Abschreiben üben / 3. Kl.

  • Hallo zusammen,


    habe festgestellt, dass nicht wenige Sch. aus meiner 3. Klasse beim Abschreiben recht viele Fehler machen. Habt Ihr vielleicht gute Tipps, wie man das abwechslungsreich und nicht so trocken üben kann?


    Danke schon mal im voraus :)


    Gruss,
    DM

  • Hallo, da fällt mir nicht direkt was zu ein, eher so was in Richtung Laufdiktat, Dosendiktat, ist ja auch eine Form von Abschreiben. Evtl. Dosendiktat so abwandeln, dass sie einen Abschreibtext zerschneiden, die Streifen in eine Dose, immer einen rausziehen, abschreiben...
    Gruß, N. ?(

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

  • Die Tipps meiner Vorgängerin sind wirklich gute Methoden, um das Abschreiben zu trainieren.
    Vorher muss man die Technik einüben.
    In der Lessmann box (Dieck Verlag) gibt es mindestens eine Karte, die das Thema "Abschreiben" thematisiert. Leider habe ich die Box (wir haben 1 Exemplar) nicht in der Schule gefunden.
    Die Tipps, die ich mir gemerkt habe:
    1) Wort oder Abschnitt, leise lesen.
    2) in Merksprache lesen und schwierige Stellen einkreisen
    3)Wort abdencken, auswendig ins Heft schreiben und leise mitsprechen
    4) Vergleichen und Verbessern

  • Gut ist es auch, wenn du eine Folientasche auf die Rückseite des Heftes klebst. Da hinein kommt der Text. Dann müssen die Kinder das Blatt immer herum drehen. Das verhindert, dass sie Buchstabe für Buchstabe abmalen. Wenn sie fertig sind, holen sie das Textblatt heraus, legen es neben die Abschrift und vergleichen. Sie können den Text auch von unten nach oben vergleichen, das fokussiert die Aufmerksamkeit auf das einzelne Wort.
    Heidi

    • Offizieller Beitrag

    Etwas vorbereitungsaufwändiger: Diktattaschen.


    Aus Karton wird eine Tasche gebastelt, an den Seiten muss sie geschlossen sein, oben und unten offen. Rueckseite zu, auf der Vorderseite ist eiin Fenster (eine Zeile) ausgeschnitten. Dort kann man ein Blatt hineinschieben. Eine Zeile des Textes erscheint dann im Fenster. Anschaun, Blatt verschieben, aufschreiben, Blatt zurückschieben, Kontrolle. Geht aus als Partnerdiktat (Kontrolliert wird das Heft des Partners, da fallen Fehler besser auf!), z.B. auch mal als Wettbewerb: Nur wenn beide ! Partner das Wort / die Zeile richtig haben, bekommt das Paar einen Punkt.

  • Grundsätzliche Tipps von Fresch(Freiburger Rechtschreib Schule):


    1. Anschauen
    2. Sprechschwingen (Silbenbögen auf Tisch malen und in Silben sprechen)
    3. Merken
    4. Aufschreiben
    5. Prüfen (ganz wichtig - Selbstkontrolle!!)


    Gruß, Annette

  • klingt alles toll. aber wenn ich bedenke, dass meine schüler bei 3 sätzen beim abshreiben 10 buchstaben vergessen in einer klasse von 24 schülern, von denen 17 betroffen sind...
    scharbeit --> schularbeit

  • Auf die Gefahr hin, mich lächerlich zu machen, ich versteh ja von so Kleinen nix... wenn's an der Konzentration hakt, könnte man das nicht langsam aufbauen? Sozusagen jeden Tag ein Wort mehr? Vielleicht in ein Spiel verpackt, also z.B. eine spannende Geschichte, und die Wörter des Vortages müssen dann auswendig behalten/ aufgeschrieben werden, das neue Wort an der Tafel kommt jeweils dazu? Könnte sich nach 1-2 Wochen als gar nicht so unanspruchsvoll herausstellen, und sollte doch eigentlich die Konzentration langsam steigern, oder?


    Nur so,
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

    • Offizieller Beitrag

    Kann mir jemand mal den Sinn oder Unsinn von Abschreibübungen erläutern?
    Habe an der Uni gelernt, dass es für den Erwerb von Rechtschreibung (oder sonstigem) absolut nichts bringt, die Kinder abschreiben zu lassen.

    Also: warum macht Ihr das? Bringt es vielleicht doch was?


    Interessierte Grüße - Melosine

  • Ich kann nur immer wieder auf die Methode der FreiburgerRechtschreibSchule (FRESCH) verweisen, nach der ich arbeite. Ich finde das Konzept superlogisch und effektiv.


    Auf die Frage nach dem Sinn und Zweck des Abschreibens: wie sollen Kids sonst das Schreiben lernen? Sie müssen das Wortmaterial ja zunächst einmal sichtbar kennen lernen, um es dann selbst schriftlich umsetzen zu können. Außerdem ist ja nicht stupides Abschreiben gemeint nach dem Motto: "Jetzt schreibt mal den Text von S. 34 ab und seid schön leise". Aber in der Schule ist es eben oft der Fall, dass etwas von der Tafel abgeschrieben werden muss (wie sollen sonst Regeln, etc. in das Gehirn der Kids kommen?). Und solange es eben noch Diktat-Vorschriften gibt, müssen die in verschiedenen Formen (Dosendiktat, WÜrfeldiktat, Diktattasche, Lückentext, Schleichdiktat, Partnerdiktat, Spurkästen etc.) eben auch eingeübt werden.


    Richtiges Abschreiben:


    1. Wörter schwingend (in Silben und mit Schreibhand in der Luft, BEwegung nach rechts) laut lesen und schwierige Buchstaben merken.
    2. Wort sprechschreiben, d.h. nebenher schwingend mitsprechen.
    3. Überprüfen! Dieser Schritt ist der wichtigste, wird aber oft vergessen!


    Man muss beim Abschreiben genau schauen, wie die Kids es machen. Es darf nicht sein, dass sie zu guten Wort-für-Wort-Abmal-Spezialisten werden. EIgentlich ist der SInn, dass sie sich das, was sie schreiben sollen, erstmal erlesen und dann nach und nach in ihr Heft übertragen.
    Am schlimmsten ist es, wenn man Schüler fragt, was sie gerade abgeschrieben haben und sie es nicht wissen!


    Gruß Annette

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Auf die Frage nach dem Sinn und Zweck des Abschreibens: wie sollen Kids sonst das Schreiben lernen? Sie müssen das Wortmaterial ja zunächst einmal sichtbar kennen lernen, um
    es dann selbst schriftlich umsetzen zu können.


    Ich denke doch, dass es andere Methoden gibt, das Wortmaterial kennen und schreiben zu lernen? Wie ist es mit freiem Schreiben? Methode nach Reichen? Konzepte von Mechthild Dehn? Etc.


    Zitat


    Außerdem ist ja nicht stupides Abschreiben gemeint nach dem Motto: "Jetzt schreibt mal den Text von S. 34 ab und seid schön leise".


    Wann ist Abschreiben nicht stupide? Können die Kinder überhaupt einen Bezug zu Worten oder Inhalten bekommen, die sie einfach abmalen?


    Zitat

    Es darf nicht sein, dass sie zu guten Wort-für-Wort-Abmal-Spezialisten werden. EIgentlich ist der SInn, dass sie sich das, was sie schreiben sollen, erstmal erlesen und dann nach und nach in ihr Heft übertragen.
    Am schlimmsten ist es, wenn man Schüler fragt, was sie gerade abgeschrieben haben und sie es nicht wissen!


    Genau das ist meine Befürchtung - gerade bei schwachen Kindern: sie malen ab, ohne den Sinn zu verstehen und lernen daraus nichts, schon gar nicht, einen Bezug zur Schriftsprache zu bekommen!


    Bin ich jetzt zu theorielastig? Aber auf solche Sachen, wie Abschreibübungen stand in Deutsch-Didaktik "Tod"!
    Und ich muss sagen, dass es mir eingeleuchtet hat.


    Gibt es irgendeinen Praktiker, der das von mir gelernte unterstützt oder anwendet?
    ?(


    LG - Melosine

  • Nur kurz, weil ein netter *hust* Samstagvormittagwocheneinkauf bei Marktkauf auf mich wartet :


    Zitat

    Wann ist Abschreiben nicht stupide? Können die Kinder überhaupt einen Bezug zu Worten oder Inhalten bekommen, die sie einfach abmalen?


    Sie bekommen z.b. dann einen Bezug zu dem Text, wenn man Texte - natürlich korrigierte - der Kinder nimmt!


    Petra

  • Halli, Petra, :D:D
    Auch als "Fremdsprachler" lernt man unter anderem auch durch Abschreiben(siehe Vokabelheft/ Vokaberkartei etc). Es kann nicht nur alles einfach Spaß machen und eine Schule ist kein Kindergarten. :D:D
    Fossil

  • Abschreiben gehört zu den 6 "Tragfähigen Grundlagen"im Rechtschreiben. Die Vermittlung dieser Technik wird oft im Unterricht vernachlässigt, weil das Abschreibenkönnen von Lehrenden als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Damit das Abschreiben Lernzuwachs bringt, muss bei Übungen darauf geachtet werden, dass die Kinder die Wörter nicht abmalen und dass zudem sorgfältig korrigiert wird. Selbstverständlich muss es sich um Wörter handeln, die für das Kind wichtig sind (integrativer RS-Unterricht).
    Übungsformen:
    - Blitzdiktat, Wort kurz zeigen (TP), abdecken, aufschreiben, kontrollieren
    - Purzelsätze, sortieren und in der richtigen Reihenfolge abschreiben
    - Umsetzen von Texten in eine andere Schriftform
    - Schreibröllchen, Wörter oder Sätze auf Streifen schreiben, aufrollen
    - Lauf- oder Schleichdiktat
    - Dosendiktate, ein Text wird in kleinere Einheiten zerschnitten. Das Kind liest ein Stück, merkt sich die Wörter, steckt den Abschnitt in die Dose, schreibt auf, usw. Zum Schluss wird korrigiert
    - Arbeit mit der Lernbox


    Heidi

  • Hallo Melosine,


    ich kenne deine Deutsch-Didaktik-Erfahrungen. Bei mir stand auch auf Abschreiben der Tod. Aber ich habe eben erkannt, dass es nur durch Freies Schreiben etc. nicht funktioniert. Klar sollen die Kids so viel wie möglich selbst schreiben. Aber ich denke, um ihren Sprachschatz zu erweitern ist es sehr wichtig, dass sie mit TExten verschiedenster Art konfrontiert werden. Wie eine meiner Vorgängerinnen geschrieben hat: die Worte, die sie lernen, müssen für sie einen Sinn haben. DAs ist der Punkt: somit wird ABschreiben weniger stupide.


    Gruß Annette

  • Lange war das Abschreiben wirklich verpönt und wurde mit verstaubtem Lernen in Verbindung gebracht, vor allem bei reinen "Reichen"- Arbeitern. Aus meinen Erfahrungen kann ich nur davon Abraten, methodenhörig zu sein und einer Methode ausschließlich zu verfolgen.
    Ich denke wirklich, dass das Abschreiben eine der tragfähigen Grundlagen ist. Wie soll ich mir sonst Lernwörter, die es einfach gibt (=Wörter, die aufgrund des Abhörens von Lauten nicht orthographisch korrekt verschriftlicht werden können) einprägen? Der zweite Schritt nach dem reinem Abhören der Laute und Verschriftlichen, ist das Abschreiben - mit welcher Methode auch immer.
    Ich denke der Schreibansatz von Reichen hat auch seine Grenzen. Sind die Kinder auf einer anderen als der rein phonetischen Stufe des Schriftspracherwerbs, so müssen sie sich Regeln erarbeiten, Ableitungen kennenlernen und eben auch Abweichungen auswendig lernen. Das der Schriftspracherwerb auf verschiedenen Stufen abläuft, vertritt ja auch z.B. Spitta.
    Wenn so viele Kinder das Abschreiben nicht beherrschen, ist die Frage, woran es liegt. Sind sie es nicht gewohnt? Ist ihnen der Sinn nicht bekannt? Haben sie keine Technik entwickelt? Ist der Rahmen so, dass Unkonzentriertheit gefördert wird (zu laut). Bei 17 Kindern, die sehr viele Fehler machen, scheint es an so etwas zu liegen. Dass sich so viele rechtschreibschwache Schüler in einer Klasse zusammenfinden, kann ich mir kaum vorstellen. Nichts desto trotz gibt es immer Kinder, die (selbst) mit dem Abschreiben überfordert sind. Legastheniker, Kinder mit Teilleistungsschwächen. Hier muss an den Ursachen geforscht werden und evt. Funktionen trainiert werden - parallel zum Symptomtraining ( für diese Kinder ist es oft schon eine große Anstrengung, einen Satz fehlerfrei abzuschreiben). Aber auch für diese Kinder gibt es noch Hilfen: Möglichst dreidimensional, evt. Computereinsatz, Leseschablone, so dass nur ein Wort gezeigt wird oder evt. noch kleinere Einheiten (Silben) eingeprägt werden.
    flip

    • Offizieller Beitrag

    Melosine

    Zitat


    Ich denke doch, dass es andere Methoden gibt, das Wortmaterial kennen und schreiben zu lernen? Wie ist es mit freiem Schreiben? Methode nach Reichen? Konzepte von Mechthild Dehn? Etc.


    Abschreiben war in der Unizeit auch total verpönt. In meiner jetzigen Schule wird es fast nur gemacht (neben dem Diktate schreiben). Es wird auch im Rahmenplan gefordert.


    Reichen: Di Kinda leanän, vonetsch zu feaschrüftn. Oder auch: Di Cnda länen, fonetüsch zu vaschrftn. (Oder... (schwäbisch, bayrisch, thüringisch...)) Oder mal so wie die Erwachsenen das schreiben würden: Die Kinder lernen, phonetisch zu verschriften. Das ist schön, das ist gut, es ist eine Strategie. Dummerweise ist es schwer zu lesen und nicht eindeutig, deshalb gibt es festgelegte Schreibweisen für jedes Wort. (Und ich bin froh, dass ich nicht Englisch als Muttersprache schreiben muss!) Renate Valtin (Professorin an der HUB, Schwerpunkt u.a. LRS) fand bei SchülerInnenbefragungen heraus, dass SchülerInnen der Orientierungsstufe, die keine wesentlichen Probleme mit dem Rechtschreiben haben, über diese phonetische Phase hinaus sind. (Sie schauen z.B. im Wörterbuch nach, wenn sie ein Wort nicht genau wissen und schreiben es heraus (oder ab.).) SchülerInnen mit LRS bleiben bei der phonetischen Strategie. Deshalb hält sie das Reichen-Verfahren für diese SchülerInnen nicht für geeignet.
    Erfahrungen an unserer Schule (Reichen): 1. Schlecht lesbare, langsame, ungelenke Schrift bei vielen Kindern (Abmalen der Buchstaben aus der Tabelle statt Erlernen einer für den Schriftfluss sinnvollen Art, Buchstaben zu schreiben) bleibt bis mindestens in Klasse 4 (da seh ich es gerade) bestehen. 2. Falsche Schreibungen ("Hs" für Haus) prägen sich manche Kinder ein und behalten sie langfristig bei. 3. Durchgängig mäßige bis schlechte Rechtschreibleistungen. (Was wird das am Gymnasium???) 4. In einer unserer derzeitigen 1. Klassen: Die Kinder wollen endlich schreiben. (Mit der Anlauttabelle kommen viele schlecht klar bzw. es ist so anstrengend und langwierig für sie, ein Wort zu schreiben, dass sie es nur auf mehrfache Aufforderung hin tun.) Sie laufen im Raum umher mit Zettel und Schrift auf der Suche nach Wörtern zum Abschreiben. Sie fischen dazu sogar die Trinkpäckchen aus dem Müll. (Das soll kein Argument komplett gegen Anlauttabelle oder komplett für Abschreiben sein, ist nur ne Beobachtung.)


    Mechthild Dehn: Ich habe was von ihr gelesen an Büchern, fand das in der Uni auch nett, wie die Kinder alle toll schreiben lernten. Sie war dann zu einem Vortrag. Dort präsentierte sie aus einem freien Text eines Drittklässlers das Wort "Hml" und äußerte sich dahingehend, dass dieses eben die halbphonetische Phase sei und man darauf warten müsste, dass das Kind entdeckt, dass man "Hummel" so eben nicht schreibt. (Ich würde ja Panik bekommen, bei einem nicht irgendwie LRS-technisch oder lernbehindert diagnostizierten Kind, wenn es in der 3. Klasse noch so schreibt. Immerhin sehe ich auch noch, dass die Kinder mal an weiterführende Schulen gehen oder einen Bewerbungstest bestehen müssen.)


    Gudrun Spitta und... hmm.. wer vertrat das noch? Also alle, die folgendes machen: Eigene Texte schreiben lassen. Korrigieren, Texte in Erwachsenenschreibung drunter schreiben (später nur noch Punkte machen und Kinder im Wörterverzeichnis etc. suchen lassen), abschreiben auf ein leeres Blatt zum Kopieren für das Klassenlesebuch oder abschreiben auf ein Schmuckblatt für die Autorenlesung. Finde ich von den genannten die beste Variante, weil ein Bezug der Kinder da ist, aber auch gelernt werden soll, dass es eine verbindliche Schreibung gibt, an die man sich als Erwachsener halten sollte.
    Toll finde ich persönlich auch die Karteikästen. Ich habe einen vom AOL-Verlag, mit dem ich Englisch-Vokabeln lerne. Das macht richtig Spaß und ich behalte sogar welche. (Und ich weiß wovon ich schreibe, ich hab noch Jahre nach dem Abi Albträume von Englischunterrichtsräumen ohne Fenster und Türen gehabt... :D:D:D )

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