Hallo,
zur Zeit unterrichte ich noch drei Wochen vertretungsweise in einer ersten Klasse.
Ein Schüler dort benutzt ständig obzöne sexistische Wörter, die ich hier gar nicht widergeben möchte (P....lutscher, S..schlampe, Wi..........). Zum Teil beschimpft er auch seine Mitschüler mit solchen dreckigen Wörtern. Die anderen Jungen finden das wahnsinnug komisch und stimmen zunehmend mit ein.
Ich habe anfangs die Wörter ignoriert. Es ließ aber nicht nach. Habe auch schon mehrfach mit dem Jungen gesprochen und diese Wörter ihm und der Klasse verboten. Auch mit den Eltern habe ich geredet, die sich jedoch auch nicht erklären können, woher ihr Sohn diese Wörter kennt und benutzt. Sie sagen, ihr Sohn wäre erst so, seitdem ich die Klasse unterrichte.
In der Übermittagsbetreuung benimmt er sich und in Folge auch die anderen Jungen genauso daneben. Bei einer anderen Lehererin "angeblich" überhaupt nicht.
Habt ihr Vorschläge, wie ich diese fiesen Wörter aus dem Klassenraum bekomme?
Hilfe: Erstklässler und sexistische Schimpfwörter
- alem
- Geschlossen
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Zitat
alem schrieb am 01.03.2005 17:04:
Auch mit den Eltern habe ich geredet, die sich jedoch auch nicht erklären können, woher ihr Sohn diese Wörter kennt und benutzt. Sie sagen, ihr Sohn wäre erst so, seitdem ich die Klasse unterrichte.
Ja, sicher - wer's glaubt!Hol ihn dir doch mal in der Früh, und vereinbare mit ihm, dass er für jeden Tag, an dem er es schafft, ohne diese Wörter auszukommen, ein Sternchen (oder was immer) bekommt, und wenn er z.B. fünf Sternchen geschafft hat, bekommt er eine Belohnung (in welcher Form immer).
Vielleicht hilft das etwas?
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Danke,
das mit den Sternchen versuche ich gerade. Dummerweise sind ihm die Sternchen scheinbar ganz egal. Auf die Belohnungen legt er keinen Wert. Ihm sind nur "Jogio-Karten" (wird das so geschrieben?) und in der Schule verbotene Internetseiten wichtig.
LG Alem -
Hast du das Elterngespräch gemeinsam mit der Schulleitung geführt? Das würde ich dir sonst empfehlen, denn die Aussage, der Junge sei erst so, seit du ihn unterrichtest ist ziemlich unverschämt. Ich habe einige solcher Eltern erlebt, die meinen, der Vertretungslehrerin könne man solche Dinge an den Kopf werfen und sie würde sich deshalb nicht weiter mit dem Problemkind beschäftigen. Einen meiner hartnäckigen Fälle bespreche ich auch nur noch im Beisein einer Kollegin oder der Schulleiterin. Es gibt immer ein Protokoll, das die Eltern unterschreiben müssen. Seitdem geht es ein wenig besser. Die Eltern müssen in die Pflicht genommen werden. Es kann nicht sein, dass sie eine solche Ausdrucksweise auf die Schule zurückführen!
So, genug aufgeregt.
Talida -
Hm, klingt schwierig.
Entweder er hat riesengroße Not (welchen Eindruck hattest du denn von den Eltern?), oder er misst sich mit dir, und akzeptiert dich nicht als Lehrer (hat er Probleme mit dem L.wechsel?).
Ich habe ziemlich viele schwierige Kinder in der Klasse, aber einen Erstklässler, dem es völlig egal war, was die Lehrerin von ihm hält habe ich noch nie erlebt - letztlich wollen alle Kinder Geborgenheit und Akzeptanz.
Habt ihr eine/n Beratungslehrer/in an der Schule? An den/die würde ich mich wenden, wenn ich das Problem hätte.
Und was ist, wenn die Belohnung eine Yu-Gi-Oh Karte ist? Ich würde ja mit harten Geschützen auffahren *g*.(müsstest dafür allerdings ein Packerl kaufen, oder dir irgendwoher eine einzelne besorgen).
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mir ist grad noch was eingefallen:
beschimpft der Junge auch dich, oder 'nur' die Klassenkameraden?
Es gibt nämlich auch die Möglichkeit, das Kind vom Unterricht auszuschließen (und von den Eltern abholen zu lassen - das, was sie dann wirklich be'trifft'), wenn die Beschimpfungen dermaßen massiv sind - darfst mich nicht fragen, wie man das dann nennt, es gibt eine eigene Bezeichnung für diesen 'Tatbestand'.Hat bei einem Buben meiner Klasse wahre Wunder gewirkt - erst nachdem er einmal nach Hause musste (er durfte an diesem Tag auch nicht in den Hort) war die Mutter plötzlich kooperativ, und seitdem hat sich das Verhalten des Buben seeeeehr gebessert. Verbale Entgleisungen hat es seitdem nie mehr in dieser massiven Form gegeben.
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Hallo,
ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht wie alem. Ich habe das Kind unter vier Augen "in die Mangel genommen" und es in Erklärungsnotstand gebracht: "Erklär mir doch mal die Wörter!" Großes Fragezeichen, keine Antwort. Die simple Vereinbarung (die auch etwas fragwürdig ist), dass man nur Wörter in den Mund nehmen darf, deren Bedeutung man kennt, hat erstaunlicherweise geklappt.
Aber dein "Fall" erscheint mir noch hartnäckiger.Viel Erfolg!
Leila -
Danke für die zahlreichen Tipps.
Ich denke, ich versuche es auch noch einmal so, dass ich mir von dem Jungen die Bedeutung der Wörter erklären lasse. Außerdem muss ich wohl nochmal mit der gesamten Klasse darüber sprechen, da die Wörter zunehmen auf die anderen abfärben.
Ansonsten werde ich versuchen, mir Unterstützung im Kollegium zu holen und noch einmal mit den Eltern zu reden.
Es kann durchaus sein, dass er tatsächlich mit mir ein Problem hat. Ich bin innerhalb von vier Monaten, die dritte Vertretungslehrkraft - und das in einer ersten Klasse.
LG Alem -
Ich muß sagen, daß ich das Phänomen von Kinderfreizeiten kenne und eigentlich immer Erfolg damit hatte, wenn ich die betreffenden Kinder gefragt habe, ob sie denn wissen, was das Wort bedeutet und es mir von ihnen habe erklären lassen. Sobald sie nämlich gemerkt haben, daß sie keine Ahnung haben, was sie da eigentlich sagen und ich ihnen gesagt habe, daß ich nicht möchte, daß sie andere mit Wörtern beschimpfen, deren Bedeutung sie gar nicht kennen und ich es insgesamt doof finde, wenn wir uns mit Schimpfwörtern unterhalten, weil sie das sicher auch nicht gut fänden, wenn ich sie die ganze Zeit beschimpfen würde, war Ruhe. Danach kamen, wenn überhaupt, nur Schimpfwörter vor, die sie kannten. Und eigentlich könnte ich mich nicht daran erinnern, daß nach einem solchen Gespräch überhautp noch mal so in der Gruppe miteinander umgegangen worden wäre.
Liebe Grüße,
Dalyna
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Und was macht ihr, wenn die Kinder das wissen? Uns wurde mal von einem Erstklässler erklärt, was "f****" bedeutet.
Conni
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Zitat
Conni schrieb am 02.03.2005 19:51:
Und was macht ihr, wenn die Kinder das wissen? Uns wurde mal von einem Erstklässler erklärt, was "f****" bedeutet.Conni
*ggg* ich würde wohl nachfragen, ob er/sie denn meint, dass dieses Wort für Kinder passt - ist ja doch eher für Erwachsene...
oder ich würde ihn/sie fragen, ob er möchte, dass jemand so mit ihm/ihr redet
meiner Erfahrung nach bringt liebevolles 'ZurSeiteNehmen' meistens schon was
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Hallo,
liebevolles Zureden bringt bei diesem Kind nichts, erklären konnte es die Wörter auch. Das habe ich bereits ausprobiert.
Heute habe ich eine neue Methode gefunden. Ich wollte, dass das Kind das Wort noch einmal in sein HEft schreibt und von seinen Eltern die Seite unterschreiben lässt. Ich glaube, dass hat gewirkt. Das Kínd hat angefangen zu weinen und den ganzen restlichen Tag kein Schimpfwort mehr in den Mund genommen. Hoffentich hält das an, denn diese Methode finde ich nicht besonders "pädagogisch" und möchte sie ungern noch einmal einsetzen.
LG
Alem -
Ich denke, dass ist sehr pädagogisch. Vermutlich sind klar gesetzte Schranken oftmals besser als alles "verstehen". Ich behaupte mal, du hast dem Kind (so es denn anhält) einen Gefallen getan.
Gruß, Forsch
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alem
Es gibt dieses Phänomen leider oft. Meiner bisherigen Erfahrung nach spielen in der Schule besonders viele Kinder mit mindestens einer sehr strengen Erziehungsperson "verrückt". In einer meiner Ausbildungsklassen war ein Junge, der Lehrerinnen provozierte ohne Ende und dann mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht sagte: "Du darfst mich nicht hauen!" - Da weißt du dann, was zu Hause los ist.
Als Klassenlehrerin wäre es sicher sinnvoll, das Gespräch mit den Eltern zu suchen und auch über das Setzen von Grenzen / Bestrafen daheim zu reden, aber ob du da als Vertretungslehrkraft viel tun kannst, weiß ich nicht.
Und wenn die Eltern sagen, dass er sich erst bei dir so daneben benimmt... Dann sehen das entweder die Eltern so (das schrieben schon andere). Oder wer weiß, wie die andere Lehrerin mit den Kindern umgegangen ist. Ich habe in meinem Unterricht auch viele freche Kinder, einfach weil die meisten Lehrer/innen in meiner Region noch sehr "autoritär" sind und Kinder schnell anbrüllen. Da ich das selten und ungern mache, habe ich es schwerer, den Kindern klarzumachen, dass auch bei mir Unterricht und keine Freizeitveranstaltung ist.Grüße,
Conni -
Hallo
Dieses Problem ist in der Klasse meines Kindes auch so ein Ding. Dort gibt es einen Jungen der, der gerade heute wieder netterweise sagte: Du asozialer W....er. Es wurde dem KL berichtet und er appelierte an das Kind, dass man nett miteinander umgehen muss. Was mein Kind bestätigte, denn einige Kinder (meins auch) haben diesem Jungen ausgerechnet heute auch noch geholfen. Nach Aussprache mit dem Lehrer hat dieser Junge angefangen zu weinen. Persönlich weiss ich von der Mutter, dass sie meint ihr Junge ist wunderbar. Er konnte angeblich schon lesen/schreiben/rechnen, alles vor Schulbeginn. HaHaHa. Ist Mittelmaß.
alem
Super, Super, Super. Ich als Mutter finde diese Maßnahme toll.
Conni
Leider werden einige Kinder zu Hause geschlagen oder auch gar nicht beachtet. Siehe aktueller Fall der kleinen Jessica aus HH. Dieser Fall hat mich tief berührt.Bis dann Schulkind
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Zitat
Heute habe ich eine neue Methode gefunden. Ich wollte, dass das Kind das Wort noch einmal in sein HEft schreibt und von seinen Eltern die Seite unterschreiben lässt. Ich glaube, dass hat gewirkt.
Ich finde, dass war eine sehr gute Idee! Und was heißt "unpädagogisch"? Du musst schließlich auch 20 andere Kinder (und Dich selbst) schützen. Hoffentlich wirkt es langfristig, dann bringt es dem Kind auch selbst was - da kann ich Forsch nur zustimmen.
Ich drück' die Daumen!
Unter uns
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Zitat
alem schrieb am 03.03.2005 15:52:
Heute habe ich eine neue Methode gefunden. Ich wollte, dass das Kind das Wort noch einmal in sein HEft schreibt und von seinen Eltern die Seite unterschreiben lässt.wir haben in der schule sicher einen gewissen erziehungsauftrag. das ist unbestreitbar.
aber meine aufgabe als lehrer ist es nicht - und kann es nicht sein - einem kind schimpfworte abzugewöhnen.
ich sehe das ganz klar als elternsache an. die wollen doch schließlich nicht, dass ihr kind so redet!
ganz ehrlich (und sooo unpädagogisch..) mir ist es egal, wie das kind zu hause/ in der freizeit spricht! soll es seine eltern und geschwister doch w**** nennen.
in meinem klassenraum gilt: so sprechen wir nicht miteinander.
diese regel habe ich mit den kindern gemeinsam (wichtig!) zu beginn aufgestellt und alle halten sich dran.
täte es einer nicht, würde ich ihn darauf hinweisen, und mir solche ausdrücke "verbitten". am nächsten tag nochmal und wenn es nicht aufhört, würde ich genau wie du, die eltern informieren. nicht nur drohen, sondern es tun.
reagieren die nicht auf meinen eintrag ins hausheft/ merkheft, und ändert sich nichts an der sache, würde ich sie zu einem gespräch bestellen. da wird dann schnell klar, dass sie zu hause solche ausdrücke auch nicht wollen und sie tun was dran.
man kann allerdings auch pech mit den eltern haben - das ist klar.
meine erfahrung zeigt mir aber, dass eltern es eher unangenehm finden, wenn ihnen die lehrer (gerade jüngere ) solche dinge aufzeigen (müssen) und springen dann in ihre verantwortung.sabi
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meine erfahrung zeigt mir aber, dass eltern es eher unangenehm finden, wenn ihnen die lehrer (gerade jüngere ) solche dinge aufzeigen (müssen) und springen dann in ihre verantwortung.
Siehe oben, zu Hause ist das Kind aber doch wunderbar und nur bei der Kollegin sagt es solche Wörter, die böse Lehrerin ist also alleine daran Schuld... Da springt keiner
Und was ganz anderes: Du hast aber schon auch eine Großschreibtaste auf deiner Tastatur, oder? Mich graust es immer sehr, wenn ich so was wie von dir lesen muss, ich denke mein Gegenüber sollte doch nicht zu faul sein, eine Taste mehr zu drücken? Gerade auch in einem Lehrerforum, ich verstehe diesen immer schlimmer werdenden Schlendrian in der Kommunikation wirklich nicht. Bekomme davon Augenkrebs...
Gruß Jenny
PS. Keine Ahnung wie ich in diesen hornalten Thread geraten bin, sehe ich jetzt erst. Sorry, sonst hätte ich sicher nichts geschrieben und ihn damit hochgeholt. Spurlos löschen geht auch nicht, also bleibt er jetzt eben. Würde mich auch interessieren, ob die Methode dauerhaft funktioniert hat, der kleine Frechdachs ist inzwischen in einem Alter, in dem er solche Wörter sicher wieder öfter einsetzt
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Jenny, der Beitrag ist von 2005, da gab es die Großschreibtaste noch nicht...
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Jenny, der Beitrag ist von 2005, da gab es die Großschreibtaste noch nicht...
Komisch nur, dass die anderen Schreiber eine hatten...
Hi hi...
Jenny
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