Baum- oder Waldgedicht gesucht

  • Ich würde mir gerne in Ruhe ein Gedicht suchen, welches ich als potentielle Nachschreibearbeit zur Interpretation in der 8. Klasse in der Hinterhand halten kann. Vielleicht kann mir ja jemand einen Tipp geben.
    'Verbraten' sind bereits
    - Uhland: Einkehr
    - Brecht: Der Pflaumenbaum
    - von Eichendorff: Abschied
    - Loerke: Nächtliche Kieferwipfel
    - Meyer: Der verwundete Baum
    - Pfeffel: Der Apfelbaum


    Das Gedicht sollte nicht zu lang und auch nicht zu schwierig sein. Am schönsten wäre es, wenn man die Aussage über den Baum oder den Wald auf die Menschen beziehen könnte.


    Vielen Dank schon mal jetzt im Voraus!

    • Offizieller Beitrag

    Herbstgefühl


    Mürrisch braust der Eichenwald,
    Aller Himmel ist umzogen,
    Und dem Wandrer, rauh und kalt,
    Kommt der Herbstwind nachgeflogen.


    Wie der Wind zu Herbsteszeit
    Mordend hinsaust in den Wäldern,
    Weht mir die Vergangenheit
    Von des Glückes Stoppelfeldern.


    An den Bäumen, welk und matt,
    Schwebt des Laubes letzte Neige,
    Niedertaumelt Blatt auf Blatt
    Und verhüllt die Waldessteige;


    Immer dichter fällt es, will
    Mir den Reisepfad verderben.
    Daß ich lieber halte still,
    Gleich am Orte hier zu sterben.


    Wieder ist, wie bald! wie bald!
    Mir ein Jahr dahingeschwunden.
    Fragend rauscht es aus dem Wald:
    Hat dein Herz sein Glück gefunden?


    Waldesrauschen, wunderbar
    Hast du mir das Herz getroffen!
    Treulich bringt ein jedes Jahr
    Welkes Laub und welkes Hoffen.



    von Achim von Arnim
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    Der verdorrte Baum


    Eine Fabel


    Ein Gärtner, der mit strenger Hand
    An seinen Bäumen schnitt und band,
    Und wenn er wilde Zweige fand,
    Sogleich von innerm Zorn entbrannt,
    Den Bäumchen drohete, den Übermuth zu zwingen,
    In eine Hecke sie zu bringen.
    Der Gärtner, als er putzt und hieb,
    Fand auch ein Bäumchen schlank und zart,
    Von schönem Wuchs, und seltner Art,
    Das aller Kenner Urtheil nach,
    Ihm Frucht und Schatten früh versprach,
    Das aber ihm zu hitzig trieb.
    Da holt' er Binsen sich, und bald
    Band er mit grausamer Gewalt
    Den wilden Zögling fest an eine Stange.


    Das arme Bäumchen, ach! es stand
    Betrübt, und schmachtete so lange,
    Bis es verdorrt an seiner Stange
    Der "weise" Gärtner fand.


    Muß man, der Wildheit vorzubaun,
    Die Lebensgeister dann ersticken? - -
    So sah ich manch Genie erdrücken,
    Das (Gott verzeih's dem Pädagogen,
    Der es zu einem Nichts erzogen!)
    Geschaffen ward, mit Schatten zu erfreun,
    Mit Früchten süß und rein,
    Den müden Wandrer zu erquicken.



    Karoline Rudolphi (1754- 1811)
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    Das Birkenbäumchen


    Ich weiß den Tag, es war wie heute,
    ein erste Maitag, weich und mild,
    und die erwachten Augen freute
    das übersonnte Morgenbild.


    Der frohe Blick lief hin und wieder,
    wie sammelt er die Schätze bloß?
    So pflückt ein Kind im auf und nieder
    sich seine Blumen in den Schoß.


    Da sah ich dicht am Wegesaume
    ein Birkenbäumchen einsam stehn,
    rührend im ersten Frühlingsflaume.
    Konnt' nicht daran vorübergehn.


    In seinem Schatten stand ich lange,
    hielt seinen schlanken Stamm umfaßt
    und legte leise meine Wange
    an seinen kühlen Silberbast.


    Ein Wind flog her, ganz sacht, und wühlte
    im zarten Laub wie Schmeichelhand.
    Ein Zittern lief herab, als fühlte
    das Bäumchen, daß es Liebe fand.


    Und war vorher die Sehnsucht rege,
    hier war sie still, in sich erfüllt;
    es war, als hätte hier am Wege
    sich eine Seele mir enthüllt.


    Gustav Falke
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    Kirschblüte bei der Nacht


    Ich sahe mit betrachtendem Gemüte
    Jüngst einen Kirschbaum, welcher blühte,
    In kühler Nacht beim Mondenschein;
    Ich glaubt', es könne nichts von größrer Weiße sein.
    Es schien, ob wär ein Schnee gefallen.
    Ein jeder, auch der kleinste Ast
    Trug gleichsam eine rechte Last
    Von zierlich-weißen runden Ballen.
    Es ist kein Schwan so weiß, da nämlich jedes Blatt,
    Indem daselbst des Mondes sanftes Licht
    Selbst durch die zarten Blätter bricht,
    Sogar den Schatten weiß und sonder Schwärze hat.
    Unmöglich, dacht ich, kann auf Erden
    Was Weißers aufgefunden werden.
    Indem ich nun bald hin, bald her
    Im Schatten dieses Baumes gehe,
    Sah ich von ungefähr
    Durch alle Blumen in die Höhe
    Und ward noch einen weißern Schein,
    Der tausendmal so weiß, der tausendmal so klar,
    Fast halb darob erstaunt, gewahr.
    Der Blüte Schnee schien schwarz zu sein
    Bei diesem weißen Glanz. Es fiel mir ins Gesicht
    Von einem hellen Stern ein weißes Licht,
    Das mir recht in die Seele strahlte.
    Wie sehr ich mich an Gott im Irdischen ergetze,
    Dacht ich, hat Er dennoch weit größre Schätze.
    Die größte Schönheit dieser Erden
    Kann mit der himmlischen doch nicht verglichen werden.



    Barthold Hinrich Brockes (1680-1747)
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    Der Wald


    Nimm mich in kühligen, schattigen Arm,
    Säuselnder Hain!
    Fern von rauschender Freuden Schwarm,
    Ungestört vom nagenden Harm,
    Will ich deiner mich freu'n.


    Lieblich strömt von den Gipfeln herab
    Wallender Duft;
    Langsam ans moosige Ufer hinab,
    Rollen die murmelnden Wellen ins Grab,
    Spiegelschimmernder Luft.


    O Natur! wie bist du so schön;
    Lieblich und hehr
    Deine verjüngende Schönheit zu sehn,
    So durch's Leben lächelnd zu gehn,
    Mit der Unschuld daher!


    Unschuld nur, und du, o Natur!
    Seliges Band!
    Ihr versüßet das Leben uns nur;
    Stets will ich folgen der blumigen Spur
    Mit der Lieb' an der Hand!


    Friederike Brun (1765-1835)
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    Die Eichbäume


    Aus den Gärten komm ich zu euch, ihr Söhne des Berges!
    Aus den Gärten, da lebt die Natur geduldig und häuslich,
    Pflegend und wieder gepflegt mit dem fleißigen Menschen zusammen.
    Aber ihr, ihr Herrlichen! steht, wie ein Volk von Titanen
    In der zahmeren Welt und gehört nur euch und dem Himmel,
    Der euch nährt` und erzog, und der Erde, die euch geboren.
    Keiner von euch ist noch in die Schule der Menschen gegangen,
    Und ihr drängt euch fröhlich und frei, aus der kräftigen Wurzel,
    Unter einander herauf und ergreift, wie der Adler die Beute,
    Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die Wolken
    Ist euch heiter und groß die sonnige Krone gerichtet.
    Eine Welt ist jeder von euch, wie die Sterne des Himmels
    Lebt ihr, jeder ein Gott, in freiem Bunde zusammen.
    Könnt ich die Knechtschaft nur erdulden, ich neidete nimmer
    Diesen Wald und schmiegte mich gern ans gesellige Leben.
    Fesselte nur nicht mehr ans gesellige Leben das Herz mich,
    Das von Liebe nicht läßt, wie gern würd ich unter euch wohnen.



    Friedrich Hölderlin (1770-1843)
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    Die Erlen


    Wo hier aus den felsichten Grüften
    Das silberne Bächelchen rinnt,
    Umflattert von scherzenden Lüften
    Des Maies die Reize gewinnt,


    Um welche mein Mädchen es liebt
    Das Mädchen so rosicht und froh
    Und oft mir ihr Herzchen hier gibt,
    Wenn städtisches Wimmeln sie floh;


    Da wachsen auch Erlen, sie schatten
    Uns beide in seliger Ruh,
    Wenn wir von der Hitze ermatten
    Und sehen uns Fröhlichen zu.


    Aus ihren belaubeten Zweigen
    Ertönet der Vögel Gesang
    Wir sehen die Vögelchen steigen
    Und flattern am Bache entlang.


    O Erlen, o wachset und blühet
    Mit unserer Liebe doch nur
    Ich wette, in kurzer Zeit siehet
    Man euch als die Höchsten der Flur.


    Und kommet ein anderes Pärchen,
    Das herzlich sich liebet wie wir
    Ich und mein goldlockiges Klärchen,
    So schatte ihm Ruhe auch hier.


    Novalis, eigentlich Friedrich Freiherr von Hardenberg, 1772-1801
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    Der Baum


    Sonne hat ihn gesotten,
    Wind hat ihn dürr gemacht,
    Kein Baum wollte ihn haben,
    Überall fiel er ab.


    Nur eine Eberesche
    Mit roten Beeren bespickt
    Wie mit feurigen Zungen,
    Hat ihm Obdach gegeben.


    Und da hing er mit Schweben,
    Seine Füße lagen im Gras.
    Die Abendsonne fuhr blutig
    Durch die Kippen ihm nach,


    Schlug die Ölwälder alle
    Über der Landschaft herauf,
    Gott in dem weißen Kleide
    Tat in den Wolken sich auf.


    In den blumigen Gründen
    Schlangengezücht,


    den silbernen Hälsen
    Zwitscherte dünnes Gerücht.


    Und sie zitterten alle
    Über dem Blätterreich,
    Hörend die Hände des Vaters
    Im hellen Geäder leicht.


    Georg Heym
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    Der scheidende Sommer


    Das gelbe Laub erzittert,
    Es fallen die Blätter herab;
    Ach, alles, was hold und lieblich,
    Verwelkt und sinkt ins Grab.


    Die Gipfel des Waldes umflimmert
    Ein schmerzlicher Sonnenschein;
    Das mögen die letzten Küsse
    Des scheidenden Sommers sein.


    Mir ist, als müsst ich weinen
    Aus tiefstem Herzensgrund;
    Dies Bild erinnert mich wieder
    An unsre Abschiedsstund'.


    Ich musste von dir scheiden,
    Und wusste, du stürbest bald;
    Ich war der scheidende Sommer,
    Du warst der kranke Wald.


    Heinrich Heine
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    Der letzte Baum


    So wie die Sonne untergeht,
    Gibt's einen letzten Baum,
    Der, wie in Morgenflammen, steht
    Am fernsten Himmelssaum.


    Es ist ein Baum und weiter nichts
    Doch denkt man in der Nacht
    Des letzten wunderbaren Lichts,
    So wird auch sein gedacht.


    Auf gleiche Weise denk ich dein,
    Nun mich die Jugend läßt,
    Du hältst mir ihren letzten Schein
    Für alle Zeiten fest.


    Christian Friedrich Hebbel
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    Gruß
    Heike

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Weil es einfach mal (wieder?) gesagt werden muss.
    Heike, du bist unglaublich!

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

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