Wiederholte Verspätungen - eure Reaktionen?

  • Zitat

    Gheistersäge schrieb am 15.10.2005 14:32:Wenn der Sohn deiner Freundin seit 4 Jahren dieses Verhalten zeigt, dann hätte er vielleicht mal in Therapie gehen sollen.


    Im Kontext "Therapie" muss man vor allem bedenken, dass eine Psychotherapie überhaupt nur dann erfolgreich begonnen und durchgeführt werden kann, wenn der Leidensdruck des Patienten so stark geworden ist, dass er selbst eine Heilung als notwendig erkennt. Die Krise, die durch den Bruch mit der Realität und der Konflikt mit sozialen Anforderungen ist deshalb kein Unglück, sondern unbedingt notwendig - sie ist eben die Katastrophe, durch die Katharsis überhaupt erst möglich wird. So gesehen, ist grenzenlose Verständnis und grenzenlose Toleranz alles andere als hilfreich - so wird nur verzögert, dass sich ein Patient an die Profis wendet, die er braucht. Die Schule und die gesellschaftlich verbindlichen Regeln, die von ihr eingefordert werden, sind dabei notwendig, denn sie spiegeln die Normalität wieder, der sich der Patient schließlich früher oder später stellen muss. (Um Fragen vorwegzukommen - ich bin kein Therapeut, aber ich weiß aus eigener Erfahrung sehr genau, wovon ich rede, werde das hier aber nicht diskutieren.)


    Und jetzt, wo ich dieses gesagt habe, noch ein weiteres: ich halte den reflexhaften Hang zur Pathologisierung von Kindern und Jugendlichen, wenn es mal zu Erziehungs- oder Lernproblemen kommt, für ausgesprochen fatal. Kinder und Jugendliche sind ebenso wie der Rest der Gesellschaft im Regelfall geistig und seelisch gesund. Psychische Erkrankungen sind als Quelle von Verhaltens- oder Lernauffälligkeiten erst einmal Ausnahme zu betrachten. Schulen sind keine Krankenhäuser und wir täten gut daran, erst einmal unsere Möglichkeiten als Erzieher und Didaktiker auszuschöpfen, bevor wir jemanden als krank deklarieren - was ist das denn eigentlich für ein Menschenbild, das hier propagiert wird?`



    Nele

  • ich staune, weshalb sofort derart heftig 'geschossen' wurde.
    Zum einen habe ich Gheistersäge nicht angegriffen oder ihr etwas unterstellt, sondern nur geschildert, wie sie auf MICH wirkt. Und die Postings habe ich sehr genau gelesen..allerdings gebe ich zu, dass abwertend wirkende Beschreibungen wie

    Zitat

    da kam nichts, also gibt es auch erstmal nix.

    Zitat

    Denn wir wurden schon nach Strich und Faden sowohl von Eltern als auch von Schülern belogen.

    Zitat

    windelweiches Eiapupeia

    um jetzt nur drei zu verdeutlichen, bei mir inzwischen bewirkt, dass ich etwas genauer zwischen den Zeilen lese.


    Das Beispiel des Sohnes meiner Freundin sollte eher der Veranschaulichung dienen, WARUM ein junger Mensch manchmal etwas nicht schafft. Welche Maßnahmen wir als Freunde diesbezüglich ergriffen haben, steht dabei in diesem Thread nicht zur Debatte, ausser soviel, es wurden welche ergriffen und es wurde sich gekümmert. Einzelheiten dazu können hier nicht öffentlich da gestellt werden, dafür bitte ich um Verständnis, weise aber daraufhin, dass hier auch sehr schnell unterstellt wurde, ohne weiteres Hintergrundwissen oder Nachfragen, als Antwort hierauf:

    Zitat

    wie du gheistersäge aufgrund des Gelesenen und der wohl nicht vorhandenen persönlichen Kenntnis so etwas unterstellen kannst?!


    Timm,
    du schreibst:

    Zitat

    Der Großteil solcher Schüler ist mindestens eins...
    ... ausdiagnostiziert ohne Ende
    ... kaum erzogen, weil sie weder im Elternhaus noch in der Schule die richtigen Bezugspersonen hatten
    ... Schulversager, weil sie im allgemeinbildenden System keine Chance mehr hatten und abgestempelt waren
    ... schulmüde auch aus obigen Gründen.


    bevor ich hier also erneut untersellt bekomme vorschnelle und falsche Schlüsse zu ziehen.
    Wie meinst du das?


    Hier in Niedersachsen besteht eine 12 jährige SchulPFLICHT, soll heissen, nach der Real-oder Hauptschule gehen die jungen Leute automatisch weiter zu Gymnasien oder berufsbildenden Schulen, entweder im Rahmen ihrer betrieblichen Ausbildung 1-2 mal in der Woche oder als BGJ oder auch zur FOS.
    Ich gehe nun einfach mal davon aus, du wolltest NICHT all diesen Schülern eine ausdiagnostizierte Faulheit oder Schulmüdigkeit, verbunden mit schlechter Erziehung attestieren.
    Wärst du so nett und erklärst mir deine Aussage genauer?


    Ansonsten habe ich gar nichts gegen Regeln und Einforderungen über Einhaltung dieser. Im Gegenteil, ich persönliche habe lediglich ein Problem mit Pauschalisierungen.
    Und DAS unser Schulsystem hinkt, wissen alle, da helfen einseitige Schuldzuweisungen gegen Lehrer oder Eltern in meinen Augen wenig.
    Mich wundert nur, dass Lehrer oft einen Angriff zu empfinden scheinen, wo keiner ist. ?(

    wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten.

  • Bitte genau lesen: "Ich schrieb ein Großteil solcher (sic!) Schüler..."
    Ich bezog mich damit auf die Schüler, die eine Vollzeitausbildung unmittelbar nach dem Verlassen einer allgemeinbildenden Schule machen, wie die geschilderte Schülerin. Da du das berufliche Schulsystem anscheinend nicht kennst (alle anderen haben verstanden, was ich meine), hier die angesprochenen gängigsten Vollzeitschulen in B-W:
    - BVJ (Berufsvorbereitungsjahr mit der Möglichkeit zum Hauptschulabschluss)
    - 2jährige Berufsfachschulen mit der Fachschulreife (=Mittlere Reife)
    - 2jährige Berufskollegs mit dem Berufsabschluss "Assistent" und der Zusatzquali Fachhochschulreife.

    Zitat


    Und DAS unser Schulsystem hinkt, wissen alle, da helfen einseitige Schuldzuweisungen gegen Lehrer oder Eltern in meinen Augen wenig.


    Dass unser Schulsystem hinkt, ist mir definitiv zu pauschal. Insbesondere die duale Ausbildung und die berufliche Weiterbildung (Techiker und Meister) genießt weltweit immer noch höchstes Ansehen!


    @ neleabels:

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    • Offizieller Beitrag

    Liebe Flexi,
    ich habe mir deinen Beitrag jetzt mindestens dreimal durchgelesen- was mir auffällt, ist
    a)

    Zitat

    Hier in Niedersachsen besteht eine 12 jährige SchulPFLICHT, soll heissen, nach der Real-oder Hauptschule gehen die jungen Leute automatisch weiter zu Gymnasien oder berufsbildenden Schulen, entweder im Rahmen ihrer betrieblichen Ausbildung 1-2 mal in der Woche oder als BGJ oder auch zur FOS.
    Ich gehe nun einfach mal davon aus, du wolltest NICHT all diesen Schülern eine ausdiagnostizierte Faulheit oder Schulmüdigkeit, verbunden mit schlechter Erziehung attestieren.

    -
    gehst du hier davon aus, dass alle niedersächsischen Schüler zu spät in die Schule kommen? ?(
    Dem ist doch wohl nicht so, und ich gehe davon aus, dass mindestens 80% der Schüler, die doch zu spät kommen, keine seelischen Gründe dafür haben, sondern ganz banale, sowas wie "verschlafen", "keinen Bock" etc.
    b) bin ich über die Aussage

    Zitat

    Mich wundert nur, dass Lehrer oft einen Angriff zu empfinden scheinen, wo keiner ist.


    von jemandem, der Pauschalisierungen ablehnt, sehr befremdet.
    Ich kann hier nur für mich sprechen, aber ich finde es zum K**, wenn ein Problem, dass man erstmal vordergründig beleuchten sollte (und solange Schülerin und Eltern noch nichts Konkretes dazu gesagt haben, ist es das nicht)
    sofort auf Grund von persönlichen Erfahrungen auf die Psycho-Schiene geschoben wird. (und evtl. gleich anschließend Angriffe auf Lehrer und oder Schulsystem gefahren werden)
    Das haben m. E. schon einige Eltern hier getan- und deswegen reagieren hier manche ein wenig empfindlich.
    Meiner Ansicht nach sollte man hier überhaupt nicht mutmaßen, so lange Ramapas nichts herausgefunden hat, gelten für die Schülerin nun mal die gleichen Regeln wie für alle anderen Schüler der Schule auch.
    Lg, Hermine

  • Also, entweder lese ich andere Postings oder ich verstehe manches anders.


    @ Hermine,
    meine Ausführung über die 12 jährige Schulpflicht in Niedersachsen, bezog sich auf Timms Posting vom 14.10.2005 17:55.
    In der Tat kenne ich das berufliche Bildungssystem aus NRW? nicht...
    ich kann nun nicht erkennen, WO ich schrieb, dass ich davon ausgehe, dass ALLE niedersächsischen Schüler zu spät kommen.. ?( oder wie du auf den Eindruck kommst.
    Dein von mir zweites Zitat als Grundlage mir Pauschalisierung zu unterstellen, finde ich schön, zumal ich mich damit, auf die gegen MICH, hart empfundene Tonart auf meine Meinung, bezog. Schön finde ich auch, dass die Worte

    Zitat

    oft

    und

    Zitat

    zu empfinden scheinen

    dabei wohl anders aufgefasst wurden, als gemeint. ;)
    Aber fein, dass wir dann schon zu zweit sind, was das befremdet sein betrifft. Denn selbiges trifft auch auf mich zu.
    Die Psycho-Schiene brachte im Übrigen nicht ich ins Spiel, sondern Super-Lion am 13.10.2005 16:01 , ich habe nur versucht, zu erläutern, weshalb ein Schüler eventuell nicht in der Lage ist es dem Lehrer zu sagen. Nicht mehr und nicht weniger.


    Timm, danke für die Erklärung und deine nette kleine Belehrung

    Zitat

    Da du das berufliche Schulsystem anscheinend nicht kennst (alle anderen haben verstanden, was ich meine)

    ich glaube, ich habe verstanden, WAS du damit ausdrücken wolltest. Wenngleich man es auf den ersten und flüchtigen Blick auch übersehen könnte. ;)
    Wie ist denn das System direkt im Münsterländle, aus dem du kommst?
    Und weshalb empfindest du den Großteil der Sek II Schüler als überdiagnostiziert, schulmüde und vernachlässigt erzogen?

    wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten.

  • P.S. Sollte ich dieses Forum als Austausch-und Diskussionsforum falsch verstanden haben, bitte ich um Entschuldigung. Diskussionen in einem Forum betrachtet ich bislang, als Möglichkeit verschiedene Sichten miteinander auszutauschen, um eventuell die eigene zu überdenken oder auch andere Perspektiven zu sehen.
    Sollte ich das falsch verstanden haben, ziehe mich natürlich gerne aus der Diskussion zurück, da ich ja auch nur eine Mutter bin, und kein Lehrer.
    :)

    wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten.

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  • Ganz einfach: Keiner strebt diese Schularten an, sondern geht in die Lehre oder besucht ein berufliches Gymnasium.
    Diese Schularten sind zweite und oft letzte Chancen im Schulleben. D.h. zuvor muss bei den meisten etwas (eben das, was ich angesprochen habe) schief gelaufen sein, was sich auch beim Studium der Schülerviten meist bestätigt.


    Deine Beiträge sind mir hoch willkommen, auch wenn ich wirklich wenig zustimmen kann. M.E. machst du den (für Eltern verständlichen Fehler ), induktiv zu denken. Das heißt du schließt vom Einzelfall auf die Gesamtheit.
    Die Fragen, wie denn das System sei, verstehe ich nicht richtig, würde sie aber gerne beantworten.
    Zum Schluss: Ich komme aus dem Musterländle, d.h. Baden-Württemberg.

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  • ups...sorry, wer lesen kann ist klar im Vorteil. ;) Ich hatte MÜnsterlandle gelesen.
    Hier in Niedersachsen oder zumindest hier vor Ort scheint die berufsbildende Schule allerdings einen anderen Wert bei den Schülern zu genießen. Sie ist nicht nur eine zweite oder letzte Chance, sondern bietet die verschiedensten Möglichkeiten. Natürlich auch die von dir aufgezählten, aber eben auch vielseitige und notwendige Anerkennungszeiten z.B. die Sozialassistenz über zwei Jahr, ohne die man nicht die Erzieherinnenausbildung machen kann.
    Die BGJ werden als Lehrjahr anerkannt, sodass z.B.ein BGJ-Tischler im Anschluß direkt im 2.Lehrjahr beginnen kann.


    Die Lustlosigkeit vieler Schüler zweifle ich nicht an, ebenso wenig, dass Regeln wichtig sind innerhalb einer Gemeinschaft. Und ganz bestimmt habt ihr damit recht, wenn der Großteil eben einfach nur wegen Verschlafen oder Trödeln zu spät kommt. Meine Bedenken sind dazu nur, dass es eben auch einen anderen Teil gibt, der andere Gründe hat und dass diese Schüler mit in die Lade 'der will eben nicht, da kann man nix machen' gestopft werden. Dass kein Lehrer bei 32 Schülern ALLE intensiv und individuell komplett betreuen kann, ist logisch. Aber, genau wie es Eltern gibt, die ihren Auftrag der Erziehung und Fürsorge nicht nachkommen, gibt es auch Lehrer, die ihren Auftrag nicht genügend oder lustlos erfüllen.
    Ich engagiere, interessiere und involviere mich seit Jahren in den Schulen meiner Kinder. Nehme Erziehung und Fürsorge meiner Kinder als sehr wichtig und stelle zugegeben relativ hohe Ansprüche, an Menschen, die maßgeblich an der Entwicklung meiner Kinder beteiligt sind. Eben die Lehrer.
    Mir hat Ramapas Hinterfragen und sich Gedanken machen einfach sehr gut gefallen.
    Ob ich nun Gheistersäge falsch eingeschätzt habe, kann ich nicht beurteilen. Ich habe nur dass, was ich aus ihren Beiträgen entnehme. Auf MICH wirkte es hart und in den gewählten Worten etwas abwertend. Das sollte keine Kritik sein, sondern eben nur ein antippen. Püha...schwer...und vor allem am eigentlichem Thema vorbei...Fazit:
    Flexi, Thema verfehlt, setzen, sechs...


    :D

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  • Zitat

    Flexi schrieb am 15.10.2005 20:39:
    ups...sorry, wer lesen kann ist klar im Vorteil. ;) Ich hatte MÜnsterlandle gelesen.
    Hier in Niedersachsen oder zumindest hier vor Ort scheint die berufsbildende Schule allerdings einen anderen Wert bei den Schülern zu genießen. Sie ist nicht nur eine zweite oder letzte Chance, sondern bietet die verschiedensten Möglichkeiten. Natürlich auch die von dir aufgezählten, aber eben auch vielseitige und notwendige Anerkennungszeiten z.B. die Sozialassistenz über zwei Jahr, ohne die man nicht die Erzieherinnenausbildung machen kann.
    Die BGJ werden als Lehrjahr anerkannt, sodass z.B.ein BGJ-Tischler im Anschluß direkt im 2.Lehrjahr beginnen kann.


    Da hast du mich missverstanden. Auch - oder gerade - bei uns genießen die beruflichen Schulen und ihre verschiedenen Bildungsgänge einen sehr hohen Stellenwert. Es gibt auch die von dir erwähnten Ausbildungsgänge, die Grundlage für eine spätere Ausbildung sind.
    Ich habe ja bewusst Schularten angesprochen, die einen allgemeinen Bildungsabschluss beinhalten:
    [Über die Höhere Handelsschule in NRW]

    Zitat


    1. Abschlüsse / Perspektiven
    Dieser zweijährige Bildungsgang vermittelt auf der einen Seite berufliche Kenntnisse im Berufsfeld "Wirtschaft und Verwaltung", andererseits den schulischen Teil der Fachhochschulreife mit "erweiterten beruflichen Kenntnissen".


    http://www.uni-duesseldorf.de/Lorentz.BK/100hh.htm#3
    Bei uns in B-W heißen diese Bildungsgänge Berufskolleg und für ein eben solches bin ich Fachgruppenleiter. Ich lass auf meine Schüler gar nichts kommen, aber Fakt ist, dass es Schüler sind, die nach der Mittleren Reife weder einen Übergang an berufliche Gymnasien geschafft, noch einen Ausbildungsplatz bekommen haben. Etwas spöttisch wird diese Schulart oft als "Edel-BVJ" bezeichnet. Die Leistungen der Schüler liegen in etwa im 3er Bereich, wobei fast immer 1-2 4er und 5er darunter sind (meist in einem Hauptfach).
    Diese Schüler müssen wir in 2 Jahren von eher lustlosen Realschülern zu Absolventen mit Fachhochschulreife und in meinem Fall zu Technischen Kommunikationsassistenten machen. Ein Weg, den wir nur gemeinsam schaffen, wenn von vornherein signalisiert wird, dass das Larifari der Realschule nicht weitergeht. (Ich beziehe das nicht allgemein auf die Realschule; es gibt immer Mittel und Wege durchzuschlupfen).
    Die Schüler, die abschließen, haben danach beste Aussichten eine anspruchsvolle Ausildung oder ein FH-Studium zu bestehen. Also ist das mit dem Stellenwert etwas zweischneidig: Niemand geht einerseits 10 Jahre auf die Realschule,um zu uns zu kommen, andererseits genießen unsere Absolventen einen guten Ruf in der Wirtschaft.
    So, ich hoffe, jetzt ist alles klar.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

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  • Zitat

    Flexi schrieb am 15.10.2005 17:53:
    Welche Maßnahmen wir als Freunde diesbezüglich ergriffen haben, steht dabei in diesem Thread nicht zur Debatte, ausser soviel, es wurden welche ergriffen und es wurde sich gekümmert. Einzelheiten dazu können hier nicht öffentlich da gestellt werden, dafür bitte ich um Verständnis, weise aber daraufhin, dass hier auch sehr schnell unterstellt wurde, ohne weiteres Hintergrundwissen oder Nachfragen, als Antwort hierauf:


    Also, jetzt staune ich aber. Hieß es nicht hier:

    Zitat

    KEIN Lehrer hat sich bis vor drei Wochen auch nur im Ansatz darum gekümmert, weshalb er so oft die Schule schwänzte. Weshalb er oft Kopfschmerzen, Magenschmerzen oder andere vermeintliche Gründe angab, weswegen er den Unterricht entweder vorzeitig verlassen musste oder gar nicht erst teilnahm.
    Nun wurde er der Schule verwiesen und ist in ein Projekt gerutscht, indem sich um schulpflichtige Jugendliche gekümmert wird, die sich aber verweigern.

    ?
    Daraus ist doch deutlich erkennbar:
    1. Die Lehrer haben sich nicht gekümmert.
    2. Er wurde der Schule verwiesen, weil sich -offenkundig auch von der Mutter - nicht des Problems Schulangst angenommen wurde.
    3. Nicht er, seine Mutter oder die Freunde haben Maßnahmen ergriffen und sich gekümmert, wie du hier behauptest, sondern er ist deinen eigenen Worten zufolge in ein Projekt "gerutscht".


    Du hast nichts angetippt, sondern du hast mich kritisiert und als hart dargestellt, so dass du dich erschrickst. Und du unterstellst, wider besseren Wissens bzw. obwohl du es lesen können müsstest, dass ich mich nicht um Hintergründe bemühe, obwohl ich gepostet habe, dass ich höheren Arbeitsaufwand hatte, gerade eben weil ich mich um meine Schüler kümmere.


    Wenn dann im weiteren Verlauf noch Feststellungen ("wir wurden ... belogen") zu ABwertungen umgedichtet werden, reicht es völlig, zumal du andeutest, der ganze Text würde geradezu davon wimmeln ("um jetzt nur drei").


    Deine pauschal-polemische Einstellung zu Lehrern zeigt sich am Besten an der Stelle, an der du sagst, du seist auch nur Mutter und kein Lehrer.


    Kurz und knapp: Ich fände es in der Tat besser, du würdest dich an dieser Stelle aus der Diskussion zurückziehen.

  • Um zum eigentlichen Problem zurückzukommen:
    Bei uns ist es so, dass wir viele Gesprächsangebote machen: zuweilen schicke ich sogar Schüler gegen ihren Willen zum Beratungslehrer oder stelle sie persönlich einem Vertrauenslehrer vor. Und daneben versuche ich selbst mich natürlich auch noch. Leider muss ich dann aber auch in einer Vielzahl der Fälle feststellen (ich schätze mal ca. 40%), dass kaum eine oder gar keine Verbesserung eintritt und wir manchmal sogar diese Schüler entlassen müssen. Erschreckend ist für mich, dass dieser Anteil bei uns (Schule in rheinischer Großstadt, sozialer Brennpunkt, sehr hoher Migrantenanteil in den Vollzeitklassen) in den letzten Jahren deutlich angestiegen ist.


    Und was ich noch off topic sagen wollte:
    Ich finde es sehr schön, dass es Kolleginnen und Kollegen wie euch in diesem Forum gibt, die anscheinend ähnlich wie ich denken bzw. handeln. Danke.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    warum nicht darüber nachdenken, ob das Mädchen an Schulangst/ Panikattacken/ Depressionen o.ä. leiden könnte?


    Ich habe den Hinweis von Flexi als einen weiteren Aspekt verstanden, den man durchaus in Erwägung ziehen kann.


    Der (mittlerweile erwachsene) Sohn einer Freundin leidet seit seiner Kindheit unter massiver Schulangst. Erst vor kurzem hat er es unter Aufbietung all seiner Kräfte, Therapie und wirklich toller Unterstützung der Lehrer geschafft, an der Abendschule den Realschulabschluss nachzuholen. Als Jugendlicher/ Kind hatte er keine Hilfe. Er kann/ konnte einfach nicht in die Schule gehen, weil er dabei vor Panik fast umkommt/-kam.


    Ich weiß, was ihr meint, wenn ihr davon sprecht, es würden Kinder psychologisiert. Auch mich nervt dieses Verhalten, das sich besonders in bestimmten Bildungsschichten breit gemacht hat.


    Dennoch ist es nur die Kehrseite der gleichen Medaille, wenn man psychische Probleme als Ursache wenig in Betracht zieht und lediglich auf die Einhaltung der Regeln pocht.
    Regeln sind eben nicht von jedem leicht einzuhalten. Und wenn ein Schüler derart auffällt, scheint mir doch die Frage erlaubt, ob sich dahinter tieferliegende Probleme verbergen!


    Warum Flexi derart runtergeputzt wird, erschließt sich mir daher überhaupt nicht.


    Gruß,
    Melosine

  • Zitat

    Ramapas schrieb am 11.10.2005 14:15:
    Ein Gespräch mit ihr hat nichts gebracht oder sie wollte sich mir nicht offenbaren, da ich die Vermutung hatte, es würde mehr hinter ihren Verspätungen stecken. Ich habe sie aber noch mal auf die Beratungsangebote an unserer Schule hingewiesen, falls sie sich nur mir nicht offenbaren möchte....


    Und neleabels meint:

    Zitat

    Im Kontext "Therapie" muss man vor allem bedenken, dass eine Psychotherapie überhaupt nur dann erfolgreich begonnen und durchgeführt werden kann, wenn der Leidensdruck des Patienten so stark geworden ist, dass er selbst eine Heilung als notwendig erkennt. Die Krise, die durch den Bruch mit der Realität und der Konflikt mit sozialen Anforderungen ist deshalb kein Unglück, sondern unbedingt notwendig - sie ist eben die Katastrophe, durch die Katharsis überhaupt erst möglich wird. So gesehen, ist grenzenlose Verständnis und grenzenlose Toleranz alles andere als hilfreich - so wird nur verzögert, dass sich ein Patient an die Profis wendet, die er braucht. Die Schule und die gesellschaftlich verbindlichen Regeln, die von ihr eingefordert werden, sind dabei notwendig, denn sie spiegeln die Normalität wieder, der sich der Patient schließlich früher oder später stellen muss. (Um Fragen vorwegzukommen - ich bin kein Therapeut, aber ich weiß aus eigener Erfahrung sehr genau, wovon ich rede, werde das hier aber nicht diskutieren.)


    Irgendwie ist das Thema damit doch ausdiskutiert. Ramapas hat Angebote benannt und gemacht, wenn sie nicht will, kann man sie ja wohl kaum zwangsanalysieren und zwangstherapieren.


    Und Melosine, du liegst ja vollkommen richtig, wenn du anmahnst, auch psychische Probleme in Betracht zu ziehen. Doch wir alle haben doch jetzt mehr als genug geschrieben und an Beispielen belegt, dass wir das eben tun.


    Wenn nicht, fange ich jetzt an, in meinen Beiträgen entsprechende Teile fett zu drucken ;)


    Speziell hier mit dem Hintergrundwissen, das wir übers Forum bekommen haben, über die Schülerin zu mutmaßen ist Kaffeesatzlesen.


    Trotz allem erlaube ich mir hier noch meine TOP 5 des Zuspätkommens anzuführen (für Sek II), über die Reihenfolge kann man trefflich streiten...


    1. Die Party am Abend zuvor
    2. Der Nebenjob (Gastronomie u.ä.)
    3. Stetiges ÖPNV-Debakel
    4. Schlechtaufwacher (solche mit 3-4Weckern, die sich dann auch gerne nochmal und wiederholt umdrehen)
    5. Desinteresse bei Schülern und Eltern an der Unterrichtsteilnahme

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

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