Kernlehrpläne

  • Angeregt durch den Thread zum Zentralabitur würde ich gerne auch eure Meinung über das Zentralabitur wissen bzw. über das doch stark an Inhalten ausgerichteten Zentralabitur nach dem an den Kernlehrplänen und somit eher Output orientierten Unterricht.


    Wird es nicht letztlich doch wieder darauf hinauslaufen, dass die Schulen sich auf ein Schulcurriculum mit ausgewählten Lektüren etc. einigen und somit es doch wieder Input-orientiert wird?
    Wird durch die Kernlehrpläne ein Lehrerwechsel erleichtert, erschwert oder hat das gar keinen Einfluss?


    Ich habe echt Schwierigkeiten, mit eine Meinung zu bilden und würde mich über euche Ansichten freuen.


    VG Aktenklammer

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Wird es nicht letztlich doch wieder darauf hinauslaufen, dass die Schulen sich auf ein Schulcurriculum mit ausgewählten Lektüren etc. einigen und somit es doch wieder Input-orientiert wird?


    Wir hatten dazu eine Fortbildung im Fach Deutsch, nach der wir jetzt unsere schulinternen Lehrpläne anpassen müssen (ziemlich viel Arbeit, da ich zwei Hauptfächer habe und so in beiden Fächern beteiligt bin - also mal wieder nur die Hauptfachlehrer, die ja eh schon sehr korrekturbelastet sind X( :( Soweit wir die Forbildung richtig verstanden haben, reicht es jetzt nicht, sich auf Lektüren zu einigen, sondern wir müssen in Deutsch die Unterrichtsreihen viel genauer planen als zuvor und genau auflisten, welche der erforderlichen Kompetenzen (und es sind recht viele) damit erreicht werden. Die Kollegen müssen sich dann alle an die Unterrichtsreihen halten, die zusammen mit den zugehörigen Arbeitsblättern, Folien, Werkstätten usw. im Fachschaftsordner aufbewahrt werden. Uns wurde gesagt, dass die Schulinspektoren anhand der Klassenbücher überprüfen werden, ob wir die Reihen tatsächlich so unterrichtet haben, wie es schulintern festgelegt wurde.


    Wir haben auf der Fortbildung nachgefragt, ob es denn möglich sei, dass ein Lehrer eine andere Lektüre behandelt als die Kollegen. Dies ist möglich, aber nur dann, wenn mit dieser Unterrichtsreihe genau die Kompetenzen abgedeckt werden, die die Kollegen für die Lektüren-Unterrichtsreihe festgelegt haben.


    Das klingt etwas kompliziert, deshalb mal ein Beispiel:


    Angenommen, eine Deutsch-Fachschaft beschliesst, in der 6. Klasse Lektüre xy zu lesen und in dieser einen Unterrichtsreihe die folgenden Kompetenzen zu trainieren:
    - persönliche Briefe formulieren
    - den Inhalt kürzerer Texte / Textausschnitte in eigenen Worten wiedergeben
    - Erlebnisse und Begebenheiten frei oder nach Vorlagen anschaulich und lebendig unter Verwendung einfacher Erzähltechniken erzählen
    - über einfache Sachverhalte informieren (berichten / beschreiben) und dabei die Gestaltungsmittel einer sachbezogenen Darstellung anwenden
    - beim szenischen Spiel verbale und nonverbale Mittel einsetzen und Wirkung erproben
    - kürzere Texte auswendig vortragen
    - aufmerksam zuhören, sach- und situationsbezogen auf andere reagieren
    - eigene Erlebnisse und Erfahrungen sowie Geschichten anschaulich und lebendig erzählen
    - (sowie 3 oder 4 weitere Kompetenzen, die ich jetzt nicht komplett abtippen möchte)


    Wenn jetzt ein Lehrer eine andere Lektüre behandeln will, dann müssen im Rahmen dieser Lektürearbeit ebenfalls ALLE (!) diese Kompetenzen trainiert werden, was ja nicht bei jeder Lektüre so ohne Weiteres möglich ist. Möglicherweise war die Unterrichtsreihe auf ein Buch zugeschnitten, in dem der Fließtext immer wieder durch kleinere Gedichte unterbrochen wurde, die von den Schülern auswendig vorgetragen wurden. Wenn eine Klasse nun ein anderes Buch liest, dann wird es in dieser Reihe schwer fallen, diese Kompetenz anhand des gelesenen Buches zu trainieren.

  • Referendarin: großartig! Das fördert dann doch mal die Kommunikation zwischen den Fachschaftsmitgliedern ;) Hab ich ein Glück (?), dass ich im zweiten Fach sicher immer nur auf eine Zwergenfachschaft bestehend aus mir (und ggf. eine 2. Lehrperson) treffen werde.


    Vielen Dank für deine Antwort, da bin ich doch schon mal ein ganzes Stück weiter in meinem Gedankengang.

  • *ironiemodus an*


    Na, ist das nicht schön?


    Könnte man das dann nicht auch zentral per Unterricht über einen Fernseher oder einen Computer für alle Schüler einer Jahrgangsstufe gleich machen? Am besten noch in mehreren Schulen gleichzeitig?
    Und wenn das dann einmal ein Kollegium so geplant hat, kann man doch zukünftig dann eigentlich auch jeden x-beliebigen Menschen vor die Klasse stellen, wozu also eigentlich noch ausgebildete Lehrer?


    *ironiemodus aus*


    Ganz ehrlich... für mich klingt das absurd, was man sich da ausgedacht hat.

    • Offizieller Beitrag

    Hm, ich sehe da durchaus Vorteile (Fachschaften arbeiten enger zusammen, bessere Vergleichbarkeit, mehr oder weniger Gewährleistung, dass bestimmte Bereiche im Unterricht behandelt wurden usw.), aber eben auch die Nachteile: Was macht man z.B., wenn eine Klase in einem bestimmten Bereich (z.B. der Rechtschreibung) große Defizite hat, aber in einem anderen Bereich (z.B. Aufsätze schreiben) ganz prima ist. Dann kann man nun wohl schlecht die Unterrichtsschwerpunkte etwas anders legen.


    Was ich aber ganz interessant finde, ist die Vorgabe, dass bestimmte Kompetenzen in den verschiedenen Jahren immer wieder verpflichtend trainiert werden. So muss demnächst schon in den Jahrgängen 5/6 Argumentieren (wenn natürlich auf einem wesentlich niedrigeren Level als in den Jahrgängen 7/8 und 9/10) trainiert werden und wird dann in den späteren Jahrgängen wieder aufgegriffen und erweitert. Diese verpflichtenden Wiederholungen klingen für mich ganz gut.


    In Englisch scheint das Ganze etwas komplizierter zu sein, da man ja besonders in den unteren Klassen hauptsächlich mit dem Lehrbuch arbeitet und die jetzigen Lehrbücher noch nicht auf die Kernlehrpläne ausgerichtet sind. Wir müssen jetzt unsere Englischreihen an die KP anpassen, was aber mit den jetzigen Schulbüchern sehr schwierig ist, da z.B. jede Unterrichtsreihe eine bestimmte Sprachkompetenz besonders fördern soll, die Units aber so aufgebaut sind, dass alle 4 Kompetenzen trainiert werden.

    • Offizieller Beitrag

    Ganz so einengend wird das bei uns nicht festgelegt. Es gibt Lektüren zur auswahl und ein Methodencurriculum, was innerhalb einer Klassenstufe an Methoden in diesem Fach vermittelt werden soll. Ich finde, damit kann man arbeiten...


    Liebe Grüße,


    Dalyna

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