Hilfe! So eine Klasse gab´s noch nie!

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Robischon-
    hast du Katzen?
    Ich schon- zwei Stück. Außerdem habe ich deshalb auch einige Leute in meinem Bekanntenkreis, die Katzen haben.
    Katzen sind neugierig- wie Kinder. Und sie wissen nicht instinktiv, was für sie schädlich ist- sonst gäbe es nicht immer wieder Fälle von Vergiftungen beim Tierarzt. Das hat nichts mit Dummheit zu tun- die Neugier siegt hier über die Dummheit. Das Gleiche gilt für gekippte Fenster- man könnte meinen, die Katzen wären selbst so schlau (ja es sind schlaue Tiere!), dass sie sich davon fernhalten würden- aber die Zahl der Katzen, die jedes Jahr in solchen Fenster hängen bleiben oder sich sogar erhängen, ist erschreckend.
    Ich dachte, über die Vorsichtsmaßnahmen sind wir uns einig?
    Und ich bin mir nicht sicher, bzw. relativ sicher, da ich selbst auch noch einen sehr kleinen Neffen habe- daher meine Gegenargumente und meine Kritik, dass Kinder schon von Geburt an "manipulierbar" sind. Warum nennst du das, was Erwachsenen den Kindern lernen wollen, eigentlich Manipulation?? Wenn meine Katze (es sind Mutter und Kind) ihrem Kind etwas beibringt und wenn es etwas falsch macht, dafür auch mal "bestraft" (sie haut auch schon mal mit der Pfote- was wir natürlich nicht tun würden...), ist das doch auch natürlich? Geh mal in die Tierwelt- Natur pur: Jedes erwachsene Tier zeigt seinen Kindern seine Erfahrungen- warum soll das schlecht sein? "Flügge" sind die Kinder, wenn sie genug Erfahrungen gemacht haben. Und so grausam es klingt: weder die Natur, noch die Umwelt wird auf die Tiere warten, die zulange brauchen, um ihre Erfahrungen zu sammeln.
    Deshalb finde ich es überhaupt nicht verwerflich, den langsameren Kindern meine Erfahrungen zu vermitteln und ihnen zu helfen, schneller zu lernen, während du das anscheinend (?), vielleicht habe ich dich auch nur falsch verstanden, zu deinem Leitsatz gemacht hast.
    PS: Kinder, (3-4), die in der Wohnung Putzmittel finden, werden es ausprobieren, das ist in ganz, ganz vielen Fällen erwiesen. Die Neugier siegt über die Angst- aber indem du ihnen beibringst, dass das Putzmittel nix für sie ist- manipulierst du sie dann nicht auch damit?
    Ich glaub, dein Begriff des Wortes "Manipulation" ist meine Hauptschwierigkeit.
    Lg, Hermine

  • leitsatz? vorsichtsmaßnahmen
    schön dass wir in aller ruhe weiter verhandeln können.
    das mit dem leitsatz versteht eine/ einer von uns beiden nicht so ganz. ich will kindern "ihre" zeit zum lernen lassen und erlebe, dass für den gleichen lernverlauf ein kind
    7 tage und ein anderes 7 monate oder mehr braucht. und dann ist es dort angekommen und kann mit dem selbst gelernten wirklich etwas anfangen.
    vorsichtsmaßnahmen treffe ich natürlich auch. ich geh nicht aus dem zimmer, wenn ein fenster offen steht. ich stecke nur selber elektrische leitungen ein. ich hab eine schwingende glastür entfernen lassen und an der glasfront im treppenhaus sind so breite Holzbohlen, dass kein kind durch die scheiben fliegen könnte.
    das mit den katzen wusste ich nicht. ich hätte dann wohl keine giftpflanzen, so wie auf dem schulgelände: kein goldregen, kein bittersüßer nachtschatten usw...
    ob freilebende katzen sich vergiften oder erhängen?
    von freilebenden ratten weiß ich wie sehr schwierig es ist sie zur vergiftung zu bringen.
    schwierigkeiten mit dem wort manipulation? das ist absicht. wenn ich dieses wort verwende, manipuliere ich ganz erheblich weniger als wenn ich verweden würde: erziehung, gut gemeint, zu deinem besten usw...
    ich motiviere ja auch nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Tut mir Leid, jetzt versteh ich sprachlich gerade nicht mehr viel:
    Wo habe ich etwas vom Leitsatz geschrieben?
    Wie gesagt, ich denke, bei den Vorsichtsmaßnahmen sind wir uns einig- übrigens fressen freilaufende Katzen auch Gift (ich weiß leider nicht, wie das bei ganz wilden Katzen ist)
    Was mich stört ist deine starke Trennung in "Ich bin Lehrerin an einer weiterführenden Schule, da seien die Kinder schon verdorben (stark übertrieben) und du seist Lehrer der Primarstufe.
    Wo sollen denn deine Kinder am Ende ihrer Primarschulzeit hin? Zu mir persönlich vielleicht nicht, aber ich bin mir sicher, auch in B-W gibt es viele Gym- RS- und HS-Lehrer, die meine Ansichten teilen.
    Du lässt den Kindern ihre Zeit- sehr lobenswert, aber sogar mit der Natur schwer in Einklang zu bringen.
    Was macht denn eine Gazelle, die nicht in der "normalen Zeit" (die, die ihre Altersgenossen dafür brauchen) lernt zu laufen und zu fliehen, wenn der Löwe kommt?
    Wenn ein Kind erst in eineinhalb Jahren lesen lernt, dann wird es auch erst später das richtige Schreiben lernen können. Sprich, es braucht nicht vier, sondern fünfeinhalb Jahre für die Primarstufe und ist mit allem später dran- das wird sich durch das ganze Leben hindurch ziehen, von den weiterführenden Schulen, bis hin zum Berufsleben, bzw. vielleicht landet das Kind auf der HS oder eine Förderschule, obwohl es eigentlich mit ein bisschen "Manipulation" es doch aufs Gymnasium geschafft hätte?
    Lg, Hermine

  • nein
    die kinder die langsamer lernen, wären auch mit druck und manipulation nicht aufs gymnasium zu bringen. sie lernen langsamer. die beiden die ich im augenblick meine, haben einen IQ erheblich unter 100.
    sie lernen trotzdem und es geht ihnen gut. sie haben selbstbewusstsein. sie sind nicht "schlecht".
    die kinder die ganz sicher aufs gymnasium gehen, lernen mit atemberaubender geschwindigkeit und lernen viel mehr als ich ihnen in einem "unterricht" für alle gleichzeitig "beibringen" könnte.
    das meine ich mit schnell oder langsam sein dürfen.
    zur toleranz für langsamkeit gibt es eine untersuchung der max-planck-gesellschaft. es war eine der bedingungen, eine schulklasse optimal lernen zu lassen.
    bei mir in den lerngruppen arbeiten übrigens schnelle und langsame durchaus zusammen, von selber.
    ein langsames kind "gewaltsam" zu seinem besten aufs gymnasium bringen zu wollen fände ich schrecklich. es würde nur unglücklich. nie könnte es reibungslos mit den anderen mithalten.
    das mit dem leitsatz ist in deinem beitrag, der anfängt "hast du katzen?"

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Robischon,
    ich meinte keine Kinder, die überall langsam sind, darin sind wir uns einig, dass man die nicht aufs Gymnasium zwingen sollte.
    Was ich meinte, waren Kinder, die in einem Fach langsam sind und da nur mehr Förderung/Manipulation bräuchten.
    Beispiel aus eigener Erfahrung: Ichhasse Mathematik.
    Woran das liegt, weiß ich nicht, aber es ist so. Zahlen sind mir ein Greuel und ich gehe nur mit ihnen um, wenn es lebensnotwendig ist. Mein Erinnerung nach war das schon immer so. Dafür war ich in Deutsch und den Sprachen glänzend.
    Hätten meine Eltern mich damals nicht "manipuliert", wäre ich nicht aufs Gymasium gekommen, hätte nicht (oder nur auf Umwegen, die mich viel Zeit gekostet hätten) studieren können und erst viel später in den Beruf einsteigen können.
    Übrigens bin ich auch nicht für alle Vorsichtsmaßnahmen- Lernen aus Erfahrung kann durchaus auch nützlich sein. (Dabei rede ich natürlich nicht von lebensgefährlichen Sachen- aber ein Kind, das sich mal an der Herdplatte den Finger verbrannt hat- wird das bestimmt nie wieder tun- um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen- ich lasse nichts und niemanden mit Absicht sich verbrennen- wenn, dann lasse ich die Kinder so nahe ans Lagerfeuer herankommen, dass sie merken: Oha, das ist heiß, das kann weh tun. )
    Lg, Hermine

  • ideales beispiel
    du hasst mathematik.
    den umgang mit büchern, mit schrift, mit sprachen hast du daheim selbstverständlich erlebt. der unterricht in der schule war dazu ergänzung.
    mit mathematischen zusammenhängen und abläufen kommen kinder in familien seltener in berührung. sowas erscheint fremd und deshalb schwer.
    mir ging es in der schule ebenso mit mathematik. man durfte das nicht erfinden, nicht erforschen, nicht einfach so damit umgehen. also war es für mich undurchschaubar und "richtige" ergebnisse zufall oder glücksfall oder gemogelt.
    also geh ich mit dem einstieg in die entwicklung von mathematischem verständnis anders um und erlebe, dass all diese kinder mathematik mögen.
    du hast heutzutage kaum mit mathematik zu tun.
    mir wurde auch schon von einem mich bekämpfenden schulrat das beispiel mit dem klavierspielen erzählt zu dem ihn seine eltern gezwungen hatten. und jetzt sei er froh, dass er das könne.
    wäre damals mit deinem lernen nicht so umgesprungen worden, womöglich von einer lehrerin die selber eigentlich mathematik nicht mochte, dann hättest du jetzt nicht diese üble erinnerung daran und wärest auch in dem wissenbereich selbstbewusster.
    unser schulwesen ist halt leider so, dass es ausreicht, prüfungsfragen beantworten zu können um "gut" zu sein.
    es sollte sich so öffnen können, dass es vor allem darauf ankommt, fragen stellen zu dürfen, auf die suche gehen zu dürfen, experimentieren zu dürfen.
    ....statt zuzuhören und prüfungsantworten mitzuschreiben.

    • Offizieller Beitrag

    Ohoh, komm doch mal in meinen Fünftklass-Unterricht- die Schüler sind immer ganz erstaunt, wenn sie merken, dass sie bei mir doch auch denken müssen und Zusammenhänge herstellen. Und wehe, sie sollen Fragen und Regeln selbst formulieren- da ist dann der große Frust angesagt.
    Zur Mathematik muss ich dich enttäuschen- Mein Vater ist Ingenieur und hat Großrechner programmiert, hatte also jeden Tag mit Zahlen zu tun und meine Ma hat mir schon im zarten Alter von 4 Jahren eine Magnettafel mit Zahlen und eine mit Buchstaben geschenkt- meine ganze Familie ist eher auf Mathematik ausgerichtet- nur ich bin "das schwarze Schaf" in Sachen Mathematik.
    Und- leider hab ich jeden Tag mit Mathematik zu tun- sei es nun das Notenausrechnen oder Durchschnitte, oder nur das Preise-Überschlagen im Supermarkt- man kann weder Zahlen noch Buchstaben im täglichen Leben aus dem Weg gehen.
    Und, weil das Beispiel mit den Katzen mir so gut gefällt- auch die Mama Katze wird den Kindern zeigen, wo man das beste Essen findet, wo die Klostellen sind usw. Das spart einfach Zeit. Klar könnte Baby Katze das auch herausfinden- aber dann geht doch viel Zeit, die man eigentlich zum Spielen benutzen könnte, dabei drauf... und wofür sind Lehrer und Eltern dann eigentlich noch da?
    Liebe Grüße, Hermine

  • wettbewerb um "das letzte wort"???
    zur mathematik denk ich mir, dass sie dir möglicherweise schon im zarten alter von vier jahren auf zahlen reduziert wurde.
    ich stell schulanfängern steckwürfel in fünf farben. geo-clix, nikitinwürfel aller art, würfel, waagen. metermaße, papier und auch arbeitsblätter die nicht erklärt werden müssen zur verfügung. mathematik ist viel mehr als rechnen wie du weißt.
    mathema (griech.)= das gelernte
    für mich gehört zur mathematiik auch alles, was mit gleichgewicht zu tun hat.
    mit einem ingenieur hatte ich vor jahren streit als ich sagte, es komme darauf an, möglichkeiten zu finden, nicht auf "richtig-falsch". fehler nenne ich irrtümer, die man finden und überarbeiten kann. in wievielen schulen werden fehler kurzerhand durchgestrichen, addiert und in die note umgerechnet.

    • Offizieller Beitrag

    Auch hier muss ich dir widersprechen: Mein Mutter liebt alle Arten von Knobel- und Logikaufgaben- ich nicht. Warum, weiß ich auch nicht und meine Eltern genauso wenig.
    Nein, nicht Wettbewerb um das letzte Wort- dies hier wird definitiv mein letzter Beitrag zu diesem Thema sein.
    Lassen wir es gut sein, du wirst deine Position nicht ändern und ich meine auch nicht, da wir beide gut damit fahren- wir haben in gewisser Weise auch beide unser Ziel erreicht: Du hast dein Konzept vorgestellt und es vertreten und gegen Kritik verteidigt-
    ich habe versucht zu vermitteln, dass dein (?) Konzept so neu auch wieder nicht ist, sondern schon teilweise (auch in weiterführenden Schulen)angewendet wird und dass es aber auch Punkte gibt, die mir persönlich nicht realisierbar erscheinen und ich deshalb von deinem Konzept als Gesamtheitsansatz nicht überzeugt bin.
    Wenn ein Kind bei mir einen Fehler macht, streiche ich ihn rot an, gebe ihm aber als Aufgabe, die richtige Lösung herauszusuchen- das ist weitaus sinnvoller als nur die richtige Lösung "herauszurücken".
    Liebe Grüße und noch viel Erfolg in deiner Schule,
    Hermine

  • so neu auch wieder nicht?
    na da muss irgendwas nicht stimmen. ich hab bei den vorstellungen die ich habe immer gründlich gesucht, wo ich sowas finden kann. und da war nichts oder nur etwas ähnliches. nie im ganzen zusammenhang wie ich das mache. erst nach gründlicher suche hab ich beschlossen, das selbst organisierte kooperative lernen im schulanfang auch robischon-pädagogik zu nennen. es hat niemand (außer dir?) widersprochen. und es lesen immerhin monatlich zur zeit ca. 3000 leute meine seite. immer sind besucher aus mindestens 30 unis und hochschulen dabei. (in der strato-statistik kann man sowas sehen)
    dass du manches nicht realisierbar findest ist doch seltsam.
    vor jahren hat schon mal ein lehrer, dessen sohn bei mir im praktikum war und der zu hause davon erzählte, mit überzeugung gesagt, so könne man gar nicht arbeiten.
    auch eine kollegin bei mir an der schule hat mal gemeint, eigentlich sei meine pädagogik wunderschön. es wäre schön wenn man so arbeiten könnte.
    na ich tu es seit mindestens 1988 und das sind doch schon ein paar tage.
    wenn bei mir ein kind einen fehler macht, frag ich ob es ihm recht ist wenn ich ihn einkreise. in dem kreis lässt sich der fall überarbeiten. und wenn es ihm nicht recht ist, geht es ohne kreis oder ich brings es, mit einverständnis des kindes selber in ordnung. das mit dem kreis war ein kompromiss mit einer schulrätin. ich sollte zeigen, dass ich fehler bemerke. wahrscheinlich dachte jemand ich sei zu blöd dazu. einmal ahtte eine mutter absichtlich fehler in hausaufgaben eingebaut um mich zu "ertappen".
    dir auch liebe grüße und ebenfalls viel erfolg an deiner schule. ich wünschte es gäbe an gymansien viele leute wie dich.

  • hallo ohlin
    wie ist es denn nun weiter gegangen mit dieser klasse?
    hat sich etwas verändert?
    hast du dich verändert?


    ich wünsch dir schöne ferien, schöne weihnachten und für das kommenden jahr nur da beste

  • Hallo Robischon,
    es haben einige Gespräche mit den betreffenden Elternteilen, der Klassenlehrerin, der Schulleiterin, den Kindern und mir (nicht an jedem Gespräch haben immer alle teilgenommen) stattgefunden. Zwei dieser Kinder sind einfach nicht zu beschulen, jedenfalls nicht in einer Klasse und an einer Schule wie unserer. Für ein Kind ist eine "Gruppentherapie" angedacht, ob die wirklich stattfinden wird, ist aber noch nicht klar.
    Ich persönlich habe in meiner Feuereinheit ein paar Experimente durchführen lassen und hatte auch eine Besuchsstunde. In dieser Stunde haben sich ausnahmslos alle Kinder sehr zusammen genommen und sich von ihrer besten Seite gezeigt. Es ist also auf keinen Fall so, dass sie mir mit ihrem Verhalten schaden wollen.
    Während der Experimentierphasen habe ich absolut nicht mit mir diskutieren lassen. Sobald ich bemerkt habe, dass einzelne Schüler sich nicht mehr an die vorher gemeinsam erstellten Regeln halten und z.B. anfangen, Stifte anzukokeln, habe ich ihnen die Kerze sofort ausgepustet und sie durften nicht mehr experimentieren. In der ganzen Einheit musste ich nur zwei Kerzen auspusten.
    Nach den Weihnachtsferien habe ich noch etwa 4 Wochen -bis zu den Zeugnissen- jede Woche 4 Stunden Sachunterricht in dieser Klasse. Danach werde ich für zwei Stunden an eine andere Schule gehen und in dieser Klasse nur noch 2 Stunden in der Woche unterrichten.
    Soviel zu Veränderungen.
    Auch dir schöne Weihnachten,
    ohlin

  • hallo ohlin
    hat dein jahr gut angefangen?
    diese seite ist so gut besucht. sie sollte mal wieder nach oben kommen.
    ist die klasse jetzt anders als vorher?

  • Hallo Robischon,
    danke, ich bin gut ins neue Jahr gekommen. Das Schuljahr fing genau da an, wo es vor den Ferien angefangen hat. Bereits vor dem Unterricht fielen die Schüler durch gegenseitiges Ärgern, Anschreien, Verletzen usw. auf. An Schule und soetwas wie Unterrichts- und Lernatmosphäre haben sie sich immer noch nicht gewöhnen können. Alle, die diese Klasse unterrichten, sehnen sich nach den nächsten Ferien und sind schon wieder super nervös und leicht reizbar, weil es so anstrengend ist, Stunde für Stunde mit dieser Lerngruppe zusammen zu sein. Es ist einfach deprimierend, wenn man nach Stunden des Überlegens und Planens von Unterricht mit seinen tollen Plänen in die Klasse kommt und man die ganze Stunde damit zu bringen muss, diese 16 Kindern davon abzuhalten, sich gegenseitig aus dem Gleichgewicht zu bringen. So kommt man gar nicht dazu, wenigstens mit denen, die absolut lernwillig sind, vernünftigen Unterricht zu machen und diejenigen, die es auf Grund ihres Leistungsniveuas nötig haben, bei der rbeit zu unterstützen. Man muss ja ständig die "Löwen" auseinander ziehen. Man dreht sich nur im Kreis: einer leistet einen mehr oder weniger zum Thema passenden Beitrag, darüber muss immer einer lachen, der ausgelachte muss dann schreien, der Lachende muss aufspringen und den Ausgelachten bedrohen, dann m üssen beide durch die Klasse über Tische und Bänke springen, davon fühlen sich die anderen gestört und müssen auch lachen und schreien. Dann setzen sich der Lachende und der Ausgelachte wieder. Ein weiterer Schüler leistet einen Beitrag, darüber muss der zuvor Ausgelachte lachen, weil er das ja selbst schon längst gesagt hat, darauf streiten die anderen lautstark ab, dass er es so gesagt hat... Während dieser ganzen Zeit sitzt vor dir ein ständig kippelndes, sich immer wieder umdrehendes, alles anfassendes Kind, das zwischendurch immer wieder schrille Laute vor sich hinschreien muss. Nciht nur ich als Lehreranwärterin, sondern auch die übrigen Lehrerinnen, sogar die Eltern, die teilweise um die Probleme ihrer Kinder wissen und durchaus bereit sind, mit uns daran zu arbeiten, sind sehr ratlos. Man kann sich nur immer mal wieder damit über Wasser halten, sich zu sagen, dass diese Lerngruppe so nur noch ca. 1 1/2 Jahre existiert und dass man diese Zeit schon irgendwie schafft. Aber wenn man dann wieder an die Kinder denkt, die auf Grund dieser "Löwen" nicht die Hilfe bekommen können, die sie brauchen und die deshalb möglicherweise auf der Strecke bleiben, hat man -zumindest mir geht es so- ein ganz schön schlechtes Gewissen.
    Aber ansonsten, Robischon, ist wirklich alles in Ordnung.
    Viele Grüße
    ohlin

  • um gottes willen, das ist doch nicht in ordnung.
    unzählige lehrerinnen und lehrer haben ständig ein schlechtes gewissen nach der arbeit, obwohl sie sich so gründlich vorbereitet haben. sowas macht lehrkräfte total fertig. das darf nicht so bleiben.
    du arbeitest mit 16 (vorher waren es 18) kindern in der dritten klasse.
    wenn du "unterricht" hältst, wird der ablauf unablässig gestört.
    du beschreibst ja ziemlich genau, wie die kundschaft das macht und wie es gelingt. auf mich wirkt das wie inszenierung von unterrichtsboykott. in meiner eigenen schulzeit hab ich sowas perfekt beherrscht.
    "unterricht" bei dem auf einer schiene so viel verschiedenen junge menschen das gleiche arbeiten und lernen sollen, erreicht nur ganz wenige. es sind welche dabei, die kennen das sowieso schon, andere verstehen nur bahnhof oder nur einen teil und sehen die zusammenhänge nicht.
    einfacher könntest du es haben, wenn du für solche schulstunden mehrere verschiedene lern- oder wissenbereiche anbietest, mit sachbüchern, nachschlagewerken, wandkarten, lernprogrammen im PC und an der wandtafel. bei mir sind an der tefel in der regel drei bereiche mindestens, oft auch nach kinderwünschen.
    dazu können kinder malen, schreiben, modellieren, bauen, nachlesen, miteinander reden.
    wenn die kinder, die dir so auf die nerven gehen, fragen "müssen wir das machen?", kannst du antworten "Kannst du das?"
    schau einfach mal, was den kids so einfällt zu lernbereichen, die sie sich selber aussuchen können.
    selbstständiges lernen ist immer erfolgreicher als "zwangs"lernen.

  • Hallo Robischon,
    in unserem Einzugsgebiet wohnen viele junge Familie, die dort ihre erste gemeinsame Wohnung beziehen, da die recht kleinen Wohnungen zu den günstigeren in der Stadt gehören. Sobald sie sich in einer gebesserten finanziellen Lage befinden, ziehen sie um. So kommt es, dass bei uns die Anzahl der Schüler immer etwas schwankt. Dazu kommen hin und wieder die Kinder der "berufliche Reisenden".
    Ob ich das Verhalten der Kinder als Unterrichtsboykott bezeichnen möchte, weiß ich nicht. Ich glaube auch nicht, dass die Kinder mir persönlich schaden wollen. Wenn es um Unterrichtsbesuche geht, erkläre ich ihnen, dass die für mich wichtig sind. In der Stunde selbst geben sie sich große Mühe, sich von ihrer besten Seite zu zeigen und ich (die Klassenlehrerin kann auch immer gar nicht glauben, dass es sich um die gleichen Kinder geht, die vor meiner Besuchsstunden und nach meiner Besuchsstunde bei ihr wieder über Tische und Bänke gehen.)bin dann immer überrascht, dass sie es für 45 Minuten schaffen. Nach diesen Stunden wollen sie auch immer wissen, ob sie gut waren und ob ich meine Prüfung denn geschafft habe. Dann reden wir zwei Minuten darüber, was in der Stunde gut war und dann geht´s gleich wieder los.
    Heute haben wir in Ansätzen versucht, uns über ein mögliches Thema zu verständigen. Dabei ließ sich heraushören, dass sie mehrheitlich an einem Tier-Thema interessiert. Da kamen konkrete Vorschläge: "Ich kann etwas über Schnecken ausdrucken." "Ich habe ein Meerschweinchen, das könnte ich doch mal mitbringen." "Bei uns im Garten sehe ich manchmal einen Igel. Vielleicht schläft der im Winter in unserer Garage?!" Wenn sie solche Ideen haben (Natürlich möchte ich es den Haustieren nicht zumuten, einen Schultag in der Schule sein zu müssen, aber das mit den Schnecke klingt doch nett.), bin ich immer wieder ganz besänftigt und mache mir Gedanken wie ich das im Unterricht verwenden kann. Natürlich ist die Motivation für selbstbestimmte Themen größer und die Arbeit an selbst mitgebrachten Materialien für die Kinder schöner, nur leider ist das -bis jetzt- in dieser Klasse nicht immer gut praktizierbar. Vielleicht merkst du, dass ich schon nicht mehr so aussichtslos über diese Klasse denke, ich schreibe nämlich bis jetzt, da ich meine, sie können es noch lernen.
    Gruß
    ohlin

  • bis jetzt
    natürlich ist das nicht aussichtslos.
    aus deinem bericht ist zu sehen: Die mögen dich.
    wenn du mal jedem einzelnen kidn sagen kannst, was dir an ihm gefällt und was es besonderes kann
    und wenn du ein breites lernangebot hast,
    dann wird auch in dieser klasse das arbeiten wie "weihnachten".
    das wünsch ich dir sehr.

  • rückmeldungen
    das mit dem rückmelden kennen die drittklässler mit denen ich arbeite. jetzt wissen sie auch wie man das nennt.
    und als ich gesagt hatte, dass ich kinder nur das sage, was ich gut finde, was mit gefällt, sagte ein kleiner junge "typisch robischon".
    womöglich gibt es lehrkräfte, die kindern sagen, was ihnen alles nicht gefällt an ihnen.
    dann wird das zusammenleben natürlich nicht so leicht.
    wie geht es denn jetzt mit der entsetzlichen klasse?
    bei den vielen zugriffen scheint das echt zu interessieren.

  • Hallo Robischon,
    im Moment verzweifeln wir alle wieder bei der Arbeit in dieser Klasse bzw. bei der Arbeit mit einigen Kindern dieser Klasse. Die Arbeit ist im Moment praktisch unmöglich. Man kann doch nicht alles schönreden. Wenn ein Kind erst 30 Minuten nach der großen Pause in der Klasse erscheint, ein Kind sich weinend an seinen sehr großen Schlitten klammert und keine Einsicht zeigt, dass der Unterrichtsablauf durch diesen Schlitten in der Mitte des Klassenzimmers stark beeinträchtigt wird und er sich bitte so auf seinen Stuhl setzen möge, dass die anderen eben nicht gestört werden, ein Kind ununterbrochen laut ist, indem es laut klatscht, pfeift, mit den Füßen trampelt und auf freundliche und auch energische Ansprache nicht mehr reagiert, ein Kind ständig mit dem Kopf in Bewegung ist, um bei einem Mitschüler etwas zu beobachten, dass dann laut ins Lächerliche gezogen werden kann, zwei Kinder immer wieder mit Papier schmeißen, aufspringen und schreien... Was ist denn da noch schön zu reden? Vielleicht ist das "altmodisch", wenn ich von Drittklässlern erwarte, dass sie sich so benehmen und verhalten, dass andere nicht unter ihrem Verhalten leiden und konzentriert arbeiten können. Ist denn von einem Drittklässler nicht zu erwarten, dass er sich am Stundenbeginn für eine kurze Zeit so leise auf seinem Platz halten kann, dass eine gemeinsame Begrüßung möglich ist? Ich meine, dass ich mit meiner Annahme, dass es einem Drittklässler gelingen müsste gar nicht so falsch liegen kann, schließlich unterrichte ich auch andere Klassen (von der 1. bis zur 4.) und nirgendwo kann ich solche extremen Auffälligkeiten beobachten. Trotzdem bewegen und unterhalten sich auch diese Kinder, aber eben so, dass eine Arbeitsatmosphäre herrscht, die allen ein konzentriertes, aber durchaus auch kindgerechtes Arbeiten erlaubt.
    Also, im Moment ist es eher so, dass der Unterricht in dieser 3. Klasse überaus langweilig ist -zumindest finde ich es langweilig, wenn wir gar nicht dazukommen ein Thema ganzheitlich zu bearbeiten und höchstens dazu kommen, einen einleitenden Text aus dem Buch vorzulesen-, weil wir nichts schaffen, weil immer wieder extreme Störungen auftauchen und immer weider Streitigkeiten zwischen einzelnen Schülern geklärt werden müssen. Man kann aber auch den Kindern nicht einfach motivierendes Material anbieten, ohne zu erklären, weil sie damit einfach nichts anfangen können und dann mit beleidigtem Gesicht dasitzen und schmollen, so viele kleine Beleidigte habe ich noch nie in einem Raum erleben müssen. Es ist aber auch nicht möglich, sie in Form von Stationsarbeit arbeiten zu lassen, weil es da immer mla wieder nötig ist, kurze Arbeitsaufträge zu lesen, denn besprechen ist ja bei den vielen Störungen gar nicht möglich, und lesen tun sie ja gar nicht. Es muss so leicht sein, dass sie bereits beim Hingucken mit der Aufgabe fertig sind, ohne zu lesen, ohne zu schreiben, ohne sich zu bewegen. Es muss so leicht sein, dass sie beim Reden und Streiten mit anderen die Aufgabe erledigen können.
    Im Moment laufen wieder eingie Gespräche mit Eltern, allen Lehrern, Erziehungsberatern und Mitarbeitern der Kinderpsychiatrie. Leider sind aber längst nicht alle Eltern bereit, etwas zu unternehmen, denn schließlich kennen sie ihr Kind so ja gar nicht, weil es soch so nie zu Hause benimmt, also liegt das Problem nur in der shcule und da müssen wir eben sehen, wie wir die Kinder beschult kriegen.
    Es tut mir für die Kinder, die lernen wollen und auch motiviert in den Unterricht kommen sehr leid, dass sie unter dem Missverhalten der vielen anderen leiden, aber zu ändern ist daran wohl zunächst nichts. Mir bleibt nur die Bewunderung der Klassenlehrerin, die das schon zwei Jahre länger mit sehr viel mehr Stunden aushält. Aber mehr als irgendwie aushalten, ist bei ihr auch nicht mehrdrin. Auf solche tollen Ideen wie positive Verstärkung mit Smiley-Aufklebern und für jeden Tag ein besonders gut gelungene Sache ein Lob auszusprechen, sprechen die Kinder überhaupt nicht an.
    Eine Hoffnung besteht ja noch durch sehr spitze, aussagekräftige Bemerkungen in den Zeugnissen. Vielleicht können die bei den Eltern und den Kindern einiges wachrütteln?!
    Gruß
    ohlin

  • hallo ohlin
    diesmal geht die klage oder beschwerde direkt an mich?
    dieser einwand "Man kann doch nicht alles schön reden." zielt anscheinend auch auf mich.
    ich rede nicht schön. ich denke darüber nach, wie verhaltensweisen zu erklären sind.
    es handelt sich um drittklässler bei denen ganz offensichtlich der gewohnte schulumgang, die "behandlung" so abgeschliffen ist, dass dagegen gegenwehr entstanden ist. mich würde doch mal interessieren, wie diese kinder in der ersten oder zweiten klasse waren. wie wurde mit ihnen umgegangen? was haben sie sich gefallen lassen? haben sie auf strafen noch reagiert?
    gibt es lehrkräfte bei denen sie sich nicht so "entsetzlich" verhalten?
    ich bleibe stecken an worten wie "motivierendes material, arbeitsanweisungen, geregelter unterricht, wir"
    die kinder sind drittklässler und wollen nicht lesen?
    können alle lesen?
    erleben sie lesen als kommunikationsform und möglichkeit zu informationen zu gelangen oder als kontroll- und disziplinierungsmittel?
    wie erleben sie schreiben?
    mögen sie mathematik?
    wer bestimmt, wo sie sitzen?
    wer ins klassenzimmer kommt, ist vorbereitet darauf, kleine monster vorzufinden. und was findet er vor?
    ich wünschte mir, dass zwei oder drei der kinder mir einmal schreiben (per email) was sie schlimm finden und wie sie sich die schule wünschen.
    ich arbeite zur zeit auch mit einer lebhaften dritten klasse. die kinder sind enorm unterschiedlich. eins oder zwei werden aus der dritten aufs gymnasium gehen, zwei zur förderschule.
    alle dürfen sehr selbstständig sein. das wort "wir" verwende ich nicht.
    in einem anderen forum gibt ein ähnliches thema "hilfe, ich weiß nicht weiter" um eine achte klasse. schau mal bei den webterachers.

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