Hallihallo!
Hat von euch schon mal jemand "The Remains of the Day" / "Was vom Tage übrig blieb" im Deutsch- oder Englischunterricht behandelt? Ich habe dieses Buch (und den Film) im Studium kennen- und lieben gelernt und könnte mir durchaus eine Unterrichtsreihe in der 11 dazu vorstellen. Tipps und Ideen willkommen!
Liebe Grüße,
Vivi 
Remains of the Day kommt bestimmt gut als Lektüre, kann mir auch selbst gut vorstellen es später im Unterricht zu behandeln.
Ich würde erstmal nen Einstieg über das Drumherum suchen, sprich im Kurs vor Lektürebeginn die Gesellschaftsstrukturen und Politik jener Zeit ansprechen, damit die Schüler die Geschichte letztlich gut einordnen und auch beurteilen können.
Was ich auch noch interessant fände, (obwohl ich sicher damit den Rahmen sprenge ) wären gesellschaftliche Beschreibungen aus jener Zeit im Vergleich mit der Schilderung und Perspektive des Romans.
Man will ja nicht die Miesepetra spielen, aber mein Onkel (Englischlehrer am Gymnasium) hatte das gerade erst in einer seiner Klasse durchgenommen und, obwohl ich selbst ganz erstaunt war (Ich mag nämlich sowohl Film als auch Buch!), weder er noch die Klasse waren sooo begeistert davon. Es würde zu wenig Spannendes passieren..., hieß es.
Will mir als "Lehrling" ja nicht zuviel rausnehmen, aber ich denke schon, dass man das sicher auch so hinbekommen kann, dass es doch die meisten interessant finden. In dem Sinne gutes Gelingen!
ZitatPhiloMareike schrieb am 16.07.2006 13:55:
Es würde zu wenig Spannendes passieren..., hieß es.
Um genauer zu sein - es passiert zwar sehr viel, aber was passiert, passiert zwischen den Zeilen, und das bekommt ein Leseanfänger (ja, Oberstufenschüler sind für mich Leseanfänger, was komplexere Erzählungen angeht) nicht mit. Der Roman ist eine Ich-Erzählung; im Laufe der Geschichte stirbt der Vater des Erzählers, eines Butlers. In seiner stoischen Haltung verdrängt der Butler seine Trauer über den Verlust des Vaters, so das nichts davon erzählt wird. Ishiguro schildert die Trauer des Butlers jedoch indirekt: als er direkt nach der Todesnachricht den Gästen seines Herrn aufträgt, sehen diese offensichtlich seine Erschütterung durch seine Maske hindurchscheinen und fragen ihn, ob etwas passiert sei. Der Erzähler wiederum kann und will diese Nachfragen nicht als Anteilnahme verstehen, so das vordergründig nur Verwirrung geschildert wird... Der Roman ist voll von solchen indirekten Erzählansätzen, man kann dem Erzähler nur bedingt vertrauen und es ist auch eine gewisse Lebenserfahrung auf Seiten des Lesers nötig, damit er erkennen kann, was für eine arme Person der Butler eigentlich ist.
Ich schließe mich in meiner Skepsis an, ob das wirklich ein geeignetes Buch für Oberstufenschüler ist...
Nele
Also, ich habe das Buch schon 1995 selber als Schülerin im LK gelesen und fand's damals gut!
In einem GK in der 11 fänd ich den Roman allerdings aus den oben genannten Gründen schwierig, könnte mir aber vorstellen, dass der Film gut läuft.
Mein Schwager hat's in der 11. gelesen, und für seine Klasse war es zu früh. Die Nuancen der Sprache, das Lesen zwischen den Zeilen können die Schüler oft auch im Deutschen nicht.
Aber ich träum von einer Facharbeit: Kazuo Ishiguro, Remains of the Day und P.G. Wodehouse, Jeeves & Wooster - Butler und Gentleman's Personal Gentleman im Vergleich.
