Zitat
Conni: Sind an deiner Schule alle so unterrichtend?
Wie geht das Seminar mit deinem Problem um?
Hi flip!
Meine Musikmentorin ist nicht ganz so extrem, die ist neu an der Schule und hat z.B. durchgesetzt, dass es neben den "Wandertagen" nun auch "Unterrichtsgänge" geben darf. Oder ich durfte schonmal 2 Deutschstunden für meine Musik-Unterrichtseinheit mitverwenden, weil ich gesagt habe, dass ich fächerübergreifend arbeiten will. (Ok, der Ausdruck "Pillepalle" stammt allerdings von ihr.) Aber sie hat einen echt guten Draht zu den Kids, kommt auch mit welchen klar, mit denen sonst keiner klar kommt. Sie macht allerdings auch recht zackigen Deutsch-Unterricht. D.h. ich hab bei ihr bisher 3mal nen Wochenplan gesehen in nem halben Jahr, sonst eben auch nach Lehrbuch, alle gleichzeitig.
Die anderen sind schon alle sehr lange an der Schule, 10 Jahre oder mehr. Sie haben "Lesen durch Schreiben" eingeführt, sind aber so halb wieder davon weg, weil "die Buchstaben falsch geschrieben werden" oder weil "die Kinder gar keine Vokale schreiben" . (Vielleicht sollte ich mal unauffällig eine Schreibentwicklungstabelle liegenlassen?) Ja, im Prinzip unterrichten sie alle ähnlich.
Es gibt im Seminar ein paar, die das Glück haben, an einer Schule zu sein, wo es andere Unterrichtsformen gibt. Aber nicht viele. Die SeminarleiterInnen wissen das und haben uns auch am Anfang gesagt, dass wir mit den Mentorinnen klarkommen müssen und im zweifelsfall machen müssen, was die sagen, weil die die Verantwortung für die Klasse haben. Die Seminarleiter versuchen dann bei den UBs in der Auswertung ein bisschen was rüber zu bringen, was gewünscht / nicht gewünscht ist. In Deutsch dürfen wir uns darauf berufen, dass wir vom Seminar aus verschiedene Methoden ausprobieren sollen, um unsere Mentorinnen umzustimmen. Das Problem ist für mich, wenn die Mentorin immer "hü" sagt, nur in der Auswertung der FSL beim "hott" zustimmt und bei der nächsten UB-Vorbereitung wieder "hü" sagt. Dann steh ich als die Dumme da und hab außerdem das Gefühl, nichts zu lernen.
Was ich außerdem noch akut problematisch finde: Die Klasse, die ich in Deutsch habe, ist ziemlich passiv. D.h. sie sind größtenteils nicht in der Lage, selbstständig zu arbeiten. (In der Gruppenarbeit saß neulich eine komplette Gruppe da und starrte Löcher in die Luft, weil sie erwarteten, dass ich komme und ihnen Schritt für Schritt sage, was sie tun sollen. Heute hat mir die Lehrerin Geschichten, die nach gegebenen Stichwörtern geschrieben wurden, gezeigt und sagte dazu "Achdu!". Ich fand die Geschichten, für den Unterrichtsstil, den die Klasse gewöhnt ist und die Passivität, die bei einigen Kindern zeitweise herrscht überraschend ausführlich. Es wurden eben alle Stichwörter verwendet und zu jedem ein Satz mit etwa gleichem Satzbeginn formuliert. Nur ein Junge holte weiter aus und benutzte sehr abwechslungsreiche Satzanfänge.) Sowas ist mMn Resultat aus zu kleinschrittigem Lernen. Es wäre mein Ideal, da die Kinder mehr zu Selbstständigkeit und Aktivität zu führen. Aber das geht nicht von heute auf morgen, nicht mit 2 bis 4 Stunden pro Woche (D, Mu, SU) in der Klasse und nicht durch sofortiges komplettes loslassen. Und egal, was ich mache (ob ich unterrichte, wie meine Mentorin will, oder nicht), wenn die Kinder nichts besseres zustande bringen als bei ihr, wird es als Misserfolg und "gegen die Kinder" gewertet. (A la: Die können nicht selbstständig arbeiten, deshalb brauchen sie mehr Anleitung. Dass man vielleicht durch gezieltes Üben weiterkommen könnte, ist bisher noch nicht so angekommen.)
Ich merke, wie ich mich immer wieder (vor allem ,wenn ich viel hospitiere) von dieser schlechten Meinung meiner Mentorin beeinflussen lasse und dann nach ein paar Stunden / Tagen merke: Ich bin auf die Kinder zugegangen, als ob sie gegen mich wären. Dann versuche ich, wieder mit einer positiven Einstellung auf sie zuzugehen. Aber es ist so ein Auf und Ab. Sobald ich im Unterricht etwas lockerer lasse als meine Mentorin oder ein bisschen netter bin, gehn die Kinder in der besagten Klasse über Tische und Bänke, das krieg ich teilweise von KollegInnen gesagt. Wenn ich dann strenger bin, beschweren sich die Kinder. Ich weiß auch nicht, was ich machen soll. (In UBs sind sie total Klasse!)
Müde und geschafft von nem langen Tag und morgen Seminar und Freitag ne spontan ausm Boden gestampfte Stunde zum Thema "Sinne". X(<br>