Hallo,
ich bin irgendwie derart gefrustet und verzweifelt, dass ich mir noch einmal Hilfe aus dem Forum erhoffe.
Es geht um meine Prüfungsstunde in einer zehnten Realschulklasse Wirtschaft.
Ich konnte – aus verschiedenen schulinternen Gründen – meine favorisierte Klasse nicht für die Prüfung bekommen und kenne meine neue kaum (habe ich schon mal beschrieben).
Das Thema meiner Prüfungsstunde ist weitgefasst: Preisbildung
Allerdings in einem „fortgeschrittenen“ Stadion. Die Schüler sollen die Zusammenhänge im Markt- und Wirtschaftsgeschehen erkennen und bestenfalls reflektieren.
Thematisch ist vorgesehen (in der U- Reihe)
- Staat im Wirtschaftsgeschehen
- Wie kalkuliert ein Unternehmen seine Preise
- Funktionen von Preisen/ Preisgestaltung
- Einflussfaktoren auf die Preisbildung aus Sicht der Anbieter und der Nachfrager
Im Speziellen könnte man noch Themen aus den Bereichen „Preisabsprachen zwischen Unternehmen“/ „Kartelle“ / „U- Konzentrationen“ in Betracht ziehen.
Die allgemeinen Grundlagen der Preisbildung und des Marktmechanismusses sind meinen Schülern bekannt. Anbieterstrategien bei Ebay habe ich leider schon vor der Sommerferien gemacht.
So allmählich bekomme ich regelrecht Panik, dass mir nichts mehr einfällt. Ich habe die letzten Wochen wirklich unzählige Stunden mit den unterschiedlichsten Szenarien und Suchen nach Wegen verbracht, das Thema handlungsorientiert, problemorientiert, spannend oder irgendwie „vom Lerneffekt nachhaltig“ anzugehen. Wahrscheinlich zu viele...
Ich bin blockiert! Alles was mir einfällt ist meist nicht in einer 45 Minuten Stunde durchführbar, zu schwer/komplex oder ich habe zu wenige Stunden Vorbereitung vor der Prüfung.
Das „Problem“ ist, dass ich wirklich unter Druck stehe (auch wenn es sich absolut bescheuert anhört und sich schwer in ein, zwei Sätzen erklären lässt). Ich möchte eine meiner Arbeit und Intention der letzten 1,5 Jahre entsprechende Stunde zeigen. Ich habe einen relativ hohen Anspruch, das wurde mir auch vom Seminar immer gesagt, aber positiv. Es geht auch nicht um die Note, sondern um sozusagen „Authentizität“. Wahrscheinlich jetzt eher verwirrend.
Soll heißen, bei jedem Thema hatte ich Ideen, die Planungen waren immer sehr aufwendig aber es hat geklappt. Aber jetzt, wo es darauf ankommt, wo es noch einmal klappen muss, jetzt fühle ich mich als hätte ich keine Fähigkeit mehr zum Unterricht planen und Gestalten.
Ich möchte gerne ein Simulationsspiel entwerfen.
Methodisch ruhig eine Mischung aus Plan- und Rollenspiel, oder auch nur Planspiel.
Ich habe einige Ausgangssituationen ausprobiert, es hakt immer an der Stelle, dass das „Spiel“ keinen Spielcharakter entwickeln will. Ich lande immer wieder bei klassisch- verkappten Arbeitsaufgaben. Liegt das am Thema oder an mir?
Könnte ich programmieren, wüsste ich etwas, aber das lerne ich nicht mehr rechtzeitig.
Wer jetzt immer noch weiter lesen möchte, ich habe hier die x-te Variante zum Thema Preisgestaltung (danke Jinny44 für dein tolles AB!!!):
Preisgestaltung und Wettbewerb auf Verkäufermärkten am Beispiel des Konkurrenzkampfes der Pizzabäcker A+B
Schwerpunkt hier auf dem wirtschaftlichen Akteur „Unternehmen“ und die Beziehungen zwischen Unternehmen, Kooperation – Konkurrenz – Wettbewerb –
Leitfragen:
- der Einstieg sollte provozieren oder eine Problemfrage induzieren
- das Thema/ das Produkt soll interessieren
- es muss konstruktive, möglichst handlungsorientierte Lösungsansätze geben
- die Schüler sollen eine hohe Eigenaktivität erlangen
- es soll zu einer Entscheidung kommen
- ...
Die Situation: Schützenfest. Seit Jahren verkaufen zwei Pizzabäcker die berühmte Pizza Speziale. Besucher 6000, 3000 kaufen Pizza, Verkaufspreis 4¤/Pizza,
die beiden kooperieren wie jedes Jahr und teilen sich Arbeit und Gewinn (usw.)
Zuerst müsste der Gewinn berechnet werden, eine einfache Kalkulation machen wir in der Vorstunde.
Dann stellt B fest, dass er mehr produzieren und zu einem günstigeren Preis anbieten könnte um mehr Gewinn zu machen.
Ginge es nach klassischen Arbeitsaufgaben weiter, so müsste der Gewinn des Preisbrechers berechnet werden und der verminderte Gewinn von A (klar, vorher werden Grundannahmen festgelegt, dass immer jeder die Hälfte umsetzt – es ist ja ein Modell)
A will nicht auf seinen Pizzen sitzen bleiben und muss reagieren. Er geht auf den Konkurrenzkampf ein, senkt die Preise um zumindest seine produzierte Menge absetzen zu können. Wie verteilt sich dann der Gewinn, wenn wieder ein „Preisgleichgewicht“ vorliegt und die Nachfrager wieder 50/50 bei A+B kaufen?
Was bringt das den beiden sozusagen am Ende? Wie wäre der größere Gewinn zu erzielen gewesen?
Eine zweite (vielleicht bessere) Variante:
A+B kooperieren
und ein neuer – C – kommt auf den Markt und unterbietet
Wie reagieren A+B?
Mit welchen Strategien können sie sich gegen C behaupten?
Man könnte dann je eine Gruppe A, B+ C haben.
A+B bekämen den gleichen Ausgangstext (Spielbeschreibung) mit der scheinbar einfachen Aufgabe, den Gewinn zu berechnen, den sie „normalerweise“ machen würden.
C bekommt eine (geheime) differenzierte Aufgabe: der Gewinn ist euch zu gering, ihr könnt mehr produzieren, habt einen besseren Pizzaofen oder so.
Dann müsste nach der Informationsphase die erste Spielphase folgen:
A+B stellen ihr Kalkulationsergebnis vor und C tritt auf und stellt seine Strategie vor mit Preisunterbietung auf dem Markt Käufer anzulocken/ abzuwerben.
Nun müssen A+B reagieren.
Wie machen sie das? Kooperieren sie?
Senken sie ebenfalls den Preis?
Bleiben sie auf ihren produzierten Pizzen sitzen?
Idee einer „Happy Hour“ usw.
C müsste dann wieder reagieren und evtl. die Preise erneut senken, wenn er Fuß auf dem Markt fassen will. Oder C versucht A oder B auf seine Seite zu ziehen, á la
„meine neue Technik – dein Standing hier auf dem Markt...“
Wie reagieren A/B? Bleiben alle drei Anbieter auf dem Markt?
Hier ist einiges ergebnisoffen. Es müsste vielleicht so etwas wie Ereignis- oder Aktionskarten geben.
Zum Schluss käme eine neue Ereigniskarte dazu, die ich ins „Spiel“ bringen würde: die Kartellaufsicht. So könnte man das Spiel schrittweise erweitern – natürlich nicht mehr in der Stunde. Wenn es also z.B. C schafft A gegen B auszuspielen und sie Preisabsprachen halten um B vom Markt zu werfen, könnte ein Herr von der Kartellbehörde hinzutreten oder man könnte das Spiel auch noch um die Käuferseite erweitern, die ihre Kaufentscheidungen natürlich nicht nur vom Preis abhängig machen. Hier sind auch Ideen von den Schülern möglich, die dann aus der Situation heraus, wenn´s passt, zuhause Ereigniskarten schreiben könnten – und sich somit ganz subversiv mit dem Thema beschäftigen... J
Na ja, die Ergebnisse der Spielschritte müssten irgendwie an einem Scorebord gesammelt werden und immer präsent sein – sozusagen eine aktuelle Mengen – Preis – Gewinn für A,B + C- Matrix.
Klar, es ist nur eine Abbildung und sicher nicht ganz durchdacht, aber kann sich jemand vorstellen, dass das Thema so in etwa umsetzbar sein könnte? Oder ist es nur verkapptes Rechnen?
Schwierig ist auch der Erkenntnisgewinn: eigentlich sollen die Schüler die Wettbewerbssituation erfassen und Kooperation und Konkurrenzdenken kennen lernen, aber „politisch möglichst wertfrei“ - sie sollen nicht am Ende der Stunde denken, dass es keinen freien Wettbewerb geben darf. Aber sie sollen auch nicht mit dem Glauben nach Hause gehen, dass es nur Preisabsprachen braucht um Gewinne zu maximieren. Daher müsste wie gesagt als Abschluss die Preisaufsicht einschreiten.
Ist das alles zu polarisierend???
Und – ist dieses Ganze interaktiv möglich? Mir fehlt gerade die Vorstellungskraft über den genauen Spielverlauf, wie die einzelnen Spielphasen gestaltet sein und wie frei die Rollen sein könnten.
Oh man, jetzt merke ich selber schon wieder, was alles noch unklar ist. Aber was wären die Alternativen? Ich muss mich allmählich wirklich entscheiden.
Lernen die Schüler in diesem „Spiel“ (es muss ja noch ein Spiel werden)
- Einflussfaktoren auf die Preisbildung aus Sicht der Anbieter
- Kosten, Gewinnstreben, Konkurrenz
So – jetzt habe ich hier wahrscheinlich den Rahmen gesprengt und bekomme keine Antworten mehr...
Falls doch – ich würde mich sehr, sehr freuen.
Es geht mir auch nicht darum mich um Vorbereitungsarbeit zu drücken. Ich habe mir einfach in den Kopf gesetzt, dass es doch möglich sein müsste, dieses trockene Thema einmal „anders“ aufzubauen.
Falls also jemand „gedanklich“ mitgestalten möchte oder mich vorm Verrennen bewahren würde, ich würde natürlich das Produkt gerne zur Verfügung stellen.
Wir haben ja an anderer Stelle schon über einen Austausch Wirtschaft gesprochen....
Erst mal ganz lieben Dank an alle die bis hierhin gelesen haben.
phoenixe
PS: Es darf übrigens auch keine Debatte, Pro + Contra- Diskussion o.ä. werden, da mein Deutsch Thema „Argumentieren“ ist...