Tipps zum Gitarrenkauf

  • Laura83: Ich versuch einfach mal, mich so durchzuarbeiten. Die Höfner HC 502 würde ich möglichst ausschließen. Sie ist die einzige in deiner Liste, die keine massive Decke besitzt und ist meiner Erfahrung nach vom Klang her doch recht flach und auch leise. Mensur und Sattelbreite dürften bei allen von dir genannten Modellen gleich sein, das ist eigentlich Standard. Auch sonst sind sich die Modelle recht ähnlich von den baulichen DAten her, so dass ich auch sagen würde: Teste die anderen drei! Wenn du ein bisschen spielen kannst, spiele das gleiche Stück im Laden auf allen in Frage kommenden Gitarren - es ist kein Problem und durchaus üblich, wenn du da vor dem Kauf eine Stunde oder so rumprobierst! Du wirst sehen, jede Gitarre spielt sich anders (übrigens auch jedes Instrument aus ein und derselben Baureihe, denn es ist ein lebendiges Instrument, keine Maschine). Mein Gefühl würde so erstmal zu Nr. 3 tendieren, allerdings ohne dass ich Nr. 4 kenne, die hab ich leider nie gesehen.
    Wegen des Deckenholzes würde ich Hannes ausnahmsweise widersprechen: Dir würde ich durchaus zu Zedernholz raten, auch wenn ich selbst Fichte spiele und auch nicht tauschen möchte. Der Unterschied liegt in der Klangentfaltung und ist auch für Laien hörbar: Zeder erlebt seit einiger Zeit einen richtigen Boom, die allermeisten meiner Schüler spielen es. Wenn du eine Gitarre mit Zederndecke spielst, ist der Klang sofort da und dafür aber auch relativ schnell wieder verklungen. Es ist ein recht hartes Holz, das kaum noch eine Entwicklung über die Zeit zulässt, es kann sich dir und deiner Spielweise also nicht anpassen. Fichtenholz ist weicher, der Klang benötigt einen kleinen Moment, um sich zu entfalten und hallt relativ lange nach. Außerdem entwickelt sich der Klang etwa über das erste Jahr hinweg weiter, je mehr das Instrument gespielt wird. Fichte würde ich deshalb immer bevorzugen, wenn du klassische Musik spielen möchtest, es klingt dann brillianter und weicher. Für Liedbegleitung oder auch Flamenco würde ich aber durchaus auf Zeder zurückgreifen wollen.
    Schreib auf jeden Fall mal, wie es weiter geht und wofür du dich entscheidest! Willst du eigentlich Unterricht nehmen? Zu dem Thema hätte ich auch noch einiges zu sagen...


    @ Hannes: Zum Thema Saiten fällt mir in der Tat auch noch einiges ein. Ich persönlich spiele seit längerem harte D'Addario Pro Artè Composites - sehr teuer, aber sie haben einfach einen tollen Klang und halten tatsächlich länger! Noch ein Plus: Auch nach dem Aufziehen halten sie die Stimmung schneller als andere.
    Meinen Schülern empfehle ich ab einem gewissen Alter auch harte Saiten (einfach wenn sie von den Fingern her soweit sind, bei sechsjährigen wäre das Quatsch), weil sie damit mehr Möglichkeiten haben. Das Fabrikat wähle ich dabei nach Gefühl nach Spielweise und Instrument des Schülers aus, häufig aber auch hier Pro Artè oder auch Hannabach. Wie sieht es bei dir und bei den anderen aus?

    • Offizieller Beitrag

    Gitarrensaiten:


    Ich hab auf meinem Sperrholzbrett für die Schule ;) immer Billigsaiten drauf. Hat mich nie gestört. Einmal habe ich mir eine bessere Sorte zum Einführungspreis gekauft, die klangen meiner Meinung nach auch nicht besser.


    Auf meiner Western-Gitarre hab ich D'Addario "EJ-15 Extra-Light , 010-047" glaub ich. Also jedenfalls hab ich Extra-Light im Laden verlangt und es stand auch drauf, Verpackung habe ich aber weggeworfen. (Anmerkung: Auf ner Westerngitarre sind Stahlsaiten, die machen sehr schnell Finger-Aua, wenn mans nicht gewöhnt ist und für Anfänger werden dann Extra-Light-Saiten empfohlen, die machen nicht so dolles Finger-Aua. Wenn man sich dran gewöhnt hat, nimmt man die nächst stärkere Kategorie. Extra-Light-Saiten lassen aber das Instrument leiser klingen.) Die Dinger sind wirklich besser in Punkto Blasen-Anzahl und -Durchmesser als das, was vorher drauf war. Aber wie gesagt, sie klingen nicht so toll und ob das nun was sooo Besonderes ist, um dafür so viel Geld auszugeben, weiß ich nicht. Als nächstes teste ich dann mal die Billigvariante (Martin, Light).
    Das Dumme ist, dass ich auch noch nicht so den richtigen Laden gefunden habe, in dem ich den Empfehlungen der Händler trauen würde:
    In dem einen wurde ich angeschnauzt, als ich mir ein Stimmgerät kaufen wollte, dass ich erst gar nicht mit Musik anfangen sollte, wenn ich nicht mal ne Gitarre stimmen könne. (Wohlgemerkt, etwa im 5. Studienjahr mit Musik als erstem Unterrichtsfach. Und Stimmenlernen dauert. In der Musikschule früher wurde uns die Geige die ersten 2 Jahre vom Lehrer gestimmt, dann haben wir angefangen, das selber zu lernen, es blieb aber für etwa 2 Jahre noch so, dass der Lehrer half. Ich hab keine Ahnung, wieso man das gleich auf Anhieb können soll, insbesondere bei ner Gitarre, wo man ja Quarten und ne Terz 8o stimmen muss!) Naja, der Laden ist inzwischen von der Mutterfirma geschlossen worden. Die haben dann nen neuen Laden aufgemacht, aber da geh ich halt nicht rein, wenn ich nicht muss.
    Im 2. gab es früher immer schrecklich genervte Händler, die einen schon böse angeschaut haben, wenn man nur reinkam. Auf Nachfragen hin bekam ich halt immer die 5-DM-Gitarrensaiten empfohlen. Die haben jetzt auch zugemacht und in einem anderen Gebäude neu eröffnet. Da war ich dann lange nicht, als ich aber letztes Jahr dort war, um mir Gurtpins an meine "Sperrholzschachtel" anbringen zu lassen, war der Händler total freundlich und aufgeschlossen. Vielleicht eh ich ja da nochmal hin.
    Dann habe ich zwischendurch noch einen 3. probiert, wo ich die D'Addario-Saiten herhab. Die hatten die sprache und Freundlichkeit auch irgendwo vor der Tür verloren.
    Neulich wurde ich von einer Bekannten angesprochen, ob ich einen Musikladen mit Gitarrenabteilung empfehlen könne, ich sprach halt 2 Anti-Empfehlungen und eine Vielleicht-mal-Gucken-Empfehlung aus und es stellte sich raus, dass die Bekannte die Läden schon kannte und meinen Anti-Empfehlungen sofort zustimmte. (Und sowas in Berlin, wo alle Leute denken, hier sollte es genug Auswahl geben. ?( )


    Äh, so, ja. Gesundes neues Jahr und viel Erfolg beim Gitarre-Aussuchen und -Lernen und so!

  • Ich verwende seit Jahr und Tag für meine eigenen Spielereien d'addario hard tension, also, die harte Variante - Britta hat Recht, die klingt einfach gut.
    Bei den Schulknipskisten sind die Saiten relativ wurscht - da nehm" ich auch die billigeren.

  • @ Hannes: Hast du die Composites mal versucht? Die haben die g-Saite aus Carbon, dadurch ist der klangliche Unterschied zwischen Diskant- und Basssaiten wesentlich geringer. Außerdem halten sie wirklich länger...

  • Zitat


    @ Hannes: Hast du die Composites mal versucht? Die haben die g-Saite aus Carbon, dadurch ist der klangliche Unterschied zwischen Diskant- und Basssaiten wesentlich geringer. Außerdem halten sie wirklich länger...


    Nee, Britta, hab' ich noch nicht, aber nach diesem Beitrag von Dir werde ich das unverzüglich ausprobieren. Schönen Dank für den Tipp.
    Noch ein Hinweis zu der Frage nach Fichten- oder Zederndecke. Du hast völlig Recht: Zeder ist härter, Fichte weicher, Zeder spricht etwas spontaner an, dafür entwickelt die Fichtendecke (die wirklich gute) einen wärmeren Klang. Da ich überwiegend klassisch spiele kam mir eine Zederndecke nicht in den Sinn.
    Ich habe in diesem Thread Deinen Durchblick bewundert!
    Schönen Gruß von Hannes

  • Hallo Hannes,
    vielen Dank für die Blumen! Ich denke, einiges an Wissen muss man sich automatisch aneignen, wenn man Gitarre unterrichtet - in meinem Fall mittlerweile 7 Jahre, die aber natürlich leider in drei Wochen enden müssen für das Ref.
    Außerdem habe ich einen wirklich fantastischen Lehrer; einen Tschechen, der einige Jahre lang vor seiner Flucht unter anderem eine Professur am Konservatorium in Teplice inne hatte.
    Wenn du die Saiten getestet hast, berichte doch mal deinen Eindruck!


    LG
    Britta

  • Britta
    Mach' Dir mal keine Sorgen; das Musikmachen verliert sich nicht.
    Ich hab' erst sehr spät mit meiner musikalischen Ausbildung begonnen, und wenn ich eins nicht vernachlässigt hab', dann dies: das Gitarrespielen. Auch während des Referendariats nicht, da war es manchmal besonders wichtig. Pausen musste ich nur dann einlegen, wenn sich mal wieder ein Fingernagel verabschiedet hat...

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