Hi ihr,
ich trau mich ja gar nicht, es zu schreiben. Ich weiß echt nicht mehr weiter.
Ich bin seit fast 1,5 Jahren im Referendariat und bisher hatte ich nie wirkliche Probleme mit Klassen.
Jetzt habe ich eine 3. Klasse in Musik. Wenige Kinder, aber 1/3 der Kinder ist in diesem Jahr dazugekommen, davon mehrere verhaltensauffällig.
Die Kinder können sich untereinander teilweise überhaupt nicht leiden, es gibt viel Zank und Streit in der Klasse. Der Klassenlehrer hat die Klasse "gut unter Kontrolle". In den meisten Fächern wird viel schriftlich gearbeitet, das ist eine Methode, die Klasse zu einer erträglichen Lautstärke zu bewegen. (Eine andere ist bisher keinem eingefallen, mal abgesehen von ständig Brüllen, was ich nicht möchte.) Ansonsten sind vor allem die Jungen der Klasse extrem albern. Einer fängt an, einen Witz zu erzählen und die Stunde ist gelaufen. Es wird quer durch die Klasse gequatscht, die Eltern wollen teilweise keine Einträge haben, ein paar Mädchen schmollen öfter mal, ohne dass ich den Grund dafür erfahre. (Vermutlich bin ich auch die einzige, die danach fragt.)
So, jetzt habe ich die in Musik seit Anfang des Schuljahres. 2 Monate davon war gar kein Musikunterricht, weil die zum Schwimmen waren.
Ich habe sie seit Januar also wieder "neu" nach ewig langer Pause, und es viel auch 3 mal der Unterricht aus wegen irgendwelcher verzwackten Vertretungspläne oder Zeugnisausgabe.
Ich hatte sozusagen seit Januar 6 Stunden mit ihnen. Das ist sicher auch für die Kinder keine leichte Situation....
Ich habe nun verschiedene Dinge mit den Kindern gemacht im Musikunterricht:
Tanzen - da treten und rempeln sie ständig und murren ziemlich rum.
Eine Höraufgabe, wo mit ausgeschnittenen Figuren in ein Bild etwas zum Musikstück zu legen war. (Peter und der Wolf): Da wir das auf 2 Stunden verteilen mussten (kleben / hören und ausmalen / hören), waren in der 2. Stunde von einem Drittel der Kinder die Arbeitsblätter nicht mehr da. (Und wie gesagt, die Eltern regen sich teilweise auf, wenn ich eintrage, dass sie die Musikhefter vergessen haben.) Ein Junge behauptete sogar, sein Vater hätte das Arbeitsblatt weggeworfen. Also mussten alle, die das Blatt nicht mehr hatten, eine eigene Zeichnung anfertigen. (Nach Tafelvorlage.) Irgendwann malten die Panzer. Ok, ich hab falsch reagiert, ich hätte das einsammeln und mir zur Elternsprechstunde die Eltern ranholen sollen. Zu spät.
Dann habe ich es mit Lesen und Lückentext ausfüllen probiert: Das klappte. Aber das will ich nicht bis zum Ende des Schuljahres machen.
Letzte Stunde dann "I like the Flowers". Meine 5 singt das liebend gern. Meiner 3 ist es zu kindisch. Die haben nur rumgeblödelt. Also habe ich das ganze abgebrochen.
Und versucht, mich mit den Kindern über Musikuntericht zu unterhalten: Was ist los? Warum macht ihr nicht mit? Was kann ich tun, um es für euch interessanter zu machen? Was wollt ihr überhaupt im Musikunterricht tun?
Naja, da kam als Antwort: "Video gucken." Sonst hatte keiner eine Idee.
Ein Kind meinte dann: "Sie sind gar nicht unsere richtige Musiklehrerin, Frau X ist unsere Musiklehrerin!" (Meine Ausbildungslehrerin, aber die hat in der Klasse in diesem Schuljahr maximal 5 Stunden Musik unterrichtet. Ich hab gefragt, ob sie diese Lehrerin irgendwo im Raum sehen. (Sie war nicht da.) Ob ich die Stunde gegeben hätte, ob ich auch die letzte Stunde gegeben hätte... Naja, klar, da kam die Antwort dass ich das war, aber trotzdem, ich sei nicht ihre richtige Musiklehrerin.
Ich hab dann noch eine schriftliche Umfrage gemacht, was sie sich wünschen inhaltlich für den Unterricht und was sie sich für ihr Verhalten vornehmen. Es kam ein Lied als Vorschlag von einem Mädchen, ich befürchte, dass die Jungs genauso rumblödeln werden dabei wie bei I like the flowers. Ein Mädchen wollte zu Rockmusik singen, ich bat sie etwas mitzubringen, was möglichst auf deutsch ist. Und ansonsten kam halt "Video gucken" und "Tanzen und Malen aber nicht zu Kirchenmusik." (Wir haben nen griechischen Tanz gemacht und "Peter und der Wolf" behandelt.)
So, jetzt die alles entscheidende Frage: Was würdet ihr tun?
Wenn ich wüsste, dass meine Ausbildungslehrerin auch weiterhin nicht kommt, würde ich jetzt schlicht und einfach 1 oder 2 Musikstunden Regeln aushandeln, auf Plakate schreiben, Verträge machen etc. Denn so geht es nicht weiter, das macht mir keinen Spaß und die Kinder, die gerne Musik machen und mit meinem Unterricht auch einverstanden sind, leiden drunter. (Aber Regeln aushandeln ist an unserer Schule gar nicht gern gesehen. )
Ansonsten bin ich ratlos und hätte lediglich folgende Ideen:
- verschiedene Anfänge von Liedern / Playbacks vorspielen und anonym ankreuzen lassen, was sie gern singen mögen. (Kann sein, dass es nicht klappt, weil es binnen 5 Minuten zu albern und zu laut wird.)
- Bilder einer Ausstellung behandeln in einer der neueren Versionen, dann ist es zumindest keine "Kirchenmusik" und man kann dazu malen. Das Problem ist, dass dann 1/3 der Klasse vermutlich wieder Panzer malt.
Das Problem ist, wenn meine Ausbildungslehrerin drin ist, sind sie leise, denn dann ist ja die "richtige" Musiklehrerin da. Ich weiß nur nie, wann sie da ist und wann nicht. Das ist alles sehr spontan. Manchmal ist sie auch theoretisch anwesend und praktisch telefonieren....
Ich weiß echt nicht mehr weiter und habe keine Lust mehr auf diese Klasse.
Conny