Unterscheidung "den" und "dem"

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    das Leben geht weiter und ich hab bei der Durchsicht der Kinderhefte festgestellt, dass einige Kinder "dem" und "den" nicht korrekt anwenden.


    Wie stellt man es am besten an, dass die Kinder es grundsätzlich verstehen?


    Ich könnte ihnen natürlich Arbeitsblätter geben, wo sie jeweils "dem" oder "den" einsetzen, aber das scheint mir etwas zu einfach und zu wenig nachhaltig zu sein.


    Mehr fällt mir dazu aber momentan nicht ein.


    Es sind nur zwei Kinder in der Klasse, die durch ihre ausländische Herkunft damit Probleme habe, der Rest sind deutsche Kinder.


    LG, Melosine

  • Welche Muttersprache sprechen die Kinder? Wann genau verwechsen sie "dem" und "den"?


    Es kann sein, dass
    - sie die deutsche dem/ den Deklination allgemein nicht richtig gelernt haben bzw. die falschen Artikel zum Wort gelernt haben -> Deklinationsübung
    - Dativ/ Akkusativ in ihrer Muttersprache mit anderen Verben gebraucht wird, sie deshalb nicht genau wissen, wann sie die einzelnen Fälle setzen müssen -> Im "Verlag für Deutsch" gibt's das "Lehr- und Übungsbuch der deutschen Grammatik", § 14 liefert eine Übersicht über welche Verben mit welchem Fall bzw. ein paar Faustregeln, daraus müsstest du die Arbeitsblätter basteln (oder mir Bescheid sagen, wenn's daran liegt, dann kann ich dir vielleicht ein paar Vorarbeiten abnehmen)
    - sie den n/m Unterschied nicht wirklich hören bzw. er ihnen nicht als wichtig bewusst ist -> Unterschied besprechen, in Texten raussuchen lassen, dann Arbeitsblätter


    Gängige DaF- Bücher für Vor/ Grundschule, mit denen ich aber noch nicht gearbeitet habe, gibt's bei Amazon:
    Das neue Deutschmobil
    Wer? Wie? Was?
    Klipp und klar (Grundgrammatik, bin mir nicht sicher, ob für Kinder aufbereitet)


    Viel Erfolg,
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr,
    ich vermute, ich weiß, was Melosine meint.


    wolkenstein
    Es geht nicht vorrangig um Kinder, die Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache lernen, sondern um Kinder, deren Muttersprache deutsch ist, die aber trotzdem Dativ und Akkusativ nicht unterscheiden können.


    "Morgen gehe ich zu meine Oma."
    "Im Sommer haben wir Urlaub in den Wald gemacht."


    (oft Akkusativ statt Dativ)
    Ich habe ähnliche Sätze bei meinen Viertklässlern auch gesehen, obwohl sie bereits die Präpositionen, die den 3. / 4. Fall verlangen auswendig lernen mussten und obwohl sie die Unterscheidung zusätzlich mit den Fragen "Wo?" und "Wohin?" vornahmen. Dativ- und Akkusativobjekt wurden eingeführt, erfragt, in verschiedenen Fragen unterstrichen.
    Deshalb führe ich als 4. Möglichkeit an:


    4. Erlernte und geübte Regeln der Grammatik werden in der Praxis nicht angewendet, dafür werden die umgangssprachlichen (teilweise zu Hause erlernten) Wendungen benutzt.


    Der 2. Band zum Buch "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" wird wohl heißen "Der Akkusativ gibt den Dativ den Todesschuss" :D


    Was man dagegen tun kann, weiß ich leider nicht.


    Grüße,
    Conni

  • Liebe Conni,


    Zitat

    Conni schrieb am 27.02.2005 13:52:
    "Morgen gehe ich zu meine Oma."
    "Im Sommer haben wir Urlaub in den Wald gemacht."


    das sind aber regionalspezifisch-brandenburgische Sätze ;) Ich hatte in meinem südbrandenburgischen Gymnasium viele Lehrer (und noch mehr Mitschüler), die so gesprochen haben. Meist wussten sie, dass es "den" und nicht "dem" heißt, haben's aber dennoch lokalpatriotisch durchgezogen. Meine Familie kommt ursprünglich aus Sachsen (dennoch bin ich zu korrektem Hochdeutsch fähig ;) ) und da ist mir das mit den "dem" ;) immer schmerzhaft bewusst geworden.


    Schlimmer war nur das Erfurter Wort für "frühmorgens": "frühs" 8o


    LG, das_kaddl


    PS: Liebe Melosine, ich will natürlich nicht deinen Thread damit inhaltlich sprengen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Melosine,


    vor dem Problem stehe ich auch gerade. Wir besprechen im vierten Schuljahr die Fälle und ich werde von vielen Kindern mit großen Augen angeguckt. In Grammatikübungen schaffen es dann die Meisten, der Gedankenblitz bleibt aber bei selbst geschriebenen Texten aus.
    In meiner Klasse liegt es einmal daran, dass zu Hause kein Hochdeutsch gesprochen wird und die Eltern selbst Schwierigkeiten mit Rechtschreibung und Grammatik haben. Zum anderen wird zu wenig gelesen. Die Anschauung fehlt. Einige Kinder haben auch Probleme deutlich zu sprechen und dementsprechend den richtigen Laut zu hören.
    Ein wirksames Mittel ist mir noch nicht eingefallen. Ich denke aber an zwei meiner ehemaligen Schulkameraden, die in Deutsch immer schlecht waren und mittlerweile promovierte Naturwissenschaftler sind. ;)


    LG
    Talida

  • Zitat

    Conni schrieb am 27.02.2005 14:07:
    kaddl
    Oh echt? Das gibts wo anders nicht??? Dann sorry, ich dachte, das gäbe es in vielen Regionen. "Frühs" sagen hier allerdings auch einige. :O


    Doch, das gibt's woanders auch - wie ja Melosines Anfrage zeigt. Ich meinte nur, dass man in deinem "Fall" ja entschuldigend sagen könnte, "Ist halt Mundart."

    • Offizieller Beitrag

    Erstmal: :D:D:D


    Beiuns ist es eigentlich nicht regional typisch, "den Dativ den Todesschuss zu geben" :D , deshalb wundert es mich schon.
    Meine bisherigen mündlichen Erklärungsversuche in dieser Richtung wurden auch bestenfalls mit großen Augen zur Kenntnis genommen.
    Es machen auch nicht alle Kinder diesen Fehler, aber doch einige und tatsächlich nicht nur die ausländischen Kinder.
    Sie sollten neulich einen Text zu einer Bildergeschichte schreiben und bestimmt ein Drittel hat geschrieben: ...da ging ein alter Mann auf den Gehweg...
    Hab grad die Hefte eingesammelt udn dabei noch andere Fälle entdeckt, beim freien Schreiben etwa ist dieser Fehler auch häufig anzutreffen.
    Vielleicht hören sie es wirklich nicht so gut?
    Bei uns werden gerne endsilben und -buchstaben beim Sprechen verschluckt oder vernuschelt ("aufm Gehweg"), vielleicht hat es damit zu tun.


    Ich kann aber wohl nur versuchen, langsam auf den korrekten Gebrauch hinarbeiten.


    LG, Melosine

  • Liebe Melosine,
    ich denke, solchen furchtbaren Konstrukte wie "den/dem" oder "ich fande", bei denen man als Grundschullehrer gefährdet ist, sie in den eigenen Wortschatz zu übernehmen ("so oft gehört - kann doch nicht falsch sein"), hilft nur stetes Training und bewusst deutliches Aus- und Nachsprechen. Mir gehen dabei in der 3. Klasse ständig die Haare hoch, wenn ich höre "Ich fande gut, dass" und "Ich fande auch gut, dass"... Mittlerweile sind einige Schüler aber auch schon so weit, dieses "Phänomen" bei sich und anderen zu bemerken und zu korrigieren. Hoffen wir, dass es bei der undeutlicheren "den/dem"-Problematik auch wirkt. :rolleyes:


    LG, das_kaddl


    Edit-PS: manchmal kommt's ja nur auf die Perspektive (resp. den Fall) an:

    Zitat

    da ging ein alter Mann aus dem Haus auf den Gehweg

    :D

    • Offizieller Beitrag

    Ja, an die Perspektive hab ich auch gedacht, aber die war eigentlich eindeutig: der alte Mann schien schon eine Weile da zu gehen. Diese Kinder haben diese Art Fehler auch bei anderen Sätzen - ich hab extra nachgeguckt.


    "Ich fante" heißt es bei uns noch schlimmer. "Ich fante einen Elefante", sagte eine Kollegin da immer ganz gerne, woraufhin die Kinder schon lachten und versuchten, einen anderen Satzanfang zu wählen.
    Das sagen sie wirklich so oft, wenn sie ihre Meinung äußern, dass ich auch schon damit anfange und mich kontrollieren muss, wenn ich einen Kommentar zu etwas abgebe. (Ich sage dann aber wenigstens: Ich fand...:) )


    Werd mir für morgen mal die Präpositionen genauer vornehmen.


    LG, M.

  • Hallo Melosine,


    in einer Zeitschrift der Reihe PRAXIS DEUTSCH ist zu diesem Thema/Problem Material vorhanden. Der Autor (war es Menzel???) hat in seiner Klasse anhand der BREMER STADTMUSIKANTEN den Unterschied zwischen Akkusativ und Dativ sehr gut erklärt.
    Kurzes (!) Beispiel: Der Hund klettert auf den Esel, die Katze steigt auf den Hund, der Hahn fliegt auf die Katze. Nun stehen sie da, die Bremmer Stadtmusikanten: Der Hund steht auf dem Esel, die Katze steht auf dem Hund, der Hahn sitzt auf der Katze. ... So nach diesem Prinzip wird es den Kindern klar gemacht. Bei einer Aktion/Bewegung heißt es auf DEN, bei einem Stillstand heißt es auf DEM.


    Also, das Konzept erschien mir sehr gut durchdacht (natürlich war das Beispiel oben nur ein kleiner Einblick in das Ganze!).


    Leider weiß ich nicht mehr genau, in welcher Ausgabe der Artikel zu finden war. Müsste ich nochmal in meinen Sachen wühlen.


    Hoffe, mein Beirtrag hat dir etwas gebracht...


    Viele Grüße und noch viel Erfolg,
    Salati

    Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur! <img src="http://www.lehrerforen.de/smilies/smile5.gif" border="0">

    • Offizieller Beitrag

    Das passt, wollte jetzt ins Thema Märchen einsteigen.
    Wenn du fündig wirst, wärs schön, wenn du mir die Nummer der Praxis Deustch noch sagen könntest.


    LG, Melosine

  • Also, ich unterrichte im Norden Niedersachsens auf'm Dorf und meine Kinder gehen im Bett, mal eben auf der Toilette und zu ihre Oma sowieso; bis auf vier benutzen alle grundsätzlich nur "den"; "einen" wird häufig zu "ein" ("einem" natürlich auch...) usw. usw. Und es sind alles deutsche Kinder. Die Eltern reden allerdings ähnlich. Einiges lässt sich vielleicht damit erklären, dass manche Großeltern und Eltern noch Plattdeutsch sprechen.
    Wahrscheinlich hilft da nur immer wieder verbessern und üben (fandte haben sie sich auch abgewöhnt :D )

Werbung