Chaos-Klasse bändigen

  • Aktenklammer. Bei uns an der Schule ist es üblich mit einem "Stempel" zu arbeiten. In etwa mit folgenden Text:
    ° störte den Unterricht
    ° Arbeitsmaterial/Hausaufgaben vergessen
    Datum
    Unterschrift..........................
    Mein Name (Also: Carla Laempel)
    Bei Störungen oder vergessenen Sachen, kriegt der betreffende Schüler eben diesen Stempel ins Heft, kreuzt an, was ansteht, und muss ihn am nächsten Tag unterschrieben zurückbringen. Das ist ziemlich praktisch, erfordert keinen Zeitaufwand und die Eltern haben eine Rückmeldung
    Gruß
    Laempel

  • Ich versuch' das auch 'mal mit dem Fragebogen. Habe meine Schüler darauf vorbereitet und gesagt, dass sie keine Hausaufgabe bekommen aber sich über den Unterricht mal ihre Gedanken machen sollen.
    Kann nicht mehr als nichts sein.


    Gruß
    Super-Lion

  • Hallo,


    nochmals vielen Dank für eure Antworten! Eine erste Rückmeldung kann ich schon heute geben: Der Fragebogen ist von den SuS sehr positiv aufgenommen und mit großem Ernst und Eifer beantwortet worden. Es war sogar währenddessen zeitweise fast mucksmäuschenstill. :)


    Herausgekommen ist, dass sich alle entweder sehr oder zumindest etwas durch die Situation gestört fühlen. Die Lautstärke wird offenbar hauptsächlich dadurch forciert bzw. unterstützt, dass ich mich bisher mit Strafen recht stark zurückgehalten habe. Der Unterricht an sich scheint den meisten wohl keinen Grund zur Beanstandung zu geben. Die überwiegende Mehrheit fordert ein Bonusssystem oder Strafen.


    Wir haben uns jetzt darauf geeinigt, dass es bei guter Mitarbeit (d.h. wir bekommen den Stoff gut durch) keine oder nur wenige HA gibt und dass es bei der zweiten Ermahnung Strafarbeiten aufgibt.


    Die Klasse war im Anschluss hieran schon wesentlich ruhiger. :)


    Jetzt hoffe ich das Beste für die Zukunft.


    Liebe Grüße,
    Carla-Emilia

  • Hallo,


    ich unterrichte eine 7. Hauptschulklasse, in der 7 Jungen bei Fachlehrern den UNterricht mit Störungen dominieren. Wir haben einen regelkatalog zusammen entwickelt und bei jeder Störung wird dieser abgeschrieben. Ich verteile dadurch zwar viele Strafarbeiten, aber die Schüler haben die Einhaltung der Regeln durch ihre Unterschrift belegt und gefordert. Es gibt daher auch wirklich kein Murren, sondern die Schüler verweisen sich selbst schgon auf ihre Strafarbeit.


    Leider habe ich dadurch sehr viele Strafarbeiten nachzusehen. Aber bei Fachlehrern haben sich KLassenschnitte um 0,5 verbessert.

  • Auch ich kann nur bestätigen, das ist kein Einzelproblem, sondern ein allgemeines Problem von Hauptschule. Dabei gibt es noch gewisse Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Hauptschulen. Ich bin in den meisten Stunden und in vielen Klassen, außer meiner eigenen, vorwiegend damit beschäftigt, unterrichtsähnliche Zustände herzustellen. Das Problem hat sich bei uns, einer städtischen Hauptschule in Hannover, noch dadurch gesteigert, dass nun auch noch 5. und 6. Klassen dazu gekommen sind. Meines Erachtens ist da mit Fragebögen und methodischen Kniffen wenig zu machen, da es sich hier um die Wiederspiegelung gesellschaftlicher Probleme handelt, Kinder ohne Orientierung durch die Eltern, niedrigste Kulturstufe, selbst Ernährung und Hygiene sind nicht gesichert, kaum Familienleben. Ich halte es mittelfristig für notwendig, die herkömmlichen Unterrichtsstrukturen aufzulösen und viele handlungorientierte Inhalte außerhalb des Klassenzimmers stattfinden zu lassen. Außerdem müssten sich Hauptschulen in soziale und pädagogische Zentren verwandeln in denen unsere Kinder von morgens früh bis Abends spät betreut werden können, nach Möglichkeit auch die Eltern. Mir ist bewußt, dass dies utopische Zukunftsmusik ist, scheint mir aber dder einzige wirkliche Ausweg zu sein. Ich fürchte aber, dass sie uns wieder mit Methodenmätzchen(Klippert) auf die Rolle nehmen und jeder oder jede still vor sich hin in seinem Klassenzimmer leidet und daran verzweifelt, was er/sie doch für ein schlechter/e Lehrer/in sei, weil er sie eine Klasse nicht "in den Griff" bekommt. Wir müssen lernen, uns nicht die Schuld für gesellschaftliche Versagen zu geben.


    Schöne Ostern



    Norbert

    Wenn der Horizont der Kultur niedrig ist, wirft auch ein Zwerg Schatten.

  • Hi Laempel,


    woher stammt denn dieser Stempel auf den du dich beziehst? Selber gemacht? Oder gibt es eine Adresse, bei dem ich sowas beziehen kann?


    Frohe Ostern,
    Julie

  • Hallo Julie Mango,
    den Stempel habe ich bei einem normalen Stempel -und Schilderladen machen lassen. Es geht aber auch übers Internet, wo weiß ich nicht. Kannst mal im gut sortierten Schreibwarenhandel danach fragen. Manchesmal gibt es auch bei Tchibo Stempel zum Selbermachen, das ist aber eine Fitzelarbeit. Ich hattte da keine Lust drauf, neben meinem üblichen Tagesgeschäft. Wichtig ist , dass es so ein Selbststempler ist, mit integriertem Kissen. Hab gerade mal bei www.stempelplattform.de geschaut. ganz links ist ein Stempel abgebildet, der ist okay
    Allerdings ist das Ganze nicht sooo billig. Rechne mit ca 25-30 Euro
    Gruß
    Laempel

  • Für "Hausaufgabe vergessen" habe ich so einen Stempel bei Pelikan bestellt, für 10,90 Euro.


    http://www.pelikan-lehrerinfo.de/lehrerinfo/servlet/
    JuiceSuite/a61ppaa0aaa61ctaarea61daajlyaa0aajla61aa0aapa61geaaa2Fstempela2Fstempel1.xml/index.html;jsessionid=5D3D2ACA8891D078511A50E41B50E8E9


    Allerdings hatte ich den Ärger, dass das obere Teil abfällt und ich es unprofessionell mit Tesa anpappen musste; nur bei Rücksendung hätten sie ev. die Reklamation anerkannt, das war mir zu aufwändig. Deshalb wollte ich eigentlich keine "Reklame" für das Teil machen.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

    Einmal editiert, zuletzt von Bablin ()

  • Hallo,
    es gíbt auch bei ebay verschiedene Stempel, ich meine, einer wäre auch einen "HA" vergessen im Angebot gegebem. Ich habe für drei Stempel 9 Euro bezahlt und die Qualität ist sehr gut.
    Gruß NOf.

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

  • Ich finde Fotokopien praktischer . Ich habe immer einen Vorrat A6-Zettel im Schreibtisch, dazu Kohlepapier. Wenn ein Schüler die Hausaufgabe nicht gemacht hat, lege ich zwei Kopien mit Pauspapier übereinander. Der Schüler unterschreibt, der Durchschlag bleibt in meinem Mäppchen. Sobald ich das Original unterschrieben zurück erhalte und mein Strich im Notenbuch erfolgt ist, werden die Zettel entsorgt:
    ---------------------------------------------------------------------


    GHS XY-schule XY-Dorf
    Meinname


    Datum:_______________________________________


    Schüler:_____________________________________________



    Ich habe die Hausaufgaben im Fach______________________________________________
    nicht vollständig erledigt und werde diese ohne Aufforderung in der nächsten Stunde vorzeigen..


    Unterschrift des Schülers:____________________________________________________


    Liebe Eltern, bitte achten Sie darauf, das Ihr Kind die Hausaufgaben erledigt. Hausaufgaben dienen der Festigung und Vertiefung des Unterrichtstoffs. Ihr Kind hat mehr Erfolg in der Schule, wenn es die Hausaufgaben regelmäßig erledigt. Welche Aufgaben zu erledigen sind, steht im Hausaufgabenheft.


    Mit freundlichen Grüßen
    Meinname


    Gesehen: Erziehungsberechtigter


    _______________________________

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Ich habe in meiner 8ten, mit der ich schon seit Schuljahrsbeginn kämpfe, in der letzten Stunde vor den Ferien auch eine Umfrage gemacht, allerdings nicht so ausgefeilt. Das für mich überraschende Ergebnis: die überwiegende Mehrheit der Schüler fordert harte Strafen für Störer (z.B. einmal ermahnen, dann 2 Seiten abschreiben). Bei einigen stand auch der Hinweis, das dies bei anderen Lehrern gut funktionieren würde.
    Wenn ich das tatsächlich einführe, werden in der ersten Stunde wahrscheinlich 20 Leute schreiben müssen, aber vielleicht pendelt es sich ja irgendwann ein. Schlimmer kann es eigentlich nicht mehr werden.

  • Hallo,


    hier nochmal ein kleines Update zu meiner Chaosklasse. :)


    Nachdem im (von mir mittlerweile genauer analysierten) Fragebogen vor den Ferien vehement Strafen eingefordert wurden und mir von einigen SuS sozusagen der schwarze Peter für die Situation zugeschoben wurde, habe ich - nachdem die beiden Stunden nach den Ferien katastrophal waren - nun Folgendes gemacht:


    Ich habe den Schülern einen kompletten Neuanfang angeboten mit dem Angebot, unsere gegenseitigen Fehler einfach zu vergessen. Ich habe der Klasse angeboten, die bis jetzt eingetragenen schlechten "Stundennoten" zu vergessen und für die Benotung der mündlichen Mitarbeit die Zeit jetzt noch mal neu starten zu lassen. Gleichzeitig habe ich Regeln mit der Klasse vereinbart, die in einem Vertrag von den SuS anerkannt und unterschrieben wurden. Gleichzeitig habe ich der Gruppe klargemacht, welche Folgen Regelverstöße nach sich ziehen werden. Es gibt jetzt abhängig von der Art des "Vergehens" eine Verwarnung (= gelbe Karte), dann folgt die "rote Karte" mit Strafe (an unserer Schule üblich: das Abschreiben der Hausordnung).


    Und siehe da ... die SuS haben die ganze Sache positiv aufgenommen, das Murren (einiger weniger) hielt sich in Grenzen und es war plötzlich relativ ruhig. :)


    Ich habe bereits verbal einige "gelbe Karten" verteilt, zur "roten" ist es noch nicht gekommen.


    Arbeiten muss ich jetzt noch an der konsequenten Umsetzung und Weiterverfolgung dieser Maßnahme.


    Außerdem muss ich die Mitarbeit (die noch sehr schwach ist) stark verbessern und dafür sorgen, dass die Gruppe endlich auf die Unterrichtssprache Englisch anspringt. Bisher funktioniert der Unterricht nämlich leider nur, wenn ich etwa zu 95% Deutsch spreche. 8o Angeblich kann die Klasse kein Englisch. Texte werden nur verstanden, wenn sie übersetzt werden - ansonsten versteht die Gruppe angeblich nichts. (Mir graust schon vor meinem Schulleiter-UB.) Ich sollte die Sache auf jeden Fall noch in den Griff bekommen.


    Von Schülerseite (disziplinarisch gesehen) machen zurzeit vor allem noch drei Mädchen Probleme, die ständig nur in den PC-Raum wollen, laufend alles kommentieren und (vermutlich weil sie Wiederholer sind) alles bereits haben und somit meinen sich mit Schwätzen vergnügen zu können. Der Rest der Gruppe ist jetzt (mit zeitweisen Ausnahmen) weitgehend okay.


    Ich habe auch mittlerweile mit Kolleginnen gesprochen und diese haben bestätigt, dass es sich bei dieser Klasse um eine wahre Chaos-Klasse handelt. Das war auf jeden Fall beruhigend. :)


    Liebe Grüße,
    Carla-Emilia

  • Hallo zusammen,
    also erstmal muss ich sagen dass ich kein Lehrer bin sondern
    selber erst in der 9. (Gymnasium) bin. Ich bin auf das Forum gestoßen weil ich ernsthaft daran interessiert bin Lehrer zu werden. Jetzt hab ich das grad gelesen und ich glaub aus der Sicht des Schülers vllt. auch etwas helfen zu können.


    Bei uns gibt es dieses Problem auch, aber das ist fachabhängig(!) und folglich auch eindeutig lehrerabhängig. Glaubt jetzt nicht dass ihr ungeeignet seid und den Beruf wechseln sollt ;)
    Wir bekamen am Anfang dieses Schuljahres einen Lehrer in Geschichte zugeteilt, von dem bekannt war, dass er schonmal in der geschlossenen Anstalt war und "nicht ganz richtig tickt." Als wir dann unsere erste Geschichtsstunde hatten kam aber eine andere Lehrerin die uns mitteilte, dass sie uns für unbestimmte Zeit, mindestens aber das erste HJ, unterrichten wird, da der eig. Lehrer auf unbestimmte Zeit krank war - jedem war klar, wo er war! Bei ihr hatte der Unterricht spass gemacht und wir hatten ein gutes Verhältnis zu ihr. Sie machte sich auch z.B. durch Filme Freunde - und dann gabs den Höhepunkt. Wir schrieben an die Tochter eines Widerstandskämpfers (nach dem unsere Schule benannt ist)einen Brief (einen echten). Keiner hatte zu dem Zeitpunkt daran gedacht wie sich das ausweitet - am Ende war unsere Klasse im TV gelandet, SWR3 und das 3. Programm waren in der Schule.
    Soll jetzt natürlich nicht heissen, dass ihr ins TV kommen müsst :D


    Dann kam im 2. HJ der eigentliche Geschichtslehrer - der Unterricht ist seitdem megalaut, nach der Stunde ist der Boden voll mit Papierkügelchen und niemand hat was gelernt. Wir machen jede Stunde das gleiche - er erzählt stinklangweiliges Zeugs, wir lesen ab und zu was im Buch und schreiben dann immer mindestens 1 Seite auf! Das stresst am meisten und ist der Hauptgrund für die Unruhe. Der Lehrer kann sich nicht durchsetzen und ignoriert die Geräuschkulisse, er zieht halt seinen Stoff durch. Die erste Stunde war ruhig, dann haben wir gemerkt dass er sich nicht durchsetzt und es wurde laut. Er ignoriert sogar Papierkügelchen die auf ihn geworfen werden wenn er mal wieder die ganze Tafel in Kleinschrift vollschreibt. Der Lernerfolg ist mehr oder weniger Null.


    - Das krasse Gegenteil in Physik. Der Lehrer ist als "geilster Lehrer der Schule" bekannt und jeder hat nen super Draht zu ihm. Ich denk das liegt an seinem allgemeinen Auftreten, denn der Eindruck der ersten Stunden kann sich durchs ganze Schuljahr ziehen. Er kommt nicht so beamtenmäßig (Sacko, Hemd, Stoffhose usw.) in die Schule, sondern zieht sich so an wie wir. Sein sprachgebrauch ist wohl nicht der, den er an der Uni gelernt hat - Wörter wie "scheisse", "Scheissdreck", "Depp" usw. sind keinesfalls Tabu und werden auch öfters mal benutzt - schließlich ist es unsere Sprache, die Sprache der Schüler. Er redet offen und frei, nicht geschwollen und macht gern auch mal einen witzigen Kommentar. Ich geb am besten einfach mal ein paar Beispiele:


    -Wir haben einen Versuch selber gemacht und mussten die Ergebnisse auf ner Kopie notieren. Anschliessend haben wir alles zusammen korrigiert. Der Lehrer hat nen Schüler aufgerufen der nichts aufgeschrieben hatte und erstmal gestockt hat, ihr kennt das ja. Sein Kommentar: "Was geht jetzt in XYZ's Kopf ab? 1. Scheisse, wo sind wir grade? 2. Eh egal, ich hab sowieso nix aufgeschrieben. 3. Wie red ich mich jetzt am besten raus?" Das alles mit einem Lächeln und mein Kumpel musste selber lachen. Dadurch hat er ihm das rausreden erspart, die Situation aufgelockert, die Klasse zum Lachen gebracht und dem Schüler nicht das Gefühl gegeben, es wär ihm scheissegal ob er es hat oder nicht. Anschliessend hat er nen anderen Schüler aufgerufen der es dann richtig hatte und wir konnten weitermachen. Ohne Hausordnung abschreiben oder so - dadurch macht ihr euch bei uns nicht beliebter. Unsere Englischlehrerin ist auf diesem Trip und ich seh schon kommen wie das enden wird.


    -Einer unserer Sportlehrer lässt seine Klasse bei schönem Wetter anstatt in der Halle immer draussen vor der Schule das Lauftraining machen, finden wir ja auch gut. Das sieht man von unserem Physiksaal nicht so gut, bzw. nur von einer Seite aus, doch einer aus der Klasse hats bemerkt und es gleich mitteilen müssen. Dann hat die komplette Fensterseite rausgekuckt und es wurde etwas unruhig. Unser Lehrer hats gemerkt und gerufen: "Sollen wir alle kucken?" Alle haben Ja gerufen und nach 10 Sekunden hat jeder mal gekuckt (der Lehrer auch ^.^) und es wurde gleich wieder ruhig.
    .....Hättet ihr in der Situation das Gleiche gemacht? Oder hättet ihr die Schüler auf ihren Plätzen halten wollen? Bei uns macht ihr euch dadurch keine Freunde! ;)


    Okay, das alles bezog sch mehr oder weniger nur aufs Verhalten, aber wenn das nicht stimmt kommt man im Unterricht auch nicht weiter. Wahrscheinlich ist es auch schwerer das eher trockene Englisch rüberzubringen als die Physik. Aber beim Unterricht selber sollte man auch etwas Witz einbauen (bei uns bekam der Versuch mit der Lichtbrechung in Wasser nicht den namen "Lichtbrechung in Wasser" sonder "Fischeschiessen", wo ein Licht im Wasser den Fisch darstellen soll und wir von aussen mit nem Holzstab das Licht treffen sollten, was natürlich nicht geht).
    Bestimmt bringt es auch was, wenn ihr vorher z.B. klarmacht, dass das nächste Thema stinklangweilig ist, aber dass ihr eben nicht drumrumkommt. Wenn ihr aber alles schnell und konzentriert durchzieht, dann habt ihr den Scheiss bald wieder los (durchaus wortwörtlich so sagen, halt nicht gerade während ner Lehrprobe).


    Am Ende vllt noch ne einfache Auflistung:


    - Pro für Ruhe:
    *Sicheres rüberkommen
    *Freundlichkeit
    *Nicht so geschwollen reden
    *Natürlich rüberkommen
    *Klarmachen, dass man den Stoff nicht auslassen kann auch wenn er stinklangweilig ist, aber ihn schnell zusammen durchziehen kann
    *Interesse an den Schülern zeigen
    *Nicht versteift den Unterricht durchziehen (siehe auch unteres der beiden Beispiele)
    *Ausserhalb des Unterrichts (Pausen, Pause vor Mittagschule im Aufenthaltsraum, auf der Straße usw.) auch auf die Schüler zugehen und freundlich sein (der besagte Physiklehrer winkt immer ausm Auto wenn er vorbeifährt, wenn wir im Aufenthaltsraum sitzen hat er immer irgendwas lustiges auf Lager)


    -Contra für Ruhe im Unterricht und Lernerfolg:
    *Strafarbeiten/Nachsitzen verteilen (nur in Extremfällen)
    *Im Unterricht nur über den Stoff reden
    *Geschwollen Sprache, geschwollenes Auftreten, versteiftes Auftreten, unsicheres Auftreten
    *Überauthoritäres Verhalten und Auftreten (Respekt kommt von alleine - beidseitig!)
    *Seine Schüler als Schüler sehen. Damit mein ich dass ihr nicht denken sollt, wir wären euch Untergeordnet, ihr seid was besseres, seid intelligenter usw. Ihr seid es ja meistens auch, aber wenn wir das Gefühl haben dass wir damit unter Druck stehen, wirds contraproduktiv. Ein gewisses Wissen solltet ihr aber schon ausstrahlen (Stichwort: faszination Wissen). Seht uns lieber als "Arbeitskollegen", sogesehen sind wir das ja auch.


    Ihr müsst mit uns und nicht gegen uns arbeiten. Dann arbeiten wir auch mit euch. Ihr kaut uns nicht irgendwas vor, sondern wir und ihr arbeiten zusammen.


    P.S: Wir hatten in der 7. und 8. nen Mathelehrer, der relativ streng war, allerdings nur in Kl. 7. In der 8. haben wir mehr gelacht als bei manchen Lehrern in 3 Jahren. Das lag daran, dass wir hinterherhingen und er uns den Stoff aus 6 und 7 beibringen musste. In Klasse 8 hatten wir noch ITG bei ihm, die Klasse in zwei Gruppen geteilt, immer alle 2 Wochen ne Doppelstunde. In Mathe und in ITG hat er neben seinem Stoff, welcher mehr oder weniger später im richtigen Leben nicht gebraucht wird, uns auch noch Dinge beigebracht, die man später Durchaus braucht. Er hat uns in der Doppelstunde ITG statt irgendwelche Excel-Formeln Geschichten erzählt (er hat schon ne herbe Vergangenheit) und uns über das Problem der Schuldenfallen der Banken aufgeklärt. Er hat wirklich 1 1/2 Stunden darüber geredet, wie man in diese Schuldenfalle gelangt, wie sich das ausweitet und wie man rauskommt. Ausserdem hat er uns über Datenschutz u.ä. aufgeklärt. Und das hilft wirklich im Leben und lockert den Unterricht auf! Seine Worte am Ende der 8. Klasse: "Ich wollte euch die letzten 2 Jahre nicht dazu bringen, gute Noten zu schreiben, sondern ich wollte euch etwas beibringen. Mathe ist nicht alles im Leben, es gibt viel wichtigere Dinge, und ich wollte euch in beidem weiterbringen." Und das hat er - wir beherrschen die Satzmelodien aus dem ff (ihr kennt das Problem beim Lesen bestimmt, immer die selbe Tonlage); wir wissen wie wir unsere Daten schützen müssen; wir wissen wie wir eine private Insolvenz verhindern können; wir wissen wie man ordentlich dokumentiert (hat er während der Unterrichtseinheit "Beweisen" mitgelehrt) und wie man sich richtig ausdrückt - und zwar nur das nötige.


    Lehrt fürs Leben, nicht für die Klassenarbeiten.


    grüße! ( und jetzt geh ich hausaufgaben machen :D )

    (@vilden) simon was los?
    (@rabble) ungefähr 25 punkte verkackt
    (@rabble) ES GAB NOCH NIE EINE RÜCKSEITE IN MATHEKLAUSUREN
    (@rabble) warum machen die sowas im abi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo draken!
    Ein wirklich schöner und hilfreicher Post von dir, finde ich. Vielen Dank dafür. Aus deinem Post aber entnehme ich, dass du grundsätzlich mal davon ausgehst, dass Schüler anfangs zur Mitarbeit bereit sind und Lehrer durch ihre
    Methoden diese Bereitschaft verstärken oder eben "ausbremsen". Was ist denn, wenn die Bereitschaft von Haus aus nicht vorhanden ist?
    Wenn man mit Schüler ins Kino geht, einen halben Nachmittag der eigenen Zeit dafür opfert, einen wirklich guten und ergreifenden Film mit ihnen anschauen will ("Sophie Scholl") und einem Großteil der Schüler fällt nichts Besseres ein als mit dem Handy zu spielen, lauthals Bemerkungen in den Film zu schreien, während des Filmes rauszurennen "Ich will ja nur aufs Klo" und dann mit Cola und Popcorn bepackt wiederzukommen - und bei der Hinrichtungsszene lauthals zu schreien "Wir wollen Köpfe rollen sehen!" Nicht zu vergessen, der absolute Saustall danach im Kino....
    Tut mir Leid, aber das finde ich absolut daneben, wenn solche Schüler gleichzeitig supertollen Unterricht erwarten, wenn sie selbst nicht mal ein normales, anständiges Benehmen an den Tag legen, obwohl man versucht hat, ihnen den Geschichtsunterricht anschaulich näher zu bringen.
    Lg, Hermine (die vom Filmbesuch immer noch gefrustet ist)

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann Hermine nur zustimmen. Interessanten Unterricht können meine Schüler gerne haben - aber nur, wenn sie dabei mitmachen. Ich habe Schüler meiner 9. Klasse nachmittags freiwillig in einem Zusatzförderkurs Englisch. Dort ist die Stimmung auch gut und wir unterhalten uns auch mal über ihr liebstes Fußballteam - natürlich auf Englisch.
    Aber wenn ich in der gleichen Klasse normalen Unterricht mache, ist es oft ziemlich nervig, da in der Klasse ungefähr 10 Schüler sitzen, die wirklich null Bock auf Schule haben und dann auf der Bank hängen und meinen: Ich bin so müde, das Wochenende war so anstrengend, was soll ich in der Schule.
    Ich akzeptiere es auch, wenn jemand mal einen schlechten Tag hat und meine Schüler wissen auch, dass ich sie, wenn es ihnen mal einen Tag lang nicht gut geht, während der Stunde in Ruhe lasse. Aber ich tue dies nur, wenn das MAL vorkommt und nicht immer.
    Du sagst, euer Lehrer kann sich nicht durchsetzen. Aber was sollte er konkret deiner Meinung nach machen? Wie bitteschön soll man deiner Meinung nach durchgreifen?
    Was die interessanten Themen angeht, glaube ich, dass dies auch stark von der Klasse abhängig ist. Viele meiner 9.-Klässler kann man mit kaum einem englischen Thema vom Hocker reißen. Macht man Referate, hören zwar viele zu, aber andere beschweren sich ständig, dass sie unbedingt Grammatik wiederholen wollen. Tut man dies, sind sie auch nicht zufrieden.
    Ein E-Mail-Projekt, eigentlich eine superschöne Sache im Englischunterricht, wollen auch nur wenige Schüler durchführen. Andere würden deshalb mitmachen, da sie dann hoffen, dass sie heimlich im Internet surfen oder chatten können, haben mir Schüler der Klasse erzählt. Na super, da ist man doch als Lehrer auch irgendwann nicht sehr motiviert, irgendwas Tolles mit der Klasse zu machen, oder? Da mache ich doch das E-Mail-Projekt lieber mit meiner netten 7. Klasse.

    Zitat

    Bei uns gibt es dieses Problem auch, aber das ist fachabhängig(!) und folglich auch eindeutig lehrerabhängig.


    Ich habe mal in einem Praktikum während meines Studiums eine Lehrerin in einer 9. Klasse unterrichten sehen. Es war das totale Chaos und funktionierte überhaupt nicht. Eine Stunde später sah ich die selbe (!) Lehrerin in einer 8. Klasse unterrichten und es funktionierte ganz toll. Der Unterricht verlief super.
    ?(?(
    Ne, ich verstehe es wirklich nicht.

  • Ich würd eher sagen, die ersten paar Stunden sind so ne "Testphase", wie reagiert der Lehrer, ist er sehr streng usw., und danach wird dann das Jahr über gehandelt.


    Den Untergang haben wir im Kino mit den 12ern zusammen angekuckt, und auch da war es laut, hauptsächlich von den Jungs und auch im Stile "wir wollen Köpfe rollen sehen." Das ist auch normal und dagegen kann man nichts machen, das legt sich nach ein paar Sekunden auch wieder. Der grampfhafte Versuch das zu stoppen löst nur noch mehr Unruhe aus. Lasst sie erstmal kurz schreien, wenn es dann wirklich dauerhaft anhält, dann müsst ihr natürlich eingreifen.
    Bei Troja, Rhythm is it und Der Untergang wars grundsätzlich relativ ruhig, natürlich kamen immer wieder mal Bemerkungen zu bestimmten Szenen eben (Gewalt, Sex, Humor...) Dagegen kann man nix machen, aber bewertet das nicht über, durch das Schreiben ner SMS verpasst man nicht den kompletten Film.
    Wenn ein riesen Saustall entstand dann eben ankündigen dass der nächste Film der letzte war, den man angekuckt hat - bei uns werden sie übrigens immer Vormittags angekuckt.


    Wenn die Schüler von Anfang an keinen Bock haben, dann müsst ihr ihnen halt den Unterricht schmackhaft machen. Bei uns gibts auch welche, die grade auf Geschichte überhaupt keine Lust haben (ich auch :D ), aber in Physik trotzdem gut mitmachen. So ist es bei mir auch, dennoch würd ich nicht grad freiwillig meine Freizeit mit Physik verbringen, auch wenn ichs später mal mit Chemie zusammen (wenn das geht ?( ) unterrichten will. Aber ich glaub wenn das Verhältnis zwischen Lehrer und Schülern wirklich gut ist, und nicht nur neutral, kommt auch die Lernbereitschaft automatisch.
    Das richtige Gestalten des Unterrichts trägt zu diesem Verhältnis stark bei, und schließlich ward ihr auch mal Schüler und könnt euch vielleicht noch erinnern, was spannend ist und was langweilig ist.


    viel erfolg ;)

    (@vilden) simon was los?
    (@rabble) ungefähr 25 punkte verkackt
    (@rabble) ES GAB NOCH NIE EINE RÜCKSEITE IN MATHEKLAUSUREN
    (@rabble) warum machen die sowas im abi

  • Zitat

    draken schrieb am 22.04.2005 15:30:
    schließlich ward ihr auch mal Schüler und könnt euch vielleicht noch erinnern, was spannend ist und was langweilig ist. ;)


    Leider entscheiden nicht nur "wir Lehrer" über Unterrichtsinhalte, sondern auch unsere Dienstvorgesetzten im Kultusministerium, indem sie Rahmenrichtlinien ("Lehrpläne") für jedes Fach herausgeben. Da steht drin, was gemacht werden muss und was gemacht werden kann . Über Letzteres können wir die Auswahl treffen, die ersteren Sachen müssen wir machen! Welche Sozialformen man für die Inhalte einsetzt, das liegt wiederum im Ermessensbereich jedes Lehrers.


    Viele Grüße, das_kaddl.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo draken,
    eben weil ich mal Schülerin war, war ich vom Verhalten dieser Schüler so entsetzt- und bei so einem Film einen Sch...
    zu machen, ist keinesfalls normal! Und es hat sich auch nicht nach ein paar Sekunden gelegt! (Es gibt andere Filme, da hätte ich das eher verstanden- aber bei Asterix und Obelix auf französisch mit der Parallelklasse war es vollkommen ruhig Sollte es wirklich so ein, dann muss ich mir ernsthaft Sorgen machen.
    Als ich Schülerin war, war ich hellauf begeistert, wenn wir uns einen Film angeschaut haben und wäre nie auf die Idee gekommen, mich derartig zu benehmen- und ich lass meinen Schülern echt viel durchgehen. Aber sowas- sorry, das geht nicht- oder benehmen sich Schüler in "normalen" Kinos auch so? Nee, denn dann fliegen sie nämlich raus. Aber wenn man mit anderen da ist, scheint da wohl was anderes zu sein.
    Von dem Post nicht getröstet, sondern eher noch mehr entsetzt,
    Hermine

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde es ja okay, dass Schüler Ansprüche an den Lehrer stellen. Gleichzeitig darf ich als Lehrer aber auch Ansprüche an meine Schüler stellen. Dazu gehört beispielsweise auch, dass man sich nicht überall so verhalten kann, wie es einem gerade passt (Kino zumüllen) und dass man sich auch einmal zusammenreißen muss, wenn einen der Unterrichtsstoff nicht interessiert.
    Ich kann mich Melosine wieder nur anschließen:
    Meine Schulzeit ist auch noch nicht ellenlang her (etwas mehr als 10 Jahre), aber so was habe ich definitiv nicht gemacht. Ich habe weder Müll ins Kino geworfen noch Papierkugeln auf den Lehrer geworfen, meine Mitschüler auch nicht. Und wir waren auch keine Musterklasse.

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