Abkehr vom 45-Minuten-Takt bzw. neue Organisationsformen des Unterrichts

  • Hallo allerseits,


    bin mal wieder auf der Suche nach neuen Erfahrungen
    Wir wollen im kommenden Schuljahr in einem Modellprojekt alternative Organisationsformen des Unterrichts ausprobieren wie z.B. eine Auflösung des 45-Min-Taktes damit man Unterrichtsprozesse abschließen kann und nicht grad die wichtige Auswertungs- und Vertiefungsphase abwürgen muss, weil es gongt. Oder z.B. Teamteaching, bei dem es offen ist, ob das Team gemeinsam in der Klasse steht oder der zweite Lehrer sich wo anders speziell um einzelne Schüler kümmert oder was organisiert ....


    Mehr Ideen haben wir aber grade nicht und ich wollte mal hören, ob es an euren Schulen auch sowas gibt und wie das bei euch gemacht wird. Bzw. welche anderen orangisatorischen Umstellungen bzw. Versuche ihr macht? Welche Erfahrungen macht ihr damit?


    Herzlichen Dank für eure Hilfe!
    Gela

  • Vielleicht kannst Du Dich bei den Nachbarländern umgucken. Wir haben beispielsweise eine niederländische Partnerschule, die vielfältige offene Konzepte verwendet. (Lehrer mehr als Coach, große Projekte mit jeweils drei Schülern, kein festen Stundenpläne usw.) In dieser ganz offenen Form ist es hier sicher schwierig, die Organisation dort ist schon komplett anders, habe ich den Eindruck. Aber vielleicht bekommt man trotzdem Anregungen.

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • Liebe Birgit,


    vielen Dank für den Tipp! Werde also mal in Richtung Niederlande forschen. Ganz so offen wollten wir es zwar nicht machen, aber vielleicht kann ich die eine oder andere Anregung holen.


    Was mich aber sehr erstaunt, dass es wohl in Deutschland sowas nicht oder kaum gibt, sonst hätte es doch sicher mehr Reaktionen hier im Forum gegeben!
    Sind wir wirklich noch alle so an unsere rigide 45-Min-Planung gebunden?


    Herzliche Grüße
    Gela

  • Hallo Gela,


    wir haben seit diesem Schuljahr Lernfelder. Hier gibt es keine richtigen Fächer mehr. Die Schüler arbeiten parallel in Werkstatt und Theorie an den gleichen Projekten.
    Mathe, Technologie und technisches Zeichnen/Arbeitsplanung ist nun alles eins. Richtig voneinander abgetrennte Stunden gibt es da nicht mehr. Die Schüler haben also 5 Stunden Lernfeld-Unterricht am Stück, je nachdem liegt der Schwerpunkt mal auf Mathe, mal auf Technologie, mal auf Zeichnen oder alles verknüpft (z.B. bei einem Lernzirkel).


    Ansonsten haben wir 90 min Blöcke. Pause also erst nach 2, nach 4 Stunden. Wirtschaftkunde ist aber bei mir z.B. leider immer noch 1-stündig, also ist hier nicht viel Flexibilität möglich. Da ich aber noch andere Fächer in der gleichen Klasse unterrichte, kann ich da schon mal etwas schieben. 2 X D, nächste Woche dann eben 2 x WI oder ähnlich.


    Da wir eine recht kleine Theorieabteilung sind, machen wir ab und zu auch Teamteaching bzw. übernimmt ein Lehrer auch mal kurz den Unterricht, da der andere z.B. bei einer Präsentation im CT-Raum helfen muss etc.
    Geht aber auch nur, da wir im gleichen Lehrerzimmer sitzen und da recht flexibel reagieren und kurze Wege hatten.


    Im nächsten Schuljahr planen wir ein Projekt, das in einer Woche abgearbeitet wird. Alle Lehrer sind dann immer in allen Klassen da bzw. verfügbar. Mal sehen, wie's klappt.


    Vielleicht bringt Dir ja mein Bericht etwas.


    Gruß
    Super-Lion

  • Hallo Gela,


    ja leider sind glaub ich (zumindest hier in Bayern) noch die meisten Schulen dem 45-Minuten-Takt hörig, jedenfalls habe ich noch nichts anderes gehört. Ich kann aber natürlich nur von meiner Schulart sprechen.
    Momentan gibt es ein paar Gymnasien, die rhythmisierten Unterricht ausprobieren (Stichwort Modus21) , aber meistens sieht das halt so aus, dass es einfach mehr Doppelstunden gibt. Von einer echten Rhythmisierung, geschweige denn von offenen Organisationsformen kann man da wohl noch nicht sprechen. Schade!


    LG
    Lelaina

    Give me a simple life
    With a book by the fire
    A stool to rest my feet on
    And a cushion for my head.

  • Hallo,


    also an den bayerischen Hauptschulen ist man durch - wenn´s gut läuft - unendlich viele Stunden in der eigenen Klasse vom Stundentakt meist relativ unabhängig. Auch fächerübergreifender Unterricht, Projekttage und längere Projekte sind dadurch kein Problem.


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

    Einmal editiert, zuletzt von Tina34 ()

  • Hallo,


    ich bin an einer Grundschule, das ist also wohl nicht das Gleiche. Unsere Stunden sind so lang, wie wir eben brauchen. Gut, einen Studenplan haben wir, aber keine der Stunden dauert 45 Minuten. Mathe und Englisch sind für 60 Minuten täglich geplant. Die verbinde ich dann meist noch mit IT. Eine meiner Mathestunden dauert dadurch 85 Minuten. Wenn wir schneller fertig werden, oder ich merk die Kids werden zappelig, dann machen wir eben was anders. Unser Klassenraum grenzt an die Turnhalle an, dadurch kann ich in solchen Fällen problemlos mal 10 Minuten "Sport" einschieben, oder (wenn's nicht regnet) meine Klasse für ein paar Minuten auf dem Schulhof rumrennen lassen. Von 30 Minuten Deutsch bis zu 2 Stunden Kunst ist alles dabei.


    Dejana

  • Tina 34


    Auch bei uns an der Förderschule (Lernen) gibt es diesen 45-Minuten-Takt praktisch nicht.
    Das liegt aber daran, dass es eben pro Klasse einen Klassenlehrer gibt, der den meisten Unterricht selbst hält.
    Und da kann ich mir halt dann alles flexibel einteilen.


    Bei uns gibt es auch den Gong nur am Morgen, zur Pause (nach der 3. Stunde) und Mittags (nach der 6. Stunde).
    Und wenn Fachlehrerunterricht stattfindet (z.B in Hauswirtschaft) muss ich halt auf meine Uhr guggen, damit die Schüler die nächste Stunde nicht verpassen.

  • Hallo Indie und Dejana,


    das ist ja sehr interessant und stellt damit ungefähr unser Fernziel dar!
    Leider ist es an einer Berufsschule extrem schwierig, sowas organisatorisch in den Griff zu bekommen. Da müssen Dinge wie Religionsunterricht, Fachraumbelegung, 7 verschiedene Lehrer in einer Klasse und deren Verplanung in anderen Klassen berücksichtigt werden.
    Nur wenige Kollegen können jedes Fach unterrichten, so dass sie so eingesetzt werden könnten, wie bei euch.
    Daher müssen wir uns wohl mit kleineren Schritten behelfen, wie z.B. das Teamteaching mit großen Freiheitsgraden - wie in meinem ersten Posting beschrieben.


    Macht das schon jemand im Forum hier so? Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht, welche Fallstricke gibt es da?


    Herzlichen Dank für euren hilfreichen Input!
    Gela

Werbung