Lesen in der ersten Klasse

  • Hallo!


    Habe heute wieder mal eine Frage:
    Wie übt ihr in der ersten Klasse das Lesen? Ich schaffe es eigentlich nicht regelmäßig, die Kinder einzeln vorlesen zu lassen (bei mir), laut gemeinsam lesen erscheint mir erst recht unsinnig.
    Vieles in der Fibel muss beim Arbeiten erlesen werden, aber darüber hinaus?
    Ich gebe meist einmal die Woche eine Lesehausaufgabe, aber auch da schaffe ich es nie, diese bei allen zu kontrollieren :-(.


    Wie macht ihr das denn? *ratlosbin*

  • Hallo Müllerin!
    Ein "Trick" ist das Prinzip "Lesemutter" mal andersherum:
    nicht die Mutter liest, sondern die Kinder lesen der Mutter in einer Stunde (z.B. Kunst oder auch jede andere Stunde, wenn du relativ offen arbeitest und es daher nichts ausmacht, wenn immer ein Kind für ein paar Minuten entschwindet) einen geübten Text (z.B. Finken Mini-Lesebücher) vor.
    Geht natürlich nur, wenn du der Meinung bist, dass die Mütter dann nicht mit der Leseleistung von anderen Kindern hausieren gehen....
    Ansonsten: entweder zusätzliches "Personal" nutzen (Doppelbesetzung, Praktikanten, Studenten etc.) oder eben in einen Tagesplan/Wochenplan einbauen, dass die Kinder dir vorlesen (Was allerdings nur dann gut funktionieren kann, wenn die anderen in der Lage sind, ziemlich selbstständig zu arbeiten, also nicht dauernd mit einer Frage neben dir stehen oder dir etwas zeigen wollen).
    LG
    Ronja

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

  • Also wir geben schon jeden Tag eine Lesehausübung, vor allem in der 1.Klasse. Manchmal geht sichs auch aus, dass alle vorlesen - einer links, einer rechts oder die Kinder einander.
    Ich finde halt immer, dass das Lesen das Wichtigste ist, von dem alles andere abhängt.
    Wir haben auch seit ein paar Jahren eine Lesepartnerschaft mit einer anderen Klasse, da lesen die Kinder einander vor -z.b. 1. und 4.Klasse, heuer sind wir die Großen (2.Kl.) und lesen den "Kleinen" vor.

  • Ich würde dir einen Lesevertrag vorschlagen. Das mache ich in meiner dritten Klasse.


    Jedes Kind bekommt einen Lesevertrag. Eine Vorlage mit einem Kästchen für jeden Tag eines Monats.
    Hierhinein trägt das Kind nun jeden Tag wie lange es gelesen hat. Dabei bedeutet ein Kreuz 10 min laut gelesen, ein Viereck 15 min laut gelesen und ein lachender Smiley mehr als 15 min laut gelesen.
    Am Ende des Monats geben die Schü die Leseverträge bei mir ab, ich rechne die Zeitangabe zusammen und erhalte so den Monatsersten bis-dritten.
    Somit kommt das Lesen nicht zu kurz und ist täglich bei den Schü präsent. Was sie lesen, ist mir egal. Die Lesefertigkeit und -schnelligkeit meiner Schü hat sich deutlich gebessert!
    Ich muss natürlich bei der Sache auf die Ehrlichkeit der Kids vertrauen was ihre Angaben betrifft.

    Der Lesevertrag bezieht sich auf die häusliche Arbeit der Schüler! Er ist also eine ständige Hausaufgabe und findet nicht im Unterricht statt. Also wenn in der Schule ein Lesestück bearbeitet wird, dann zählt das NICHT dazu!


    Die Lesefertigkeiten zeigen sich im Unterricht beim Vorlesen. Wenn ich die Fertigkeiten jetzt mit dem Anfang des Schuljahres vergleiche, dann hat sich da bei einigen Kinder sehr viel getan!


    Selbstverständlich deckt das laute Lesen nicht das Leseverständnistraining (Sinnentnahme) ab



    Gruß Annette

  • Gut eignen sich auch Leseaufträge, die mit Bewegung verbunden sind. Du bereitest mehrere kleine Zettel mit Bewegungsaufträgen vor (z.B. Fasse dir an die Nase, steh von deinem Stuhl auf, stelle dich auf den Tisch, gehe zur Tafel, dreh dich einmal im Kreis...), die Sch. ziehen einen Zettel und führen den Auftrag aus, so bewegen sie sich und du siehst, ob sie es sinnerfassend gelesen haben. Für das Überprüfen der Fertigkeiit hisnichtlich des lauten Vorlesens eignet es sich allerdings nicht. LG, Nof.

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    ich denke auch, es kommt darauf an, was genau du üben willst: das laute Vorlesen oder das sinnerfassende Lesen.
    In meiner 1 habe arbeite ich mittlerweile anhand von Literatur, ohne Fibel.
    Gerade sind wir dabei den "Hanno" abzuschließen. Das Buch habe ich kapitelweise vorgelesen. Zu jedem Kapitel gab es verschiedene Aufgaben, aber immer auch Lesetexte.
    Das heißt, zu jedem Kapitel gab es eine "Zusammenfassung" auf unterschiedlichen Niveaustufen. Ich hatte meistens 4 verschiedene Texte, von leicht bis schwer.
    Die Kinder durften sich dabei selber einschätzen und den Text aussuchen, den sie sich zutrauten. Das hat sehr gut geklappt, weil die Kinder motiviert waren, das Gehörte nochmal selber zu lesen. Viele haben sich in der Zeit von leicht zu schwer gesteigert.
    Abschließend sollen jetzt u.a. noch Fragen zu dem Buch gelesen und mit Ja oder Nein beantwortet werden. Das geht natürlich nur, wenn die Kinder sie verstanden haben.
    Laut vorlesen lassen ich selten, höchstens als Ergänzung zum Selberlesen in der Hausaufgabe (Mama oder Papa oder wem auch immer den Text vorlesen, wenn er zuerst leise gelesen wurde).


    LG,
    Melosine

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

    Einmal editiert, zuletzt von Melosine ()

  • Ich würde hier gern eine Frage dranhängen: Wie kontrolliert ihr denn die Lesehausaufgabe? Lasst ihr immer vorlesen? Bei mir kommt das Vorlesen (die Kinder mir) irgendwie zu kurz, weil ich eine sehr unruhige Klasse habe, die spätestens nach dem 6. Vorleser abschaltet und was anderes macht. Da hilft auch nicht, wenn ich zwischendurch einen dran nehme und der nicht aufgepasst hat!

  • Was ich beim Lesetraining nicht mag, ist, wenn ein Kind liest und alle hören zu. Das ist unglaublich unmotivierend und langweilig. Deshalb mache ich das etwas anders:


    Ich habe in meiner ersten Klasse einen Lesepass für die Kinder. Darin tragen sie jeden Tag 5-10 min. Lesezeit ein - die Eltern (oder Oma, Onkel...) unterschreiben dann. Ist der Lesepass nach etwa einem Monat voll, bekommen die Kinder eine kleine Belohnung.


    Außerdem arbeite ich im Unterricht mit dem Lesetraining nach Horst Fröhler. Die Kinder bekommen eine Karteikarte mit Silben, Wörtern oder Sätzen (je nach Leistungsstand), die sie als Hausaufgabe üben. Im Lauf der Woche liest mir jedes Kind im Rahmen der Freiarbeitszeit seine Karte vor und bekommt einen Stempel, wenn es fehlerfrei und in angemessenem Tempo vorgelesen hat. Ist der erste Karteipack geschafft, gibts einen Hausaufgabengutschein. Die Kleinen sind ganz heiß aufs Vorlesen! :thumbup:


    Gemeinsame Lesezeiten gibt es bei mir auch, wo sich die Kinder gegenseitig etwas vorlesen. Ansonsten noch Lese-Mal-Blätter, Leseaufträge, Lesespiele...


    Liebe Grüße,


    Melanie01

  • solch einen lesepass könnnte man natürlich auch in die freiarbeit oder den offenen anfang integrieren:
    ein schüler liest der lehrerin oder einem mitschüler etwas vor und trrägt dies dann in den pass ein :)

  • Ich würde hier gern eine Frage dranhängen: Wie kontrolliert ihr denn die Lesehausaufgabe? Lasst ihr immer vorlesen? Bei mir kommt das Vorlesen (die Kinder mir) irgendwie zu kurz, weil ich eine sehr unruhige Klasse habe, die spätestens nach dem 6. Vorleser abschaltet und was anderes macht. Da hilft auch nicht, wenn ich zwischendurch einen dran nehme und der nicht aufgepasst hat!

    Ich ließ die tägl. Lesaufgabe immer am Ende (von einem Erwachsenen, dem daheim vorgelesen wurde) unterschreiben.
    In der Schule haben wir manchmal die Leseaufgabe gemeinsam gelesen. (Der Reihe nach, jeder einen Satz)
    Gelegentlich - vor allem jetzt in der 2. - frage ich einfach den Inhalt ab.
    Die Vorlesemütter hatten wir auch hie und da, aber das ist für die tägl. Leseaufgabe einfach zu selten nutzbar, weil man nicht ständig Eltern da hat und die Doppelbesetzung (Lehrer) auch meist dringend für anderes genutzt wird.

  • Hallo,
    bin auch der Meinung das Lesen ist grundlegend für alle anderen Fächer und Fertigkeiten sehr wichtig.
    Lesepass hatte ich in der 1. Klasse auch. Daneben bereits seit der 1. Klasse Antolin und in der 2. Klasse den "Lesefleiß" von Antolin.
    Ohne Elternmitarbeit zu Hause ist das Lesenlernen bzw. - üben nicht machbar.
    In der Schule habe ich versucht über Methodenwechsel die Kinder bei der Stange zu halten. Ich habe viele kleine Minibüchlein gemacht. So ziemlich zu jedem Buchstaben, was die Kinder sehr motiviert hat. Schließlich liest man ein "Buch" . Auch die Finken-Büchlein sind schön.
    Lesehausaufgabe gab es eigentlich täglich - oder mindestens auf den übernächsten Tag.
    Kontrolle in der Schule erfolgte durch satzweises Vorlesen, später abschnittsweise. Habe da immer schwache und starke Leser abgewechselt um einigermaßen den Fluss zu erhalten. Aber auch gemeinsames lautes Lesen, Flüsterlesen, Partnerlesen oder einzelne Kinder haben mir vorgelesen. Wenn man da täglich nur 3-4 Kinder nimmt, hat man in einer Woche ziemlich alle durch. Bild malen zum Lesetext zeigt auch, wer zuhause geübt hat. Eine zweite Person in der Klasse hatte ich leider nie....

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