Englische Redewendungen: Hilfe!

  • Hallo liebe Englischkollegen;


    in meiner 8. Klasse ist es derzeit "in" Denglish zu reden, indem z.B. Komposita direkt in ihren Einzelelementen übersetzt werden/graphisch-phonisch ans Deutsche angelehnt werden usw. Ich kämpfe dagegen, aber sie finden es witzig ...


    In der Klassenarbeit habe ich nun "weird" per Satz/Definition erklären lassen und komme nun an die Grenzen meiner Idiomatik. Dass "sb. who hasn't got all cups in his cupboard" (ich hatte es geahnt!!!) nicht zu aktzeptieren ist, ist mir klar. Ein Schüler hat nun aber geschrieben "sb. who hasn't got all tins on his shelf". Ehrlich gesagt weiß ich nicht, woher das im Deutschen kommen sollte, habe es aber im Englischen auch noch nie gehört. Gibt es das? Und wie würdet ihr "nicht alle Tassen im Schrank" übersetzen?


    Danke für Eure Hilfe schonmal.
    A.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    In den meisten Fällen ist es so, dass Idiome bzw. Redewendungen oder so genannte "Sprichwörter" nicht direkt in die Fremdsprache zu übersetzen sind. Das ist leider immer noch eine Unsitte aller Englischlerner - man nimmt die eigene Sprache und denkt, das müsse in der Fremdsprache schon genauso sein. Ist aber völliger Humbug.


    "Nicht mehr alle Tassen im Schrank haben" heißt im Englischen "to have lost one's marbles". Weitere Redewendungen findest Du beispielsweise bei www.leo.org


    Ich korrigiere keine Oberstufen-Englischklausuren mehr ohne dass die Website im Hintergrund geöffnet ist und ich schnell mal das eine oder andere nachschlagen kann.


    Ach ja: Ohne Dich kritisieren zu wollen, aber als Linguist sollte man das schon wissen, dass die Idiomatik das schwierigste unter den Übersetzungen aus der bzw. in die Fremdsprache ist.
    Die meisten Redewendungen findest Du aber auch im Pons und im Langenscheidt.


    Gruß
    Jules

  • Hallo Bolzbold.


    Es geht ja nun nicht um die Übersetzung und darum, dass die Idioms schwierig sind, das weiß ich auch. ;) Im Prinzip ist doch genau das meine Frage!


    Es geht mir darum, zu erfahren, ob jemand die vom Schüler benutzte Wendung kennt, denn ich kenne sie nicht. Die S in der Klasse haben engen Kontakt ins Ausland und ich möchte ihm nichts anstreichen, was seine Austauschpartner vielleicht sagen.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Acephalopode schrieb am 22.05.2005 17:09:
    Hallo Bolzbold.


    Es geht ja nun nicht um die Übersetzung und darum, dass die Idioms schwierig sind, das weiß ich auch. ;) Im Prinzip ist doch genau das meine Frage!


    Es geht mir darum, zu erfahren, ob jemand die vom Schüler benutzte Wendung kennt, denn ich kenne sie nicht. Die S in der Klasse haben engen Kontakt ins Ausland und ich möchte ihm nichts anstreichen, was seine Austauschpartner vielleicht sagen.


    Also es ist gerade bei dem von Dir erwähnten Beispiel ziemlich offensichtlich, dass das falsch ist.
    Außerdem ist die gesprochene Sprache immer noch etwas anderes als die geschriebene. Was meinst Du, was man alles nicht mehr anstreichen dürfte, wenn man sich an der gesprochenen Sprache orientieren würde.


    Als Beispiel fiele mir sofort "he don't" oder so ein.
    Wenn Du das gesprochene Englisch der Afro-Amerikaner gelten lassen würdest, dann müsstest Du bei allen Zeiten das "invariant be" also ein nicht konjugiertes "to be" durchgehen lassen. "I been in the supermarket and there be me friends"...


    Also damit würde ich gar nicht erst anfangen. In einem Deutschaufsatz kann man ja auch nicht frei Schnauze schreiben.


    Gruß
    Jules

  • Bolzbold: Wobei ich aber anmerken muss, dass man als Nicht-Muttersprachler trotzdem immer in einer anderen Situation als in Deutsch ist. Da ist man schon mal leichter unsicher oder wird von den Schülern angeguckt, als würde man sich nur an den Büchern festkrallen. Man kann ja nicht mit großartigen Erklärungen kommen.

  • Gerade Idioms sind doch aber nicht mit Sprachvarianten vergleichbar... (oder täuschen mich hier meine Rudimentärestlinguistikkenntnisse? ;) ). Ich finde es gar nicht abwegig, dass dieses Bild mit den Dosen auf'm Regal exisitiert. Also ist das mit der Unterscheidung in normativ-deskriptiv (vgl. Variantengrammatiken) nicht fassbar.


    Ich werde es aber wohl jetzt trotzdem als "falsch" anstreichen, denn um ein gängiges Idiom scheint es sich ja nicht zu handeln.

  • Acephalopode, also ich finde Dein Vorgehen genau richtig, daß Du Dich hier erkundigst, ob einer von uns den Ausdruck des Schülers schon einmal gehört hat. Man glaubt ja gar nicht, wieviele vermeintliche "false friends" sich als korrekte englische Redewendungen entpuppen. Schließlich ist es ja schon seltsam, daß der Schüler kein 1:1 - Denglish übersetzt, sondern für die Übersetzung einer deutschen Redewendung Synonyme sucht. Vielleicht hatte er aber auch "cups" und "cupboard" einfach gerade nicht parat...Man weiß es nicht...


    Mich würde aber auch interessieren, wie andere Englischlehrer solche Probleme lösen, denn offensichtlich scheiden sich gerade bei dieser Frage doch häufig die Geister...Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang zum Beispiel auch Kreativität im Umgang mit der Sprache?


    Gerade eine Denglish-Übersetzung von Sprichwörtern kann zum Beispiel prima als Grammatiktest angewandt werden, weil es nämlich verdammt schwierig (und lustig) ist, Redewendungen grammatisch korrekt zu übersetzen. Dabei muß man natürlich peinlichst darauf achten, daß den Schülern bewußt ist, daß sie diese Übersetzungen nicht benutzen können (und das ist zugegebenermaßen ein schwieriges Unterfangen...).


    Aber vielleicht kannst Du ja die Begeisterung Deiner Schüler auf diese Weise sogar sinnvoll kanalisieren, Acephalopode?:D


    Dudelhuhn

  • Zitat

    Dudelhuhn schrieb am 22.05.2005 18:36:
    Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang zum Beispiel auch Kreativität im Umgang mit der Sprache?


    Hallo Dudelhuhn,


    du sprichst mir aus der Seele. Ich habe soeben mit meinem Refkollegen telefoniert, der den Ausdruck auch nicht kennt, aber sehr spannend fand. Er meinte, er würde es akzeptieren, weil der Schüler so kreativ war und er auch gerne Sachen wie "Hast du noch alle Mücken im Gürtel" kreiern würde :D Ich weiß nicht, ich weiß nicht; vielleicht bin ich doch etwas zu konservativ.
    Tja. Inzwischen hab ich schon an Franz "Il lui manque une case" gedacht, aber der Schüler hat Latein und so ganz passt es ja dann auch wieder nicht.

  • Es ging doch darum, "weird" zu erläutern, oder? Das hat der Schüler mit den tins ja offensichtlich nicht so wirklich prima hinbekommen. Was hast Du denn mit dem Schüler gemacht, der nicht alle Tassen im Schrank hatte? :D Wenn wir davon ausgehen, daß die "tins"- Version nicht idiomatisch ist, mußt Du eigentlich gerechterweise diese genauso bewerten, oder?


    Liebe Grüße,
    Dudelhuhn

  • Du hast natürlich Recht;


    Im Moment habe ich als Erläuterung von "weird" weder das eine noch das andere gelten lassen (und damit doch wieder extrem normativ gedacht)


    Tja.

  • Ich glaub auch nicht, dass es das mit den tins wirklich gibt, könnt's aber natürlich nicht beschwören.


    Aaaaaber hier gibt's nette idioms mit Bildern dazu: http://www.goenglish.com/

    Give me a simple life
    With a book by the fire
    A stool to rest my feet on
    And a cushion for my head.

  • Es gibt allerdings einige Ausdrücke, die im Englischen auch kreativ abgewandelt werden:


    - he's one sandwich short of a full picknick
    - he lacks a spoon to a full set of cutlery
    - he's not playing with a full deck
    - he's one can short of a full sixpack (Aussies :) )
    usw.


    Die Grundform ist also da, wobei der Idiom-Trigger die Formen "one...short of..." bzw. "not...full" ist, also in deinem Beispiel auch nicht vorhanden ist. Trotzdem werden aus Spaß eingeenglischte Redewendungen nach meiner Erfahrung im Kontext von Native Speakern durchaus verstanden und auch als amüsant empfunden, wenn eben die Idiom-Trigger verwendet werden (one can short of a full cupboard müsste verstanden werden. Ich hielte es hier für eine sinnvolle Lösung, für den ja richtig verstandenen Inhalt Punkte zu geben (wobei "weird" imho eher "seltsam" als "verrückt" heißt), für das "falsche" Idiom aber Punkte abzuziehen und dies auch mit der Klasse zu thematisieren. Daran könnte man akzeptable Neubildungen spielerisch üben, z.B.
    - one Mel short of the full Spice Girls
    - one hammer short of the full set of tools usw.


    w.


    PS: noch gefunden:
    - one brick short of a runway
    - one layer short of a wedding cake
    - one pumpkin short of a party
    - one can short of a candelabra ?(
    - one King short of a Royal Flush

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

    Einmal editiert, zuletzt von wolkenstein ()

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