Lesen durch Schreiben - was für Material??

  • Hallo, nach den Sommerferien bekomme ich auch ein erstes Schuljahr, und ich habe den Elternanteil von 18 Euro zur Verfügung, um Material für Deutsch anzuschaffen. An der Schule wird mit der Reichen-Methode gearbeitet, aber ich habe keine Idee, was ich von den 18 Euro pro Kind anschaffen soll. Spontan würde ich sagen einen Druckschriftlehrgang und einen Leselehrgang sowie Lesemalblätter, aber steht das dann nicht im Widerspruch zu der Reichen-Methode? Wer hat eine Idee und kann mir helfen? Gruß Jule

  • Hallo Jule,
    wird denn konsequent nach Reichen gearbeitet? Oft sind es doch so Mischformen. Lesemalblätter finde ich auf jeden Fall gut; ansonsten würde ich dir raten, doch mal die Lehrer der jetzigen ersten Klassen zu fragen, was die benutzt haben.
    Gruß
    Britta

    • Offizieller Beitrag

    Hi Jule,


    hab ich dich richtig verstanden: Mit 18 Euro sollen ALLE Materialien gestellt werden? ALLES? Es kommt nichts mehr von der Schule dazu?
    Allein das Lara-Heft (quasi das was die Kids durch den Lehrgang begleitet, wie in andern Lehrgängen die Fibel eben) kostet 17 Euro.... 8o


    Vielleicht hab ich das einfach nur falsch verstanden...


    Conni
    PS: Schau mal unter http://www.heinevetter-verlag.de/ die vertreiben die offiziellen Reichen-Materialien.

  • Hallo, danke für die Antworten! Also es ist so, dass pro Kind 18 Euro zur Verfügung stehen, d.h. insgesamt 450 Euro. Ich habe mal nachgefragt - an der Schule wurde bisher mit "Lara" gearbeitet (das kenne ich gar nicht! Wer kann denn mal kurz erläutern, was das ist?), und einige Lehrer haben auch mit Sommer-Stumpenhorst gearbeitet (Richtig schreiben von Anfang an). Wie letzteres funktionieren soll, weiß ich auch nicht so recht - ich kenne das Konzept nur von den Klassen 3 und 4, zumal es bei Stumpenhorst doch auch eher um das Rechtschreiben geht, oder sehe ich das falsch? Bisher jedenfalls habe ich immer ohne Fibel gearbeitet, dafür aber mit Anlauttabelle und Leselehrgang - aber das kann ich bei der Reichen-Methode wohl vergessen. In einer Veranstaltung an der Uni habe ich Reichen mal kennen gelernt - leider ist das schon ein paar Jährchen her - aber so dunkel erinnere ich mich daran, dass er sagte: "Legen Sie den Kindern die Anlauttabelle auf die Fensterbank, dann arbeiten die von alleine! Zusätzliches Material braucht man nicht, es geht nur um das Schreiben, Schreiben, Schreiben"...
    Gruß Jule

  • Wenn Herr Reichen das so gesagt hat (und das wird er wohl), dann will ich mal hoffen, dass er dabei auch die Kinder mit einer anderen Sprache als Deutsch bedacht hat, sowie Kinder, die Mundart sprechen. Mir ist immer nämlich immer noch nicht klar, wie REICHEN bei diesen Kindern funktionieren kann...
    Und dann denke ich an F.Vester und sein Buch "Denken,Lernen, Vergessen"......(wie Lernen funktioniert...) und an ADS-Kinder z.B., die Orientierung und Struktur benötigen..., weil sonst das, was sie heute lernten, morgen schon wieder vergessen ist.
    ...............................................................
    Unvergesslich mir ein Elternabend in einem 3.SJ, wo nach zwei Jahren REICHEN den Eltern dann eröffnet wurde (neue Deutschlehrerin), zukünftig müssten die Kinder herkömmliche Diktate schreiben mit normaler Bewertung (d.h. möglichst ohne Fehler) und gescheiter Schrift... Resultat war dann erstmal, dass die ersten Klassendiktate sämtlichst nicht gewertet werden konnten, da weit über 50% der Kinder hätten eine "5" oder "6" bekommen müssen (kein Krisengebiet sondern eine dörfliche Schule mit überwiegend funktionierenden Elternhäusern)


    LG Cecilia

    • Offizieller Beitrag

    Zu Lara:
    Lara ist eine Identifikationsfigur. Sie kommt in die Schule und die Kinder durchleben mit ihr ein Schuljahr. Es gibt dazu verschiedene Geschichten, die in einem Heft stehen und von der Lehrerin vorgelesen bzw. erzählt werden. Dazu haben die Kinder ihr Heft, dort ist ein Bild zur Geschichte drin. Es gibt dann ein 3. Heft mit Anregungen für die Lehrerin. Dort gibt es ein Gedächtnistraining, da müssen die Kinder Fragen zur Geschichte mit "ja" bzw. "nein" beantworten, dazu gibts am Schülerheft hinten eine Selbstkontrollmöglichkeit.
    Setzt sehr hohes Konzentrations- und Merkvermögen voraus. Haben bei uns aber viele Kinder innerhalb der ersten Monate gelernt, fast alles richtig zu beantworten, aber eben die ADHSler eher nicht.
    Es gibt dann noch im Schülerheft am Rand bunte Punkte, da sollen Buntepunktereihen von den Schülern vervollständigt werden: rot-gelb-rot-gelb... oder rot-gelb-grün-rot-gelb-grün oder so.
    Und es gibt Aufgaben zum Bild, oft müssen Kinder da was einkreisen, einzeichnen, zählen, Laras Freunde auf dem Bild suchen, die Namen ihrer Puppen benennen und so.
    Unter dem Bild sind jeweils 2 oder 3 einfache Linien, da kann man wohl was drauf schreiben. (Wurde bei uns nicht gemacht.)
    Zusätzlich gibt es Kopiervorlagen für Arbeitsblätter, die dann im "Werkstattunterricht" (hat mit Lernwerkstatt nicht viel zu tun, sondern mehr mit Planarbeit bzw. Angebotsunterricht) bearbeitet werden können. (Gabs bei uns an der Schule aber auch nicht.) Desweiteren stehen eigentlich dann genügend Lernspiele und -materialien zur Verfügung. Leider sind die beim Heinevetterverlag so teuer, dass wohl nicht jede Schule sich das leisten kann.



    Bei uns wurde das Ganze (also die Reichensachen die vorhanden sind) durch einen Druckschriftlehrgang mit einzelnen Leseübungen ergänzt. In der Hoffnung, dass die Kinder den richtigen Schreibablauf der Buchstaben lernen, ist nur teilweise gelungen.


    Was beim Reichenlehrgang auch viel gemacht wird, ist das Zergliedern der gesprochenen Sprache, also auditive Analyse. Die Kinder müssen Anlaute hören, später Endlaute, am Schluss die Binnenlaute. Danach sollen sie schreiben. Problematisch ist, dass das manchen Kindern sehr sehr schwer fällt. Und wer das nicht kann, kann im Reichenlehrgang auch nicht eigenständig schreiben.


    Gruß,
    Conni

  • Danke für die ausführliche Antwort... Habe gerade auf der Internet-Seite vom Heinevetter-Verlag nachgesehen, also das Material ist ja schon ziemlich teuer... Und allein wenn jedes Kind dieses Lara-Buch haben muss, dann ist der Elternanteil schon ausgegeben. Klingt einleuchtend, mit den ADS-Kindern. Tja, ich weiß auch nicht so recht, wie ich das Ganze angehen soll - also am besten die Reichen-Methode und zusätzlich noch jeden einzelnen Buchstaben einführen, so im Sinne von Buchstabentagen? Werde an der Schule nochmal nachhören, wie genau ich das machen soll. Lieben Dank erstmal für die Antworten! Gruß Jule

  • hallo jule
    jetzt misch ich mich mal wieder ein.
    ich hab lern- und arbeitsmaterial für den schreib- und lese-anfang entwickelt. das heft mit kopiervorlagen ist nicht teuer (beim aol-verlag). die blätter müssen nicht erklärt werden. kinder können damit schnell oder langsam sein.
    und wenn es verwicklungen geben sollte, kannst du mich immer fragen.
    schau mal auf meiner website. da siehst du die komplette dokumentation von drei schuljahren.
    und das ganze ist stressfrei und funktioniert wirklich.
    herzliche grüße
    rolf robischon

  • huhu,


    habe schon darauf gewartet, dass rolf sich zu wort meldet...
    ich denke auch, dass du erst einmal dein kollegium fragen solltest. ich wollte nächstes schuljahr "andere" wege gehen, wird aber nicht geduldet...


    lg,
    grundschullehrerin

  • und schon melde ich mich wieder.
    du wolltest "andere" wege gehen? das kollegium duldet das nicht?
    du hast pädagogische freiheit.
    was du für pädagogisch sinnvoll hältst, hat vor jedem verwaltungsgericht bestand.
    LERNEN kommt aus dem indogermanischen und bedeutet
    "seiner spur folgen".
    seiner eigenen!

  • lieber rolf,


    ich habe schon wieder auf deine meinung gewartet...


    das problem ist folgendes:
    unsere schule ist eineinhalbzügig, wir haben drei jahrgangsübergreifende klassen. die kollegin, zu der die schüler wechseln, nachdem sie in meiner klasse waren, macht zur zeit mit mir zusammen das montessori-diplom. in meine klasse kommen die kinder, die vorher im montessori-kinderhaus waren, so dass wir inoffiziell schon einen montessori-zweig haben. haben wir natürlich nicht wirklich.
    damit die eltern nicht denken, dass in unseren klassen anders (und besser) gelernt wird, sollen wir den "gleichen" weg gehen wie die anderen...
    ich kann die bedenken des schulleiters verstehen, auch wenn ich die konsequenzen nur ungerne hinnehme...


    lg,
    grundschullehrerin

  • oh diese "bedenkenträger"


    also sucht euch verbündete. bei den kindern habt ihr sie sowieso. unter den eltern? die müssen gründlich informiert werden. auch von anderen seiten her. weis doch auf meine website hin. gib ihnen literaturlisten. (brauchst du solche angaben?)
    lass dich von schulräten unterstützen.
    ich war mal in wuppertal/Remscheid/solingen und hatte mit einer aufgeschlossenen schulrätin zu tun. nach meinem vortrag meinte eine junge lehrerin: es gefällt mir was er sagt aber ich hab angst.
    da versichterte ihr die schulrätin dass sie ihr beisteht.
    sowas gibts.
    freiheit muss leider immer erkämpft werden.
    immer stehen dabei ängstliche, vorsichtige, "nachdenkliche", zögernde im weg und sagen: ja aber....

  • lieber rolf,


    du sprichst mir aus der seele.
    deine bücher habe ich zum teil privat, zum teil in der lehrerbücherei (auf meinen wunsch hin).
    die eltern meiner schüler und schülerinnen sind sehr engagiert, haben am elternabend schon gefragt, ob und wie sie helfen / spenden können. spenden darf ich mittlerweile auch nicht annehmen, da unsere klassen dann besser ausgestattet wären als die parallelklassen, hilfe habe ich jedoch nicht abgelehnt...
    eine mutter ist diplom-pädagogin und lernberaterin, eine andere logopädin. diese beiden haben im kinderhaus bereits die phonologische bewusstheit der kinder erfasst und geschult. eine andere mutter, ebenfalls pädagogin, hat für das kinderhaus verschiedene materialien entwickelt und hergestellt. mal sehen, wie ich die eltern mobilisieren kann, ohne den unmut des schulleiters zu ernten...


    unsere schulrätin ist weniger aufgeschlossen - seit ich einmal "aufmüpfig" war, habe ich von ihr keine unterstützung zu erwarten...


    so, werde mich jetzt mal wieder an die zeugnisse setzen...


    so long,
    grundschullehrerin

  • Ich arbeite nicht konsequent nach Reichen, sondern aus einem Mischmasch - m.E. hat es in der Geschcihte noch nie DIE Methode gegeben. Mittlerweile gibt es viel Literatur, die so arbeitet, wie ich es seit 9 Jahren mache. Hilfreich ist : Monika Dräger, Am Anfag steht der eigene Text, Verlag Dieckverlag. Lehrerband Konfetti.
    Wie ich konkret herangehe, habe ich schon mal in einem Threat beschrieben = Suche.
    Ich bekomme im ersten Schuljahr den Elternbetrag als Kopierkosten (muss durch die Schulkonferenz), da ich Buchstabentage habe und Lesemalblätter und ähnliches herstelle.
    Ich würde nie Reichen in Reinform einsetzen.


    flip

  • Hallo Flip, ja, ich habe auch schon überlegt, die Reichen-Methode zu kombinieren - also auf jeden Fall mit Anlauttabelle arbeiten, aber dennoch die Buchstaben einführen und auch einen Leselehrgang zu benutzen. Auch einen Druckschriftlehrgang möchte ich nehmen, allein für die Hausaufgaben ist das praktisch. Sonst kopiert man sich ja dumm und dusselig! Hast du denn eine Idee, wie ich das den Eltern "verkaufen" könnte - schließlich steht ja die Reichen-Methode als DIE METHODE im Schulprogramm aufgeführt. Gruß Jule

  • Hallo Jule,


    ich habe gerade ein 1. Schuljahr gehabt und werde im nächsten Jahr eine jahrgangsübergreifende Lerngruppe 1/2 übernehmen. Gute Erfahrungen habe ich mit der Methode von Sommer-Stumpenhorst gesammelt, wenngleich ich mit dieser Methode nicht in "Reinkultur" gearbeitet habe. Jeder Buchstabe (Laut) wurde auch an sogenannten Buchstabentagen gemeinsam bearbeitet. Das war für die schwächeren Schüler(innen) eine zusätzliche Hilfe und - ehrlich gesagt- für mich eine "Sicherungsleine", da ich mit dieser Methode zum ersten Mal gearbeitet habe.
    Das Material ist allerdings nicht ganz billig. Du brauchst allerdings nicht für jeden Schüler die Karteien, sondern kannst immer für zwei, notfalls für drei Schüler eine Kartei anschaffen. Die Schule müsste allerdings die Ordner zum Anfangsunterricht bestellen, die auch nicht ganz billig sind.
    Informationen erhältst du auf der Internetseite www.richtig-schreiben-lernen.de. Die Materialien kannst du beim Colli_Shop bestellen: www.collishop.de.
    Ich werde im nächsten Schuljahr wieder damit arbeiten, dann in der gemischten Klasse 1/2. Mal sehen, wie das wird.


    Ringelnatter

  • Hallo Ringelnatter, danke für den Tipp! Hab mich gerade mal auf der Seite umgesehen, das ist ja alles nicht ganz übersichtlich. Was brauche ich denn dann für die Kinder, wenn ich mit dieser Methode arbeiten würde? Nur die Karteien, die du erwähnt hast, aber keine Schülerbücher oder Arbeitshefte? Gruß Jule

  • Hallo Jule,


    du brauchst für je zwei Schüler/innen eine Bildkartei Klasse 1 und eine Lesekartei. Zusätzlich muss die Schule das Schulpaket GS 1 anschaffen, da darin alle benötigten Kopiervorlagen und die Anlattabelle enthalten sind.
    Du selbst solltest dir das Buch :
    Sommer-Stumpenhorst, Norbert und Hötzel, Martina: Richtig Schreiben lernen von Anfang an. Cornelsen-Scriptor, Berlin 2001
    anschaffen, denn darin wird alles genau erklärt.
    Später benötigst du noch die Bildkartei LB, allerdings nur zwei-bis dreimal pro Klasse (je nach Klassengröße).
    Der restliche Deutschunterricht wird mit Themen gestaltet (z.B. Bilderbüchern), zu denen dann freie Texte verfasst werden (wird im Buch beschrieben). Dafür brauchst du keine Bücher oder Arbeitshefte, sondern lediglich ein Schreibheft.
    Auf der Internetseite gibt es auch eine powerpoint-Präsentation, die du herunterladen kannst, damit du dir vorstellen kannst, wie gearbeitet wird.


    Ich hoffe, ich habe dir damit geholfen,
    Ringelnatter 8)

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