Homo Faber - Hilfe!

  • Hallo liebe Lehrerforenler,


    auch ich habe meine erste volle Vertretungsstelle und stelle doch fest, dass das eine ziemliche Umstellung ist. Die Klausuren stehen erst noch an, dafür muss ich mich mal eben übers Wochenende in drei verschiedene Oberstufenthemen einarbeiten und entsprechende Unterrichtsreihen konzipieren, Unterstufenunterricht läuft jetzt wohl
    leider erstmal nebenher - da gibt es dann halt erstmal "Schulbuchunterricht".
    Nun zum eigentlichen Problem: Kursthema in einem Oberstufenkurs ist Homo Faber. Ich habe es inzwischen geschafft Homo Faber selbst noch einmal zu lesen und zum Glück sehr brauchbare Materialienhefte mit Kopiervorlagen etc. von Schrödel und Cornelsen gefunden. Außerdem haben einige Mitreferendare letztes Halbjahr mal eine Reihe zu Homo Faber vorgestellt aus der ich auch einige Elemente übernehmen kann.
    Meiner Meinung nach - und auch nach Aufbau der von mir gesichteten Reihenkonzeptionen, ist es nach einem kurzen Einblick in die ersten Seiten und einer darauf basierenden vorläufigen Charakterisierung Fabers zunächst sinnvoll einen ersten Überblick über die Erzählstruktur zu schaffen. Hierbei möchte ich sowohl die unterschiedlichen Orte und ihre Bedeutung als auch die Erzähltechnik (nicht chronologisches Erzählen...) betrachten. So weit, so gut.


    Nun habe ich am Freitag erfahren, dass der Klausurtermin des Kurses so gelegt wurde, dass ich diesen mir noch völlig fremden Kurs (Ich hatte bisher eine Stunde in diesem Kurs, in dem wir die Figur des Homo Fabers beim Absturz betrachtet haben - die Hälfte des Kurses hatte das Buch noch nicht gelesen, da ihnen nicht klar war, dass sie jetzt nach einem Quartal Pause wieder Deutschunterricht haben - Hausaufgabe für die nächste Stunde: Buch lesen...) ganze 3 (in Worten: DREI!) Stunden sehe, bevor ich mit ihnen eine Klausur über Homo Faber schreiben soll.
    Da eine Klausur ja in der Regel mit einer TExtanalyse einhergeht muss ich meiner Meinung nach in jedem Fall in der Doppelstunde eine Sprachanalyse vorbereiten sowie Kriterien für eine Analyse vermitteln, die dann als Hausaufgabe für die Folgestunde verschriftlicht werden muss, damit den Schülern meine Erwartungen transparent werden (sie kennen mich ja noch genausowenig wie ich sie - ich weiß nicht, was sie in Bezug auf Textanalyse schon gemacht haben...).
    Nun weiß ich tatsächlich überhaupt nicht weiter. Ich muss bis morgen genau wissen, was ich in der Klausur mache und wie ich die Schüler darauf sinnvoll vorbereiten kann (in drei Stunden...), bin aber selbst noch nur so halb im Text drin...
    Sicher ist, dass ich in den kommenden Stunden wohl die Gesamtkonzeption erstmal etwas außer Acht lassen muss und mich wohl auf den ersten Teil des Dramas beschränken werde. Nur auf welche Szenen, welche Thematik? Ich bin wirklich ein wenig aufgeschmissen.
    Während ich mich jetzt wieder zu Homo Faber zurückbegebe, hoffe ich einfach, dass vielleicht der ein oder andere Homo Faber Spezialist unter euch mir ein paar Anregungen geben kann, die mir helfen weiterzudenken...


    Liebe Grüße
    Delphine

  • Hallo,


    ich würde als Thema die Beziehung zwischen Walter Faber und Ivy, seiner Geliebten nehmen. Und die Weltanschung des Walter Faber, eine literarische Figur, geschaffen von Max Frisch.


    Zum Beispeil könntest Du mit den Schülern die Sprache Fabers vorher analysieren...also, wie spricht er oder über andere Menschen, wie denkt er über sie, z.B.


    - benutzt Synonyme für andere Männer (Ping-Pong-Spieler usw.)
    - zeigt Gefühlskälte
    - Frauen, die er weitgehend mag, sind für ihn "nette Kerle"
    usw.


    Dann könnte man den Schülern villeicht folgende Aufgabe stellen (auch für die Klausur).


    Stellen Sie sich bitte folgenden alternativen Romanverlauf vor: Ivy erfährt, dass Faber auf den Schiff eine junge Frau kennen gelernt hat. Sie wirft ihm in einem Brief vor, dass er wohl "etwas Jüngeres" gefunden habe. Sie meint auch, dass es "kindisch" sei, sich mit einem Mädchen, das "die eigene Tochter sein könnte, zu beschäftigen".


    a) Nehmen Sie den Platz von Walter Falter ein. Schreiben Sie bitte einen Brief an Ivy, in dem Sie sich gegen diese Vorwürfe wehren. Versuchen Sie bitte, sich der Diktion Fabers anzunähern.


    b) Erläutern Sie bitte an zwei Merkmalen Ihres Briefes, die Diktion Fabers.


    Die Analyse-Aufgabe könnte folgende sein:


    Marcel Reich-Ranicki sagte folgendes:

    Zitat

    An sich ist doch der Roman geschrieben, um die Weltanschaung des Walter Faber zu widerlegen, und seine Vorstellung es ließe sich alles errechnen und messen. Es lässt sich ebend nicht errechen, das Leben ist voller Überraschungen, es ist nicht nur das, was sich Herr Faber vorstellt. Im Grunde ist dieser Faber eine Art Pappkamerad. Man fragt sich, braucht man einen ganzen Roman, um eine so primitive, aus einen technischen Fortschritt angeblich abgeleitete Weltanschaung zu wiederlegen? Die ist doch gleich von vornherein widerlegt. Ich bin aber verblüft, wie gut der Roman ist - trotz der primitiven Weltanschauung des Walter Faber(...).*


    Nehmen Sie bitte zu dieser Wertung Reich-Ranickis Stellung. Begründen Sie bitte Ihre Aussagen am Text.


    * Aus: Hellmuth Karasek und Marcel Reich-Ranicki im Literarischen Quartett am 06.05.1991. In: Marcel Reich-Ranicki, Sigrid Löffler, Hellmuth Karasek: ... und alle Fragen offen. Das beste aus dem Literarischen Quartett. Wilhelm Hyne Verlkag, München 2000, S. 154 ff.


    Viele Grüße!


    tw-drums :)

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