Beispiel für Binnendifferenzierung?

  • Ich habe diese Woche eine Fortbildung zum Thema "Begabungen erkennen, individuell fördern" von zwei Damen der Bezirksregierung besucht. Doch leider kam so gut wie nichts Handfestes und Konkretes dabei rum. Es ging aber immer wieder durcheinander um Hochbegabung, normale Differenzierung etc.


    Es ist mir immer noch einigermaßen schleierhaft, wie man z.B. im Deutschunterricht beispielsweise eine Grammatikstunde oder auch Literaturstunde so differenziert gestaltet, dass man aber am Ende auch die Ergebnisse wieder zusammen kriegt.


    Habt ihr einen Tipp für mich, wo ich so etwas finden kann, also etwas wirklich Konkretes bzw. Exemplarisches?

  • Hallo Aktenklammer,


    bei Themen dieser Art handelt es sich meistens um eine Einführung. Da kann man außer einem allgemeinen Überblick nicht allzuviel erwarten. Meist wird viel Psychologie geboten.


    Die Referenten solcher Seminare setzen zumeist voraus, dass die Lehrer mit der Binnendifferenzierung an sich vertraut sind. Es gibt aber auch spezielle Fortbildungsveranstaltungen dazu. Im letzten Jahr unter anderem eine vom FBW in Großkrotzenburg. Vielleicht kannst du von dort noch Unterlagen bekommen.


    Grüße Enja

  • Beispiele:


    - Grammatik-Übungszirkel mit Pflicht- und Wahlaufgaben oder mit einleitenden Kurztests (z.B. Einsetzübung, alles richtig, weiter zur nächsten Station, nicht alles richtig, Vertiefungsübung machen)
    - Gruppenarbeit literarischer Text inhaltliche Analyse - formale Analyse - Zusatztext. Schwächere Schüler setzen sich mit der inhaltlichen Analyse anhand von Leitfragen auseinander und stellen nachher vor, die mittleren (die den Inhalt allein auf die Reihe kriegen) nehmen sich die Form vor und stellen vor, die ganz Fixen nehmen einen Zusatztext (z.B. eine Literaturkritik) auseinander und stellen den darin erörterten Aspekt zum Abschluss vor.
    - Gruppenarbeit mit Texten unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades oder unterschiedlichen Leitfragen
    - in Deutsch hatte ich in der 7 zwei Aussiedler, die sehr schlecht Deutsch sprachen, es gibt von Cornelsen eine Reihe "einfach lesen", die vereinfachte Versionen der gängigen Jugendbücher abdeckt, also wurde von ihnen die Klassenlektüre in der vereinfachten Version gelesen
    - Binnendifferenzierung nach unterschiedlichen Begabungen und Ausdruckstypen: Der gleiche Text wird verarbeitet zu Standbild/ Zeitungsartikel/ Rap (wenn Musiker dabei)/ innerer Monolog/ Psychologengutachten/ historischer Hintergrund/ Selbstexperiment usw. Die Schüler selbst wählen lassen!
    - Längere Projektphase mit Pflicht- und Wahlaufgaben (quasi Arbeit nach Wochenplan), Schüler auch selbst Aufgabenstellungen formulieren lassen.
    - bei geübteren Schülern: Hauptthema vorstellen, die Schüler selbst ihre Fragestellungen/ Projektthemen formulieren und ausarbeiten lassen


    Wichtig:
    - Lernmotivation muss zumindest in Maßen vorhanden sein/ geschaffen werden, sonst hangeln sie sich nur an den Pflichtaufgaben entlang
    - Lerntechniken müssen beherrscht werden - Übungen mit Selbstkontrolle bringen nichts, wenn man nur die richtigen Ergebnisse abschreibt
    - Präsentationstechniken ebenso wie Zuhörtechniken (Mitschreibübung!) müssen sitzen, denn vieles steht und fällt mit der Ergebnispräsentation
    - Lernziele müssen transparent sein - ich hab ein Projekt mal ohne gründliche Vorbesprechung gemacht, das Projekt lief gut, die SuS waren nur nachher der Meinung, nichts gelernt zu haben, weil's ja Spaß gemacht hatte... da mussten wir im Nachhinein noch mal genauer hingucken
    - Gebrauch von Hilfsmitteln (Lexika, Grammatik- und Rechtschreibduden, Webrecherche...) muss eingeübt werden


    Man muss sich von dem Gedanken verabschieden, dass alle alles mitkriegen - tun sie frontal auch nicht. In der Übungsphase für die Klassenarbeit exerziere ich z.T. vor, was man für eine Vier, was für eine Drei und was für eine Zwei können muss - und hänge in der Arbeit eine optionale Zusatzaufgabe für die ganz Schnellen an.


    Hilft das weiter?
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Zitat

    Hilft das weiter?


    Mir ja. Danke!


    Grüße von Julie,
    die sich fragt, wieso im Ref. solche Sachen eigendlich nicht thematisiert wurden.

  • Hallo Timm,
    mir haben die Ausführungen von wolkenstein und auch der andere Thread viel gebracht, doch ich hatte gehofft, dass einer vielleicht z.B. auf eine exemplarische Stunde im Netz z.B. mit konkretem Verlauf oder Aufgabenstellung o.ä. verweisen könnte!

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