Hallo,
ich bin noch Lehramtsanwärterin und unterrichte in einer 2. Klasse seit Februar Mathematik. Am Anfang wurde mir gesagt, dass sich die Klasse erst an mich gewöhnen muss und das es bald besser klappen würde. Jetzt sind aber schon 5 Monate vergangen und nichts hat sich verändert. Das liegt aber sicherlich auch daran, dass ich am anfang "zu nett" zu den Schüler war und sie mich jetzt nicht mehr ernst nehmen und mir auf der Nase herumtanzen. Wie kann ich diese Situation nach den Ferien ändern? Kann ich sie überhaupt noch ändern oder sollte ich die Lerngruppe wechseln, was aber schwierig zu organisieren ist und ich trotz Problemen gern in der Klasse bleiben möchte.
Ich bin echt verzweifelt, gerade auch weil mein Unterricht sehr darunter leidet. Schildert mir bitte eure Erfahrungen und Meinungen!
Vielen Dank!
Hilfe Disziplinprobleme
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beschreib doch mal was die kinder tun.
und wie du sie mathematik lernen lässt.
welche rituale gibt es in den schulstunden?
sind es 5 stunden wöchentlich?
wie finden kontrollen statt?ich kann mir vorstellen dass sich dein schulleben deutlich erträglicher abspielen kann .
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Die Kinder lassen sich sehr schnell untereinander ablenken. Jeder denkt, er müsse sichum die Probleme der anderen, nur nicht um seine eigenen kümmern. Außerdem haben sie sich immer viel zu erzählen und das machen sie in meinem Unterricht. Das Problem ist wahrscheinlich auch, dass die Klassenlehrerin sehr dominant ist und sich die Kinder dann bei mir abreagieren. Was meinst du denn damit, wie ich sie Mathematik lernen lasse, von der Methode her? Partner- oder Gruppenarbeit ist kaum möglich, weil sich viel Kinder untereinander nicht verstehen. Ich versuche es schon ab und zu , diese Stunden enden aber meist im Chaos.
Z.Z. haben die Kinder 4 Stunden Mathe bei mir und 1 bei der Klassenlehrerin. Das ändert sich aber nach den Sommerferien. Mit Ritualen habe ich es schwer, weil nur ich welche eingeführt habe. Wir haben Klassenregeln aufgestellt (an die sich wenige halten), ein Ruhezeichen eingeführt, Schülerketten, ... Welche sollte ich ev. noch einführen.
Was meist du mit, wie finden Kontrollen statt? Gibt`s da verschieden Mgl.?
Könnt ihr mir Vorschläge machen, wie sich mein Schilleben erträglicher abspielen kann?
Vielen Dank!! -
dominante klassenlehrerin?
wahrscheinlich musst du dir von ihr genehmigen lassen, wenn du etwas anders machen willst.
wenn sie kinder "unterdrückt", wird das "stören" nur abgedrängt, zu dir, nicht beendet. das solltest du ihr sagen dürfen.
anders machen? also, bei mir dürfen kinder jederzeit reden. wenn kinder nicht reden dürfen, platzen sie.
oder verstummen.
ritual. ich stelle die uhr ein. wenn da nix zu verstellen ist, mal ich eine uhr an die rechte seitentafel und mal hin, wie die zeiger beim schluss der unterrichtsstunde stehen.
dann schreib ich die begrüßung an die mittlere tafel, schau ob kinder es sehen und wisch es wieder weg. dann steht oben Mathematik und das Datum und ich fang an mit verschiedenen lernbereichen, additionen, einmaleinsreihen, rechtecke muster usw..
ich hab inzwischen auch viel material zum bauen, legen, ordnen, lernprogramme am computer, arbeitskarten, arbeitsblätter, das volle programm, alles was kinder zur mathematik, zur entwicklung ihres mathematischen verständnisses bearbeiten können. alles ist frei gegeben.
ich erkläre zusammenhänge und abläufe nicht. auf anfrage mach ich etwas vor und rede dazu. fragen beantworte ich so kurz wie möglich. (wieviel ist 9+9? 18)
weil kinder zusammenarbeiten und miteinander reden, entwickeln sie von selber sehr viel, erklären sich gegenseitig und erreichen was ihnen erreichbar ist.
ich nenn das selbst organisiertes kooperatives lernen oder robischon-pädagogik.
es geht ganz leicht, macht keinen stress und es wird keine zeit verplempert für "ordnungsmaßnahmen".
strafen gibt es bei mir auch nicht, seit 24 jahren.
es dauert eine zeit bis kinder begriffen haben dass sie selbstständig sein dürfen. eltenr oder lehrkräften gegenüber beruf dich einfach auf mich.
alles gute -
Ich kann gut verstehen, wie es dir geht. Es ist schwierig, allen Anforderungen, die zudem stark divergieren, gerecht zu werden. U.U. will das Seminar etwas anderes sehen als dein Mentor und die Rektorin auch noch etwas anderes. Und dann sind da noch die Eltern ...., es ist ein Riesenspagat und ich bin froh, dass ich da durch bin.
Wenn du nur Fachlehrer in der Klasse bist, ist es riesenschwer etwas zu ändern, von daher glaube ich, bist du in einer viel schlechteren Position als z.B. Robischon. Wenn man als Neuling dann noch alles anders macht als die Alten, wird es u.U. noch schlimmer. Jedes anders sein wird als Affront gegen alles gesehen und da du eben auch von der Benotung abhängst, wird es, solange du im Ref bist, auf einen Spagat hinauslaufen. Aus der Ferne zu raten, ist ziemlich schwer. Es gibt schon einige Methoden, die u.a. auch im Forum schon diskutiert wurden - vielleicht findest du die Threats. Ansonsten hilft es vielleicht, wenn du eine Freundin mal mit in die Klasse nimmst, die hospitiert (ohne Druck, sondern nur als Freundin), die dir vielleicht raten kann, was du verändern kannst, die hinschauen kann, wie die Kinder reagieren, wo Vorlieben sind...).
Vergiss dich bei der ganzen Sache nicht (schließlich geht es um deine Zukunkft!!!). Ich habe z.B. immer versucht, auch ein Kind, was ganz große Probleme hatte, in Unterrichtsbesuche einzubeziehen - das hat mir im Nachhinein sehr geschadet. Aus der heutigen Sicht wäre das Kind bei wichtigen Besuchen einfach krank.
flip -
Hallo,
ich sehe das ähnlich wie flip: als Refi bist du in einer ganz anderen Position als ein "fertiger" Lehrer.
Hatte ein ähnliches Problem, nicht ganz so heftig, aber die Lehrerin unterrichtet ganz anders als ich und ist auch "sehr dominat". Die Kinder haben dann anfangs meinen Unterricht zum Anlass genommen, um sich zu unterhalten oder abzuschalten.
Das konnte ich nur lösen, indem ich die Kinder mit in die Unterrichtsplanung einbezogen habe (hab da Sachunterricht - weiß natürlich nicht, ob das in Mathe auch geht) und ich versuche, den Unterricht wirklich handlungsorientiert zu gestalten. Das hat mich einige Nerven gekosten - nicht nurmit der Klasse, vor allem auch mit der Lehrerin, die der Meinung war, bestimmte Themen müssten zu bestimmten Zeitn im Sachunterricht abgehandelt werden, und das Thema, das den Kindern unter den Nägeln brannte war einfach noch nicht dran, aber es hat sich gelohnt.Was die Einführung weiterer Regeln angeht: das würde ich dir nicht empfehlen. Viel wichtiger ist, das die bestehenden Regeln auch eingehalten werden.
Wenn du z.B. das Ruhesignal gibst und die Kinder sind trotzdem nicht ruhig, was tust du dann? Hälst du es durch oder sprichst du doch rein, um endlich für Ruhe zu sorgen?Bei mir war es jedenfalls so, was dazu führte, das die Kinder das Signal natürlich nicht mehr so ganz ernst nahmen.
Die Idee, eine Freundin oder vertraute Kollegin mit inden Unterricht zu nehmen, finde ich auch gut.Solche "Fehler" sieht man oft gar nicht selber, aber anderen könnten sie auffallen. Und das ist allemal angenehmer, als wenn einen der Fachleiter darauf aufmerksam macht...
Viel Erfolg und lass den Kopf nicht hängen - die Kinder meinen das nicht persönlich!
LG, Melosine
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