Umgang mit / Einstellungen zu Haupt-/Realschülern

  • Hallo,


    erst mal ein erfreulich tröstenden Beispiel:


    "Gaby" ist seit 30 Jahren Lehrerin an einer schulformbezogenen Gesamtschule in der Nähe von Frankfurt. Obwohl vorher mit Englisch und Sport hauptsächlich im Realschulzweig tätig, hat sie sich vor 15 Jahren entschlossen, überwiegend in Hauptschulklassen quer Beet zu unterrichten. Ich war mal an dieser Schule und weiß, wie abfällig die meisten Kollegen die Hauptschüler ansehen.


    Gaby erklärt ihre jahrelange Zufriedenheit mit Hauptschülern so: "Zu denen brauchst Du nur ein bißchen nett zu sein und sie fressen Dir aus der Hand."


    Ganz wie meine eigene Erfahrung !


    kaddl, jetzt schreibe ich vielleicht fürs Lehrerforum einen "Hammer":


    Ich würde das Erlebte - im höchsten Maße skandalöse Lehrerverhalten -zu belegen / bezeugen versuchen (ganz wichtig!) und dann dienstlich anzeigen und öffentlich machen.


    Diese Kollegen müssten auf der Stelle vom Dienst suspendiert werden.


    Da helfen auch keine Erklärungsversuche mehr. Das sind die, die unserem Ruf nicht nur schaden, sondern die Jugendlichen kaputt machen. Da darf man nicht zusehen.


    Du riskierst doch nichts ! Bist Du nicht die, die sowieso in die Schweiz geht ?


    Dir Mut wünschend und viele Grüße, Georg Mohr

    Glückliche Kinderaugen machen glücklich !
    "Lehren" = beim Lernen unterstützen + "Erziehen" ist noch wichtiger als "Stoff" vermitteln.

  • Auch, wenn es schwierig ist, so etwas zu akzeptieren: So ein Kollegium kann man nicht zur Verhaltensänderung zwingen. Mit kleinen Schrittchen kann man natürlich Verbesserungen bewirken, aber man kann die grundsätzliche Einstellung von Menschen zu irgendeiner Sache nicht durch einen äußeren Druck verändern. Was ich grundsätzlich übrigens auch in Ordnung finde, wenngleich es natürlich manchmal unglaublich schwer fällt, abweichende Einstellungen zu ertragen.


    Verhaltensänderungen in geringem Umfang kann man sich natürlich dennoch als Ziel setzen und dieses auch erreichen. Im Prinzip funktioniert das wie bei Schülern auch: Man muss da ansetzen, wo große Unzufriedenheit herrscht. Vielleicht kann man das in einer Umfrage herausfinden, diese dann als Aufhänger nehmen und daraus ein gemeinsames Ziel ableiten, dass die Schule in das Leitbild ihres Schulprogramms aufnehmen kann.
    Erst wenn alle Lehrer für sich ein Ziel sehen, was für die Mehrheit von ihnen erstrebenswert ist und auch erreichbar erscheint, kann überlegt werden, wie man dieses Ziel erreichen könnte.
    Wichtig dabei ist, dass man mit den Lehrern genauso umgeht, wie mit seinen Schülern: respektvoll und ihnen zugewandt. Das heißt, dass man auf Vorwürfe, wie unmöglich sie sich gegenüber den Schülern verhalten, komplett verzichten muss, da sonst jegliche Mitarbeit verweigert wird. Stattdessen sollte man versuchen, ihre Stärken herauszufiltern und sie in ihrer schwierigen Arbeit zubekräftigen. Häufig kommt diese Frustration der Lehrer ja auch durch die geringe Wertschätzung von außen zustande.


    Das ganze ist natürlich ein langer und schwieriger Prozess und niemals wird man jeden einzelnen Lehrer erreichen können. Und natürlich ist es für eine Praktikantin unmöglich, in der kurzen Zeit ihrer Anwesenheit irgendetwas zu verändern.


    Deswegen an Kaddl: Lass dir bloß kein gluckenhaftes Grundschuldenken unterstellen! Ich hatte bislang nicht den Eindruck, dass das bei dir in irgendeiner Form sehr ausgeprägt wäre. Und gerade schwierige Schüler brauchen genau das, was sie oft an der Grundschule noch hatten und deswegen dort auch häufig noch unauffälliger waren: tragfeste Beziehungen zu ihren Lehrern, Sicherheit, Klarheit, Zuwendung und Bestätigung.
    Lass dich also von solchem Geschwätz eines frustrierten Lehrers nicht irritieren und versuche so weit es geht, deinen Stil durchzuhalten. Sicherlich wirst du in 4 Wochen keine Wunder vollbringen können und sicherlich ist es besonders schwer, als Praktikatin etwas anders als die alten verknorzten Lehrer zu machen, aber versuche trotzdem irgendwie durchzuhalten.


    Was deine Fragen angeht: 1) nein, 2) nein, 3) ja ;)


    Ich habe es leider auch schon häufig erlebt, dass Hauptschullehrer einen sehr rauen Umgangston mit ihren Schülern pflegen. Sicherlich gibt es Situationen, wo man den einen oder anderen Schüler in seiner eigenen Sprache eher erreicht, aber grundsätzlich lege ich persönlich Wert darauf, vorzuleben, dass man ohne den Einsatz von Schimpfwörtern eigentlich viel besser durch's Leben kommen kann. ;)


    Ich hoffe, dass du in deinem Praktikum nicht gleich völlig von dieser Schulform frustriert wirst. Diese Einstellungen von Seiten der Lehrer sind glücklicherweise nicht mehr die Regel.


    LG
    Mia


    gemo: Na ja, ist nicht so wirklich der Hammer, was du da schreibst. Ich habe jedenfalls aus Kaddls Beitrag nichts herausgelesen, weswegen ein Lehrer vom Dienst suspendiert werden könnte. In aller Regel weiß die Schulaufsicht über solche problematische Schulen durchaus Bescheid, hat aber rechtlich nichts in der Hand. Soll sie ein ganzes Kollegium vom Dienst suspendieren? Einschließlich und allen voran den Schulleiter? Ich fürchte, da überschätzt du die Möglichkeiten der Schulaufsicht und der ihr übergeordneten Ämter aber gewaltig.
    Was ich grundsätzlich auch für gut heiße, da sonst der politischen Willkür Tür und Tor geöffnet wäre.

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    Einmal editiert, zuletzt von Mia ()

  • also ich bin supergern an meiner neuen ländlichen hauptschule. der untericht macht spaß und ich behaupte, dass ich zu allen schülern sehr freundlich bin, wenn gleich mir auch ein paar ab und zu doch stark auf die nerven gehen.


    aber glaubt ihr, meine 9. klässler sind nur alle lieb und nett? da wird mal ausgestestet wie weit man bei einer jungen fachkraft gehen kann und im falle von maßnahmen wurde ich vereinzelt auch angeschrien, was für ein scheiß das sei etc.


    nichtsdestottrotz ist der umgangston an dieser schule sehr sozial.

  • Zitat

    Erst wenn alle Lehrer für sich ein Ziel sehen, was für die Mehrheit von ihnen erstrebenswert ist und auch erreichbar erscheint, kann überlegt werden, wie man dieses Ziel erreichen könnte.


    Ganz so "fatalistisch" würde ich das nicht sehen. Eine kleine Gruppe von Lehrern kann im Kollegium durchaus etwas bewirken! Nicht von heute auf morgen, aber binnen ca. 5 Jahren. Man kann nämlich Lehrer auch überzeugen, dass etwas geht, wenn man ihnen vormacht, dass es geht. Und wenn alle auf die anderen warten würden, geschähe nie etwas.

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Stimmt, da geb ich dir absolut Recht. Ich hab's mehr aus dem Blickwinkel derjenigen gesehen, die von außen dazustößt und das Kollegium nicht selbst "untergraben" kann.


    Wobei auch das Vormachen schwierig werden kann, wenn das System gegen einen arbeitet, z.B. durch ausgeprägten Fachlehrerunterricht. Da muss man unter Umständen ganz schön aufpassen, dass einem die Puste dabei nicht ausgeht...


    LG
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Hallo VanderWolke,


    Zitat

    wenn Eltern und Schüler dann jederzeit freie Wahl der "Institution" erhalten, werden die nur "formal besseren Leistungen" schnell entlarvt!


    das bezweifle ich. Letztlich werden die Eltern Institutionen bevorzugen, auf denen sie die Qualifikationen (Abschlüsse und Noten) erhalten, die sie hilfreich finden. Die Folge wird sein, dass ein Druck auf alle Institutionen entsteht, vielleicht (!) gut zu unterrichten, in jedem Fall (!) aber gut zu bewerten.


    Die Lehrer werden dasselbe Interesse haben, wenn sie entsprechend besoldet sind. Also werden sich alle einigen, dass die Dinge so gut sind wie die Noten und ein genereller Aufwärtstrend wird einsetzen. Nicht zuletzt werden sich gleich gute Schulen notenmäßig über- (also: unter)bieten.


    Wenn man "privatwirtschaftlich" bessere Kollegien erzeugen will (falls das überhaupt geht), müsste man wohl andere Wege gehen - mehr Auswahlautonomie beim Personal für die Schulen, evtl. eine bessere Ausbildung, evtl. bessere Besoldung, evtl. keine Verbeamtungen mehr - jedenfalls doch keine Akkordarbeit in der Schule.


    Grüße
    Unter uns

  • Ich stimme Heike zu.
    Diese Kollegen müssen wohl sehr frustriert und mit ihrer Arbeit und den Arbeitsumständen unzufrieden sein.
    Das Burn-out-Syndrom scheint hier zu grassieren.


    Aber zum Burn-out gibt es ja den schönen Satz:
    "Burn-out" kann nur derjenige haben, der mal mit Feuereifer bei der Sache war". Da muss die Flamme wieder entzündet werden.


    Das schafft man jedoch nicht, indem man den Druck erhöht, sondern indem man die Rahmenbedingungen für eine gedeihliche Arbeit verbessert.


    Wie ich bereits geschrieben habe: Es darf durch die Evaluationen nicht dazu kommen, dass die "guten" Kollegien finanziell besser gestellt und die "schlechten" abgestraft werden. Es müssen im Gegenteil in die Schulen, die "schlecht" abschneiden, möglichst viel zusätzliche Mittel investiert werden, damit diese sich verbessern können. Soll heißen: Schulsozialarbeit, bauliche Veränderungen, Verbesserung der Medienausstattung, Zusätzliche Lehrerstunden für Zusatzunterricht und Arbeitsgemeinschaften.


    Eines darf man bei der ganzen Diskussion nicht aus den Augen verlieren: Deutschland investiert in Bildungsausgaben nur 4,3% des Bruttoinlandsproduktes und rangiert damit international auf einem abgeschlagenen Platz. Schweden und Norwegen lassen sich die Bildung 6,5% kosten. Das ist eineinhalb mal so viel!


    Daten dazu
    [URL=http://www.bpb.de/publikationen/CSELQR,0,0,Ausgaben_f%FCr_Bildung_im_internationalen_Vergleich.html]hier in einem Artikel der bpd[/URL]


    und zudem:

    Zitat

    Deutschland liegt mit seinem Anteil der öffentlich geleisteten Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt mit 4,3% im internationalen Vergleich unterhalb des OECD-Durchschnittes von 4,8% (S. 177). Wenn Deutschland seinen Bildungsausgaben das Gewicht verleihen würde, das Schweden ihnen gibt (6,3%), dann hätte unser Bildungsbudget im Jahr 2000 nicht bei 95 Milliarden Euro gelegen, sondern bei 135 Milliarden Euro, also 40 Milliarden Euro höher. Diese Bildungsausgaben, darauf muss besonders hingewiesen werden, schließen weder in Deutschland noch bei den internationalen Vergleichsdaten die Ausgaben für Forschung und Entwicklung ein. Die aktuellen Ankündigungen, das Forschungsbudget in Deutschland auf einen Anteil von 3% des BIP zu erhöhen, also in den nächsten Jahren in Preisen von heute um etwa 10 Milliarden Euro zu steigern, wirken sich, sollten sie realisiert werden, im Bildungsbereich nicht aus. Im Bereich der Bildungsausgaben, die überwiegend von Ländern und Kommunen getragen werden, hat es in den vergangenen Jahren keine Steigerung des Anteils am BIP gegeben. Im Gegenteil: Seit Beginn der neunziger Jahre beobachten wir bundesweit einen leichten Rückgang


    zitiert aus:
    www.gew.de/Binaries/Binary4382/RedebeitragKlemmPK140504.doc


    damit habe ich wohl auch Vanderwolkes Frage beantwortet ....

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Nun alias,


    wenn das Kollegium um Kaddl am Burn-out-Syndrom leidet, gehören sie schnellstens auf die Couch, nicht in die Schule!.........damit gerettet werden kann, was/wer noch zu retten ist!
    Für die Schüler sind sie mit diesem Krankheitsbild ja keine Hilfe!


    Oder praktizieren sie vielleicht eine legitimierte Form des Beamtenstreiks damit die von dir beschriebenen Missstände beseitigt und die abgeleiteten Forderungen endlich erfüllt werden?


    Gruß
    VanderWolke

  • @ "Blockwartin" Heike, hallo !


    Mir als Lehrer brauchst Du nicht zu sagen, dass auch Lehrer Menschen sind. Ich kenne nur Lehrer 30 jahre länger als Du. Und ich weiß, wieviel "arme" Gestalten es darunter gibt - auch solche, die Hauptschüler von vornherein ablehnen.


    Der von Kaddel beschriebene Fall bleibt skandalös und Du solltest mit DIESEN Kollegen keine falsche Solidarität haben.
    Träumst Du davon, dass die nach einem Mediator rufen ?
    Bestenfalls (!) mit dienstlichem Zwang nehmen die an einer Mediation teil - wobei sich die Frage stellt, ob sie unter Zwang noch sinnvoll ist.


    "Nö!", keinen Tag länger dürften denen Schüler ausgesetzt sein.


    Viele Grüße, Georg Mohr

    Glückliche Kinderaugen machen glücklich !
    "Lehren" = beim Lernen unterstützen + "Erziehen" ist noch wichtiger als "Stoff" vermitteln.

  • @ heike


    Was Du am Anfang noch als "Hölle" und "schlechte Schule " bezeichnest, nimmst Du jetzt in Schutz.
    Willst Du die Teufel zur Mediation einladen? Sprichst Du von gestressten Teufeln? Gestresst kann nur sein, wer eine Aufgabe nicht annimmt oder ihr nicht gewachsen ist ! Burn-out kann auch dafür Beleg-Sypmptom sein.


    Mensch, sei doch einmal konsequent - oder "nö" ?


    Georg Mohr

    Glückliche Kinderaugen machen glücklich !
    "Lehren" = beim Lernen unterstützen + "Erziehen" ist noch wichtiger als "Stoff" vermitteln.

  • Zitat

    gemo schrieb am 06.04.2005 15:48:
    kaddl, jetzt schreibe ich vielleicht fürs Lehrerforum einen "Hammer":
    Ich würde das Erlebte - im höchsten Maße skandalöse Lehrerverhalten -zu belegen / bezeugen versuchen (ganz wichtig!) und dann dienstlich anzeigen und öffentlich machen.
    Diese Kollegen müssten auf der Stelle vom Dienst suspendiert werden.


    Hallo Gemo,


    du bist immer ziemlich schnell mit Ratschlägen bezüglich rechtlicher Schritte. Aber wie, bitte schön, soll ich denn als "Praktikantin" mit 2. Staatsexamen so eine Sache durchziehen? Abgesehen davon, als "Nestbeschmutzer" hingestellt zu werden (was mich wahrlich nicht kratzen würde, da ich ja in die Schweiz usw.), aber für wie der Realität entsprechend würde denn entsprechende Stelle der Schulaufsicht reagieren, wenn ich nach dem 2. Tag ein Schreiben aufsetze und schreibe "Und der große mit Bart und Brille hat gesagt... Daraufhin antwortete die kleine Dicke mit der blauen Strickjacke.." Mensch gemo, ich kenn doch nicht mal die Namen der Kollegen. Insofern würde das von dir vorgeschlagene Vorgehen schon an ziemlich praktischen Sachen scheitern.


    Das zweite, und das ist das für mich wirklich Wichtige (insofern sollte es vielleicht an erster Stelle stehen): was bringt eine solche Meldung bei der Schulaufsicht für die entsprechenden Kollegen - außer einem negativen Anreiz für ihre weitere schulische Arbeit? (Ich gehe davon aus, dass kein [verbeamteter] Lehrer in Deutschland so schnell wie du andeutest, vom Schuldienst suspendiert wird.)


    Würde ich länger als vier Wochen in dieser Schule verweilen, würde ich mir "Gleichgesinnte" im Kollegium suchen, dann auch mit ganz anderem Stand im Kollegium als zurzeit als "Praktikant mit 2. Staatsexamen", und dann versuchen, von meinem Fachbereich (Musik) ausgehend, Winzigkeiten zu verändern um zu zeigen, dass "es" doch geht und nicht alle Schüler am Unterricht uninteressiert und beim Thema Schule demotiviert sind. "Wenn" - das ist das entscheidende Wort: meine erste Schulwoche dort ist gestern bereits zu Ende gegangen (Niedersachsen sieht 12 Stunden pro Woche für Referendare vor), die nächsten Wochen werde ich einfach versuchen, unter schlechten Bedingungen (riesige Klassen, winzige Schulräume, kein Musikraum, null Instrumente) interessanten Musikunterricht zu machen und that's it. Nennt mich ruhig pragmatisch! :P


    LG, das_kaddl.

  • Zitat

    das_kaddl schrieb am 07.04.2005 08:21:
    die nächsten Wochen werde ich einfach versuchen, unter schlechten Bedingungen (riesige Klassen, winzige Schulräume, kein Musikraum, null Instrumente) interessanten Musikunterricht zu machen und that's it......
    .


    Also doch, wie ich gedacht habe: Wer Kollegien evaluieren und vom Dienst entfernen will, muss sich erst mal anschauen, welche Ressourcen diesen Kollegen für einen erfolgreichen Unterricht zur Verfügung gestellt wurden.


    Wer für 30 Schüler zum Musikuntericht auch noch die eigenen Instrumente mitbringen soll, kann nur scheitern und sich frustriert in sein Schicksal fügen.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Hallo,


    kann´s ganz was anderes sein? Dieses seltsame Verhalten ist mir bis jetzt zu fast 100% bei Männern aufgefallen - wollten die vielleicht dem Grundschulküken mal zeigen, wo der Hammer hängt?
    Mal im Ernst - Hauptschullehrer war doch vor noch gar nicht so langer Zeit ein "harter Männerberuf", wo dominante Männchen die "schwierige Klientel in den Griff bekamen". Jetzt drängen immer mehr Frauen und in letzter Zeit gar Grundschulmuttis an die Hauptschule - und schaffen´s auch. Ich habe schon in zwei Schulen Sprüche wie "immer mehr Weiber hier" gehört - könnte es eine Idenditätskrise der mittelalten Hauptschullehrer sein?


    Wie gesagt - keine feststehende Meinung - nur ein Denkansatz.


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

    Einmal editiert, zuletzt von Tina34 ()

  • Hallo,
    ja Tina, Männer haben in dieser Gesellschaft ein größeres Lehrer-Identitäs-Problem als Frauen:


    1. "Ah, die ist LEHRERIN. (Alle Achtung)"
    2. "Was? Der ist NUR LEHRER ?!"


    Trotzdem. das lässt nicht dulden - und auch kein fehlendes Material entschuldigt, dass die Schüler von "Pädagogen", von niemandem, wie beschrieben zur Sau gemacht werden !!!


    Bitte sagt nicht, das wäre ganz furchtbar übertrieben:


    Wenn ein junger Rekrut vertretungsweise 1 Monat in der Coesfelder Kaserne wäre und alles mitbekommen hätte - sollte der auch den Mund halten.
    Wenn eine Frau eine SS-Einheit beim Quälen beobachtet hätte - hätte die auch ruhig sein sollen? Irgendwie ist der arme SS-Mann so geworden - vielleicht ein bißchen Mediation gefällig ?


    Für mich geht es beim Zuschauen immer um die gleiche Grundfrage!!!
    Erst stoppen - dann bekehren.


    Ich bin sofort bereit, mit einer/einem Gleichgesinnten an dieser Schule für 1/2 Jahr die Schulleitung zu übernehmen !


    Viele Grüße, Georg Mohr

    Glückliche Kinderaugen machen glücklich !
    "Lehren" = beim Lernen unterstützen + "Erziehen" ist noch wichtiger als "Stoff" vermitteln.

  • Ich kann Gemo in der Ablehnung einer solchen Schülerbeschimpfung zustimmen - aber ich glaube auch nicht, dass ihm da jemand ernsthaft widerspricht.


    Scharf trennen sollte man zwischen für das Schülerohr zugängliche Äusserungen, und nicht zugängliche Äusserungen. Der Umgang mit Schülern erfordert nunmal gelegentlich Selbstkontrolle - wenn einem da mal der Kragen platzt, dann ist eine Entschuldigung fällig. Etwas anders sehe ich Gespräche mit Kollegen. Irgendwo muss manchmal halt der Ärger raus. Nur sollte es bei dem Frust nicht bleiben.


    So sorgt Frust für einen negativen feedback loop, aus dem manch eine Schule irgendwann offenbar nicht mehr herauskommt. Durch eine Prozesslavine sehe ich da auch keine Lösung, darin kann ich Gemo nicht zustimmen.


    Ich habe für mich persönlich, dank der Hilfe eines 12 Jahre älteren Kollegen, ein Verfahren gefunden, mit dem ich (am Gymnasium allerdings) aus solchen Situationen bislang ganz gut rausgekommen bin. Ich mache das, was ich eh gut kann, ich polarisiere. Anfangs hab ich den Fehler gemacht, mich von der schlechten Stimmung in einer Klasse anstecken zu lassen, und hab mich über die Klasse beschwert. Merke ich jetzt, dass ich anfange, mich über eine Klasse zu beschweren, dann fange ich an, zu polarisieren. Ich schaue mir an, wer TROTZ der miesen Umstände in der Klasse gut mitmacht. Ich schimpfe nicht mit allen, sondern lobe auch ausdrücklich die sich positiv verhaltenden Schüler. Ich beklage, dass DEREN Arbeit behindert wird. Ich schreibe Arbeiten, die viel reproduktiven Anteil und sehr dicht an den Hausaufgaben gestellte Aufgaben enthalten, aber keine Almosen. Mitarbeitende Schüler kommen dabei gut weg, Verweigerer eher schlecht. Einsatz wird sich fast sicher lohnen. Auch bei den Noten gehe ich dann polarisierend vor. Im Zweifel bei den Mitarbeitern eher hoch, bei den Verweigerern eher nicht.


    Eins verkneife ich mir aber so gut ich kann: Ich schimpfe nicht über "die Klasse".


    Bislang hat es gut funktioniert, nach und nach wechseln Schüler das Lager. Alle hab ich allerdings auch so nie erreichen können - aber deutlich mehr als vorher.


    Eins ist mir dabei klar geworden (kann man übrigens in diesem Forum auch gut beobachten): Pauschale Beschimpfungen führen zu einer Solidarisierung aller pauschal angesprochenen - und das ist eigentlich dass allerletzte, was man erreichen will!


    Noch ein letztes: Ich halte Gemos Vergleiche für "ganz furchtbar" übertrieben.


    Gruß,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Ja Remus, absolut korrekt!


    Ärger muss mal raus, Frust auch und du sagst es selbst: Nur sollte es bei dem Frust nicht bleiben.


    Ob es ausreicht, immer nur die sich positiv verhaltenden Schüler zu loben bezweifele ich dann doch!


    Ich kenne keinen Schüler, bei dem nur negatives Verhalten wahrgenommen werden kann. Er hatte nur keine Möglichkeiten seine positiven Seiten zu zeigen ( weil sie niemanden interessierten?).
    Ein Hund den du immer wieder schlägst, wird irgendwann beißen. Er will seine „Würde“ nicht ganz verloren geben.
    Wenn Kaddls Schülern immer wieder gesagt und gezeigt wird, wie faul, dumm und unmöglich sie sind, werden sie sich diesem vorbestimmten Schicksal irgendwann unterordnen oder zur Rettung ihrer Würde wohl auch beißen.


    Also Kaddl: versuch in den verbleibenden 3 Wochen das POSITIVE der Schüler wieder an die Oberfläche zu holen, die haben es echt verdient! Das dürfte in deinem Fachbereich doch gelingen.
    „Die Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber es unmöglich ist, zu schweigen“. Victor Marie Hugo

    @ gemo: ja, unschuldig bleibt keiner!
    Weder die, die es tun noch jene, die es verhindern könnten.


    Gruß
    VanderWolke

  • Hallo,


    was mir hier in diesem Thread auffällt, wer macht sich hier eigentlich Gedanken um die Schüler, außer gemo und van der Wolke?


    Zitat

    Wie ich bereits geschrieben habe: Es darf durch die Evaluationen nicht dazu kommen, dass die "guten" Kollegien finanziell besser gestellt und die "schlechten" abgestraft werden. Es müssen im Gegenteil in die Schulen, die "schlecht" abschneiden, möglichst viel zusätzliche Mittel investiert werden, damit diese sich verbessern können.


    Vernünftige Idee! Und warum wird diese Idee selten beim Umgang mit Schülern umgesetzt? Ich meine, warum erhalten schlechte oder verhaltensauffällige Schüler Strafen, Punkteabzug, Liebesentzug und nicht zusätzliche Unterstützung, damit sie sich positiv verändern können?


    Zitat

    Ich schimpfe nicht mit allen, sondern lobe auch ausdrücklich die sich positiv verhaltenden Schüler. Ich beklage, dass DEREN Arbeit behindert wird. Ich schreibe Arbeiten, die viel reproduktiven Anteil und sehr dicht an den Hausaufgaben gestellte Aufgaben enthalten, aber keine Almosen. Mitarbeitende Schüler kommen dabei gut weg, Verweigerer eher schlecht. Einsatz wird sich fast sicher lohnen. Auch bei den Noten gehe ich dann polarisierend vor. Im Zweifel bei den Mitarbeitern eher hoch, bei den Verweigerern eher nicht.


    Voll daneben, kann ich dazu nur sagen! So entwickeln sich die guten, angenehmen Schüler immer weiter positiv und die schlechten, unangenehmen immer weiter negativ. Weißt du eigentlich, warum die Verweigerer verweigern? Dafür gibt es Gründe. Kein Schüler macht sich absichtlich gern Probleme. Hast du über die Auswirkungen deines Lehrerverhaltens auf die Schüler schon einmal mit einem guten Psychologen gesprochen? Auch wenn die Eltern hier versagt haben - was scheinbar zu gern von einigen Lehrern immer angenommen wird - kann es doch nicht richtig sein, die Kinder dafür dann nochmals zu bestrafen.


    Warum werden den Lehrern gegenüber andere Maßstäbe gesetzt als den Schülern gegenüber, die Unterstützung sicher noch viel nötiger brauchen, um sich positiv zu entwickeln?


    Die meisten solidarisieren sich hier mit den armen Lehrern, die aufgrund eines burn-out-Syndroms oder sonstigen Überlastungsproblemen die Schüler fertig machen und somit schlechtes Verhalten weiter fördern.


    Bei allem Verständnis für den anstrengenden Beruf der Lehrer habe ich kein Verständnis dafür, dass diese aufgrund der nicht zur Verfügung stehenden Mittel durch die Regierung den Kopf in den Sand stecken und nur daran denken, wie sie selbst am besten zurecht kommen.


    Die Angst, kein "Nestbeschmutzer" sein zu wollen, rechtfertigt m.E. nicht, einfach wegzuschauen. Das ist ja unterlassene Hilfeleistung! Was ist das denn für eine Einstellung? Igittigitt!!!


    Jetzt könnt Ihr wieder über mich herfallen!


    Gruß von Erika, die sich heute wieder einmal darüber geärgert hat, dass nicht pflegeleichte Schüler - nicht pflegeleicht aufgrund von Entwicklungsstörungen ohne jegliche böswillige Absicht -, bei der Notengebung in Klassenarbeiten von Lehrern willkürlich bestraft werden können, ohne dass es ihnen nachzuweisen ist.

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Zitat

    Erika schrieb am 08.04.2005 23:03:
    was mir hier in diesem Thread auffällt, wer macht sich hier eigentlich Gedanken um die Schüler, außer gemo und van der Wolke?


    Die Threadstarterin, zum Beispiel, die diese Diskussion überhaupt erst initiiert hat?! :rolleyes: Und die anderen Beiträger versuchen die Diskussion u.a. zu kontextualisieren. Den Unterschied zwischen Entschuldigen und Erklären könnten Sie bei dieser Gelegenheit ja vielleicht noch mal nachlesen, dann bräuchten Sie nicht gebetsmühlenartig den falschen Vorwurf der uneingeschränkten Solidarität wiederholen.


    Zitat

    Warum werden den Lehrern gegenüber andere Maßstäbe gesetzt als den Schülern gegenüber, die Unterstützung sicher noch viel nötiger brauchen, um sich positiv zu entwickeln?


    Die meisten solidarisieren sich hier mit den armen Lehrern, die aufgrund eines burn-out-Syndroms oder sonstigen Überlastungsproblemen die Schüler fertig machen und somit schlechtes Verhalten weiter fördern.


    Manchmal sagen Fragen mehr über den Fragesteller aus als über den in der Frage angesprochenen Sachverhalt. Sehr instruktiv wie Sie die Diskussion verstehen.


    Wie heißt es bei Kleist so schön:
    "Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urteilen müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch erblicken, sind grün – und nie würden sie entscheiden können, ob ihr Auge ihnen die Dinge zeigt, wie sie sind, oder ob es nicht etwas zu ihnen hinzutut, was nicht ihnen, sondern dem Auge gehört. So ist es mit dem Verstande. Wir können nicht entscheiden, ob das, was wir Wahrheit nennen, wahrhaft Wahrheit ist, oder ob es uns nur so scheint."

  • Hallo Erika,


    Zitat

    So entwickeln sich die guten, angenehmen Schüler immer weiter positiv und die schlechten, unangenehmen immer weiter negativ.


    Na Erika, aus deiner jahrelangen Unterrichtserfahrung kannst du das ja bestimmt eindeutig belegen.


    Nee, jetzt mal im Ernst - durch positive Verstärkung erwünschten Verhaltens erreichst du
    a. dass willige Schüler nicht ins Gegenlager abrutschen
    b. dass schwankende Schüler sich auf die positive Seite schlagen
    c. dass negative Schüler nicht durch negatives Verhalten das bekommen, was sie so gerne wollen: Aufmerksamkeit.


    Wie so oft redet man hier wieder aneinander vorbei - du, Erika, hast deine eigenen Kinder im Hinterkopf - wir möglicherweise ganz andere. Und bitteschön ist nicht jedes Fehlverhalten eine Entwicklungsstörung.


    Abgesehen davon überschätzt du wohl die Macht des Lehrers - wir sind nicht unserer Kollegen Vorgesetzte - und recht machtlos. Der einzige Kollege, gegen den ich wegen unmöglichen Benehmens meinen Schülern gegenüber ("Penner, ich schmeiß euch alle raus, ich mach´euch fertig") gewagt habe anzugehen wurde schwupps befördert. ?(?(?(


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

  • Zitat

    Gruß von Erika, die sich heute wieder einmal darüber geärgert hat, dass nicht pflegeleichte Schüler - nicht pflegeleicht aufgrund von Entwicklungsstörungen ohne jegliche böswillige Absicht -, bei der Notengebung in Klassenarbeiten von Lehrern willkürlich bestraft werden können, ohne dass es ihnen nachzuweisen ist.


    Wer erklärt hier die Schüler zu defizitären Wesen?


    Zitat

    Voll daneben, kann ich dazu nur sagen! So entwickeln sich die guten, angenehmen Schüler immer weiter positiv...


    Stimmt, das hab ich nicht bedacht...


    Zitat

    Weißt du eigentlich, warum die Verweigerer verweigern? Dafür gibt es Gründe.


    Warum sagt mir das keiner? Gründe?


    Zitat

    Hast du über die Auswirkungen deines Lehrerverhaltens auf die Schüler schon einmal mit einem guten Psychologen gesprochen?


    Nein, aber mit den betroffenen Schülern auf dem Abiball...



    Tina34


    d.) dass negativ eingestellten Schülern die peer group wegdriftet, die auf ihre Erziehung in meiner Schulstufe den größten Einfluß hat.

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

    Einmal editiert, zuletzt von Remus Lupin ()

Werbung