein Problem mit den Lehrproben oder Unterrichtsbesuchen. Von uns wird eben verlangt, dass wir einen Unterricht zeigen, bei dem die Persönlichkeit des Lehrers, bzw. sein lehrerverhalten deutlich wird.


    Wir hatten in der 1. Klasse "Planarbeit" (offizieller Titel laut Seminar) über mehrere Stunden (3 bis 5): Ein Buchstabe wurde eingeführt, dazu gab es dann so 6 bis 9 Aufgaben, z.T. Pflicht, z.T. Wahl. Einige in zweifacher Differenzierung (Anfang der 1. Klasse, später könnte eine 3. dazukommen). So hat jedes Kind etwas zu tun, sie lernen sich selber einzuschätzen und eigene Aufgabeninteressen festzulegen.
    Die Aufgaben wurden in 2 verschiedenen Stunden eingeführt. Meist in einer Doppelstunde: Größerer Teil der Aufgaben eingeführt, Arbeitszeit, kurze Auswertung. Eine Stunde: Letzte Aufgaben eingeführt, Arbeitszeit, Miniauswertung. Dann letzte Stunde: Arbeitszeit (vorher vielleicht Arbeitsregeln wiederholen), längere Gesamtauswertung.
    Von so einer Unterrichtsreihe habe ich die 3. Stunde im Examen gezeigt: Einführung von 3 (sehr motivierenden) Aufgaben; Arbeit an den Aufgaben; Auswertung mit konkreter Fragestellung zu jeder Aufgabe.
    Das war für meine Prüfer völlig ok, da ich meine Lehrerpersönlichkeit ja am Anfang und am Ende präsentiert habe.
    Vielleicht geht das bei euch auch?


    Grüße,
    Conni

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

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