Ausnutzen der Notenskala

  • Hallo,


    Seit geraumer Zeit stelle ich mir die Frage, ob meine Benotung wohl in Ordnung geht.
    In meiner 11 mache ich mir wenig Sorgen, aber in der Mittelstufenklasse, nivelliert sich alles auf ein Mittelmaß.


    Ich habe versucht, die Themen so zu verteilen, dass jeder Schüler seine Stärken zeigen kann. So waren mal die Sprachgewandten besser, mal die Fleißigen oder die logischen Denker. Im Unterricht gebe ich frühzeitig Rückmeldung an die Schüler, wenn ihre SoMi-Note abzurutschen droht. Die Arbeiten stelle ich so, dass mit etwas Fleiß jeder eine 3 erreichen können müsste und meine Erwartungen mache ich sehr transparent. All das halte ich eigentlich für richtig, sonst würde ich es ja nnicht tun. Ich frage mich aber, ob es normal ist, dass sich dadurch alle Schüler bei 2-3 tummeln. Meine Klasse ist zudem sehr angepasst und lieb aber, wie allgemein gesagt wird, nicht sehr leistungsstark. Die mündlich guten sind schriftlich schwach und umgekehrt.
    Nun frage ich mich: liegt das an dieser Klasse, sind die einfach so "relativ homogen", oder unterrichte und bewerte ich einfach zu lasch, zu undifferenziert, um keinem weh zu tun?
    Ich muss dazu sagen, dass ich mir eine Riesenarbeit mit den Noten mache, an der letzten Arbeit habe ich in den Ferien eine ganze Woche rumkorrigiert mit Unmengen von Randkommentaren , detaillierten Bewertungsbögen und langen Kommentaren. Erst hinterher fällt mir dann auf, dass sich wieder alles in der Mitte trifft.
    Ist das normal oder muss ich da was ändern? Ich kann doch nicht unangemessen schwere Arbeiten stellen, damit sie schlechter ausfallen...und selbst wenn ich schwerere Arbeiten stellen würde, würde ich ja milder bewerten, weil ich ja die Leistung auch an dem messen muss, was aufgrund des erteilten Unterrichts für die Schüler möglich war. ?(?(


    zweifelnde Grüße,
    Juliet

    Traue jemandem etwas zu und er wird sich darum bemühen, diesem Vertrauen zu entsprechen. (Don Bosco)

  • Hallo Juliet,


    eine Antwort auf deine Fragen gestaltet sich aus der Distanz etwas schwierig. Ich mache es im allgemeinen so, dass ich bei Zweifeln Klausuren mit Kollegen durchspreche (nicht alle, aber anhand von Stichproben, bei denen ich unsicher bin). Auch alle Abiturklausuren diskutieren wir in einem Dreierteam komplett.


    Grundsätzlich bin ich auch bei mündlichen Noten der Meinung, dass man die Notenskala ausnutzen kann, das bedeutet natürlich nicht, dass auch alle Extreme immer vorhanden sind. Eine Tendenz zur Mitte oder auch in den guten Bereich gibt es aber sicher bei vielen Kollegen (manchmal auch aufgrund einer Vermeidungsstrategie, denn Diskussionen um Noten können recht aufreibend sein). Andererseits versuchen wir bei uns in allen Bildungsgängen (im Rahmen der Möglichkeiten) verbindliche Standards festzulegen, hierbei ist also eine Orientierung an Kriterien angesagt, die gerade bei Parallelklausuren den Spielraum geringer werden lässt (mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt, mehr Korrekturaufwand, weil man auch noch die Klausuren von Kollegen gegenlesen muss, aber auch mehr Notensicherheit, auch weniger Orientierung an einzelnen Schülern/Klassen mit den entsprechend unter Umständen auch nachteiligen Folgen). Hinsichtlich des kommenden Zentralabiturs werden wir aber um solche Vorgaben wohl langfristig nicht herumkommen.


    Grüße


    Birgit

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

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