Ich habe heuer meine erste eigene Klasse übernommen (eine erste Klasse), und ab und zu frage ich mich, ob ich eine besonders schwache Klasse erwischt habe, oder ob das normal ist so. Ich habe jedenfalls oft Aha-Erlebnisse, wo ich nicht weiß, ob das eben altersgemäß ist so, und ich von den Mäusen zu viel erwarte, oder nur bei meiner Klasse besonders gehäuft auftritt.
Ist es üblich, dass viele Kinder keine Märchen kennen (z.B. Hänsel und Gretel, mehr als die halbe Klasse), dass lange nicht alle einen sicheren Mengenbegriff bis fünf haben, dass viele mathematischen Kenntnisse scheinbar nicht vermittelbar sind (wie z.B. wenn das = Zeichen auf der 'falschen' Seite steht, in Tabellen rechnen, Zahlenstrahl, ...), dass auch in der Fibel nur gut läuft, was genau nach Schema F geht, sobald mal zwei Wortteile selbst zusammengesucht werden müssen, steigt der Großteil komplett aus, dass jedes Lied für sie neu zu sein scheint, dass viele keine Schuhbänder binden können, usw.
Ich habe oft das Gefühl, die Kinder hoffnungslos zu überfordern, wenn ich Arbeitsblätter aus Erstklassvorlagen verwende. Beziehungsweise ist es für mich auch interessant, dass ich scheinbar auf Kiganiveau (?) runtersteigen muss, um die Kids zu 'fangen'. Ist ja schön, dass ich ihnen mit wirklich den einfachsten Dingen Freude bereiten kann (z.B. mit Liedern wie 10 kleine Zappelmänner *g*), aber ist das tatsächlich Erstklassniveau? Sind die Bücher schlecht gemacht, oder läuft das in anderen ersten Klassen besser? Habe ich eine falsche Vorstellung von Erstklässlern?
Ich habe nur meine eigenen Kinder zum Vergleichen, aber demnach müssten meine eigenen um Welten voraus sein, wenn das Niveau tatsächlich das einer ersten Klasse ist.
Ist es in euren ersten Klassen auch so, dass alles was eigene Denkleistung erfordert nicht mehr machbar ist, weil es zu vielen Kindern zu schwierig wird. Kommt das mit den Jahren, oder bleiben wir beim Schema F bis zur Vierten?