Abbruch als "feste" Lehrerin?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ihr,
    nachdem ich im Moment eine wirklich riesige Pechsträhne habe und irgendwie auch nicht den Eindruck habe, dass es besser werden könnte- im Gegenteil, im Moment kommt im Abstand von zwei Tagen immer ein "neuer" Klops- bin ich schon am Überlegen, ob ich nicht doch abbrechen soll.
    Ich unterrichte zwar wirklich gerne, aber der ganze Verwaltungskram, die Organisation und die Bürokratie scheinen immer neue Fallen für mich aufzustellen.
    Und je mehr ich mich bemühe, umso mehr Fehler scheine ich zu machen.
    Im Moment bin ich nur noch am Heulen und kann mir nicht vorstellen, wie das weitergehen soll.
    Nun bin ich aber bereits fertig und habe einen "Supervertrag" (=unbefristeter Angestelltenvertrag mit Garantie auf Verbeamtung) - könnte ich den einfach so kündigen?
    Und wisst Ihr vielleicht so eine Art "Soforthilfe"? Krankschreiben lassen kommt nicht in Frage (obwohl ich wirklich mit den Nerven runter bin), weil ich meine Fehler ausmerzen muss und nicht auch noch die Schüler mehr als nötig darunter leiden lassen will.
    Lg, Hermine

  • Liebe Hermine,


    egal wie wichtig das "Fehlerausmerzen" sein mag. ich würde zunächst die Krankschreibung durchziehen.


    Die Entscheidung, die du treffen willst, ist viel zu wichtig, um sie im beruflichen Stress, übermüdet und erschöpft über's Knie zu brechen. Dazu brauchst du Ruhe, einen klaren Kopf, und Zeit zum Nachdenken.


    Ich wünsche dir ganz viel Glück und ein ruhiges Händchen dabei!


    LG
    Eva

    Nemo: "Ich habe aber eine kaputte Flosse!"
    Kahn: "Ich auch. Das hat mich niemals von irgendetwas abgehalten."

  • Ach Hermine, das tut mir leid!


    Ich kann gut nachfühlen, dass es einen runterzieht, wenn man sich abstrampelt und am Ende merkt, dass man dabei doch wieder nicht an alles gedacht hat ... und dann in einen Teufelskreis aus Frust, Ärger (auf sich selbst) und zunehmender Verunsicherung gerät.


    Klar ist es blöd, wenn einem Formfehler passieren und natürlich sollte das nicht sein .... *aber* ... wenn das "alles" ist, würde ich aus deiner momentan verständlicherweise gedrückten Stimmung heraus nicht die Flinte ganz ins Korn werfen.


    Sieh's mal so: Das Organisatorische und Aministrative kann man lernen und was du im ersten Anlauf versiebst, das wird dir bestimmt kein zweites Mal passieren. Auch wenn's schwer fällt, sei nicht so streng mit dir selbst. Du hast zwei Korrekturfächer, eine volle Stelle und bist vielleicht auch noch Klassenlehrerin (?). Das haut einen in den ersten Jahren um und ich weiß noch genau, wie ich da gerödelt habe, nur um nicht unterzugehen. Aber es wird definitiv besser und mit wachsender Routine lachst du in ein paar Jahren über das, was dir heute so katastrophal erscheint.
    Mir hat die enge Zusammenarbeit mit erfahrenen Kollegen sehr geholfen, an die ich mich "anhängen" konnte und die ich mit Fragen gelöchert habe .....


    Ja, ich hab auch meine Aussetzer gehabt (wer hat die nicht? :D), z.B. einmal hab ich vergessen, Warnungen für Mangelnoten zu verschicken (macht bei uns der Klassenlehrer nach Eintrag der Fachkollegen); ich hab's einfach "verpennt", weil ich so viel anderes um die Ohren hatte und zack war der Termin gelaufen. Gemerkt hab ich's erst als, die ersten Kollegen gefragt haben, warum denn keine unterschriebenen Briefe zurückkommen ..... *schäm*. :)


    Nobody's perfect ... und überhaupt geht's nur per aspera ad astra ;)
    Also, Kopf hoch und nicht unterkriegen lassen!


    Good luck,
    Kim

  • Liebe Hermine,


    ach herrje, das klingt ja überhaupt nicht gut.
    Du darfst aber nicht vergessen, dass du auch in einer extremen Situation bist. Erste richtige Stelle und das noch sooo weit weg von daheim. Hättest du nicht diese Entfernung, dann wären deine schulischen Probleme vermutlich nicht ganz so groß? Oder du würdest sie zumindest besser wegstecken.


    Sind denn deine Fehler so gravierend, dass du keine andere Lösung mehr siehst? Hast du die letzten Jahre durchgezogen, um jetzt aufzugeben?


    Falls du aufgibst: Wenn du einen BAT - Vertrag hast (egal, ob befristet oder nicht), gelten für dich die normalen Kündigungszeiten eines Angestellten. Dürften bei dir 2 Wochen sein, weil dein Vertrag noch kein halbes Jahr läuft.


    Tu aber jetzt bitte nichts, was du später bereuen wirst, es wird besser!!!


    LG!

    Vermeintliche Rechtschreibfehler sind ein Vorgriff auf kommende Rechtschreibreformen und deren Widerruf.

    • Offizieller Beitrag

    Ach Ihr Lieben,
    es tut so gut, wieder von euch aufgebaut zu werden!
    Nach dem Tag heute sieht die Welt schon wieder etwas besser aus, nur leiste ich mir solche "Formfehler" halt regelmäßig, mindestens 1 mal pro Jahr.
    Deshalb geistern mir solche Gedanken ab und zu mal durch den Kopf.
    Aber ich unterrichte gern und meine Schüler mögen mich auch (jedenfalls viele davon), deshalb würde ich den Beruf schon mit mindestens einem weinenden Auge aufgeben- ich weiß ja auch nicht, ob es in einem anderen Job besser werden würde...
    So ein bisschen munterere Grüße,
    Hermine

  • Berufseinstieg mit voller Stelle ist Masochismus! Wie wärs mit weniger?


    Gruß,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Hallo Hermine,


    ich glaube, wir sind in einer ähnlichen Situation - ich bin auch im ersten "voll+fest"-Jahr (hab schon den Reduktionsantrag für nach den Sommerferien abgegeben) und weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Privatleben gibt es nicht mehr. Ständig hab ich irgendwas vergessen/ mache halbgaren Unterricht/ Fehler/ Frust... und wenn alles läuft, kann ich trotzdem nicht schlafen, weil ich irgendwie der festen Überzeugung bin, das dann nächsten Monat alles schief geht. Hab auch schon Absprunggedanken gehegt. Aber ich glaube tatsächlich, dass das so noch nicht entschieden werden kann. Das erste Jahr ist in jedem Job die Hölle (war zumindest meiner Erfahrung nach so), bei uns wird's angeblich ab dem dritten dann wirklich gut. Das heißt nicht, dass du so lang warten musst, aber jetzt ist es wirklich zu früh für die Entscheidung. Sattdessen Soforthilfe:


    - Unterricht so weit als möglich auf gekaufte "Reihen" abstellen, gnadenlos Kollegen anschnorren, was die gerade machen, nach Lehrbuch arbeiten usw. - das nimmt dir zumindest das Gefühl, den Schülern nicht gerecht zu werden. Sahnehäubchen kommen später wieder.


    - Eine Organisationskladde anlegen - wir hatten hier schon Diskussionen zu verschiedenen Zettelsystemen, obwohl von Natur aus unordentlich, hab ich mittlerweile den großen Klett-Lehrerkalender, da steht alles drin, und alles, woran ich denken muss, kommt ber Post-It innen auf den Deckel.


    - Organisatorisch konsequenter werden - ich mache mittlerweile meist nur eine sehr kurze Mittagspause, dann wird nach/vorbereitet, zwischen sechs und sieben fällt der Griffel, nur noch in Ausnahmefällen nach dem Abendessen eine Runde. Der Samstag ist bei mir damit zwar auch Arbeitstag, aber irgendwann muss Schluss sein.


    - Der weise Spruch eines (überigens bereits mehrjährig erfahrenen) Kollegen: "Ich gestatte es mir, Fehler zu machen". Fehler sind bei einem so komplizierten und schlecht organisierten System wie Schule unvermeidlich. Solange davon niemand stirbt, sind sie zu verschmerzen. Wenn Chef meckert, lass ihn meckern, wahrscheinlich lässt er gerade einen Druck, den er von woanders her hat, an dir aus. Tief durchatmen, freundlich lächeln, Besserung geloben, mehr geht nicht.


    - Sport oder anderen Ausgleich schaffen, um den Kopf ein bisschen frei zu kriegen. Einen freien Tag in die Woche boxen, egal wie.


    - Wenn gar nichts mehr geht - krank schreiben lassen. Die Kinder haben 9-13 Jahre ihres Lebens Schule - glaubst du im Ernst, ihr Lebensentwurf scheitert dadurch, dass du eine Woche davon nicht da bist? Durchatmen, Organisation besser aufsetzen, neu anfangen.


    - Sich klar machen, dass du aus einer miesen Situation das Bestmögliche machst. Wir wissen, dass wir schlecht ausgebildet sind, wir wissen, dass die Schulen überlastet sind - Fehler sind nicht zu vermeiden. Wenn du jetzt laufen gehst, bleiben nur die an den Schulen, denen ihre Fehler egal sind bzw. die sie noch nicht einmal merken. Das kann's auch nicht sein.


    So, und jetzt les ich mir das alles noch mal durch und nehm es mir selber zu Herzen...


    Kopf hoch
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

    • Offizieller Beitrag

    Ach Wolkensteinchen, lass dich ganz fest drücken! (Smiley wird später eingefügt, wenn die Grafiken wieder funktionieren!)
    Wenn ich mal wieder durchhänge, dann les ich mir sofort deine Tipps durch!
    Naja, ich hab doch eigentlich schon vor drei Jahren- iiiiih, gestern vor drei Jahren war mein Ref vorbei und ich hab es gar nicht mehr gemerkt! angefangen, da halt mit Aushilfsverträgen 2/3 des Stundendeputats. Dann wäre ich doch im dritten Jahr??? Außerdem haben wir Bayern mit 24 Stunden ja eh noch relativ wenig (dachte ich)
    Und es lief bis zu den letzten zwei Wochen auch richtig gut- aber jetzt ist die Luft raus. (auch bei den Schülern glaub ich)
    Was mich halt so nervt/irritiert/frustriert ist, dass ich jedes Jahr irgendso etwas bringe- entweder ich halte mich nicht an die schulinternen Vorgaben, weil ich es von einer anderen Schule ganz anders kenne, oder ich schaue ganz am Anfang alles nicht genau genug an- irgendwas ist immer.
    Und an Reduktionsantrag brauch ich im Moment bei uns (Lehrermangel) gar nicht erst denken, im Gegenteil, ich hab noch eine Stunde dazu gekriegt. Die wird mir zwar schon Spaß machen- ist aber auch mehr Arbeit.

  • Ok, es ist jetzt vermutlich ein schwacher Trost, aber sag dir doch, dass du es ja so gemacht hast, wie du dachtest, dass es richtig ist. Ist zwar immer noch falsch, aber du machst das ja nicht absichtlich.
    Dem Chef kannst du das, falls es soweit kommen sollte, auch sagen. Es ist ja auch kein Geheimnis, dass jede Schule irgendwas anders macht als die andere.


    Versuche, dich jetzt irgendwie in die Faschingsferien zu retten (ist doch nicht mehr lange!). Mach am unsinnigen Donnerstag noch irgendwas Nettes mit deinen Kids und in den Ferien versuchst du mal, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.


    Die Kündigung ist echt der allerallerletzte Ausweg!

    Vermeintliche Rechtschreibfehler sind ein Vorgriff auf kommende Rechtschreibreformen und deren Widerruf.

  • *g* Nee, nee, die Verträge zum Warmarbeiten sind ein ganz anderes Ding - das Problem sind ja nie die Sachen an sich, sondern eben, dass es so wahnsinnig viel Verschiedenes auf einmal ist. Aber wenn bis vor zwei Wochen alles in Ordnung war ... jehminee, wir gehen doch im Moment alle auf dem Zahnfleisch, weil die Zeit zwischen Weihnachten und Ostern so lang/ so blöd aufgeteilt/ so dunkel ist. Is halt so. Irgendein schlauer Mensch hat mal geschrieben, solang man noch Probleme hat, lebt man noch, das Chaos hört erst auf, wenn man stirbt. Na toll, was für eine Alternative. ALso hör auf, dich wegen deiner Fehler so zu verhackstücken, und überleg noch mal ganz genau, was du am Anfang für Dinger gebracht hast (mir kräuseln sich jedenfalls bei der Betrachtung meiner ersten Unterrichtsreihen die Fußnägel). Man wird besser, merkt man aber nicht, weil man immer mehr lernt, wie man's noch besser machen könnte. MAchst du eben beim nächsten Mal, und bis dahin werden die Mängel verwaltet. Alles. Wird. Gut.


    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Mensch Hermine,


    lass' dich ganz fest drücken!
    Nicht nur du bist fertig! Hier im Kollegium pfeifen die meisten "festen" Lehrer mit vollen Deputat gerade ziemlich aus dem letzten Loch.
    Nur noch 7 Arbeitstage, und dann sind Faschingsferien!!!



    Julie

  • Meine liebe Wichtelhermine,
    inzwischen geht es dir hoffentlich schon wieder besser! Wenn man einmal einen richtigen "Durchlauf" hinter sich hat an ein und derselben Schule, dann weiß man schon eher, wie der Hase läuft (an der Grundschule sind das vier Jahre, am Gümmi vielleicht noch etwas länger). Irgendwann merkst du, dass sich auch der "Papierkram" wiederholt, und wenn es das dritte Mal ist, kann dir nix mehr passieren!
    Sieh es einfach so, dass Leuten in anderen Berufen am Anfang auch Fehler passieren. Auch Leute mit viel Erfahrung machen mal was falsch - wir sind doch Menschen. Und wenn die Schüler Fehler machen dürfen, dürfen das die Lehrer auch. Es wird ja nicht grad jeden Tag sein.
    Tief durchatmen - und bisschen Olympia gucken ;)


    Viele Grüße
    von venti :)

  • Hallo Hermine,


    zu den Klötzen, die man sich als Neuling so leistet. Habe gestern (nach 7 Monaten) festgestellt, dass ich die in den Kursen fehlenden Schüler immer per Fehlzettel beim Lehrer melden und nicht nur selber eintragen muss. :rolleyes: Hat sich allerdings auch nie jemand beschwert... Ich schäme mich also ein Weilchen und sage mir dann: "Wäre doch schlimm, wenn ich als Lehrerin nicht mehr dazu lernen könnte." Schreibe danach auf meine Dinge-die-ich-ab-jetzt-besser-machen-muss-Liste (1. Seite im Lehrerkalender) : Fehlstundenzettel abgeben. Die Liste wird länger und ich werde professioneller.


    Also: ein Hoch auf das lebenslange Lernen
    FrauLehrerin

  • Liebe Hermine,


    och Mensch, das tut mir aber Leid für dich.


    Aber schau, wir sind alle Menschen und Menschen machen Fehler, das ist doch ganz normal. Wer kann schon von sich behaupten, immer und zu jeder Zeit alles richtig zu machen, richtig zu funktionieren, alle Verordnungen, Lehrpläne, Gesetze etc. immer im Kopf zu haben? Da geht einem schon einmal etwas durch, aber das kann man alles ausmerzen. Du bist doch noch am Anfang (auch das dritte Jahr ist noch Anfang), außerdem in einer schwierigen Situation.
    Überleg dir gut, ob du alles, was du dir erkämpft und erarbeitet hast, aufgeben willst, zumal du schreibst, dass es dir Spaß macht zu unterrichten (und das merkt man auch an deinen Beiträgen).


    Kopf hoch, nach Regen kommt Sonne!


    Liebe Grüße
    volare

    Eine Lösung kommt fast immer aus der Richtung, aus der man sie am wenigsten erwartet, was bedeutet, dass es keinen Sinn hat, in diese Richtung zu gucken, weil sie nicht von dort kommen wird.


    (Douglas Adams)

  • Liebe Hermine,
    nach jedem Regen kommt auch wieder Sonnenschein!
    Du kannst das!
    Lass dich nicht entmutigen und mach weiter! ;)

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