Methode von Reichen

  • Wer kennt Literatur zur Lese- und Schreiblernmethode von Jürgen Reichen? (vom Buch aus dem Auer Verlag "Lesen und Schreiben lernen mit der Anlauttabelle" bich ich eher enttäuscht...).
    Konkret suche ich Literatur, die erklärt wie die Methode in der Praxis aussieht, und auch Kopiervorlagen bereithält.


    Dankeschön :D

    lg shopgirl

  • Ich glaube unter heinevetter.de findest du ganz viel zu Reichen. Ich selber habe mir vor ca. 10 Jahren seine Literatur kopiert, finde sie nicht so ansprechend, dass ich sie benutzt habe. Es gab schon mal einen Post, wo ich genau beschrieben habe, wie ich den Schriftspracherwerb mittlerweile angehe.


    Die reine Reichenmethode habe ich im Ref kennengelernt. Er geht davon aus, dass die Kinder einen natürlichen Drang haben, das Lesen und Schreiben zu lernen. Er beginnt mit dem Schreiben und macht keine direkten Syntheseübungen. In der Klasse, die ich damals begleiten durfte, konnten Ende Klasse 1 sechs Kinder nicht lesen, was ich bei den meisten auf die MEthode schiebe.
    Ich würde mich nie nur auf eine MEthode verlassen, da die Geschichte gelehrt hat, dass es die Methode nie gab und wahrscheinlich nicht geben wird. Von daher ist ein kluger Methodenmix angesagt.


    Mir hat ein Aufsatz aus dem Buch Monika Dräger, Am Anfang steht der eigene Text (habe es leider im Moment verliehen, so dass ich dir den Artikel genau nicht nennen kann) sehr geholfen: Zu Beginn gehe ich über die NAmen der Kinder und mache viele Übungen zur Schulung der phonologischen Bewusstheit (Petra Küspert: Hören lauschen lernen), Jedes Kind hört seinen Anlaut (schwierig bei vielen ausländischen NAmen, u.U. nehmen wir dann den Namen der Mutter, NAchnamen), kennt weitere Nomen, die genauso anfangen wie der eigene NAme. Da jedes Kind Übungen macht, merken die Kinder, aha, andere Wörter fangen anders an. Dann erst (nach 4 Wochen) führe ich einen Anlautbogen ein. Anlautbilder kennenlernen, Laute lernen (Reichen würde das nie so systematisch machen)., Wörter verschlüsseln, entschlüsseln. ...., dann Wörter selber mit Hilfe der Anlauttabelle aufschreiben (im Anfang nur lautgetreue Wörter, wer schon weiter ist, darf natürlich schreiben, was das Zeug hält). Literatur: Konfetti Lehrerband, Dieckverlag: Schreiben lernen, Literatur (oder so ähnlich, habe auch das Buch verliehen), www.rechtschreib-werkstatt.de von Sommer-Stumpenhorst bietet auch viele method. Hinweise.
    Danach erarbeiten wir in Buchstabenwochen die einzelnen Buchstaben ähnlich wie in Fibeln, wobei eher Stationenlauf mit Arbeitsplan nach dem Konzept: Lesen lernen mit allen Sinnen /Lesen lernen mit HAnd und Fuß. HAben wir mehrere Buchstaben, so achte ich auf das Lesen von Silben, mit Silbenlesemaschinen, Silbenklatschen,...., um den Leseprozess anzuregen (bilde mich im Bereich LRS/LEgasthenie fort und habe gelernt, wie wichtig die Silbenuntergliederungen für Kinder mit Schwierigkeiten sind).
    Daneben gibt es immer wieder Schreibanlässe,einerseits gebundene (Lautgetreue Wörter) oder eben wirkliches freies Schreiben. Gut ist der Computereinsatz: Medienwerkstatt Mühlacker: Schreiblabor.
    Nach den Osterferien fange ich an, Lernwörter zu erarbeiten und seltene Buchstaben/-kombinationen zu erarbeiten.


    Weíß nicht, ob ich alles verständlich aufgeschrieben habe, sonst frage nach!!!!
    flip

  • hallo shopgirl,


    ich hatte heute das glück, jürgen reichen kennen zu lernen.
    seine methode war mir grundsätzlich bekannt, da er sie aber überarbeitet hat (jetzt heißt sie "lesen durch schreiben a2k"), war es sehr interessant. davon abgesehen ist dieser mensch einfach ein original und per se schon spannend...
    habe mir heute sein buch "hannah hat kino im kopf" gekauft, das natürlich im heinevetter-verlag erschienen ist. kann dir leider noch nicht sagen, ob es sich lohnt, gehe aber davon aus.
    anfang des jahres war ich auf der didacta u.a. auch am heinevetter-stand und habe mir reichens neues "lern-bilderbuch mit denktrainer" angesehen ("lara und ihre freunde"). ohne zu wissen, was sich reichen bei dem buch gedacht hat bzw. ohne die dazugehörigen geschichten und kopiervorlagen zu sehen, konnte ich nicht viel damit anfangen. heute hat er mich jedoch überzeugt.
    eine broschüre findest du hier zum herunterladen:
    http://www.heinevetter-verlag.de/05/a2k_info.pdf


    viel spaß beim stöbern und einen schönen abend wünscht
    eine


    grundschullehrerin

    • Offizieller Beitrag

    Hi Grundschullehrerin,


    kannst du das mal in wenigen Sätzen, kurz und prägnant zusammenfassen, was er sich dabei gedacht hat?
    Ich habe mich im letzten Frühjahr und Sommer durch die ganzen Hefte gewühlt, die wir in der Schule haben und habe zwar diese Taktik mit der Anlauttabelle kapiert (auch die Anlauttabelle für die Eltern zum Erklären habe ich gesehen und ausprobiert), aber ich habe auch 1 Jahr eine 1. Klasse größtenteils hospitierend ein paar Stunden die Woche begleitet und bin von den Fähigkeiten, die die Kinder im Lesen und Schreiben entwickeln konnten etwas enttäuscht.
    Nun frage ich mich natürlich, was man verändern müsste, um mit dieser Methode erfolgreicher zu arbeiten... Bei uns behaupten beide Kolleginnen etwas anderes als in den Heften steht. Teilweise haben sich die Eltern widersetzt, z.B. wenn Hausaufgabe war, etwas in dieses Laraheft reinzumalen (mit dem reinmalen von erzählten Sachen arbeitet die Methode ja sehr lange), dann hat mal ne Mutter gesagt, die Tochter braucht die Hausaufgabe nicht zu machen, weil sie keinen Sinn darin sähe. :rolleyes:


    Gruß,
    Conni

  • und kennst du den schreib- und lese-anfang robischon?
    lern- und arbeitsmaterial das kinder nicht erklärt werden muss.

  • guten morgen ihr lieben,


    conni, ich habe im moment so wenig zeit, dass ich kurz vor schule ins forum komme...
    werde bald das buch lesen und genauer berichten können, okay?
    rolfs buch bzw. bücher kenne ich, stehen bei uns in der lehrerbücherei, da ich sie bestellt habe.
    rolf, erzähl' doch lieber selber, wie deine kinder lesen und schreiben lernen!
    so, jetzt muss ich aber los!


    lg,
    grundschullehrerin

  • ...leider habe ich mehrere Kinder an der "Reichen"-Methode scheitern sehen - und zwar die Kinder, die auf Grund von Wahrnehmungs- und Konzentrationsschwierigkeiten mit "Reichen" schlicht überfordert waren...
    Tragisch, wenn ein Kind z.B. Klasse 1 schon wiederholt und erst gg. Ende Klasse 1 auffällt, dass es nach wie vor nicht lesen kann (2x Reichen). Was dann???
    Ein Sprachwissenschaftler, mit Reichen persönlich bekannt, an mich : "Klar lernen die Kinder lesen nach Reichen , --wenn Herr Reichen sie unterrichtet!"
    Empfehlenswertes Buch zum Schriftspracherwerb:
    Lese-Rechtscheib-Schwierigkeiten, Auer Verlag, ISBN 3-403-03335-X
    Kommentar zu "Reichen" dort:
    Ein Ansatz wie "Lesen durch Schreiben", der in den ersten Phasen die Kinder ausschließlich zum freien Verschriften der von ihnen gewählten Wörter und Texte anhält, stellt sehr hohe Anforderungen an die Lernvoraussetzungen der Kinder: Sie müssen die Vergegenständlichung von Sprache und die Abstraktion vom Bedeutungskontext begreifen, ohne das dafür hilfreiche Schriftbild vor Augen zu haben, und sie müssen zu einer vollständigen Lautanalyse befähigt sein, was - wie das Stufenmodell des Schriftspracherwerbs zeigt- jedoch eine relativ späte Errungenschaft ist.
    Kinder lernen mithilfe von Anlauttabellen die Strategie "Schreibe-wie-du-sprichst", eine zwar wichtige, aber häufig unzureichende Strategie, die zudem höchstens dann erfolgreich ist, wenn die Kinder über die hochdeutsche Aussprache und -im Falle ausländischer Kinder- über gute deutsche Sprachkenntnisse verfügen. Dies ist aber nicht immer der Fall. "


    Und die langjährigen Lehrer unter euch werden sicher bestätigen, dass heute immer mehr Kinder eingeschult werden, die nicht mehr über die notwendigen basalen Fähigkeiten zum erfolgreichen Schulbesuch verfügen (Motorik/Sprache/Verhalten/Wahrnehmung etc.)


    LG Cecilia

  • hallo grundschullehrerin
    ich erzähl gerne davon.
    es sind nicht meine kinder, es sind die kinder mit denen ich arbeite und deren lernwege ich beobachte und begleite.
    das konzept heißt "selbst organisiertes kooperatives lernen im schulanfang". im prinzip findet lernen so statt, seit der steinzeit.
    kinder finden etwas vor was sie durchblicken, sie reden miteinander darüber und arbeiten das was sie können. aus dem was sie verstanden und gearbeitet haben erfinden sie etwas neues.
    das material zum vorfinden hab ich hergestellt für den schreib- und lese-anfang und inzwischen auch für den mathematikanfang. das material kann man auch fünfjährigen geben.
    ich lasse kinder immer reden und zusammen arbeiten. wenn sie mir etwas schreiben, lese ich es (auch wenn es noch so schwer zu erkennen ist).
    mehr über die abläufe findest du auf meiner website in einer drei jahre fortlaufenden dokumentation oder in dem buch das in eurer lehrerbücherei steht. es heißt "lernen ist wie netze spinnen". es sind allerhand kopiervorlagen zum ausprobieren drin.
    ein prof hier in freiburg, der mich mit reichen verglichen hat, meinte, ich sei nicht so autoritär wie er.
    ich bringe kindern nichts bei, ich lass sie selber lernen.

  • Ich arbeite seit 9 Jahren (dritter Durchgang) nach einem Gemisch von Reichen, Eigenfibel, Lesen lernen mit Hand und Fuß, Silbenlesen u,ä., ich habe die Erfahrung gemacht, dass es nicht eine Methode bringt, man hat ja schließlich auch zig Schüler. Der eine spricht mehr auf diese MEthode an, der andere mehr auf diese.
    Was mir fehlt, ist eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem "Lesen durch Schreiben", bislang habe ich dazu leider noch nichts Entsprechendes gefunden.
    flip

  • @ rolf:


    natürlich sind es nicht "deine" kinder, habe nicht lange über meine formulierung nachgedacht...
    ich habe mich wohl an mehreren stellen missverständlich ausgedrückt. wir haben deine bücher nicht nur in der lehrerbücherei stehen.
    "lernen ist wie netze spinnen" haben wir dort zum beispiel nicht stehen, ich habe es mir privat gekauft und habe es auch gelesen. ich habe es sogar sehr gerne gelesen und hatte dich daraufhin ja auch schon einmal gefragt, ob ich nicht hospitieren kommen könne. ich weiß, dass du in ein paar wochen aus dem schuldienst ausscheiden wirst, daher werde ich es leider nicht mehr schaffen.
    so, jetzt sollte ich den computer aber ausschalten,
    bis später,
    eine


    grundschullehrerin

  • hallo
    stimmt, ich hör in wenigen wochen auf.
    wenn ich sowas schreib wie das mit "nicht meine kinder", bitte nicht übel nehmen. es soll kein vorwurf sein für ungenauen spracheinsatz. ich bin für mich selber so pingelig damit.
    hallo elefantenflip, in dem zusammenhang stört mich das "ansprechen auf eine methode".
    das klingt für mich wie "behandlung".
    lernen findet so statt dass kinder etwas wahrnehmen und daraus ihr wissen herstellen.
    ich kann ihnen nur etwas zur verfügung stellen was so durchsichtig oder deutlich wie möglich ist
    und dann abwarten.
    und den kindern sagen was ich gesehen und gehört habe
    und sie ermutigen.
    das ist keine methode, sondern eine denkweise.
    sag ich mal.
    wenn jemand denkt, kinder würden lesen lernen weil er ihnen sagt was sie tun sollen, dann kann er nicht anders verfahren.
    reichen sagt kindern wie sie anlaute hören und erkennen sollen. weil er so groß und überzeugend ist, tun sie das. außer es sind hamburger kinder (hab ich gehört)

  • Hallo,
    @ robischon

    Zitat

    reichen sagt kindern wie sie anlaute hören und erkennen sollen. weil er so groß und überzeugend ist, tun sie das. außer es sind hamburger kinder (hab ich gehört)


    Habe ich nicht nur gehört sondern selber erlebt.
    lg

  • Hallo Silja,
    kannst du deinen letzten Beitrag mal näher erläutern? Im Sinne von: Erlebt als "positiv" oder "negativ"...
    Mir klingelt nämlich immer noch die Aussage eines Hamburger Sprachwissenschaftlers im Ohr, der Reichen gleichfalls selbst erlebte und mir mitteilte: Ja, nach der Reichen-Methode würden es die Kinder schon lernen... bei Jürgen Reichen selbst!


    Ich kenne Herrn Reichen nicht (wär` aber durchaus neugieriger Beobachter...!)


    LG Cecilia

  • Cecilia
    Ich meinte das völlig wertfrei. Deutsch ist ja nicht mein Fach und ich habe es an der Uni "nur" im Rahmen von Seminaren zum sprachlichen Anfangsunterricht (und dabei auch Reichen und seine Methode kennen gelernt) studiert und im Praktikum/Referendariat im Rahmen von Hospitationen und Gesprächen mit Mitreferendaren und Lehrern über den Unterricht diskutiert.
    O-Ton: Die Reichen-Methode funktioniert eh nur bei Reichen und selbst das funktioniert in HH nicht. Über die Ursache kann ich nur spekulieren, vielleicht ist der hohe Anteil ausländischer Kinder, die nicht genügend deutsch sprechen, einer von mehreren möglichen Gründen (ich war häufig an sog. Brennpunktschulen (ein fürchterliches Wort)), aber da bin ich nicht kompetent genug, um es zu beurteilen.
    Aus Interesse: um welchen Sprachwissenschaftler handelt es sich?

    • Offizieller Beitrag

    Hi ihr,
    wir haben auch die Reichen-Methode an der Schule in Ergänzung mit "Buchstabenstunden", in denen in extrem knapper Zeit Buchstaben eingeführt und geschrieben werden.


    Es haben einige Kinder lesen gelernt. (Das hätten sie aber vermutlich mit jeder anderen Methode auch.) Es ist eine Klasse mit vielen "auffälligen" Kindern und nicht besonderes hohem Niveau, aber bei allen ist Deutsch die Muttersprache. 3 Kinder lesen so gut wie ein ruhiger, langsamer, nicht besonders an Schule interessierter Erstklässler einer anderen Schule, der analytisch-synthetisch Schreiben und Lesen lernte. 3 weitere Kinder lesen genauso sicher, aber eben noch deutlich langsamer. Das Mittelfeld kann Wörter mühevoll zusammenziehen und 5 Kinder (2 LB, 1 LRS, 1 ADHS und eins, was nichts dergleichen bescheinigt hat) können gar nicht lesen. (Das Schuljahr ist um, wir haben Sommerferien.)


    Beim Schreiben sieht es etwas besser aus: Etwa 1/4 der Kinder schreibt lautgetreu und grammatikalisch korrekt und kann bestimmte Grundwortschatzwörter sicher, das (kleine) Mittelfeld schreibt teilweise lautgetreu, lässt oft noch Wörter aus und kann ein paar Grundwortschatzwörter. Ein paar Kinder schreiben halbphonetisch Einzelwörter, ein paar schreiben aus Einzelwörtern ein paar vorkommende Laute als teilweise noch spiegelverkehrte Schriftzeichen auf, oft noch ungeordnet und z.T. durch falsche Buchstaben ergänzt und mindestens einer hat überhaupt keine Ahnung, er findet z.B. zum Laut "s" nicht das entsprechende Bild der Anlauttabelle.


    Ich finde das enttäuschend und ich würde freiwillig nicht wieder mit dieser Methode arbeiten. Selbst wenn wir die richtige, vollständige Reichenmethode (inkl. der sündhaft teuren Spiele und des ganzen Materials) hätten, würde ich sie nicht freiwillig einsetzen.


    Viele Kinder malen die Buchstaben ab, wenn sie gleich mit der Anlauttabelle individuell schreiben. Das führt dazu, dass sie sich oft falsche Bewegungsabläufe einprägen und die Schreibschrift macht dadurch vielen jetzt erhebliche Probleme.
    Die Kinder haben falsche Vorstellungen über die Anlauttabelle entwickelt, sich die Namen von Bildern trotz falschen Wiederholens eingeprägt. Manche sind wirklich auch schwer zu erkennen, die Ölflasche, da hatte ich selber Probleme und mit Dampfer-Schiff komm ich auch immer durcheinander (alte Reichen-Tabelle).
    Es gab Probleme beim Erklären der Zwielaute vs. Anlaute hören. Bei "Eichhörnchen" hörten unsere genau analysierenden SchülerInnen nämlich kein "ei" am Anfang, sondern ein "a". Selbst das Einführen einer Regel führte nicht weiter, da die Kinder gar nicht so weit kamen, das ei zu hören, sondern immer beim a blieben. (Anmerkung: An unserer Schule hat niemand die Fortbildung gemacht, die Methode wurde "übergestülpt" und es steht nur eine Kollegin wirklich dahinter, die lässt die Kinder aber immer Wörter von der Tafel abschreiben und sagt, daran lernen die Kinder schreiben. Das ist ja dann auch nicht mehr wirklich Reichens Methode.)


    Beim selbstständigen Aufschreiben mit der Anlauttabelle lernen die Kinder ja außerdem, dass lautgetreu schreiben der Schlüssel zum richtig schreiben ist. Blödsinn, es gibt viel mehr Wörter, die NICHT lautgetreu geschrieben werden! Habe eine Vorlesung bei R. Valtin gehört (hat mehrere Bücher über LRS veröffentlicht). Sie stellte als typische Rechtschreibstrategie rechtschreibschwacher Schüler in Kl. 5 und 6 fest: "Wenn ich mir bei einem Wort nicht sicher bin, schreibe ich es so, wie ich es spreche / höre." Die Rechtschreibstrategie leistungsstarker Rechtschreiber: "Wenn ich mir bei einem Wort nicht sicher bin, schlage ich es nach."
    Bei unsern SchülerInnen, die jetzt alle mit der Reichen-Methode angefangen haben, herrscht aber die Ansicht, man schreibt wie man spricht vielfach noch bis in Kl. 6 vor. Ich weiß nicht, ob das generell so ist oder etwas mit der Methode zu tun hat, dazu hab ich zu wenig Erfahrung mit andern Methoden.


    Ich habe inzwischen einige Fibeln gesehen, die mir gefallen, auch mit entsprechenden Ergänzungsmaterialien bzw. gleich mit Geschichtenheften dazu, wo also auch frei geschrieben werden kann und würde - falls ich mal ne Stelle bekommen sollte, gern so unterrichten.


    Noch eine Frage an alle, die mit Anlauttabelle in Klassen mit hohem Anteil nicht so gut Deutsch sprechender Kinder arbeiten:
    Gibt das keine Probleme, wenn in der Anlauttabelle ein Schuh abgebildet ist und manche Kinder vielleicht nicht gut genug Deutsch können, um das auf Deutsch zu denken sondern dann automatisch in ihrer Muttersprache denken und da fängt "Schuh" vielleicht mit keine Ahnung was an.... Wie geht ihr damit um?


    Gruß,
    Conni

  • bei meinem verfahren müssen kinder nicht anlaute hören können.
    alle kinder haben damit schreiben und lesen gelernt, ausländer konnten daran deutsch lernen und ich lernte wörter in ihrer sprache. kinder die in ihrem herkunftsland kyrillisch geschrieben hatten und deutsch sprechen konnten, lernten schnell unsere buchstaben.
    ohne zeitdruck und ohne leistungsdruck.

    • Offizieller Beitrag

    hi robischon, ich kenn nicht deine bücher, da ja in den sternen steht, ob ich überhaupt jemals nen job und ne 1. klasse krieg, dann werd ich die investition wohl tätigen. hab nur son schülerheft mal gesehn bei ner kollegin im seminar und 2 sone blätter mit bunten stempelchen mal nachgemacht und heimlich im vertretungsunterricht verwendet. offiziell ist es von der schule so dass beide 1. klassen das gleiche machen sollen (von den lehrerinnen halt auch zugestimmt) und genau die gleichen arbeitsblätter kriegen (schwachsinn, die sind völlig unterschiedlich die klassen) na egal. jedenfalls bin ich immer von der parallelklassenlehrerin (meine ausbildungslehrerin für deutsch) zugeschüttet worden mit arbeitsblättern und sollte die kids da durchjagen.
    irgendwann fiel mir auf, dass die in den Pausen (!) durch die Klasse liefen mit Zettel und Stift und sie sagten mir, dass sie Wörter suchen. Sie holten sogar die Milchpacks wieder ausm Müll. Dann hab ichs halt wie vorgegeben probiert, mehr Wörter mit Anlauttabelle schreiben, aber da waren sie nicht für zu begeistern. Als meine Ausbildungslehrerin mir dann 3 Arbeitsblätter (eine buchstabeneinführung mit 2 Übungsblättern) für 1 unterrichtsstunde am letzten tag vor den herbstferien in die handdrückte, bin ich sauer geworden und hab gesagt, ich mach was ganz andres. die kinder fanden jedenfalls die blätter mit den bildern und vorgegebenen wörtern fast alle toll, es war 20 minuten mucksmäuschenstill in der klasse und die meisten wollten das 2. von mir erstellte blatt als freiwillige hausaufgabe mit in die ferien nehmen. ;)
    leider ließ sich damit das ganze auch nicht in den unterricht meiner ausbildungslehrerin einbaun. (Geht auch gar nicht, an unserer Schule ist arbeitsgleicher Frontalunterricht Schulprogramm.)
    Etwas frustriert und ferienreif,
    Conni

  • @ robischon, ich bin sprachlich nicht so pingelig - für mich gibt es halt nicht die Methode.


    Conni, ich habe mit einem Mischmasch gearbeitet, immer geschaut, womit die Kinder klar kommen. Ein Junge, IQ 60 (war 3 Monate in einer Tagesklinik), konnte nach 20 Schulwochen lesen, obwohl wir vorab phonologische Bewusstheit geschult und Anlauttabelle eingeführt haben. In der HSP schnitten alle Schüler Durchschnitt und besser ab, bei 80 % Kindern mit Migrationshintergrund. Bei der Leseprobe eben nicht so gut, aber alle Kinder können jedes Wort und jeden mittellangen Text erlesen. Ich habe 3 ganz gute Leser und viele mittelschnelle Leser, würde ich so einschätzen. Allerdings habe ich das Lesen auch üben lassen auf versch. Weise.
    flip

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