Leseförderung in erster Klasse

  • Hallo!
    Nach längerer Zeit bin ich mal wieder auf diesen Seiten und habe gleich eine Frage an euch:
    Ich soll ca. 15 Schüler verschiedener erster Klassen einmal wöchentlich im Lesen fördern. Fallen euch spontan nette Spiele oder Ideen ein, die das Lesen fördern, erleichtern und welche Spaß bereiten?
    Die Schülern benutzen die Fibel "Fara und Fu"...


    Liebe Grüße,
    Sophia

  • Du solltest erst einmal eine genaue Diagnostik für jedes einzelne Kind erstellen. (Leserichtung, Buchstabenkenntnis, Silbenlesen mit Dauerkonsonant und Vokal, mit Explosivkonsonant und Vokal, mit Konsonantenhäufung am Anfang oder in der Mitte es Wortes, lesen und verstehen von einfachen Wörtern, von Wörtern mit Konsonantenhäufung, von mehrsilbigen Wörtern, von einfachen Sätzen, von kleinen Geschichten ...). Dann kannst du sie in Leistungsgruppen einteilen und jeweils 3 bis 4 Kinder bei einem Spiel begleiten, während die anderen ein einfaches Spiel spielen, das sie ohne Hilfe bewältigen. Nach 20 Minuten wechselst du die Gruppen. Damit könntest du in einer Förderstunde 8 Kinder fördern, die anderen 7 das nächste Mal.


    Spielideen kann ich erst formulieren, wenn ich weiß, wo die Kinder stehen.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • habe sowas ähnliches auch mal gemacht - zehn auffällig schwache Schüler der ersten Klassen von Weihnachten bis Schuljahresende im Lesen gefördert. Da diese noch sehr schwach waren, musste ich mein Anspruchsniveau ziemlich zurückschrauben. Und da die Schüler freiwillig eine 6. Stunde in der Schule blieben, sollte das ganze auch noch Spaß machen.
    Ich fand damals das Buch "Lesen und Schreiben lernen mit Hexe Susi" (v.a. am Anfang) sowie "Damit habe ich es gelernt" und die "Lesekiste" sehr nützlich. Auch habe ich noch zwei Fibeln mit Lehrerhandbüchern genutzt, hier fanden wir "normale" Lesetexte. Ansonsten haben wir viele Lesedominos gespielt, die Schüler durften an der Tafel schreiben, es gab Kartenspiele und Lochtexte, etc.
    Und: ich habe am Schluss von jeder Stunde eine kurze Geschichte vorgelesen - die Kinder kamen größtenteils auf Familien, in denen nicht vorgelesen wurde und damit fand ich diese Arbeit auf jeden Fall begründet.
    Gekommen sind immer alle Schüler gerne ...

  • Bablin: danke für deine Hinweise. Was du beschreibst klingt einleuchtend und sinnvoll. Leider läuft der Förderunterricht an dieser (für mich neuen) Schule ziemlich unprofessionell. Es war schon mühsam, im Voraus die Namen und die Anzahl der Förderkinder herauszubekommen. Erst auf mehrmalige Anfrage, was eigentlich gefördert werden müsste, hieß es schlicht: das Lesen. Ich fühle mich für derartige Diagnostik nicht ausgebildet, kannst du sinnvolles Material dafür empfehlen? Ist es überhaupt möglich, in Kürze die Defizite aller Kinder (bei 45 Min./Woche) festzustellen? Das wäre wohl „eigentlich“ Aufgabe der Deutschlehrer dieser Kinder.


    Shopgirl: danke für deine Empfehlung. Ich habe mir die Materialien zur Einsicht mal bestellt.


    juna: danke für deine Tipps. Diese Kinder kommen auch eine Stunde zusätzlich. Ich werde mich mal nach den Büchern, die du beschreibst, umhören. Gab es die bei dir an der Schule?


    Sophia

  • Zitat

    Ist es überhaupt möglich, in Kürze die Defizite aller Kinder (bei 45 Min./Woche) festzustellen? Das wäre wohl „eigentlich“ Aufgabe der Deutschlehrer dieser Kinder.


    Ja, es ist "eigentlich" Aufgabe der Deutschlehrer dieser Kinder und aller Kinder aus ihrer Klasse.


    Die "eigentlich" nötige Hilfe der Lehrer in der Grundschule beim Erlernen der Kulturtechniken besteht in 3 Stufen:


    1. Dem Kind nicht schaden.
    Das heißt: Wenn ich feststelle, das Kind versagt, ihm nicht immer weiter sein Versagen vor Augen führen, z. b. es nicht weiter Texte (vor-) lesen lassen, die es nicht bewältigt, sondern ihm Aufgaben geben auf dem Niveau, das es sicher bewältigt.


    2. Eine Förderdiagnose stellen.
    Das heißt: Die Lernstände des Kindes feststellen.


    3. einen Förderplan erstellen.
    Das heißt: Methoden ersinnen, mit denen ich das Kind auf seinem Niveau abhole und es auf anderen Wegen als denen, mit denen es bisher gescheitert ist, zu Fortschritten führe (also nicht eine Wiederholung und mehr vom selben!).


    Leider wird nach meinen Beobachtungen und Erfahrungen meist schon das erste Ziel nicht beachtet. [Möglicherweise ist mehr als dieses erste Ziel im Rahmen einer Grundschulklasse nicht zu erreichen, das kann ich nicht beurteilen, da ich schon lange nicht mehr in der Grundschule unterrichte, sondern in relativ kleinen Förderschulklassen.]


    Aus diesen Überlegungen heraus würde ich sagen: Fang notfalls ruhig ohne Diagnose "ganz unten" an, z. B. mit dem Erlesen von Silbenteppichen (hab ich grad in www.grundschultreff.de beschrieben).


    Wenn ich Kinder unterschiedlicher Leistungsfähigkeit in einer Gruppe habe, arbeite ich gerne mit Trimemories: zu je einem Bild gibt es ein Verb und einen Satz (Tobi Kopiervorlagen: lachen - Ela lacht den Troll an); die Kinder sammeln Karten aus der einen oder anderen Kategorie; vorher lernen wir die Karten kennen, indem ich jeweils ein Wort als Pantomime darstelle; oft sind scheinbar einfache Begriffe zunächst unklar (heute: "horchen").


    Herzlich, Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

    Einmal editiert, zuletzt von Bablin ()

  • ...Zustimmung an Bablin, sowohl was die Feststellungen betrifft als auch die Förderempfehlung...
    (arbeite nur privat -nicht in der Schule- habe solche Dinge -fortgeschrittenes Lernjahr, Riesenlücken bereits im Lehrstoff 1.Klasse- auch beobachtet).
    Was mich wirklich betroffen macht: Wenn man es früh genug merkt -Aufgabe der Lehrkraft- ist da sehr wohl noch viel zu retten.
    So habe ich derzeit eine das 2.SJ wiederholende Schülerin, die inzwischen im D und M auf Klassenstand ist - im Sommer aber noch über 1 Jahr im Rückstand war mit fortschreitender Neurotisierung/beginnender Schulphobie.
    Ein 5.Klässler, der nach Ansicht seiner KL auf die SS sollte, aber nicht eigentlich "lernschwach" ist... "6" in Rechtschreibung... - nun aber mit Förderung Riesen-Schritte macht (Umschulung auf andere HS außerdem.)


    LG cecilia

  • Meine "Minimaldiagnostik", ;)
    die ich mit jedem KInd einzeln gemacht habe.
    (Dazu hab ich mir die KIndern einzeln für kurze Zeit aus der Klasse geholt)


    Buchstabenkenntnis hab ich immer so überprüft:
    Ich hatte mir ganz viele kleine "Häuser" (nur Quadrat und Dreieck) auf ein Blatt gemalt und darin immer einen Buchstaben (nicht großen und kleinen im gleichen Haus) untergebracht.
    Also z.B. i, A, u, w, o, a, e, d, r, E, h, R , äu, ß, sp usw.
    Das Kind benennt der Reihe nach alle BUchstaben.
    Du notierst dir alle Buchstaben, die es flott und ganz sicher kann, die es nach längerem Überlegen kann und die es garnicht kann.
    Ich hatte dazu eine Tabelle. links von oben nach unten alle Buchstaben, oben drüber die Namen der KInder.


    Sag dem KInd unbedingt, dass es nicht schlimm ist, wenn es Buchstaben nicht kann. Aber du musst halt wissen, welche es nicht kann, damit ihr die besonders üben könnt.


    Dann hab ich mit den Buchstaben, die das Kind sicher benennen kann das Silben- und Wörterlesen überprüft.
    Also 2 Buchstaben zusammenlesen, 3, 4 usw.
    Die Silben hab ich mit dickem Filzstift auf Papier geschrieben.
    bzw. hatte ich ganz einfache Sachen auch vorbereitet auf Kärtchen, von denen ich vermutete, dass sie die meisten Kinder lesen können, z.B. ma, mo, im, am.....

  • ne, die Bücher gab es bei mir nicht in der Schule. War aber zu den damaligen Zeiten noch an der Uni, und da standen alle drei genannten Bücher in der Bibliothek (hab sie mir dann aber ganz schnell gekauft). (Dazu kann ich wieder mal nur empfehlen, die Bücher einfach bei Amazon o.ä. zu bestellen, sich anzusehen und ggf. wieder zurückzusenden).


    Meine "Minimalförderdiagnostik" bestand damals aus ganz vielen ausgeschnittenen Buchstaben, mit denen die Kinder "experimentieren" durften. Einzelne konnten schon mehrere Wörter damit legen, andere suchten sich nur Buchstaben aus, die sie schon kannten.

  • Die einzigen mir bekannten Tests sind der Stolpersteinewörtertest (nomiert für Ende des Schuljahres, fand ich aber nicht so prickend), es gibt von P.May Hamburger Lesetest, kannst du dir auf www.learnline.de herunterladen für die Klasse 1 und ein Lesetest, den habe ich unter Buchempfehlungen eingestellt.


    Die Frage ist wirklich, warum sind die Kinder schwache Leser. In deiner geschilderten Situation kannst du wahrscheinlich nur abwarten und beobachten - wünschenswert wäre wirklich etwas anderes.
    Ich würde für die ersten Stunde Lese-Malblätter (a la Tobi-Fibel, gibt es auch von der pädagogischen Kooperative oder sie sind schnell selber gemacht) bereit halten. Falls du noch Zeit hast, könntest du auch noch Leseröllchen oder Überraschungseierfiguren oder Tiere haben, denen dann ein Pappkärtchen mit gleichem Begriff zugeordnet werden muss.
    Somit könnten die Kinder selber erst einmal lesen und du könntest sie dir einzeln bestellen und erst einmal kurz darauf gucken und eine "Erstdiagnostik" betreiben.
    Falls die Kinder aber noch nicht die Synthese verstanden haben oder noch keine Wörter zusammenschleifen, dann heißt es wirklich Silbenteppiche. Auch mit dem Verschlüsseln und Entschlüsseln von Wörtern mit Hilfe von Anlautbildern habe ich gute Erfahrungen gemacht - die Kinder konnten leichter mit den Anlautbildern im Hintergrund lesen.
    flip

Werbung