Argumentation-Erörterung

  • Hallo Nicolla,


    also meiner Meinung nach werden die Begriffe größtenteils schwammig verwendet.
    Die Erörterung besagt eigentlich nur das "schriftliche Argumentieren" und die entsprechende Aufsatzart.
    Wobei ja auch in einer schriftlichen Argumentation - also Erörterung - linear oder dialektisch argumentiert werden kann, je nachdem wie die Argumentationsketten aufgebaut sein sollen.
    Viele Lehrwerke verwenden den Begriff einfach synonym und setzen den Schwerpunkt nur auf die Unterscheidung mündlich - schriftlich. Ich denke gerade in den jüngeren Jahrgangsstufen werden von den Schülern vorrangig Meinungsäußerungen und Stellungnahmen, die argumentativ aufgebaut sind, gefordet. So zumindest im neuen Kerncurriculum für Niedersachsen.


    Viele Grüße


    Ps: Muss mich übrigens auch gerade für mein 2. St.Ex mit der Erörterung herumschlagen, allerdings Klasse 9...

  • Argumentation - oder in vielen Schulbüchern wird auch gerne das substantivierte Verb "Argumentieren" verwendet ist ein Oberbegriff. Nomen ist omen geht es darum, mittels Argumenten eine Auffassung zu vertreten.
    Erörterung ist eine Textart: Sie ist genau bestimmt durch eine Einleitung, die in das Thema einführt und es bestimmt, einen Hauptteil, der die eigentliche Argumentation enthält und einen Schlussteil, in der in der Regel die eigene Meinung gebildet werden soll. Die Erörterung ist eine "künstliche" Textform der Schule. Sie ist eigentlich eine wichtige propädeutische Vorarbeit zu schriftlichen Hausarbeiten. Selbstverständlich gibt es lineare (einsträngige) und dialektische (Pro-/Contra-)Erörterungen


    Andere Textformen der Argumentation sind: Stellungnahme (ohne oder nur mit knapper Einleitung), Leserbrief, Kommentar, literarische oder Texterörterung.


    Selbstverständlich kann die Argumentation auch mündlich erfolgen, in Form einer Podiumsdiskussion, Debatte, einer mündlichen Stellungsnahme usw.


    Also, Argumentation ist der Oberbegriff, die Erörterung eine spezifische Textart daraus.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

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  • Zitat

    Nicolla schrieb am 22.08.2006 16:34:
    Super, vielen lieben Dank! Hatte ich mir schon so gedacht. Finde diese Unterscheidung recht unklug, aber was solls...


    Verstehe ich nicht. Das ist wie Gemüse zu Apfel...

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  • Zitat

    Nicolla schrieb am 22.08.2006 18:58:
    Timm In einer Erörterung ( so wie sie in meinen Büchern verstanden wird) argumentiert man...


    Wenn man beckmesserisch ist, hast du Recht: In einer Erörterung argumentiere ich nur im Hauptteil, in der Einleitung nicht, im Schlussteil eher kursorisch.


    Aber wenn es um das Verbum geht, modifiziere ich mein Beispiel ;) :


    Wenn du kraulst, schwimmst du auch. Kraul ist eine Spezielform des Schwimmens, Erörtern eine des Argumentierens.

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  • Hallo Nicolla,


    jetzt kommt noch eine weitere, andere Erklärung:


    Ich habe es so gelernt (und vermittle es auch so meinen Schülern), dass im Hauptteil einer Erörterung mindestens 3 Argumente zu finden sein müssen (bei der dialektischen Erörterung dann mindestens 2 Pro- und 2 Contra-Argumente).
    Ein Argument ist (gerade dann, wenn die erste Erörterung geschrieben werden soll) zwingend so aufgebaut:
    1. Behauptung
    2. Begründung
    3. Beispiel/Folge


    In unseren Schulbüchern gibt es z.T. für diesen Aufbau auch andere Bezeichungen, nämlich:
    1. These
    2. Argument
    3. Beleg
    Bei dieser Benennung wird's dann schwierig, insbesondere bei 2., weil die Bezeichnung für die Begründung plötzlich so heißt, wie das Ganze an sich..... Aber das führt jetzt zu weit.


    Bei uns wird in Klasse 7, 8 und 9 besonderer Wert darauf gelegt, dass den Schülern dieser "Dreisprung" in Fleisch und Blut übergeht und jeder Teil des Arguments nicht nur vorhanden sein muss, sondern auch zu den anderen beiden Teilen passen muss, weil das Argument als Ganzes sonst nicht nachvollziehbar wird. Deshalb steige ich meist mit einer Folie ein, die dieses Bild zeigt:


    [Blockierte Grafik: http://www.missgeschick.de/normal/paedagogisch-wertvoll.jpg]


    Quelle: http://www.missgeschick.de/normal/paedagogisch-wertvoll.jpg


    Den Schülern wird dabei recht schnell klar, wie lächerlich ein Argument werden kann, wenn nicht alle drei Argument-Teile zueinander passen. "Jaja, ihr findet das lustig, glaubt mir, es ist der typische Fehler, der die Deutschlehrer beim Korrigieren der Erörterung zum Verzweifeln treibt...."


    Dann müssen sie eigentlich nur noch begreifen, dass man im Hauptteil der Erörterung seine Argumente geschickt verbinden muss (d.h. Überleitungen schreibt), dann kann auch ein Siebtklässler halbwegs eine gute Erörterung schreiben. Meistens haben die Schüler aber das Problem, dass sie nicht belegen können, ihnen die Folgen/Beispiele für ihre Begründungen nicht klar sind und sie deshalb unvollständig argumentieren.
    Am heftigsten fand ich mal das Argument eines Achtklässlers: "Ich bin gegen Schuluniformen, weil man dann nicht mehr seine eigenen Klamotten anziehen kann, z.B. das weiße T-Shirt oder das schwarze." Abgesehen, dass es viel zu kurz ist, passt das "Beispiel" nicht zur Behauptung. (Meinen Elfklässlern sage ich immer, ein Argument hat bei normaler Schrift den Umfang von ca. einer dreiviertel Seite)


    So, bevor ich noch weitere Dönekens erzähle, die nur noch am Rande mit deiner Frage zu tun haben, beende ich's mal hiermit. ;)

  • Zitat

    mimmi schrieb am 22.08.2006 21:30:


    Am heftigsten fand ich mal das Argument eines Achtklässlers: "Ich bin gegen Schuluniformen, weil man dann nicht mehr seine eigenen Klamotten anziehen kann, z.B. das weiße T-Shirt oder das schwarze." Abgesehen, dass es viel zu kurz ist, passt das "Beispiel" nicht zur Behauptung. (Meinen Elfklässlern sage ich immer, ein Argument hat bei normaler Schrift den Umfang von ca. einer dreiviertel Seite)


    1. Ich verstehe nicht, warum das (nicht gerade toll ausformulierte) Beispiel nicht passt ?(


    2. Eine 3/4 Seite halte ich als Regel persönlich für zu viel.


    3. Beispiel und Beleg sind zweierlei. Ein Beleg ist allgemeingültig, z.B. Statistiken, Expertenmeinungen u.ä. Ein Beispiel ist eine (persönliche) Erfahrung, die geeignet ist, ein Argument zu stützen. Ein Beleg ist also allgemeingültiger und besser, ein Beispiel ein Spezialfall (und da die Schüler während der Klausuren nicht recherchieren können, leider die Regel!)


    4. Diese zweite Bezeichnung für Argument ist mir nie begegnet und ich halte sie für schlichtweg falsch!


    Dein Beispiel ist genial!

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  • mimmi: vielen Dank! Irgendiwe ist das Thema nicht mein Ding. Kann mich auch nicht erinnern, sowas je selbst geschrieben zu haben.
    Was die gute Britney angeht: Auch ich glaube an ein Leben nach dem Tod...

  • Timm:
    Ich fange mal von hinten an:
    Danke für die Blumen ;)
    Aber was genau meinst du mit "zweiter Bezeichnung für Argument"? Begründung?
    Bei uns ist es so mehr oder weniger vorgeschrieben, dass ein Argument diese drei Teile (1. Behauptung/These 2. Begründung 3. Beispiel/Beleg/Folge) enthalten muss und so wird es für die Schüler schwierig, wenn in manchen Schulbüchern für "Begründung" ebenfalls der Begriff "Argument" verwendet wird.
    Mit der Unterscheidung zwischen Beleg und Beispiel muss ich dir natürlich zustimmen.
    Und die Dreiviertel-Seiten-Regelung ist bei uns für die Elfer schulintern so festgelegt.
    Das von mir zitierte T-Shirt-Beispiel passt aus dem Grund nicht, weil die Schüler Beispiele schreiben sollen, die auch auf die Behauptung/These (im genannten Zitat "Ich bin gegen Schuluniformen") so passen, dass sie auch ohne die Begründung verständlich wären / zueinander passen. Das Beispiel soll also mehr eine Folge beschreiben. Das zitierte Beispiel ist aber vielmehr eine Art "verlängerter Begründung". Deshalb zählt das bei uns nicht als vollständiges Argument.


    Nicolla:
    :D Das sagen meine Oberstufenschüler auch immer, wenn ich sie mit dieser Folie konfrontiere.

    Liebe Grüße
    mimmi

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  • Zitat

    mimmi schrieb am 25.08.2006 20:39:
    Aber was genau meinst du mit "zweiter Bezeichnung für Argument"? Begründung?
    Bei uns ist es so mehr oder weniger vorgeschrieben, dass ein Argument diese drei Teile (1. Behauptung/These 2. Begründung 3. Beispiel/Beleg/Folge) enthalten muss und so wird es für die Schüler schwierig, wenn in manchen Schulbüchern für "Begründung" ebenfalls der Begriff "Argument" verwendet wird.


    Ich habe mal nachgeschaut, in der Tat habe ich auch Bücher, in denen Argument nur für die Begründung steht. Gelernt und gelehrt habe ich es immer so wie du.


    Zitat


    Und die Dreiviertel-Seiten-Regelung ist bei uns für die Elfer schulintern so festgelegt.


    Naja, nicht gerade die beste Begründung ;) Wenn du dir argumentierende Texte von "Profis" anschaust, dann wirst du viele finden, in denen das Argument keine dreiviertel Seite lang ist. Wenn die Schüler aber in Texterörterungen im Ausgangsmaterial kürzere Argumentationen finden, als sie selbst anfertigen sollen, wird das m.E. fraglich.
    Ich finde, diese Regelung führt zum Schwallen und muss sagen, dass auch bei den zentralen Abschlussprüfungen zur Fachhochschulreife Argumente guter Aufsätze, die ich zur Zweitkorektur habe, selten so lang sind.

    Zitat


    Das von mir zitierte T-Shirt-Beispiel passt aus dem Grund nicht, weil die Schüler Beispiele schreiben sollen, die auch auf die Behauptung/These (im genannten Zitat "Ich bin gegen Schuluniformen") so passen, dass sie auch ohne die Begründung verständlich wären / zueinander passen. Das Beispiel soll also mehr eine Folge beschreiben. Das zitierte Beispiel ist aber vielmehr eine Art "verlängerter Begründung". Deshalb zählt das bei uns nicht als vollständiges Argument.


    Okay, ohne Kontext war das nicht zu verstehen.

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  • Welche Art der Argumentation übt ihr in der Klasse 8 mit den Schülern ein?
    Unser Deutschbuch ist - mal wieder - nicht Fisch und nicht Fleisch bzw. den Schülern wird wenig an die Hand gegeben, wie sie argumentieren sollen.


    Ich habe bisher von den Schülern, neben dem Erarbeiten eines sinnvollen Dreischritts bei Argumentationen, auf Grundlage von Artikeln, in denen Argumente für oder gegen etwas genannt wurde, einen Leserbrief schreiben lassen, aber eben mit der deutlichen Tendenz Pro ODER Kontra, Gegenargumente konnten mit einbezogen werden, aber um sofort wieder entkräftet zu werden.
    Ich halte eine Pro-Kontra-Argumentation im Sinne einer dialektischen Argumentation noch für zu anspruchsvoll bzw. möchte, dass sie erstmal schlüssig argumentieren üben. Macht ihr das auch so?


    Lasst ihr auf Grundlage eines Artikels argumentieren? Oder komplett frei?


    Ich überlege, ob ich vielleicht eine Argumentation in der Art der Argumentation der ZP 10 versuche, bei der den Schülern Pro- und Kontraargumente vorgegeben werden, die aber nicht alle schlüssig sind und die sie noch ausbauen müssen. Habt ihr das schon mal gemacht?

  • Ich mache in der 8 erst die freie Erörterung, aber schon mit dem Unterschied linear/dialektisch. In der 9 kommt dann die textbasierte Erörterung und auch schwerpunkmäßig das Untersuchen von fremden Argumentationen.

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

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