Verzweiflung bei Korrektur 12GK Englisch

  • Ihr Lieben,
    ich habe seit Feb. eine Festanstellung und zum Halbjahrswechsel einen GK Englisch übernommen. Wir haben Sachtexte zum Thema Indien durchgenommen und zum Abschluss eine Klausur über das System der "arranged marriages" geschrieben. Da der Kurs sehr schwach ist, habe ich einen sehr einfachen Text ausgewählt und auch die Fragestellungen einfach und deutlich formuliert.
    Nun sitz ich über der Korrektur und verzweifle... So schlage ich mich mit Fehlerquotienten herum, die gar nicht mehr auf der von unserer Fachschaft erstellten Liste erscheinen (und ich korrigiere schon gnädig), wobei mir durchaus bewusst ist, dass die Sprachnote mehr als nur FQ ist. Nun habe ich auch noch Fälle, in denen der Inhalt durchaus anständig ist, sich also eine Kluft zwischen Sprach- und Inhaltsnote auftut.
    Zu meiner Frage: was tut ihr, wenn der FQ Note 6 ist, sogar noch unter dem Schlüssel liegt (eigentlich Note 7, wenn man weiter rechnen würde), die Inaltsnote aber 3 ist??? Als Sprachnote würde ich eine 5- geben, weil der Satzbau recht komplex und abwechslungsreich ist.
    Einige Kollegen sind der Meinung, dass eine Arbeit 5 ist, sobald die Sprachnote 5 ist. Andere bewerten generell Sprache mit 60, Inhalt mit 40 %, was ich normalerweise ja auch tue....
    Geht es euch ähnlich, oder sind nur meine Schüler was sprachliche Fähigkeiten angeht unter dem Schnitt?
    Wie sollen diese Schüler durchs Zentralabi kommen?
    Ich bin total frustriert, weil ich finde, dass die thematischen Vorgaben des Lehrplans ein Fachvokabular und allgem. Sprachnieau voraussetzen, das eine totale Überforderung für meine Schüler darstellt, denn denen fehlts an der Basis, am Grundvokabular und grundlegenden Grammatikphänomenen...
    Natürlich machen wir Spracharbeit, aber ich befürchte, dass sie diese Defizite bis zum Abi nicht mehr ausgleichen können...


    Help!;)


    Danke euch sehr,
    Amy

  • In Bayern ist in der Kollegstufe und vom Kultusministerium eine Bewertung Inhalt-Sprache von jeweils 50% vorgeschrieben.


    Dazu kommen zwei vor wenigen Jahren entschärfte Sperrklauseln, die jetzt lauten: I. Erreicht man in einem Teilbereich weniger als 50%, kann die Aufgabe insgesamt maximal nur "noch ausreichend" sein. II. Erreicht man in einem Teilbereich 0%, kriegt man für den anderen Bereich nur maximal unter 50%.


    Eine vorgeschriebene Methode, die zu viel unnützer Rechnerei zwingt und Vergleichbarkeit und Nachprüfbarkeit vorgaukelt.


    -- Ich hatte schon einen LK und drei GK. Das Niveau innerhalb der Kurse war jeweils sehr unterschiedlich. In den GKs saßen Schüler mit grottenschlechtem Englisch, das ich nicht für möglich gehalten hätte, aber auch Schüler mit sehr gutem Englisch.


    Spätestens ab der 9. Klasse driften die Schüler auseinander. Die einen können die Grundlagen nicht, die anderen lernen Feinheiten (da der wichtige sprachliche Stoff in Bayern spätestens in der 9. abgeschlossen ist). Und das geht immer weiter auseinander.


    Der Lehrplan und vor allem die Bücher gehen in der Oberstufe davon aus, dass man den sprachlichen Stoff und den Wortschatz der vorangegangenen Jahre beherrscht. Das ist aber selten so. Ich hatte die gleichen Probleme wie du, Amy, nur dass eben doch ein paar Schüler in der Klasse gut Englisch konnten. Und laut Lehrplan und Buch soll man den Schülern Indien beibringen (zu spät, aber toller Tipp: Salman Rushdie, "Good Advice Is Rarer Than Rubies") und viel Landeskunde.


    Ne, die Oberstufe gehört geändert, finde ich. Für viele Schüler bringt der Englischunterricht kaum Lernfortschritt, zumindest in Bayern, beim gegenwärtigen System, und nach meiner Erfahrung. Ich schieb's ja auf den Bildunganspruch Gymnasium: Sprachen lernen kann man an der Volkshochschule, bei uns lernt man politische Systeme zu vergleichen.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Hallo,


    " Als Sprachnote würde ich eine 5- geben, weil der Satzbau recht komplex und abwechslungsreich ist."


    Wie ist das zu verstehen? Hat sich da jemand verschrieben oder werden da endlich unsere Vermutungen bestätigt?


    Grüße Enja

  • Hallo Enja,


    nee, was Amy meint, ist, dass die SuS zwar sehr viele Fehler machen, aber komplexe KOnstruktionen wenigstens versuchen, also im Ansatz schon eine gewisse Sprachfertigkeit zeigen - es geht nur eben schief. Beispiel:


    The man walked down the street. He looked at the woman.He thought "She looks nice". = einfache Konstruktion, keine Fehler


    Walking an the street, the man was consider the looking of the woman and thinking:" What beauty is she". = mehrere Ansätze zu komplexen Konstruktionen, viele Fehler


    Was AMy meint, ist die Frage, wer jetzt besser Englisch kann - der mit den Simpelsätzen oder der mit den komplizierten, aber falschen Sätzen. Im Englischen wird normalerweise Sprachstil und Fehlerzahl ungefähr 50/50 für die Sprachnote gewertet.


    Amy, Kopf hoch, Antwort heut mittag!


    Umärmelung,
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Hallo,


    kommt mir bekannt vor. Meine Kinder schreiben in den Fremdsprachen von Anfang an ähnlich opulent, wie sie es in Deutsch tun würden und machen dabei natürlich viele Fehler. Besser kommen die weg, die sich auf das Verwenden auswändig gelernter Versatzstücke beschränken.


    Später relativiert sich das dann. Die entsprechenden Kenntnisse kommen nach und nach dazu, wodurch dann alles zusammenpasst. Die anfänglich so guten Schüler rutschen zwischenzeitlich ab, weil sie mit ihren Methoden nicht mehr zurechtkommen.


    Allerdings ist das Risiko, da schon gescheitert zu sein, bevor dies zum Tragen kommt erheblich.


    Grüße Enja

  • Also hier in Niedersachsen zählt der Fehlerqoutient nicht mehr, soweit ich das verstanden hab. Jetzt kommt es wohl mehr auf den guten Willen und -ganz wichtig- auf die Kreativität an... Während vorher durch die Sperrklausel eine Arbeit, deren Sprachrichtigkeit unter dem Strich ist, nicht besser als Note 4 oder 5... (hmm, ich hatte das Problem nie... oder bin knapp dran vorbeigeschrammt ;) ) werden konnte, selbst wenn der Inhalt besser war, zählt unser Lehrer, wenn ich das richtig in Erinnerung hab, Inhalt und Sprachrichtigkeit nun 50/50.
    Ansonsten bin ich auch überfragt... Hab das Problem mit meinem Nachhilfeschüler auch... Der kann allerdings nicht einmal aktiv und passiv auseinanderhalten. :( Ich weiß langsam auch nicht mehr weiter...
    Gruß
    Maren

  • danke für eure antworten und großes kopfnicken an herrn rau - genau so denke ich mittlerweile auch und das ist ja das, was mich ziemlich frustriert macht - ich habe das gefühl mit diesen themenKOMPLEXEN (ja, groß geschrieben;)) an meinen recht einfach gestrickten und sprachlich an der basis rumkrebsenden schülern vorbei zu unterrichten.


    danke an wolkenstein - eben das mein ich ja, denn der fq ist ja bekanntlich nur ein teil der sprachnote und sprachrichtigkeit und ausdrucksvermögen korrelieren nicht immer.


    zum lehrplan: im kernlehrplan nur blabla, im alten der mir bekannte passus, auf dem mein dilemma ja basiert und der von unserer fachkonferenz auch durch die verteilung 40/60% umgesetzt wird:


    "Auf der Grundlage der beiden Teilnoten für die inhaltliche und für die sprachliche Leistung wird die Gesamtnote erteilt. Im Sinne des fremdsprachlichen Lehrgangs hat dabei die sprachliche Note ein geringfügig höheres Gewicht gegenüber der Inhaltsnote; eine rechnerische Lösung ist für die Gewichtung der Teilbereiche jedoch nicht zulässig, da die Note ganzheitlich entsprechend der verschiedenen Komponenten zu geben ist."


    na, da berufe ich mich wohl auf das "nicht rechnerisch" und lasse meinen gesunden menschenverstand walten...;)


    ick wees nicht, irgendwie find ich die oberstufenvorgaben für leistungsschwache kurse sehr fraglich.
    meine schüler interessieren sich nicht für themen wie "globalisierung", so viel mühe ich mir auch bei einer abwechslungsreichen vorbereitung gebe... fürs sprachlernen ist das sehr hemmend und eben das wurmt mich, was nicht ...


    alles liebe,
    amy

  • Hallo,


    mich erstaunt ja, dass es so leistungsschwache Schüler in der Oberstufe gibt.


    Ich war ja sicher keine Leuchte in Englisch und meine arme Englischlehrerin hat sicher einige graue Haare durch mich erhalten.


    Ich hatte sogar das Glück, eine Englischlehrerin stramme 5 Jahre zu haben (Unterstufe und Oberstufe).


    Nur langsam merke ich, dass ich mir mehr gemerkt habe, also ich dachte. Denn als Mutter einer 6.Klässlerin muss man ja wieder "mitdenken" und mitlernen.


    Letzt ging es um die unschönen unregelmäßigen Verben, ich konnte die doch noch tatsächlich und sogar besser als zu meiner Schulzeit!


    Vielleicht macht das Alter weise, auf jeden Fall regt es mich an, wieder mehr in Fremdsprache zu machen.


    Aber ob diese Schüler mal später ihren Kindern helfen können?


    Ich wünsche Dir viel Glück, dass die Schüler noch mal den Kick erhalten, sich anzustrengen.


    Eigentlich ist es eine Schande, wenn sich die Leute nicht anstrengen.


    Und so etwas macht Abi.......


    Doris

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