Alltag / Erziehung in der DDR

Tina_NE · 9. Mai 2006

Hallo zusammen,

hat von Euch jemand schon mal eine Stunde zu obigem Thema gemacht? Bei mir steht nächste Woche ein UB an.

Ich wollte evtl mit einer Folie aus einer DDR-Fibel anfangen. Thema: "Thälmannpioniere" (Zeichnung mit kurzer Geschichte)

Ein kurzer LV zum Thema (staatliche) Erziehung in der DDR (Jung-/Thälmann-Pioniere und insbesondere Jugendweihe, und dann die verschiedene Schwüre erarbeiten lassen -- Wo sind Grundpfeiler der sozialistischen Erziehung? (Evtl als Gruppenpuzzle, oder nur "einfache" Gruppenarbeit

Sicherung der Ergebnisse im UG

Problematisierung: Antwort eines katholischen Pfarrers, aus dem Gründe gegen die Jugendweihe evtl. Repressalien bei Nicht-Teilnahme hervorgehen
-- Was bedeutet diese Art der Erziehung für die Jugendlichen? -> frühe Entscheidung gegen das System, für Opportunismus, oder bewusste Unterstützung des Systems.

Was sagt ihr dazu?
Ist übrigens Klasse 10, Gymnasium (3. Stunde der U - Reihe "Sozialistische Ideologie -- Anspruch und Wirklichkeit; 1. Stunde: SED Staat, 2. Stunde: Planwirtschaft)

LG
Tina

das_kaddl · 10. Mai 2006

Hallo Tina

Warum fragst du deine Schüler nicht, was sie über die DDR wissen? Genug Ostalgie-Mist kam ja sowohl im TV als dass man es auch in den Geschäften kaufen kann. Danach könntet ihr eine Gegenüberstellung Klischee - (vermutete) Realität machen. Kannst du dazu nicht einen Zeitzeugen einladen? Und kannst du, besonders was die Ideologie betrifft, deine Schüler nicht mit Quellen arbeiten lassen? Genug "Neues Deutschland" dürfte es doch in den Archiven geben.

Wenn du mit der Grafik aus der Fibel (es gab nur eine ) arbeitest: die mit den blauen Halstüchern sind die Jungpioniere, die mit den roten die Thälmannpioniere.

Was planst du denn als Inhalte zum Thema "Alltag"? Ich muss nämlich sagen, dass z.B. mein Alltag nur alle 14 Tage von den Jung- bzw. Thälmannpionieren bestimmt war, nämlich immer dann, wenn Pioniernachmittag war. Meine Klassenkameraden und ich sind weder mit Halstuch zur Schule gegangen, wie das immer so schön in den diversen Filmen gezeigt wird, noch haben wir ständig Timurhilfe betrieben oder mit der Patenbrigade abgehangen.

Gestern abend kam übrigens auf der ARD eine (mässig interessante) Talkshow zum Thema "Stasi". Da waren u.a. Ingo Steuer (Eiskunstläufer, der als IM gearbeitet hat), Vera Lengsfeld, ein Historiker (man verzeihe mir meine Unkenntnis, aber ich bin immer wieder auf der Couch eingeschlafen ) u.a. Vielleicht hat das einer deiner Schüler gesehen?

Abgesehen davon weiss ich nicht, ob man so ein komplexes Thema in 3 Stunden unterrichten kann , aber ich bin auch kein Geschichtslehrer.

LG, das_kaddl.

Tina_NE · 10. Mai 2006

Hallo Kaddl,

danke fuer deine Antwort. Die Diskussion habe ich auch teils gesehen (telefonieren war mir wichtiger..hehe

Ich werde nicht nur in drei Stunden unterrichten, aber die sind mir im Moment relativ wichtig.

Ich wollte dann auch noch was zum Thema Stasi, Mauerbau usw machen.
Zu Beginn werde ich die Schueler brainstormen lassen, was sie wissen, und wie man dass dann einbauen kann.
Das Brainstorm, bei dem mit Sicherheit auch was zum Thema SED kommen wird ..so hoffe ich.. nehme ich dann als Aufhaenger fuer die Uebersicht zur Politik.

Macht denn die Stunde so Sinn? Ich werde natuerlich auch differenzieren, und nicht die Erziehung so darstellen, als ob alle in dem Sog waren und sich nicht loesen konnten..aber als Grundpfeiler bzw. -einstellung finde ich das schon wichtig.

Ich bin fuer weitere Anregungen dankbar.

Tina

PS Sorry fuer etwaige Tippfehler..ich bin hier im Computerraum, und die Tastatur ist so komisch eingestellt ...

Talamira · 10. Mai 2006

Ich habe das Thema zweimal hintereinander in 11. Klassen unterrichtet, daher bin ich in dem Thema ganz gut drin. Des Weiteren bin ich in der DDR selbst zur Schule gegangen. Für die Erziehung in der DDR habe ich allerdings mehrere Stunden angesetzt. Das kann aber auch daran liegen, dass ich einfach mehr Zeit zur Verfügung hatte. Das kann ich jetzt nicht beurteilen, wie schnell du da durch musst. Ich finde es nur schwierig, die Erziehung allgemein in einer Stunde abzuhandeln. Du solltest dir dann eher einen Aspekt herausgreifen, diesen intensiv erarbeiten und somit das Thema exemplarisch analysieren (z.B. Militarisierung in der Schule).
Bei deinem Einstieg kann ich leider auch nicht so ganz den Sinn erkennen. Was für ein Problem soll sich den Schülern dabei stellen? Was soll sie dabei motivieren? Was ist deine Leitfrage in der Stunde?

Padma · 10. Mai 2006

Es gibt ein tolles Spiel: "Überholen ohne einzuholen"
Es ist ein Brettspiel und kostet auch einiges (knapp zwanzig Euro) aber ich glaube, man kann es auch mit großen Gruppen spielen. Es ist eine Art "Ostmonopoly" und macht viele alltägliche Dinge auf lustige Art und Weise deutlich. z. B. muss man bestimmte Karten sammeln und dann erhält man nach langer Wartezeit endlich den ersehnten Trabi oder das Telefon.

Vielleicht so nebenbei? Ein Bekannter von mir (Geschichtsdozent an einer PH) lässt das immer in seinen Seminaren spielen.

Tina_NE · 10. Mai 2006

Hallo Talamira,

den Einstieg habe ich heute nachmittag selber noch kritisch beäugt.

Wir haben insgesamt noch max. 9 Stunden bis zu den Ferien. Ich weiß leider nicht genau, was der eigentliche Lehrer noch machen will, von daher wird es eine SEHR exemplarische Reihe...

Es soll eigentlich rauskommen, dass der Staat die Erziehung vorgegeben hat, das der Staat vor allem kam, und letztendlich die Freiwilligkeit nicht wirklich gegeben war (vgl. Weigerung Jugendweihe).
Eventuell würde ein Einstieg mit einem Zitat besser passen...hmmm
(EDIT: "Erziehung ist die lebensnotwendigste Weise menschlichen Selbstumgangs"
oder: " [Erziehung kann aufgefasst werden als] das wirksamste Mittel der Menschenführung und Menschenlenkung"
(beide Zitate E. Fink)

Wie gesagt, im Idealfall hätte ich auch gerne mehr Zeit (ein Kollege hat gerade 18 Stunden darauf verwendet, in GL das Thema zu behandeln!).
Wir kommen damit leider gar nicht hin!

Liebe Grüße,
Tina