Liebes Forum,
seit gestern besuche ich für 4 Wochen die Haupt- und Realschule, um am Ende meines Referendariats auch wirklich ausgebildete Grund-, Haupt- und Realschullehrerin zu sein. *ironie off*
Was die Schule von mir erwartet, schrieb ich in diesem Thread: http://www.lehrerforen.de/oldforum.php?topic=100778895087
Gestern nun der erste Tag, Rektor krank, keiner konnte sich dran erinnern, dass ich komme. Naja, kein Problem, laufe ich also mit ein paar Lehrerinnen so mit. Gewohnt war ich aus meinem Grundschullehrerkollegium das Besprechen von Schülerleistungen unter einem durchaus besorgten und um Hilfe/Rat suchenden Aspekt. Was ich allerdings gestern und heute im Lehrerzimmer und in Klassenzimmern erlebte, da sträuben sich mir die Haare!
Beobachtungen im Lehrerzimmer:
Lehrer: "Und das können sie nicht... und das..." (nennt fachspezifische Einzelheiten)
andere Lehrerin: "Singen können sie nicht."
erster Lehrer kommentiert: "Nein, das musst du so sagen: auch Singen können sie nicht."
dritte Lehrperson: "Eigentlich wollen die auch gar nichts mehr."
vierte Lehrperson: "Wir sind hier nur noch da, weil wir ja den Vertrag haben. Ginge es nach den Schülern, würden wir alle Zuhause bleiben."
Zustimmendes Nicken bei den Lehrern, es hat vor 7 Minuten zur Stunde geklingelt, die ersten Lehrer machen sich langsam ins Klassenzimmer auf.
Beobachtungen im Unterricht:
Medien: = Null. Nicht mal Tafel. Vorn sitzen, die Schüler lesen einen Text aus dem Buch vor. Eine Stunde.
Unterrichtsstunden: schließen meist "offen" - dh, die Lehrer werden vom Klingelzeichen überrascht.
Lehrer beschimpfen Einzelschüler (mehrmals) als "Penn-Nase", "Korinthenkacker", "Raucherarsch" und einiges mehr. Die Schüler nehmen's mit Humor.
In allen Unterrichtsstunden ist ein wahnsinniger Lautstärkepegel, der nichts mit Unterricht zu tun hat.
Dies alles führt mich zu folgenden Fragen:
1) Ist der Umgangston mit Schülern und die Einstellungen zu Schülern im Allgemeinen härter, sodass auch Schimpfwörter zu Schülern durchaus üblich sind?
2) Muss ich - sollte ich jemals mehr als 4 Wochen an einer weiterführenden Schule sein - mein "gluckenhaftes Grundschuldenken" (Zitat einer "Kollegin" meiner "Praktikumsschule") zugunsten einer schülerabwertenden Einstellung ablegen?
3) Oder bin ich einfach nur an einer "schlechten Schule"?
Zugegeben, die zweite Frage polarisiert sehr - aber wenn ich doch diesen Ratschlag schon am ersten Tag erhalte...
Ich bin, ehrlich gesagt, von den Einstellungen und dem Verhalten der Lehrer entsetzt. Gut, das Lehrerkollegium ist schon einiges älter (Schnitt bei ca. 45 - 50 Jahren), aber heißt das automatisch, dass es zu den o.g. Ereignissen kommen darf? Oder sehe ich das alles zu "korinthenkackerisch"?
LG, das_kaddl