Chaos-Klasse bändigen

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    Zitat

    draken schrieb am 05.05.2005 15:10:
    Zum dritten, das hab ich eben verschiedenen Postings entnommen in denen diese Methode angezweifelt wird, laut Referendarn schent es aber doch zu funktionieren.


    draken
    Du schreibst es aber als "ihr" an alle.
    Und dass es bei Referendarin in ihrer Klasse funktioniert, heißt nicht, dass es bei jedem anderen in jeder anderen Klasse mit jedem anderen Schüler genauso funktionieren muss.


    lg

  • Zitat

    draken schrieb am 05.05.2005 15:10:


    Wirklich Probleme gibt es da nicht. Weder bei Referendaren noch bei Lehrern die schon ewig an der Schule sind. Probleme gibt es nur bei den "Drachen" oder "Beiszangen", die keiner leiden kann.


    Da ich von mir behaupten kann, dass ich weder das eine noch das andere bin, denke ich, dass das "keine Probleme mit Vertretungsstunden" eine Sache der Betrachtungsweise ist.
    Aus Schülersicht mag das ja ohne Problme ablaufen, aber du musst doch zugeben, dass die Vertretungslehrer das auch anders sehen könnten, oder?


    @ Referendarin:
    Das man kosequent sein muss, dass ist mir im Grunde auch klar. Das wäre auch eines der ersten Dinge, die ich jemand anders raten würde.
    Nur: um konsequent sein zu können, muss/sollte man vorher wissen, welche Maßnahmen in diese oder jeder Klasse (oder gar Schule) bei Fehlverhalten üblich sind. Leider wird einem das selten gesagt, wenn dann nur nach deutlicher Nachfrage (also z.b. Nachsitzen am Nachmittag, Texte verfassen, Schulregeln abschreiben etc.) In jeder Schule wird das anders gehandhabt. Und als erstes in eine Schule reinzukommen und zu fragen "wo ist mein Stundenplan, wo die Klassen, in der ich vertreten muss, und was haben sie für ein "Strafenkatalog" - naja...;//


    Petra

  • Hallo,


    bin zwar nicht Petra aber:


    Ich war gleich zu Anfang ein halbes Jahr Mobile Reserve und habe in der Zeit 12 Schulen gesehen, inklusive eine Woche Grundschule - in der Zeit waren ganze drei Stunden Horror, der Rest ok bis prima und ich habe unwahrscheinlich viel gelernt - wann bekommst du die Gelegenheit, so viele Schulen vergleichen zu können??


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Tina,
    klar ist es einerseits bestimmt interessant, so viele Schulen sehen zu können. Ich meinte nur, bezogen auf Disziplinprobleme in Vertretungsstunden und darauf, dass man eben die Vorgehensweise in den entsprechenden Schulen nicht kennt. Sie kann ja wirklich kaum am ersten Tag erst einmal fragen, wie sie sanktionieren kann.

  • Hi,


    die Schüler sind ja nicht überall furchtbar. :D:D


    Nur die eine Klasse war derart unmöglich, dass ich einfach raus bin und gesagt habe, dass ich das definitiv nicht mache.


    Das war ziemlich am Ende meiner mobilen Zeit - am Anfang hätte ich mich das nicht getraut. Aber wenn man schon über 40 Klassen irgendwie gehandelt hat und du kommst rein und sie toben - dann ist das für mich ein Erziehungsproblem des Klassenleiters und bestimmt nicht meines. Irgendwann muss man auch mal anfangen, nicht alles nur auf sich selbst zu beziehen.
    Ich hatte z.B. ein Repertoire an wirklich schönen und motivierenden Stunden, das ich eingesetzt habe, wenn ich von einer Minute auf die andere in irgendeine Klassen geschoben wurde.


    Wenn das 15 mal super ankommt und die Schüler verlangen nach mehr - und die 16. Klasse lässt dich nicht mal anfangen - wessen Problem ist das dann wohl?? Nicht meins, oder?


    LG
    Tina

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  • Tina, ich denke der Unterschied zwischen uns beiden ist der, dass du Hauptschullehrerin bist und auch als solche in der Hautpschule eingesetzt wurdest.
    Auch wenn es sicherlich viele Überschneidungen gibt, ist doch vieles von der Grundschule nicht einfach auf die Hauptschule übertragbar.
    Ich denke darin liegt das Hauptproblem.


    Aber ich gebe dir Recht, viele Schulen (und Kollegien) lernt man auf diese Weise kennen. Das hat schon seine Vorteile.


    Petra

  • Hallo,


    ...wobei ich finde, dass viele Grundschulkolleginnen das in der Hauptschule toll machen - gerade in 5/6. :)


    Aber gerade in der Hauptschule finde ich es Aufgabe des Klassenleiters, die Klasse so zu ziehen, dass sie auch bei fremden Lehrern ordentlich arbeiten - mit den vielen Stunden, die du in der eigenen Klasse hast, sollte das eigentlich auf Dauer kein großes Problem sein.


    Und das wiederum hängt auch zusammen mit dem Schulklima und dem Zusammenhalt der Kollegen - an manchen Schulen finden es Kollegen unheimlich witzig, wenn sich ihre Klasse bei Mobs daneben benimmt - das beweist dann wohl ihre eigene Leistung. An anderen Schulen wiederum ist es selbstverständlich, dass fremde Lehrer unterstützt werden. Das war unter anderem an den Schulen auch interessant zu beobachten. ;)


    LG
    Tina

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    • Offizieller Beitrag

    Darf ich noch mal fragen: Was würden denn die erfahrenen Lehrer Carla-Emilia und uns anderen im Umgang mit schwierigen Klassen raten - insbesondere bei der momentanen Klassensituation, die sich ja ziemlich zugespitzt hat? Habt ihr solche Probleme denn nicht? ?(


    Oder gehen die Schüler anderswo nicht ganz so weit wie beispielsweise Carla-Emilias Klasse?

    Das würde mich wirklich brennend interessieren.

  • Hallo,


    also ehrlich gesagt gehen meine Schüler bei Weitem nicht so weit - allerdings kenne ich die Probleme schon noch aus meiner Anfangszeit. Wenn sich freche Schüler + verunsicherter Berufsanfänger "paaren", ist das nicht immer angenehm. ;)


    Im Grunde kann man aber einfach schlecht Tipps geben, weil jeder Lehrer anders ist - der eine kommt mit absoluter Konsequenz am besten zu Rande, der andere mehr mit Gesprächen - und dann ist da ja noch der Faktor Schüler. Was mit den einen funktioniert, klappt mit den anderen vielleicht gar nicht.


    Wichtig ist für mich persönlich eine gute Vorbereitung, auf die Klasse zugeschnitten - wenn mir ein Teufelchen im Hinterkopf zuflüstert, dass ich in der miesen Stunde auch nicht aufpassen würde, ist das nix. ;)


    Und nicht zu viel rumprobieren - einen Weg wählen und den dann auch durchziehen.


    Hm, ist einfach wahnsinnig schwierig von außen was zu raten.


    LG
    Tina

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  • Das mit den Tipps ist wirklich nicht so leicht.


    Da ich natürlich anders vorgehen kann, wenn ich als Klassenlehrerin 20 Stunden in meiner Klasse bin, als wenn ich nur ein paar Stunden drin bin.


    Auch ich seh es wie Tina34:
    gute Vorbereitung
    (auch wenn man meint die Klasse sei es eh nicht wert),


    keine Leerläufe,


    Schüler während der Stunde mit (Schreib)Arbeit "eindecken"
    (damit sie nicht soviel Zeit für Ratschen und Blödsinn machen haben),


    angesagte, benotete Mini-Tests
    (Die Englischlehrerin meines Sohnes machte das eine Zeitlang jede Stunde - und siehe da, plötzlich wurden Vokabeln gelernt weil man ja mit relativ wenig Aufwand eine gute Note bekommen konnte)


    Sich zu Hause in aller Ruhe mal überlegen und detailliert aufschreiben:
    Was erwarte ich von den Schülern?
    Was ist mir wichtig im Unterricht? (Hausaufgaben? Melden? Nicht schwätzen? Keine Schimpfwörter und Beleidigungen? usw.)
    Wie mache ich den Schülern klar, was ich von ihnen erwarte? (Sie müssen die Regeln auch kennen - also z.B. Merkblatt ins Heft kleben)
    Was mache ich, wenn ein Schüler gegen eine REgel verstößt? (Auch die Schüler müssen im Vorfeld wissen, was dann passiert)
    Was mache ich, wenn ein Schüler wiederholt gegen eine Regel verstößt, wenn er seine Zusatzaufgabe nicht macht, wenn er seine Elternmitteilung nicht abgibt.....?


    Beispiel:
    Ich möchte, dass wir höflich im Unterricht miteinander umgehen.
    (Also: keine Schimpfwörter, keine Beleidigungen)
    Die Schüler kennen die Regeln und ich erklär kurz, warum sie mir wichtig ist .
    Wenn ein Schüler ein Schimpfwort benutzt, gibt es eine Verwarnung (Strich oder Namen notieren oder?)
    Beim zweiten Schimpfwort eine Seite Merktext schreiben "Warum ich keine Schimpfwörter gebrauchen soll".
    Wenn er das nicht macht, noch einen Tag Frist, dann Mitteilung an die Eltern schicken mit genauem Wortlaut der Schimpfwörter. (Ihr Sohn hat am ... in meinem Unterricht mehrere Mitschüler mit den Worten "Deine Mutter ist eine Sch...., He, du kleines A......., lass dich mal f......." usw. beleidigt. Diese Ausdrucksweise dulde ich im Unterricht nicht. Bitte reden Sie mit .....und machen Sie ihm klar blablabla.)

  • Hallo,


    vielen herzlichen Dank für eure wirklich sehr hilfreichen Antworten und Tipps. Leider kann ich euch erst jetzt antworten, dafür habe ich aber mittlerweile wieder einige Stunden bei meiner 8ern verbracht.


    Also, ich bin 4 Stunden pro Woche in der Klasse, und zwar jeweils einstündig (worüber ich froh bin). Mittlerweile habe ich der Klasse alles an Entgegenkommen gegeben, was möglich war, d.h. wir waren jetzt im PC-Raum und ich habe ihnen auch als es offenbar in einem anderen Fach wegen eines Referats "brannte", die Möglichkeit gegeben, ihre Sachen in meiner Stunde fertigzustellen. Auf diese Weise bin ich einen gewissen "Druck" los und ich denke, dass sich mein Verhältnis zu der Klasse mittlerweile verbessert hat. Zwar bin ich nicht so glücklich darüber, wenn in meinem Unterricht auch etwas für ein anderes Fach läuft, aber 1. schien es wirklich notwendig und 2. hätten sie es unter der Hand eh gemacht. So habe ich denen, die Englisch machen wollten, ABs zum Üben für die Arbeit zur Verfügung gestellt, die die anderen natürlich auch später bearbeiten mussten (als HA bzw. in der Folgestunde), was auch insofern gut klappte, als die, die Englisch machen wollten, dies tun konnten und ich endlich mal Zeit und Muße hatte, mich um sie zu kümmern.


    In der Folgestunde hatte ich alle Lösungen für die ABs auf Folie dabei, so dass die Besprechung für die, die wollten, wirklich etwas brachte, weil sie trotz leichter Unruhe die korrekten Lösungen ablesen konnten. Natürlich wurden sie auch von den SuS zunächst vorgetragen und dann mit der Folie abgeglichen, aber die Idee mit den Folien war insofern sehr gut, als die SuS auch die wichtigen Details wirklich mitbekamen und ausreichend Zeit hatten, die Lösungen korrekt auf ihre ABs zu übertragen bzw. ihre eigenen Lösungen zu kontrollieren.


    Zum ersten Mal seit langem hat mir eine Stunde in dieser Klasse richtig Spaß gemacht, weil eine für das bisherige Chaos relativ hohe Anzahl von Schülern wirklich nach vorne geschaut hat (auf die Folie) und sich mit dem Stoff befasst hat. Die aktive Mitarbeit (aktives Melden) war zwar immer noch recht dürftig (ca. 5 von über 25 anwesenden SuS), aber ich bin ja schon um jeden Zwischenerfolg in dieser Klasse dankbar. Außerdem hatte ich das gute Gefühl, dass die willigen SuS endlich zum Zuge kamen und nicht durch die anderen und ihr Chaos benachteiligt wurden. Ich würde sagen, dass mindestens die Hälfte, evtl. sogar zwei Drittel der Gruppe sich in dieser Stunde wirklich mit dem Stoff auseinandergesetzt haben. :)


    Bei den anderen, die zum Teil ihre Materialien nicht dabei hatten, auf die von mir extra angefertigten Kopien verzichteten (angeblich hatten sie diese Aufgaben bereits erledigt und nur zu Hause vergessen) und behaupteten, alles zu können, war es mir in diesem Moment wirklich egal, dass sie sich mit einem anderen Fach (Kunst) befassten. Ich habe sie kurz ermahnt, worauf einer meiner willigen Schüler meinte "Das ist doch deren Problem!". Eben. Ich werde mir das notieren und wenn dann mal wieder Vorwürfe kommen, man würde in meinem Unterricht ja nichts verstehen, habe ich ausreichend Beweise, dass dies nicht an mir liegt. Gerade das Mädchen, das - wie oben geschildert - plötzlich alles so super verstanden und vorgearbeitet hatte und sich lieber mit ihrem Kunstwerk befasste - hat mir nämlich noch vor kurzem vehement vorgeworfen, sie würde bei mir nichts verstehen. Eben dieses Mädchen hat, als wir im PC-Raum waren, nichts recherchiert (wie sie es eigentlich hätte tun sollen), sondern nur SMSen an ihren Freund geschrieben und auf meine Ermahnungen nur patzig reagiert.


    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich bei Achtklässlern erwarte, dass sie wissen müssen, dass der Englischunterricht wichtig ist und wie sie sich zu benehmen haben. Ich habe keine Lust, wertvolle Unterrichtszeit damit zu verschwenden, gegen Windmühlen anzukämpfen und ständig frustriert die Klasse zu verlassen und mir zu Hause mit Grübeln und Selbstvorwürfen den Tag zu ruinieren.


    Ich werde besagte Schüler zwar noch zur Mitarbeit anhalten und bei massiven Störungen einschreiten, mich ansonsten aber vorwiegend um die Willigen kümmern, damit diese nicht abdriften und mit ins Chaos gezogen werden, sondern etwas lernen.


    Ansonsten werde ich mir notieren, was diese SuS in meinem Unterricht treiben und ihnen die entsprechenden Mitarbeitsnoten geben. Ggfs. werde ich, wenn diese SuS nicht nach wenigen Stunden selbst zur Vernunft kommen, die Klassenlehrerin einschalten und die Eltern informieren. Wenn ich nämlich erst einmal die "Spreu" vom "Weizen" getrennt habe und wirklich die chronischen Störer kenne und ihr Verhalten über einige Zeit dokumentiert habe, habe ich dabei auch ein viel besseres Gefühl, da mir keine Vorwürfe mehr gemacht werden können.


    Mittlerweile graut es mir auch nicht mehr so vor der Klassenarbeit, die wir bald schreiben, da ich das Gefühl habe, dass die Noten für die meisten doch noch einigermaßen ausfallen könnten.


    Liebe Grüße,
    Carla-Emilia

  • Hallo,


    mein Jammern muss euch langsam sicher auf die Nerven gehen ...


    Kaum habe ich mal ein bisschen das Gefühl, in dieser Klasse etwas Land zu sehen, bricht wieder das totale Chaos los. Heute (eine Stunde vor der Klassenarbeit, die morgen geschrieben wird!) war praktisch kein Unterricht möglich. Es war so laut, dass ich es irgendwann aufgegeben habe und nur noch für die wenigen, die etwas tun wollten, Folien aufgelegt habe, so dass diese die Lösungen zu den von ihnen zuvor bearbeiteten ABs vergleichen konnten. Etwa 3/4 der Klasse haben sich mit anderen Dingen befasst bzw. massiv gestört.


    Als ich dann zu einem Klassenbucheintrag griff, wurde ich massiv angegangen und von einer Schülerin sogar beleidigt.


    Die Schüler suchen die Schuld einzig und allein bei mir, dass sie selbst etwas tun müssen und auch selbst für die Klassensituation verantwortlich sind, scheint ihnen egal zu sein. Sie schreien nach Strafen, verteile ich diese aber, steht ein Pulk schreiender und geifernder Schüler um mich herum und argumentiert mit mir herum. Erledigt werden die Strafarbeiten dann i.d.R. eh nicht. Mir scheint es mittlerweile sowieso fast, als wollten einige es darauf anlegen, mich irgendwie loszuwerden.


    Mittlerweile ist übrigens auch die Klassenlehrerin alarmiert, die von einer Mutter auf diese Zustände hingewiesen wurde. Glücklicherweise scheinen aber sowohl die Mutter als auch die KL die Schuld eher bei der Klasse als bei mir zu sehen. Auf jeden Fall wird jetzt gehandelt und die KL will mit der Klasse reden. Ich fürchte nur, dass die SuS letztlich mich als den Sündenbock hinstellen.


    Mich regt das Ganze dermaßen auf: Ich habe alles getan, was ich konnte. Ich bin der Klasse entgegengekommen, habe ihnen eine neue Chance gegeben, einen Vertrag mit ihnen geschlossen, alles ... und offenbar alles umsonst.


    Das Problem ist, dass ich mit so einer Extremsituation im Ref. nie konfrontiert war. An meiner alten Schule waren die Gruppen viel kleiner, homogener, leistungsstärker und vor allem weniger chaotisch. Ich bin jetzt (an der Schulform, wo ich jetzt bin) mit vielen extrem unruhigen, extrem schwachen und teils hochgradig respektlosen Schülern konfrontiert und sehe mich da teilweise schon untergehen.


    Ich persönlich verändere mich im Umgang mit den Schülern mittlerweile auch schon und werde wesentlich strenger und harscher im Umgangston. Ich finde es einfach nur traurig, dass ich auf meine freundliche Art nur Hohn und Spott geerntet habe und mir selbst jetzt noch laufend von den SuS anhören muss, dass ich mich nicht durchsetzen kann.


    Meine Ideale habe ich jedenfalls in den paar Monaten schon gründlich verloren. Zurzeit bin ich wirklich nur noch froh, wenn ich nicht in dieser Klasse Unterricht habe.


    Ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Ob ich für den Job evtl. doch ungeeignet bin? Eine Alternative habe und will ich eigentlich auch nicht.


    Traurige Grüße,
    Carla-Emilia
    (der es schon vor der morgigen Arbeit graut, weil mir ja doch jeder Punkt Abzug als meine persönliche Schuld vorgeworfen werden wird)

  • Hallo,
    ich habe eine Chaos-Klasse, bei der ich es so handhabe:
    1* stören Verwarnung
    2* stören abschreiben der mit der Klassenlehrerin eigenen Regeln
    bei Nichtabgabe 1 Stunde nachsitzen
    Alles ohne Diskussionen, da gebe ich keine Antwort und versuche immer ruhig und sachlich zu bleiben.
    Ist alles nicht besonders kreativ, aber ich bin nur 2 Stunden in dieser 8. Klasse und möchte mir nicht von ihnen auf dem Kopf tanzen lassen.
    Es ist aber auch nur eine Klasse, bei der ich so hart durchgreifen muss. Bei den anderen geht es gemütlicher zu.



    LG, Silja

  • Hallo Carla-Emilia,


    ich wünsche dir Kraft. Natürlich kann ich nicht beurteilen, ob du für den Job geeignet bist, aber ich denke in einer solchen Situation ist es normal, dass man auch an sich zweifelt.


    Ich wäre jedenfalls nicht gerne mein Lehrer gewesen, damals in der 8. Klasse. Wir haben Lehrerinnen zum Weinen gebracht, Referendare mit harten Brötchen beworfen, uns geprügelt, Sachen aus dem Fenster geworfen und waren eine Mischung aus Pubertät, Sich-ausprobieren, Arroganz und vielem mehr. Als Lehrer wäre ich daran verzweifelt. Heute als Lehrer sehe ich natürlich vieles anders, weiß aber aus der Erfahrung als Schüler, dass diese Attacken sich nur selten gegen den einzelnen Lehrer richten sollten, sondern mehr eine "Systemrebellion" waren. Brav waren wir eigentlich nur bei den Lehrern, die mit unerbittlicher Konsequenz und Härte Strafen angekündigt und dann auch durchgesetzt haben (an meinen Lateinlehrer erinnere ich mich noch deutlich, gut, Latein kann ich deshalb zwar auch nicht mehr, aber er konnte tolle Geschichten/Sagen/Legenden erzählen), vor allem waren dies aber ältere Lehrer, nur einen ziemlich abgedrehten Referendar habe ich noch vor Augen mit Zopf und grell lackierten Fingernägeln (Rebellen mochte ich wohl auch damals schon:-) Ich glaube, diese Zeit der Entwicklung ist auch gar nicht dazu gedacht, wirklich etwas zu lernen (außer über sich selbst...



    Ansonsten habe ich zwar "nur" Sek. II, aber meine Hauptschüler können durchaus auch ziemlich nervig sein, das meiste davon lässt sich mit Humor regeln. Immer ist aber auch mal eine Klasse dabei, bei der ich froh bin, wenn sie endlich fertig sind (diesmal war das allerdings ein Kurs der Gymnasialen Oberstufe, für die ich so viel lesen und arbeiten musste und die es mir gedankt haben mit Endlosdiskussionen um ein paar Punkte mehr oder weniger auf dem Zeugnis...).


    Durchhalten, irgendwann ist auch die Klasse älter, vernünftiger , vielleicht kann man dann auch mal über den einen oder anderen Ärger lachen!!!


    Grüße


    Birgit

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

    Einmal editiert, zuletzt von Birgit ()

  • Hallo Carla-Emilia!


    sei erst einmal ganz fest virtuell geknuddelt!


    nachdem ich eine Woche auf Klassenfahrt gewesen bin, habe ich heute beim Nachlesen im Forum auch deine Schilderung der aktuellen Situation gelesen (den Threat verfolge ich schon länger) und nur gedacht, dass das alles ganz genau so von mir geschrieben sein könnte. Ich bin zwar noch im Ref, aber (auch 'Dank' der neun Stunde BdU hier in NRW) erlebe ich in einer achten seit dem Halbjahreswechsel exakt das selbe: nett sein, entgegenkommen, mal leuchtet etwas Hoffnung auf und dann schlägt das Chaos wieder zu.....
    Da gerade in dieser Klasse noch ein UB ansteht und auch v.a. aufgrund der ganzen Situation fühle ich mich das erste Mal in eineinhalb Jahren Ref. zu richtig unfähog, obwohl bislang meine Noten i.d.R. im sehrguten bis guten Bereich liegen. Diagnose der Kollegen immer wieder: zu nett, 'zu wenig Schwein', zu sehr an Verständigung orientiert etc.
    ABER: so ganz mag ich (vielleicht noch) nicht einsehen, dass ich nur deshalb, weil ich eigentlich normale (zwischen anderen Menschen) Umgangston und -regeln auch in der Schule beibehalten will, für diesen (gerne ausgeübten) Beruf ungeeignet sein soll! Sicherlich versuche ich auch, mit teilweisem Erfolg, strenger und 'unangenehmer' zu werden, aber ich kann darin eigentlich nicht die einzig mögliche Lösung sehen - bloss habe ich bislang auch noch keine andere.... ?(
    Das Posting hier gibt also leider keine guten Ratschläge für deine Situation her, aber ich wollte einfach mal loswerden, dass -obwohl es mir oft genau so geht - du nicht (auch nicht von anderen eingeredet, siehe die Beiträge im 'Eltern'-Forumsteil) vorschnell an deiner Eignung für den Beruf (für den man zum Glück auch noch viele andere Fähigkeiten braucht!) zweifeln solltest.
    Alles Gute und viele liebe Grüße,


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

  • Hallo, Carla-Emilia,
    ist dein Problem nun vorbei? Ich bin erst seit ganz kurzer Zeit auf diesen Seiten und mich interessiert, wie es weiterging.
    martinasabine

  • Hallo MartinaSabine,


    vorbei ist mein Problem vermutlich bald insofern, als ich die Klasse im nächsten Schuljahr voraussichtlich nicht mehr unterrichten werde. Ich übernehme eine neue 5. Klasse als KL und daher ändert sich bei mir offenbar eh der ganze Stundenplan.


    Die Situation hat sich in den letzten Wochen allerdings keinesfalls gebessert. Ich habe mittlerweile festgestellt (die KL bestätigt das), dass innerhalb der Klasse ein massives Mobbing stattfindet. Es gibt einige SuS, die unterschwellig ausgegrenzt und immer wieder beschuldigt werden (obwohl sie an sich zu den Braven und Netten gehören). Außerdem ist einer der "lustigsten Späße" der Klasse, alle möglichen Klassenkameraden anzuschwärzen, sich aber fürchterlich zu empören, wenn es sie selbst einmal trifft und ich sie bei etwas erwische. Kurz: Die Klasse hat kaum Zusammenhalt und diverse Schüler mobben, was das Zeug hält.


    Die KL steht auf meiner Seite und betrachtet das Benehmen der Klasse mir gegenüber ebenfalls als Mobbing. Die Rädelsführer und die schlimmsten Mitläufer werden eine enstprechende Verhaltensnote auf ihrem Zeugnis erhalten (einige davon sogar mit Bemerkung, allerdings nicht nur wegen mir, sondern wegen ihres insgesamt sehr unbefriedigen Verhaltens).


    Heute habe ich die Klasse spielen lassen; auch hier gab es trotz insgesamt netter Atmosphäre einige üble Mobbingversuche gegen eine Schülerin (habe ich natürlich unterbunden). Die Klasse kann nett sein, hat aber m.E. massive interne Probleme.


    Ich bin froh, dass sich das Problem jetzt wohl so elegant gelöst hat.


    Liebe Grüße,
    Carla-Emilia

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