Fördern- Üben-Nachhilfe

  • Wir hatten neulich eine Auftaktveranstaltung zum Thema Förderpläne und der Referent stellte diese drei Begriffe gegeneinander.
    Mir wurde klar, im Grunde übe ich nur in der Schule, Förderung findet ganz selten statt (von daher wird mir auch der Sinn von Förderplänen deutlicher). Vielleicht mal ein Gedankenanstoß???
    Beschäftigt mich, weil mein Sohn (ich schrieb an anderer Stelle über seine Zahlen und Buchstabendreher) im Mathetest viele Fehler machte. Schaute ich dahinter, waren es Richtungsfehler (leerer Zahlenstrahl, Vorgänger-Nachfolger wurden umgekehrt bestimmt). Passte wieder zu meiner Einschätzung des Nicht-Krabbelns. Kommt das nächste: Er liest bulme, anstatt Blume. Auftrag seiner Lehrerin: Üben, es wird sich geben???? Sehe ich das vor dem Hintergrund der Fortbildung: Fördern. Fördere ich die Motorik, Wahrnehmung hat das (auch) Auswirkungen auf den Bereich Mathe (der Referent stellte einen Förderdiamanten vor, nachdem sich jeder Förderbereich auf viele andere Bereich auswirkt).


    flip

  • Hallo Elefantenflip,


    ich habe schon an anderer Stelle hier die Bücher "Greifen und Begreifen" und "Flügel und Wurzeln" empfohlen. Ganz sicher werden dir aus diesen Büchern die Zusammenhänge von Motorik, Wahrnehmung und Lernen klar werden. Leider werden meine Empfehlungen hier ignoriert. Auch "Nicht-Lehrer" können doch etwas wissen. Du wirst dein Kind (Auslassen der Krabbelphase und Buchstabendreher) und deine Schulkinder mit Lernproblemen ziemlich sicher in den Büchern beschrieben finden. s. [URL=http://ankewz.bei.t-online,de]http://ankewz.bei.t-online,de[/URL] und http://www.legasthenie.at/aln22/page12.html .


    Auch für Dyskalkulie wirst du hier auch eine Erklärung finden.


    Schöne Grüße
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Zitat

    (...) ich habe schon an anderer Stelle hier die Bücher "Greifen und Begreifen" und "Flügel und Wurzeln" empfohlen. Ganz sicher werden dir aus diesen Büchern die Zusammenhänge von Motorik, Wahrnehmung und Lernen klar werden. Leider werden meine Empfehlungen hier ignoriert. Auch "Nicht-Lehrer" können doch etwas wissen.


    Hallo Erika :)
    Ich finde nicht, dass deine Empfehlungen ignoriert werden. Vielleicht ist es die Art und Weise wie du sie "an den Mann bringen" willst (siehe dein Zitat), die bei einigen Forumsteilnehmern nicht auf Gegenliebe stößt.


    Keiner hat hier je gesagt, dass Nicht-Lehrer nichts wissen!
    Im Gegenteil, viele binden außerschulische Partner, Eltern und Institutionen in ihre Arbeit mit ein.



    Sabi, die heute mit ihrer Klasse und einer handvoll Mütter beim Schlittschuhlaufen war.

  • Hallo Sabi,


    mein Kommentar war nicht böse gemeint, vielleicht habe ich aber etwas emotional reagiert. Es ist wirklich mein Eindruck in diesem Forum, und der deckt sich auch mit meinen Erfahrungen vor Ort mit einigen Lehrern, dass Elternbeiträge nicht erwünscht sind bzw. nicht ernstgenommen werden.


    Was würdest du daraus schließen, wenn nie jemand auf deine Beiträge antwortet bzw. sinngemäß schreibt, dass du wohl im falschen Forum bist, wenn du Situationen nicht aus Sicht der Lehrer siehst? Die Frage, ob ich vielleicht Unsinn schreibe, brauche ich mir nun wirklich nicht zu stellen. Es gibt sogar eine Lehrerin, die ein Buch über den Zusammenhang von Lern- und Verhaltensstörungen mit frühkindlichen Reflexen geschrieben hat, und es gibt Wissenschaftler, die es nachgewiesen haben.


    Trotzdem ist das Thema in Deutschland noch ziemlich unbekannt. Da ich die Verbreitung jedoch sehr wichtig, für einige Kinder lebensnotwendig für eine erfolgreiche Zukunft finde, bin ich hier. Nicht, weil ich meinen Frust loswerden möchte!! Wenn ich keine Hoffnung mehr hätte, Lehrer zu überzeugen, ergäbe die Schreiberei hier für mich keinen Sinn mehr.


    Einen schönen Abend noch!
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Hallo Elefantenflip,


    ich hatte ganz vergessen zu erwähnen, dass ich auch drei Kinder kenne,von denen ich weiß, dass sie die Krabbelphase übersprungen und jetzt Lese- und/oder Rechtschreib/Abschreibprobleme haben.


    Schöne Grüße
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Wenn ich keine Hoffnung mehr hätte, Lehrer zu überzeugen, ergäbe die Schreiberei hier für mich keinen Sinn mehr.


    Erika, es scheint Dir entgangen zu sein, dass wir nichts dagegen haben, dass Du schreibst. Es ist die Art und Weise mit dem anklagenden und vorwurfsvollen und damit auch belehrenden Ton, in der Du häufig schreibst, die bei vielen sauer aufstößt.


    Deine Beiträge werden auch nicht ignoriert, es wird lediglich auch darauf hingewiesen, dass es auch andere Theorien gibt, und außerdem manche Dinge auch gar nicht von Lehrern geleistet werden können.Auf das Thema wurde aber auch in dem anderen Thread ( http://www.lehrerforen.de/oldforum.php?topic=100679764315 ) mehrfach eingegangen.


    Aber ehrlich: Wenn in einem Lehrerforum ein Lehrer andere Lehrer fragt, wie diese mit einer bestimmten Situation, mit einem bestimmten Schüler umgehen würden, muss man (also auch Du) damit rechnen, dass auch tatsächlich aus Lehrersicht geantwortet wird. Das solltest Du dann Lehrern nicht zum Vorwurf machen.

    Bolzbold #5

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    Einmal editiert, zuletzt von jotto-mit-schaf ()

  • Hallo Erika,


    das finde ich ja auch gut, dass du dich für etwas einsetzt und es anderen mitteilst.
    Dass dir die Sache nicht gleichgültig ist, dass wird auch der Grund sein, warum du dann auch emotionaler reagierst. Was schon verständlich ist.


    Nochmal zu diesem Forum: Ich finde hier eigentlich nur engagierte Lehrer die für ziemlich vieles ein offenes Ohr / einen offenen Sinn haben. Denn sonst wären sie ja nicht hier!
    Um für sich und andere nach Lösungen, Erklärungen, Möglichkeiten, usw. für einen besseren Unterricht, bessere Bedingungen für Schüler, usw. zu suchen.


    Lehrern denen das alles egal ist, die findet man nicht nachts (und tags) um zehn hier im Forum. ;)
    Sabi :)

  • Liebe Erika,
    das du dich nicht ernst genommen fühlst, tut mir leid. Ich selber bin natürlich auf deine Hinweise auf die Suche im Netz gegangen und habe mich informiert (die empfohlenen Bücher besorge ich mir im Moment). Sogar bei einigen, mir bekannten Lerntherapeuten habe ich mich umgehört, um mir ein Bild zu machen.
    In meiner Berufstätigkeit habe ich gelernt, dass es nie d i e Methode gibt, sondern, dass es verschiedene Therapiemöglichkeiten gibt, für die es jeweils Vor- und Nachteile gibt. ZB. hängt es oft davon ab, welche Therapeuten am Ort gibt, wie die Kooperation klappt, wie aufgeschlossen die jeweiligen Eltern einer Therapie gegenüber sind, ob der Ansatz zum Erziehungsstil passt.....
    Du hast mit der INPP Methode gute Erfahrungen gemacht und deswegen ist es auch gut, auf sie aufmerksam zu machen.
    Vorher hast du mit deinem Kind anscheinend einen langen Leidensweg gehabt - die negativen Erfahrungen scheinst du auf alle Lehrer zu übertragen.
    Es gibt aber auch viele, viele Lehrer, die sich viele, viele Gedanken machen, sich fortbilden und tun und tun. Trotzdem werden sie von vielen Seiten angeschossen und jeder meint zu meinen, wie man es besser machen kann. Gerade hier im Forum wimmelt es nur so von Leuten, die sich Gedanken machen - das Forum ist eine wichtige Austauschplattform für mich geworden und ich meine das aus den ganzen Threats die wir gemeinsam hatten, beurteilen zu können.
    Ich selber fühle mich oft angegriffen durch solche allgemeinen Übertragungen, lerne aber immer mehr, einfach nicht mehr darauf zu reagieren, und das habe ich auch gemacht, indem ich auf deinen Threat nicht geantwortet habe. Unterschwellig scheint für mich schon ein ziemlicher Affront gegen Lehrer durch. Das ist bei mir reiner Selbstschutz geworden.


    Ich erzähle dir einen Fall, den ich gerade in meinem Unterricht habe. Ein sehr, sehr auffälliger Schüler, bricht immer sofort in Tränen aus, sobald er etwas machen soll und ich nicht neben ihm sitze. Die ganze Zeit habe ich das Gefühl, er versucht auf diese Weise auf sich aufmerksam zu machen und dass er zu Hause großen Problemen ausgesetzt ist. Seit einer Woche weiß ich, dass die Eltern sich gerade trennen (du darfst es meiner Mama nicht erzählen, ich darf es nicht sagen). Ich weiß nicht, was wird, Mama schläft nicht mehr bei uns, sie hat mir erzählt, dass sie Papa nicht mehr lieb hat. Ich frage: "Hat Papa auch mit dir gesprochen?" Kind: "Ich habe ihm das erzählt, da hat er herumgeschrien und total laut geweint".
    Vor zwei Wochen ahnte ich so etwas schon, denn er fragte Wochen eine Bastelmutter, "Kannst du mir erklären, ich verstehe überhaupt nicht, warum Mama nie da ist".


    Auf dem Elternsprechtag wurde gar nichts erwähnt, also habe ich Wort gehalten und auch den Eltern, die als Einheit auftraten (vorher waren sie nie beide erschienen), nichts berichtet. Sofort, wenn diese Eltern ein Fehlverhalten meinerseits beobachten, bekomme ich Nachricht, ein einfacher Hinweis wäre doch auch fair, oder?
    Das gleiche Kind schrie mitten in einer Phase, in der alle in ihre Arbeit vertieft waren ein anderes Kidn mit "du Arschwixer" an. Darauf hin habe ich mir das Merkheft geben lassen und die Situation beschrieben und die Eltern einfach gebeten, mit ihrem Kind das Wort zu besprechen (diese Reaktion habe ich den Kindern vor einem halben Jahr bei einem ähnlichen Vorfall erklärt).
    Gestern bekam ich eine Seite Elternbrief zurück. Der Vater hätte im übrigen keine Lust, mit seinem Sohn über solche Dinge zu reden, wenn ich nicht in der Lage wäre, meinen pädagogischen Pflichten nachzukommen, um die Situation zu klären (vorangegangen war eine leiser verbaler Streit zwischen zwei Schülern). Der gleiche Vater hat mir auf dem Elternsprechtag erklärt, ich solle seinen Sohn von dem Sitznachbarn wegsetzen, weil das ein Türke sei, der seinem Sohn zu viele Schimpfwörter beibringen würde.
    Was habe ich gemacht? Eine Bemerkung zurückgeschrieben, dass der Vater mich wohl falsch verstanden hätte, was wohl daran läge, dass ich davon ausgegangen sei, dass meine Reaktion in seinem Sinne wäre und dass ich es wichtig finde, dass wir an einem Strang ziehen und dass ich gerne mit ihm einen Austausch haben möchte und ihnen erklären möchte, warum ich diese Mitteilung schrieb.
    Dieses sollte heute sein. Heute sagte der Junge mir (nachdem ich extra meine Tagesmutter länger bestellt hatte), der Vater könne nicht kommen, die Mutter auch nicht. Die Eltern haben keine Veranlassung gesehen, ich telefonisch zu informieren, dass sie nicht können, mir eine kurze Mitteilung zu schreiben o.ä. .
    Nur eine Situation von vielen ....
    Ich als Elternteil würde es so wollen, dass ich über solche Ausdrücke informiert würde, dann könnte ich dagegen kämpfen. Ich hätte auch nicht gerne, dass die Lehrerin meines Sohnes diese Begriffe erklärt. Gerade in der zweiten Klasse weiß ich nicht, ob das Kind schon aufgeklärt ist, ob die Eltern das überhaupt wollen - würde ich den Begriff erklären, würde ich das tun müssen.


    flip

  • Conni:
    Ganz kurz gesagt:
    Ich denke, wir üben auch im Förderunterricht fast nur - wir festigen das Gelernte, indem wir es durch verstärktes Übungsangebot eben einüben.


    Nachhilfe heißt, wenn Lernlücken aufgetreten sind (durch Fehlzeiten, private Probleme) wird der Lernstoff noch einmal durchgegangen, aufgearbeitet, aufgeholt.


    Fördern setzt dagegen tiefer an. Versuchen zu ergründen, was die Ursache für das Nicht-Verstehen ist. Wenn mein Sohn Probleme hat, Zahlen am Zahlenstrahl darzustellen, Ziffern tauscht, bulme statt blume liest, dann heißt das, das er u.U. Probleme in der Wahrnehmung/Lateralität haben könnte. Wenn ich dort ansetze, werden automatisch auch die Schwächen beim Lösen von Aufgaben mit linearer Darstellung verschwinden.


    Z.B. in der Eingangsphase wäre wichtig, die Lernausgangslage zu bestimmen und festzustellen, ob die Kinder Vorstellungen im pränumerischen Bereich haben.
    Kinder, die noch nicht die eins zu eins Zuordnung verstanden haben, keine Idee von der Invarianz der Menge haben (Umschüttversuche) haben keine Schnitte, wenn sie dann gleich möglichst noch den ganzen ZAhlenraum bis 20 präsentiert bekommen. Ein Vorkurs wäre angebracht.
    flip

  • Hallo Flip,


    Zitat

    Probleme in der Wahrnehmung/Lateralität haben könnte. Wenn ich dort ansetze,


    Hast du denn schon eine Plan, wie du ansetzen willst? Ich habe nämlich in meinem Ersten gleich mehrere Kandidaten mit ähnlichem Problem und wälze jetzt schon seit Wochen Bücher, um Übungen zu finden, die ich mit diesen Kindern machen könnte. Aber irgendwie habe ich noch nichts Handfestes und von mir als "Laien" Durchführbares gefunden. Gerne würde ich auch den Eltern der betroffenen Kinder Übungen für zuhause nennen können. Ich wäre sehr dankbar für Tipps!
    LG
    RR

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

    Einmal editiert, zuletzt von Ronja ()

  • Hallo Elefantenflip,


    erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, mir so ausführlich zu antworten. Soweit ich mich erinnere, habe ich von dir auch hier nur, für mein Verständnis, ganz vernünftige Beiträge gelesen.


    Ich möchte es noch einmal betonen, dass ich keine schlechte Meinung von Lehrern habe. Während des 1. Schuljahres meines Großen war ich davon überzeugt, dass er eine gute Lehrerin hatte, an Elternabenden habe ich mich (damals Elternvertreterin) auch lobend über sie geäußert. Die Lehrer handeln sicher alle nach bestem Wissen und in bester Absicht. Ich habe ich persönlich nie "Streitgespäche" mit Lehrern meiner Kinder geführt und immer betont, dass ich Verständnis für gewisse Reaktionen der Lehrer habe. Immer habe ich das persönliche Gespäch gesucht, anstatt Nachrichten zu schreiben. Die Lehrer haben uns Eltern gegenüber auch geäußert, dass sie die Verhaltensauffälligkeiten unseres Sohnes nicht auf Fehler in unserer Erziehung zurückführen (obwohl wir uns nicht davon freisprechen möchten, denn gerade bei einem lern- und/oder verhaltensauffälligem Kind passieren auch leicht Erziehungsfehler). Die Lehrer wurden von mir mit entsprechender (kopierter) Fachliteratur versorgt, die sie auch immer kooperativ entgegen genommen haben. Wir haben auch ein Gespräch mit den Lehrern zusammen mit unserer neurophysiologischen Therapeutin (die wir auch dafür bezahlen mussten) geführt. Die Lehrer haben auch betont, dass sie nach den Informationen ganz anders mit unserem Sohn umgehen könnten.


    Jedoch waren sie damit scheinbar überfordert und haben ganz gravierende Fehler gemacht, weil sie sein "Nichtkönnen" weiterhin mit "Nichtwollen" verwechselt haben. Wie auf dem Fußballplatz verteilten sie gelbe und rote Karten. Bei roten Karten wurde mein Sohn vor die Tür gesetzt, für ein Verhalten, dass er nicht beeinflussen konnte (da vom Hirnstamm ohne Kontrollmöglichkeit ausgelöst). Ergebnis war, dass mein Sohn psychisch am Ende war.


    Mein kleiner Sohn (Einschulung als Kann-Kind, aber 6 Jahre alt bei der Einschulung) wurde von der gleichen Schule fünf Wochen nach der Einschulung wegen angeblicher körperlicher und emotionaler Überforderung als schulunfähig angesehen, was wir Eltern nicht nachvollziehen konnten.


    Jetzt besuchen beide eine andere Schule, die nicht so extrem mit den Kindern umgeht. Es geht ihnen gut. Sie sind zufrieden und erfolgreich. Von extremer Verhaltensauffälligkeit bei dem Großen und körperlicher bzw. emotionaler Überlastung bei dem Kleinen ist absolut nicht mehr die Rede (vor ca. 15 Monaten habe ich sie umgeschult). Jedoch auch an der neuen Schule muss ich feststellen, dass die Lehrer, die wirklich verantwortungsbewusst und engagiert sind, aufgrund ihrer nicht vorhandenen Kenntnisse ein "Nichtkönnen" nicht vom "Nichtwollen" unterscheiden können. Leider ist es so, dass sie aber fest davon überzeugt sind, dass sie es können (wie auch hier im Forum sehr verbreitet).


    Meine Überzeugung, dass Lehrer zu wenig Wissen in bestimmten Bereichen haben, ist kein Affront gegen Lehrer. Die Lehrer sehen es nur so, weil sie sich nicht eingestehen möchten, dass sie zu wenig Wissen z. B. auf dem Gebiet der kindlichen Entwicklung haben. Die Lehrer sind grundsätzlich nicht verantwortlich für ihre Ausbildung, daher brauchen sie sich auch nicht angegriffen zu fühlen. Vielleicht besteht aber die Möglichkeit, dass die Lehrer mithelfen, eine umfassendere Aus- bzw. Fortbildung zu erhalten. Eventuell gibt es auch Lehrer, die ihre Fortbildung selbst finanzieren möchten. In der freien Wirtschaft ist das üblich, denn sonst droht Arbeitslosigkeit.


    Zu deinem geschilderten Fall kann ich mich nicht so richtig aüßern, weil ich dafür zu wenig weiß. Ist der Schüler erst seit der Trennungsgeschichte auffällig? Gibt es auch Lernauffälligkeiten? Warum reagieren die Eltern so? Ich kenne auch Eltern, die nicht einsehen wollen, dass ihr Kind eine Therapie braucht. Auch kenne ich Eltern, die ihre Kinder vor den Fernsehern, Computern und gameboys"verwahrlosen lassen", weil sie nicht wissen, dass es ihren Kindern schadet. Die meisten, die ich kenne, tun es aber nicht. Ich kann auch verstehen, wenn Eltern der Meinung sind, dass die Schulen dafür verantwortlich sind, dass auch Kinder mit Lern- und oder Verhaltensstörungen individuell gefördert werden müssen.


    Immerhin ist das im Schulamtsbezirk Wetzlar möglich und auch in Finnland erhalten diese Kinder Unterstützung durch die Schule.


    Eltern und Lehrer sollten aufhören, sich gegenseitig die Schuld für das Versagen der Kinder in die Schuhe zu schieben. Beide Seiten werden in den Medien schlecht gemacht. Sie sollten stattdessen zusammen versuchen, die wirklichen Gründe herauszufinden und gegenseitig voneinander lernen wollen.


    Einen schönen Abend noch!
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Liebe Erika,
    Du schreibst, dass in der freien Wirtschaft eigenbezahlte Fortbildungen üblich sind. Ich kenne da andere Seiten. Mein Mann wird zu vielen, sehr teuren Fortbildungen geschickt, die viel Geld kosten. Ich glaube nicht, dass sich viele Leute freiwillig zu Fortbildungen melden, die sie in ihrer Freizeit machen und für die sie privates Geld einzahlen, wenn sich daraus keine Aufstiegschancen ergeben. Trotzdem tun es viele Lehrer, weil sie sich mit ihrer Ausbildung nicht wohl fühlen.
    Ich selber bilde mich sehr fort, alles in meiner Freizeit und mit eigenem Geld. Auch alle Arbeitsmaterialien habe ich gekauft, das sind Unsummen. Das Finanzamt fragte sogar nach, ob das wirklich so sein könnte. Ich kenne ganz viele Kollegen, bei denen es genauso ist.
    Damit du vielleicht auch die Lehrerseite etwas besser verstehen kannst:
    Frage mal an der Schule deiner Kinder nach, wie viel Geld für Fortbildungen zur Verfügung stehen, wie viel Material im Klassenraum die Lehrer selber angeschafft haben, wie viele Kopiervorlagen privat angeschafft werden, du wirst staunen...
    Meine Eltern waren jedenfalls sehr überrascht. Auch überrascht darüber, dass ich die Klassenfahrt aus eigener Klasse bezahle und dafür sogar noch Überstunden mache, die nicht bezahlt werden und das bei halber Stelle.


    Lege mir das, was ich schreibe nicht als jammern aus. Ich habe mir die Arbeit so ausgesucht. Ich erarbeite mir aber auch im Moment ein anderes Standbein, damit ich vielleicht sagen kann, ich höre auf, wenn das kommt, was Heike z.B. in ihrem Beitrag geschrieben hat. Normalerweise versuche ich auf Beiträge, die über Lehrer urteilen, obwohl sie sich überhaupt nicht mit der Ausbildung, die sie angeboten bekommen, mit den sächlichen und ursächlichen Mitteln auseinandersetzen, sondern pauschalieren, nicht zu reagieren. Das kostet mich unsäglich viel Kraft, aber dein Beitrag richtet sich ja konkret an mich, deswegen will ich dir auch antworten.
    Ich selber wäre dafür, eine Stechuhr einzuführen, in der Schule einen Arbeitsplatz zu bekommen, mit Literatur und PC, so dass der Bereich Schule /Privatleben viel deutlicher getrennt wäre. Wahrscheinlich könnte ich so alle drei Jahre ein Sabbatjahr einrichten, weil ich Überstunden abfeiere. Ich denke, dass das gerade deswegen nicht eingeführt wird.
    In Finnland oder Schweden herrschen ganz andere Bedingungen, da ist die Aufgabe der Lehrer, die Arbeitszeit viel besser umrissen und wird erfasst.
    Für die Bedingungen hier in Deutschland sind nicht wir Lehrer verantwortlich - wir müssen lediglich damit klar kommen und sind für viele die Bu-Männer und Buh-Frauen, weil jeder meint, über den Beruf des Lehrers Bescheid zu wissen. Ich habe viele Freundinnen, die Partner außerhalb des Lehrerberufs haben. Allesamt sagen, so etwas haben sie sich unter unserem Beruf nicht vorgestellt. Manch eine Beziehung ist schon unter den Belastungen zerbrochen.
    Um die Situation deiner Kinder zu verbessern, kann dir nur ans Herz legen, schließe dich mit anderen betroffenen Eltern zusammen und kämpfe dort für bessere Bedingungen. Am besten aber an einem Ort, wo sie letztendlich verantwortet werden. Ihr Eltern habt die Mehrheit und könnt bei Politikern viel mehr Einfluss nehmen als wir Lehrer. Erkundige dich mal, welches Fortbildungsbudjet an der Schule zur Verfügung steht und dann mache mal eine Anfrage an das zuständige Kultusministerium.
    Flip

  • Hallo Elefantenflip,


    eine Freundin von mir ist Lehrerin am Gymnasium. Ich weiß sehr wohl, dass Ihr nichts an Fortbildung bezahlt bekommt. Auch bin ich darüber informiert, dass Ihr mit Erstellen von Lernplänen, "SchulTÜV", Vergleichsarbeiten usw. immer mehr unter Druck gesetzt werdet und nichts an die Hand bekommt, wie Ihr etwas verbessern könnt. Mir ist auch bekannt, dass kein oder kaum Geld für Arbeitsmaterialien zur Verfügung steht. In der alten Schule meiner Kinder wurde sogar von den Eltern "Kopiergeld" eingesammelt. Es gibt auch Lehrer, die noch Kopiervorlagen mit alter Rechtschreibung verteilen (das habe ich in den letzten 4 Wochen 3 x erlebt). Den Kindern werden dann aber die Fehler, die sie dadurch gemacht haben, angestrichen.


    Ich bin davon überzeugt, dass du und viele andere Lehrer sehr engagiert sind und euer Beruf wirklich kein Zuckerschlecken ist. Mir ist auch klar, dass in Finnland ganz andere Bedingungen herrschen.


    Genau die Bedingungen sind es, um die Eltern und Lehrer gemeinsam kämpfen sollten.


    Leider muss ich und auch andere Eltern, die sich mit kindlicher Entwicklung auskennen, immer wieder die Erfahrung machen, dass Lehrer glauben, besser beurteilen zu können, warum die Kinder nicht "normgerecht" funktionieren. Viele Lehrer wollen einfach nichts dazu lernen (fühle dich bitte nicht wieder persönlich angegriffen, denn ich habe geschrieben viele und nicht alle). Trotz allem Verständnis für die Lehrer können wir Eltern jedoch nicht zulassen, dass unsere Kinder psychisch leiden. Die erste Anlaufstelle sind da nun mal die Lehrer. Wenn mein Auto kaputt ist, wende ich mich auch nicht gleich an den Hersteller.


    Solange viele Lehrer der Überzeugung sind, dass sie genug Wissen haben, mit Lern- und Verhaltensauffälligkeiten richtig umgehen zu können, wird sich auch nichts ändern. Auch viele Eltern sind schwer zu überzeugen. Dafür wären Vorträge z.B. von Dorothea Beigel wichtig. Wenn ich aber die Lehrer nicht von der Notwendigkeit überzeugen kann, wird es auch keine Vorträge geben, um die Eltern zu überzeugen. Auch Eltern können Politiker nicht überzeugen, wenn die Lehrer die Probleme bei den Kindern anders beurteilen.


    Das Schulamt, das Kultusministerium, die Bundesregierung und viele andere Stellen habe ich bereits im April 2004 angeschrieben. Das Schulamt hat gar nicht geantwortet, das Kultusministerium hat sinngemäß geantwortet, dass es sich an geeigneter Stelle um mehr Professionalität in der Lehrerschaft bemühen werde. Die Bundesregierung hat ausführlicher geantwortet und betont, dass die individuelle Förderung der Kinder ein zentrales Anliegen der Bundesregierung sei, die Lehrerausbildung liege aber in der Zuständigkeit der Länder. Einige Links wurden angegeben, aus denen ersichtlich sein sollte, was von Seiten der Regierung schon alles getan werde.


    Leider habe ich den Eindruck, dass dort alle ziemlich im Dunkeln tappen.


    Wichtig ist es m.E., dass Lehrer und Eltern sich einig sind und gemeinsam versuchen, etwas zu verändern, und zwar für die Kinder und die Lehrer.


    Ein erster Schritt ist die Verbreitung von Kenntnissen über die Auswirkungen von kindlichen Entwicklungsstörungen.


    Einen schönen Abend noch!
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Hallo Erika,
    ich kann gut verstehen, dass du um dein Kind wie eine Löwin kämpft - und das ist gut so.


    Einer Meinung sind wir darin, dass es wichtig ist zu fragen, warum sich ein Kind so und nicht anders verhält. Dafür gibt es viele Gründe. Ein Erklärungsansatz, den du hier vertrittst, ist gewiss, die Nicht - Unterdrückung von Reflexen (persistierende Reflexe). Es gibt aber auch noch viele andere Erklärungsansätze und Einschätzungen, und viele andere Therapieansätze haben bestimmt auch ihre Berechtigung.


    Von dir habe ich von einem weiteren Therapieansatz gehört, der mir bis dato eben noch nicht bekannt war und in den ich mich etwas hineinarbeite um zu entscheiden, ob ich ihn in meine tägliche Praxis hineinnehmen kann. Ob das möglich sein wird, kann nur ich entscheiden, denn von außen sehen manche schulische Begebenheiten vielleicht ganz easy aus, in der Praxis mit 30 Schülern sind sie dann doch nicht machbar.
    Von daher kann ich nur unterschreiben, dass Lehrer und Eltern um bessere Bedingungen kämpfen müssen. Ich kann nur sagen, dass mir im Moment die Kraft dafür fehlt. Ich schaffe meinen Schulalltag, meine Vorbereitungen und Fortbildungen, zu mehr bin ich nicht in der Lage. Vielleicht wird auf höheren Ebenen auch darauf spekuliert....????


    Was mir bei deinen Argumentationen aufstößt, ist die Art und Weise, wie du auf deinen Erklärungsansatz aufmerksam machst - sehr vehement, dogmatisch, so dass es auf mich häufiger schon verletzend wirkte. Vielleicht macht deswegen so mancher die Ohren zu und hört nicht auf deine guten Erfahrungen mit InPP?
    flip

  • Zitat

    Wenn ich aber die Lehrer nicht von der Notwendigkeit überzeugen kann, wird es auch keine Vorträge geben, um die Eltern zu überzeugen.


    Bei uns organisiert der Schulelternrat regelmäßig Vorträge (ca. 1 pro Halbjahr). Die Themen werden auch dort beschlossen. Und es gehen sogar Leute hin ;)

  • Hallo
    Rena, meine Kinder besuchen eine kleine Dorfschule. Die meisten Eltern vertrauen den Lehrern. Ich habe sehr zurückhaltend versucht, die Schulleiterin, die auch gleichzeitig Klassenlehrerin meines Sohnes ist, über die Ursachen der Auffälligkeiten meines Sohnes zu informieren. Daraufhin hat sie die Schulärztin befragt. Sie ist weiterhin von Ritalin und Verhaltenstherapie überzeugt, weil sie damit gute Erfahungen gemacht hat. Der Klassenlehrerin meines Kleinen habe ich das Buch "Flügel und Wurzeln" geschenkt. Bisher hat sie sich nicht dazu geäußert. Meinen Kindern geht es zurzeit dort ganz gut. Ich sehe nur viele andere Kinder, denen geholfen werden müsste. Ich möchte mich bei der Schulleiterin und den Lehrern nicht unbeliebt machen, in dem ich versuche, Eltern von anderen Therapien/Förderungen zu überzeugen. Denn dann befürchte ich, dass meine Kinder durch ihre "aufmüpfige Mutter" in der Schule zu leiden haben. Den Weg über die Lehrer halte ich für sinnvoller.


    @Flip Sicher haben auch andere Therapien/Förderansätze ihre Berechtigung, manche mehr und andere weniger. Wichtig ist m.E. an den "Wurzeln" anzusetzen. Einige Therapien setzen an den Symptomen an und stoßen oft an ihre Grenzen. Zum Beispiel kann Logopädie nur bedingt helfen, wenn die Hörverarbeitung nicht richtig funktioniert. Krankengymnastik und Ergotherapie helfen dabei, die Bahnung und Stimulation der Halte-, Stell- und Gleichgewichtsreaktionen anzustreben, aber die ebenfalls bedeutsame Ausreifung der frühkindlichen Reflexe bleibt unberücksichtigt. Bei vielen Kindern reicht das eben nicht. Legasthenietraining, z. B. bei der VHS hilft auch bedingt, jedoch wenn z.B. Gleichgewicht, Seh- und Hörverarbeitung nicht richtig funktionieren, stößt man hier auch ganz schnell an gewisse Grenzen. Eine Verhaltenstherapie z.B. wird bedingt helfen, jedoch kann sie nicht den Moro-Reflex, der ohne Kontrolle vom Hirnstamm ausgelöst wird, außer Kraft setzen.


    Meinst du das Warnke-Verfahren, worüber du dich näher informieren wirst? Das ist sicher eine gute Sache; ich bin sehr überzeugt davon. Allerdings geht es dabei eben nur um eine Verbesserung der Hörverarbeitung, die aber bei vielen Kindern von großer Bedeutung ist. Kinder, die von Entwicklungsstörungen betroffen sind, haben allerdings meistens Störungen in mehreren Bereichen (Hören/Sehen/Gleichgewicht/Propriozeption).


    Freundliche Grüße
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

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