"Ich kapier' das nicht!"

  • Hallo,


    zurzeit kommen immer wieder Schüler meiner neuen 7. Klasse Englisch zu Beginn der Stunde zu mir, um mir zu sagen, dass sie die Hausaufgabe nicht gemacht hätten, weil sie sie nicht verstanden hätten bzw. weil ich sie angeblich nicht ausreichend erklärt hätte.


    Nachdem dies nun bereits zum wiederholten Male passiert ist, weiß ich momentan nicht, was ich davon halten soll.


    Nur ein Beispiel: Ich habe letztes Mal intensiv die Hausaufgabe (auf Deutsch!) erklärt und sogar explizit gefragt, ob es jeder verstanden hätte. Von allen kam ein lautes "ja". Heute nun kam wieder ein Mädchen, das darum bat, ob ich die HA nicht besser erklären und immer ein Beispiel geben könne. Ich hab das Ganze dann natürlich auch thematisiert und darauf hingewiesen, dass bei Erklärungen zugehört werden müsse und dass ich beim letzten Mal von allen ein "ja" auf meine Frage nach dem Verständnis der HA gehört hätte. Nun ja.


    Mal ganz abgesehen davon, dass es auch durchaus Sus gibt, die gar keine Probleme mit den HA hatten, finde ich vor allem bedenklich, dass die betreffenden SuS offenbar nicht in der Lage/willens/zu faul/was auch immer waren, den im Buch abgedruckten und in einfachen Worten formulierten Arbeitsauftrag zu lesen/zu verstehen.


    Ansonsten ist Gruppe eigentlich ganz okay und auch relativ willig - nur scheinen einige eine stark ausgeprägte Konsumhaltung nach dem Motto "Was soll ich mein Hirn einschalten - Frau X kann es uns doch erklären" zu haben.


    Überhaupt fällt mir gerade zurzeit verstärkt auf (evtl. liegt's an den erst kurz zurückliegenden Ferien), dass viele SuS (auch aus anderen Klassen) ganz schnell sagen "kapiere ich nicht", ohne sich intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen.


    Geht's euch auch so? Was macht ihr dagegen?


    Liebe Grüße,
    Carla-Emilia


    PS: Auf meinen Tipp, mal das Hirn einzuschalten, sagte ein Schüler aus meinem 6er-Englischkurs zu mir: "Ich hab's gerade erst wiedergefunden. Es ist noch ganz dreckig!" :D:D:D

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Carla-Emilia,
    ich bin da inzwischen recht hart. Ich erkläre die Hausaufgaben, frage, ob es noch Fragen dazu gibt und weise noch einmal darauf hin, dass die Schüler mich einzeln nach der Stunde noch einmal fragen können, wenn sie die Hausaufgben nicht verstanden haben. Einige Schüler machen davon Gebrauch.


    Aber wenn dann eine Hausaufgabe nicht gemacht wurde, weil sie angeblich nicht verstanden wurde, trage ich es mir als nicht gemachte Hausaufgabe ein und dann gibt es auch keine Diskussion mehr darüber. Selbst wenn die Schüler die Hausaufgabe nicht gut können, muss im Heft wenigstens zu erkennen sein, dass sie es versucht haben.
    Würde ich dabei nachgeben, dann weiß ich ganz bestimmt, dass in meiner 7 plötzlich die Hälfte der Klasse die Hausaufgaben nicht machen "konnte" weil sie sie "nicht verstanden" hat.

  • Ich stelle fest, daß sich dieses Problem durch fast alle Klassenstufen zieht. Die wenigsten Schüler sind bereit sich einen schriftlichen Arbeitsauftrag durchzulesen. Dabei ist doch gerade das so wichtig, Aufgabenstellungen müssen auch mal selbständig erlesen, verstanden und gelöst werden. Das ist es doch, was besonders die neuen Rahmenpläne auch fordern: Selbständiges Lernen!
    Besonders bei etwas komplexeren (längeren) Aufgabenstellungen blocken die Schüler oft ab, ohne überhaupt nur mit dem Lesen anzufangen. Das fängt bei mir schon in Klasse 2 und 3 an und ist in 5 und 6 sehr ausgeprägt.


    Gerade wenn es sich nicht um Hausaufgaben handelt, sondern um Aufgaben, die im Unterricht bearbeitet werden in Werkstätten oder so, helfe ich dabei meist (mit Ausnahmen) nur den Kindern, bei denen ich weiß, daß sie echte Probleme mit dem Erlesen haben. Die anderen weise ich darauf hin, daß ich weiß, daß sie es können und sie einfach mal bereit sein müssen zu denken. Oft sitzen sie dann schmollend 10-20 Minuten nichtstuend davor bis sie merken, daß ich nicht helfe, doch dann fangen sie plötzlich mit der Arbeit an und siehe da... es geht!


    Aber auch bei Hausaufgaben muß eben die Erklärung in der Schule reichen. Wer es nicht verstanden hat, muß es sagen, dann kann man es nochmal anders erklären oder wiederholen. Wer es nicht sagt, zeigt zum einen schon dort keinen Willen oder war zu Hause eben doch einfach nur zu lustlos zum Denken.

  • Ich übe zur Zeit mit meiner Siebten gleichzeitig ruhig sein und Arbeitsaufträge erlesen - habe gestern eine Schweigestunde eingelegt, war ein Bombenerfolg. Ich kam wortlos in die Klasse und schrieb "Stillezeit" an die Tafel. Danach stellte ich mich erst mal zur Begrüßung auf - das Spielchen, dass ich so lang vorn steh und auffordernd guck, bis sie ganz ruhig sind, bevor wir guten Morgen sagen, kennen sie schon - habe mich aber stattdessen schweigend verneigt, was sie begeistert kopierten - einzelne Abweichler konnten mit stummen Signalen (sich selbst Mund zuhalten) eingefangen werden. Dann hab ich die Nummern der Arbeitsaufgaben aus dem Arbeitsheft an die Tafel geschrieben, und sie haben losgelegt - Fragen wurden leise gestellt, und ich habe stumm auf die Zeile der Aufgabenstellung gezeigt, die die Frage beantwortete. Manchmal wurde geflüstert, aber insgesamt lief's extrem ruhig ab, was den Kindern gut tat und das Aufgaben-Leseverständnis sprunghaft erhöhte.


    Ich achte inzwischen darauf, Fragen nicht reflexartig mit einem weiteren Redeschwall zu beantworten, sondern auf die Tafel - ins Buch - ins Heft zu zeigen, wann immer möglich. Lehrer reden einfach zu viel - kein Wunder, wenn die Kinder vom Reden abhängig werden.


    Letzter Tipp: Wer seine HA bei mir nicht versteht, muss seine Fragen genau aufschreiben und eine "Testlösung" anbieten - eben so, wie er sie verstanden hat. Das ist genauso viel Arbeit wie die HA zu machen... und siehe, bis jetzt geht's. Mag an meiner Schulform liegen, aber...


    Nur nicht aufgeben!
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

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