Wenn ihr Wahlfreiheit hättet...

  • Hi!


    Eine Frage an alle, die Deutsch, Englisch oder andere Sprachen machen:


    Welche Bücher würdet ihr gerne im Unterricht durchnehmen, wenn ihr in euren Entscheidungen unabhängig oder unabhängiger wärt?
    Würdet ihr euch weiterhin im Kanon bewegen oder auch zum eigenen privaten Favourite übergehen?


    Meine Wunschträume wären u.a.:


    The Cider House Rules (John Irving)
    Fight Club (Chuck Palahniuk)
    Schlafes Bruder (Robert Schneider)

    Feed your brain, move your ass, love your body!

  • Hallo Darkside,


    ich denke, ich würde eine Kombination aus beidem machen.
    Vor allem käme das, wie jetzt auch, immer auf die Klasse an. Eine Kollegin von mir hat z.B. Schlafes Bruder gemacht, es war zunächst relativ schwer für die Schüler, aber die Reihe ist wohl gut angekommen.
    Die eigene Begeisterung für ein Werk kann auf Schüler überspringen, insofern sind eigene Vorlieben nicht immer das Schlechteste.
    Da, wo einen die Vorgaben nicht zu sehr einengen, würde ich es versuchen.


    Viele Grüße
    volare

    Eine Lösung kommt fast immer aus der Richtung, aus der man sie am wenigsten erwartet, was bedeutet, dass es keinen Sinn hat, in diese Richtung zu gucken, weil sie nicht von dort kommen wird.


    (Douglas Adams)

    • Offizieller Beitrag

    Ich wäre auch für eine Mischung, die ich während meiner Schulzeit in RLP auch so erfahren habe. Da konnte man bei einem Roman ds 20. Jahrhunderts auch mal was anderes lesen, zum Beispiel auch Schlafes Bruder


    Liebe Grüße,


    Dalyna

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde - wenn ich könnte wie ich wollte - die Schüler einen Kritierienkatalog für sinnvolle aber auch spannende Lektüre erarbeiten und daraus einen Kanon selbst wählen lassen. Dann kann ich davon ausgehen, dass der ganze Kurs dahinter steht und wenn die Schüler hinter ihrer Auswahl stehen und sie die Bücher mögen, dann macht der Unterricht auch mir größeren Spaß. Ich kann jede Lektüre gut unterrichten, weil ich Literatur an sich mag, und es ist mir schon fast egal was. Nur allzu "durchgenudelt" darf es für mich nicht sein, denn ich langweile mich schnell.


    Allerdings hat die Sache einen Haken: oft habe ich erlebt, dass die von den Schüler vorher meistbemotzten Bücher hinterher die beliebtesten waren - einfach aus vorheriger Unkenntnis.
    Shakespeare z.B. ist im LK immer zunächst die Angstnummer schlechthin - wird dann aber bei der Abi-Evaluation in meinen Kursen Jahr für Jahr immer wieder an Platz eins auf die "Lektüre, die wir toll fanden" gewählt: vielleicht auch, weil ich Shakespeare immer mit größter Begeisterung unterrichten kann, egal wie "durchgenudelt" ...



    Persönliche Favourites wären aber trotzdem
    - alles von Nick Hornby (besonders About a Boy / How to be Good)
    - alles von Kureishi (besonders Buddha of Suburbia)
    - alles von Naipaul (v.a. Half a Life)
    - alles von Ben Elton (schenkelklopf!)
    - alles von Shakespeare (minus die Komödien)
    - vieles von Paul Auster (Moon Palace)
    - vieles von Kurt Vonneguth
    - die traurige aber genial inhaltsreiche Biografie Kurt Cobains "Heavier than Heaven" (wie man ein Leben leider nicht führen kann...)


    Einiges davon steht durchaus im Lehrplan ...

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Im letzten Schuljahr sollten wir in der Oberstufe Hemingway lesen, das fand ich öde und auch Helden wie wir habe ich dann nicht gelesen, statt Woyzeck hatten wir dann auch noch Leonce und Lena gelesen - lief hier im Theater -, statt Hemingway von Michael Ondaatje Der englische Patient samt Filmanalyse (im LK) - ganz fantastisch - und statt Brussig haben wir Simple Storys (sic!) von Ingo Schulze gelesen (übrigens im Vergleich zu einigen Hemingway-Kurzgeschichten) - geht so. Jetzt mit dem neuen LK muss ich (Zentralabitur) lesen Fontane, Irrungen Wirrungen; Lessings Emilia ... - klar würde ich wenn ich die Wahlfreiheit (wieder) hätte, das lesen, was ich will, meint


    Bertha

  • Ich denke, dass besonders bei den kleineren Schülern die sogenannte Trivialliteratur zur Förderung der Lesemotivation zu kurz kommt. Besonders zwischen der 4. und 7. Klasse ist es meiner Meinung nach wichtiger die Schüler zum Lesen zu motivieren, als sie mit vermeintich wertvoller, aber für sie oft langweiliger Literatur vollkommen vom Lesen abzubringen.
    Warum in der Schule nicht auch mal Harry Potter oder die Drei Fragezeichen lesen? Wenn ich die Möglichkeit bekomme, würde ich´s machen. Üblich ist aber wohl eher problemorientierte Literatur, auch schon in den unteren Klassen.

  • Mich würde ja interessieren, wie stark das bei euch vorgegeben ist. Hier in Bayern steht z.B. im Lehrplan Englisch der 11./12. Klasse (G8) nur


    " * ­ein Drama Shakespeares, wenn möglich in Verbindung mit Theateraufführungen und Verfilmungen
    * ­ein Roman aus dem 19., 20. oder 21. Jahrhundert
    * ­ein modernes Drama oder eine Ganzschrift aus dem Bereich Film (Filmskript oder Textbuch)
    * ­short stories
    * ­Gedichte "


    Trotz Zentralabitur ist man also relativ frei in der Auswahl. Im Abi werden nur Fähigkeiten (zur Textanalyse,...) abgefragt, aber kein Wissen über bestimmte Werke oder Epochen.
    Wie findet ihr diesen Ansatz und wie sieht's bei euch aus? Gibt es wirklich Vorgaben, nach denen ihr ganz bestimmte Bücher lesen müsst?


    LG
    Lelaina

    Give me a simple life
    With a book by the fire
    A stool to rest my feet on
    And a cushion for my head.

    Einmal editiert, zuletzt von Lelaina ()

  • Ja, das wollte ich auch fragen. In Bayern kann ich in allen Fächern so ziemlich lesen, was ich will. Laut Schulordnung muss die Schulleitung zustimmen, aber in der Praxis wird gar nicht erst gefragt. Vorgeschrieben ist nur Shakespeare im LK Englisch, Faust und einmal Antike oder Shakespeare im LK Deutsch, sonst ist man sehr frei und muss nur auf das Jahrhundert achten.


    Schulintern liest man im Deutsch-Grundkurs Faust, was wohl an den meisten Schulen so ist, und Effi Briest. Aber an letztere halten sich auch nicht mehr alle, was ich verstehe.


    Probleme gibt es nur gelegentlich bei bestimmten Freikirchlern oder Mennoniten; da darf dann kein Sex vorkommen. Tatsächlich liest der betroffene Schüler/die Schülerin dann halt einfach diese Lektüre nicht mit, der Rest schon.


    Mir wäre allerdings ein Kanon manchmal lieber, und sei er auch nur schulintern. Das heißt nicht, dass ich deswegen alle Freiheiten aufgeben würde.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Zitat

    Lelaina schrieb am 14.07.2006 14:26:
    Trotz Zentralabitur ist man also relativ frei in der Auswahl. Im Abi werden nur Fähigkeiten (zur Textanalyse,...) abgefragt, aber kein Wissen über bestimmte Werke oder Epochen.
    Wie findet ihr diesen Ansatz und wie sieht's bei euch aus? Gibt es wirklich Vorgaben, nach denen ihr ganz bestimmte Bücher lesen müsst?


    Ja, das neue NRW-Zentralabitur sieht - zumindest für die Sprachen - einen abzuarbeitenden Lektürekanon vor, der im Internet eingesehen werden kann.


    Mit dem Lektürekanon Frz. sind viele Kollegen, die ich kenne, eher unzufrieden.

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