Umgang mit / Einstellungen zu Haupt-/Realschülern

  • Zitat

    Erika schrieb am 08.04.2005 23:03:
    Hallo,


    was mir hier in diesem Thread auffällt, wer macht sich hier eigentlich Gedanken um die Schüler, außer gemo und van der Wolke?


    Kann ich dir sagen, warum das so ist: Das Problem liegt wohl ganz offensichtlich mehr beim Kollegium als bei den Schülern. Deswegen hat sich die Diskussion zunächst mal auf die Lehrer konzentriert. Sowas nennt man problemorientierte Diskussion.
    Wenn jemand konstruktiv den Blickwinkel auf die Schüler gelenkt hätte, hätte man die Diskussion auch mit Blick auf die Schüler fortsetzen können.
    Du, Erika, hingegen zettelst mal wieder eine gewohnt destruktive EMGS vs. Lehrer - Schlacht an. Sry, brauchst keine Angst haben, dass sich jemand auf dich stürzt. Ich ziehe es vor, das Schlachtfeld schnellstmöglich zu verlassen. Das ist mir schlichtweg zu blöd. :rolleyes:


    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    • Offizieller Beitrag

    *gähn* Kommt da auch mal was neues aus der gewohnten Ecke :rolleyes:


    Wie man auch im Emgs-Forum lesen kann, sind Lehrer eigentlich immer böswillig.
    Man stelle sich vor: sie begrüßen Eltern beim Elterngespräch absichtlich (!) ausgesprochen freundlich! Welch Niedertracht!


    Mir ist diess Scheuklappendenken auch einfach zu blöd.

  • Also Melosine,


    so kann man das auch nicht sagen....ich werde ab sofort mein Referendars-Lächeln absetzen und jeden nur noch anstarren und verbal "ankotzen". Das kommt meiner Persönlichkeit näher und ich muss mich halt nicht mehr verstellen.
    Wer macht denn den Job aus Liebe zu den Schülern????



    LG,
    Tina

    • Offizieller Beitrag

    Doch, ich mache den Job vor allem aus Liebe zu den und für die Kinder - wie die überwiegende Mehrheit aller Kollegen!


    Und ich merke, wie es immer noch in mir brodelt, wenn ich solche verbohrten, polarisierenden Einlassungen wie von Erika lese!


    Ich habe mir eigentlich vorgenommen, mich darüber nicht mehr aufzuregen. Leider gelingt es nur unzureichend, und zwar aus folgenden Gründen:


    1. Ich mache den Job gerne und engagiere mich dafür
    2. Ich opfere viel Feizeit, Geld und Nerven, um einen möglichst guten Unterricht zu machen, für die Schüler da zu sein, auch ein offenes Ohr für Probleme zu haben, mit Eltern zu reden, etc. pp.
    3. Dafür kann ich mir anhören, dass alle Lehrer faule Säcke seien, sie 6 Wochen Ferien bei übermäßiger Bezahlung hätten, u. ä.
    4. Soll ich mir jetzt auch noch in einem Forum, in dem ich mich mit anderen engagierten Kollegen austausche, mir auch Tipps als Berufsanfängerin hole, von einzelnen Eltern, die wiederum einzelne Erfahrungen an ganz anderen Schulen und mit ganz anderen Lehrern gemacht haben, anhören, dass ich durch Unwissenheit, wenn nicht gar aus grundsätzlicher Bösartigkeit, auf Schülerseelen herumtrampele. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Lehrer lediglich auf ein (selbstverständlich) unzulängliches Studium zurückblicken können, während diese Eltern ebenso selbstverständlich über die eigentlich notwendige Erfahrung verfügen.


    Ja, hallo??


    Mir liegt es nicht so, wie manch anderem, sich hier selbst zu beweihräuchern, aber ich habe vor, neben und nach meinem Studium einige Weiterbildungen und Erfahrungen im Bereich Psychologie/ Psychotherapie (darin enthalten Entwicklungspsychologie) und Naturheilkunde gemacht und mir auch zusätzliches Wissen darüber angelesen.


    Ich habe außerdem zwei Stiefkinder und einen eigenen Sohn erzogen und tue das immer noch.


    Zusätzlich habe ich das unbedeutende Lehramtsstudium abgeschlossen, welches mir neben fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Inhalten einiges an fundiertem pädagogischen Wissen mitgeben konnte.


    Und ich habe es jetzt SATT, ständig diese wenig intelligenten Verallgemeinerungen und Vorurteile, wie sie schlimmer nicht sein könnten, um die Ohren hauen zu lassen, nur weil ich einer bestimmten Berufsgruppe angehöre!!!


    Vielleicht solltest du uns deinen Beruf mal mitteilen, Erika - ich bin sicher, wir finden etwas, um darauf herum zu hacken!


    Das ist doch unterstes Kindergartenniveau!


    Wenn du ein Problem mit den Lehrern deiner Kinder hast, dann regele das vor Ort, aber schere nicht alle Lehrer über einen Kamm!


    Nach deinen Qualifikationen befragt, hast du dich beleidigt gegeben. Es war aber keine Beleidigung, sondern würde mich wirklich sehr interessieren: Warum meinst du, du kannst beurteilen, was Lehrer während ihres Studiums lernen? Woher weißt du, dass sie sich in ihrer Freizeit (oder gar während des Studiums) nicht mit Kinderpsychologie beschäftigt haben? Wieso sollten sie nicht abschätzen können, ob Methoden möglicherweise fragwürdig sind? Was zeichnet dich aus, beurteilen zu können, das Lehrer keine Ahnung von Entwicklungsstörungen und dem Umgang mit Verhaltensaufälligkeiten haben?


    Viele Fragen, die mir so und anders durch den Kopf gehen, während ich deine Statements hier lese.


    Vielleicht bist du ja die Fachfrau - aber meinst du wirklich, du kannst so irgendjemanden hier erreichen?


    Oder geht es am Ende doch nur ums Dampfablassen?


    Sich dieses Eindruckes nicht ganz erwehren könnend,
    Melosine


  • Nicht aufregen Melosine...war doch nur Spass...das isses doch echt nicht wert, oder???? *knuddl*

    • Offizieller Beitrag

    Danke fürs Knuddeln :)
    Ich weiß, dass du nur Spaß gemacht hast - war aber ein guter Aufhänger, um das endlich mal los zu werden.


    Knuddel zurück


    LG, Melosine

  • Melosine, du sprichst mir aus dem Herzen.
    Dir virtuell die Hand schüttelnd


    Timm

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Danke Melosine,


    ich kann mich Timm nur anschließen.


    Du hast das ausgesprochen bzw. - geschrieben, was mir auch seid Wochen immer wieder durch den Kopf geht, wenn ich bestimmte Beiträge hier lese.


    LG
    Ronja

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

  • Nachdem mal wieder auf die Lehrer eingedroschen wird, mach ich dafür folgenden Thread zum


    Lehrerstatus - Status der Lehrer
    auf:
    http://www.lehrerforen.de/oldforum.php?topic=100678693575
    Dort kann man auch diskutieren, ob Lehrer Beamte sein sollten...

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Sorry, aber nun muss ich es leider schreiben, bislang konnte ich es mir noch verkneifen:


    Habt Ihr keine anderen Probleme?


    Will hier keinen beleidigen, aber wenn man diese Diskussion so mitverfolgt......


    Bitte nicht böse sein.


    Trotz allem viele Grüße
    von
    Super-Lion

  • Hallo Melosine,


    doch, ich habe besseres zu tun, muss nämlich gleich auf eine Geburtstagsparty ;)


    Hab' aber gerade noch Unterlagen im Internet gesucht und da hatte ich eben auch das Forum an um zu schauen, ob schon jemand eine Lösung für die Mathe-Aufgabe gefunden hat - das interessiert mich nämlich.
    :)


    Meine Meinung ist, dass man die Lehrer-Schüler-Situtation nicht überbewerten sollte. Ich mag meine Schüler, muss allerdings auch sagen, dass manche von ihnen leider bezüglich Theorie nicht die Hellsten sind. Ist aber auch in Ordnung, aus diesem Grund lernen sie ja einen praktischen Beruf. Und so kommt es bei uns auch manchmal vor, dass wir uns im kleinen Lehrerzimmer über Schüler austauschen. Das läuft dann eher so, dass wir uns Gedanken machen, bei welcher Firma welcher Lehrling am besten aufgehoben ist. Sind die Anforderungen des Betriebes zu hoch, können wir hier keinen schwachen Schüler empfehlen.
    Wenn ich aber so die Einträge, die ich, wie ich allerdings gestehen muss, meist überflogen habe, so lese, habe ich den Eindruck, dass man solche Äußerungen überhaupt nicht machen darf.


    Vielleicht habe ich alles falsch verstanden, aber bei manchen Einträgen kommt mir der Ton auch etwas schärfer vor und ich hoffe, das soll nicht so sein.


    Oder ist meine Meinung total daneben?


    Gruß
    Super-Lion

  • Auf alle Fälle kann sich Erika nun damit brüsten, eine Diskussion über die Missstände (3xs?) an Hauptschulen erfolgreich beendet zu haben... Damit hat sie allen betroffenen Schülern einen großen Dienst erwiesen: Wer kann schon ahnen was geschehen wäre, wenn die ganzen entwicklungsgestörten Lehrer hier weiter mit dem Kaddl sachorientiert diskutiert hätten?


    @Super Lion: Die Lösung steht doch da. So geht das.


    Gruß,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Hallo,


    anhand der geschriebenen Beiträge, denke ich, dass wir uns in einem Punkt einig sind:


    Solche, wie von „das Kaddel“ beschriebene Zustände müssen geändert werden.


    Bisher verlief die Diskussion doch auf die Frage: Wie können diese Zustände geändert werden?


    So wie Alias geschrieben hatte, dass schlechte Schulen mehr gefördert werden und/oder wie Heike äußerte, durch Einschaltung eines Mediators


    Oder


    wie Gemo meinte durch sofortige Suspendierung der Lehrer (ob die Aufsichtführende Behörde die Lehrer suspendiert oder nicht, würde ich gern außen vor lassen)



    Eine weitere Frage ist doch nach dem warum , also was ist oder war der Anlass, oder was ist der Hintergrund dass (ich drücke es mal vorsichtig aus) eine solch schlechte Stimmung an dieser Schule herrscht?


    Liegt es wirklich an der schlechten Ausstattung (z. B. fehlende Musikinstrumente)?


    Sind die Lehrer dort so frustriert dass sie wirklich am Burn-out-Syndrom leiden?


    Warum sollten wir nicht weiterdiskutieren?


    Viele Grüsse


    Petra

  • Hallo,


    tja, warum sind manche Lehrer an der Hauptschule so? Die Arbeit an der Hauptschule ist definitiv nicht leicht, das Ansehen und die Bezahlung des Hauptschullehrers dafür geringer und dazu die Stundenzahl höher. Die Begründung eines Politikers (welcher weiß ich nicht mehr): Die Gymnasiallehrer unterrichten schließlich die Elite. Und der Hauptschullehrer???
    Zudem ist die Hauptschule eine Pflichtschule - unliebsame Schüler können nicht einfach nach unten abgestoßen werden sondern bleiben einfach da. Sofern die Eltern nicht mitarbeiten, hast du eigentlich keine dramatischen Strafen an der Hand und bist im Grunde auf die Wirkung deiner Persönlichkeit angewiesen.
    Und: In der Hauptschule unterrichten Lehrer Kinder aus einer anderen Schicht, als ihrer eigenen - vielleicht führt auch das zuweilen zu Fehleinschätzungen.


    Ich setze mal voraus, dass jeder Junglehrer den Dienst antritt mit dem festen Willen, seine Schüler zu möglichst guten Leistungen zu bringen, alle Schüler zu einem Abschluss zu führen und eine gute Klassengemeinschaft zu formen.


    Dann stehst du vor der realen Hauptschulklasse:
    - Schüler aus verschiedenen Nationen, teilweise nur kurz in Deutschland
    - Schüler aus zerrütteten Familien
    - Schüler mit Problemen wie ADS oder LRS
    - Schüler, die die einfachsten Regeln des Zusammenlebens nicht erlernt haben
    - Schüler, die frustriert aus einer höheren Schulart zurück kommen
    - Schüler, die angespannt und unsicher aus Förderschule L und E zurück kommen
    daneben
    - deutsche Schüler, von den Eltern prima gefördert, es fehlt nur ein Quentchen für eine höhere Schulart
    - Schüler von tollen, besorgten und liebevollen Eltern
    - Schüler, die die Regeln des Zusammenlebens kennen und akzeptieren und entsetzt sind über das Fehlverhalten anderer.


    Und da mittendrin versuchst du, deinen Unterricht so gut wie möglich zu gestalten und eine Klassengemeinschaft aufzubauen, die allen Kindern angenehmes Lernen ermöglicht.
    Gleichzeitig muss man erkennen, dass dir und den Schülern Grenzen gesetzt sind und die anfangs hochgesteckten Ziele nicht sofort, nicht für alle und nicht immer erreicht werden.


    Ich denke, da ist dann der Knackpunkt - sich erreichbare Ziele zu setzen und Fortschritte erkennen, auch wenn nicht alles perfekt ist.
    Dummerweise musst du dir aber ein System, mit dem du die Schule als positiv empfinden kannst selber ausdenken, denn dazu gibt es leider keine Fortbildung.


    In meiner letzten Schule gab es eine Supervisionsgruppe, in der wir Probleme aller Art angesprochen haben und unter Mitwirkung eines außenstehenden Erziehungsberaters besprachen - das habe ich als sehr angenehm empfunden. Natürlich darf man sich mal auskotzen und über die Schüler schimpfen - aber in dieser Gruppe kamen wir zu konstruktiven Lösungen, das ist ja doch noch ein Schritt weiter.


    Ach ja: Trotz allem gefällt es mir an der Hauptschule sehr gut, dennoch macht man sich natürlich Gedanken, weil man nicht in 20 Jahren mit frustriert verkniffenem Gesicht herumlaufen will. ;)


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

    Einmal editiert, zuletzt von Tina34 ()

  • @ ALLE,
    bevor hier wieder der Kampf mit der Geflügelschere gegen das "Krähenvolk" entbrennt, mal was ( vielleicht ? ) VERSÖHNLICHES


    bei meinem letzten geleiteten Elternseminar zur Frage der Schul- und Bildungspolitik, sowie den Auswirkungen des neuen Schulgesetzes in Hessen, gab es eine elementare Aussage:
    In diesen elenden Zeiten muss es für gute Arbeit eine Bestätigung geben!


    Dabei wissen Eltern sehr wohl zu unterscheiden, ob es sich um die „Eintagsfliegen“ für die Hochglanzbroschüren der Schule handelt, oder ob dies tatsächlich als Schulkultur sichtbar in Unterricht, dem Umgang miteinander und im Gebäude wahrzunehmen ist!


    Daneben stand aber auch die Frage: Wie schlecht muss es einer Schule gehen, dass sich etwas ändert?
    Klar ist auch, dass sich die Politik der Schulen bemächtigt, schließlich werden damit Wahlen entschieden! Die Überflutung mit Gesetzen und Verordnungen lässt es kaum zu, dass sich die bereitwilligen Schulen in angemessener Ruhe bewähren können!


    Dennoch gibt es eben auch jene Schulen, die sich in vorauseilendem Gehorsam ihrer Möglichkeiten selbst beschneiden. Darin liegt doch auch gemos Anliegen begründet, klar zu machen:
    wenn man uns schon mit Gesetzen, Erlassen, Verordnungen, Richtlinien, Dienstordnungen etc. überfrachtet, dann lest und versteht sie auch! Nur so kann man die Nischen der Freiräume erkennen, wie auch die Pflichten! Aber genau da gibt es große Lücken in den Kollegien wie auch in den Schulleitungen.


    Abgesehen davon, dass einige Schulen sich immer Kreis drehen und ihre bereits überholten Strukturen selbst entgegen den realen Entwicklungen verteidigen, sind innovative Entwicklungen nur dort festzustellen, wo die Einsicht herrscht: wir müssen was tun! Diese Schulen behindern sich auch nicht in ihrer Weiterentwicklung, weil sie ihre Energie auf der Suche nach den Schuldigen verschwenden!


    Ich behaupte nicht, dass es ein einfacher Weg ist, aber ich erwarte dass man ihn geht!
    Nach meinen Erfahrungen funktioniert es genau dann, wenn alle Kompetenzen eingebunden werden, dazu gehören auch Eltern. Was dann gemeinsam erreicht werden kann, lässt selbst manches KM klein beigeben.


    Woraus resultiert denn der Frust gegenüber Lehrern oder der Schule? Sie kennen doch nur die ihrer Kinder! Wer dann die böswilligen Seiten und Ausführenden des Systems Schule kennen lernt, hat ein RECHT dieses auch zu kritisieren und bei manchen Auswüchsen eben auch anzuprangern.


    Die hier immer wieder angemahnte Pauschalität resultiert daraus, wie ich immer wieder durch Elterngespräche bestätigt bekomme, dass diese ohnmächtig einem Moloch gegenüberstehen, dessen Spielregeln ihnen nicht erklärt worden sind.


    Und vielleicht erwarten sie auch nur in solcher Situation, dass auch mal ein Lehrer sagt, dass ein anderer eben „Mist“ macht!


    Also steckt die Geflügelscheren erst mal weg und die Krähen fliegen nicht im Formationsflug den Gegenangriff!


    Grüße
    VanderWolke

  • Zitat

    Petra 72 schrieb am 09.04.2005 22:02:
    Eine weitere Frage ist doch nach dem warum , also was ist oder war der Anlass, oder was ist der Hintergrund dass (ich drücke es mal vorsichtig aus) eine solch schlechte Stimmung an dieser Schule herrscht?
    Liegt es wirklich an der schlechten Ausstattung (z. B. fehlende Musikinstrumente)?
    Sind die Lehrer dort so frustriert dass sie wirklich am Burn-out-Syndrom leiden?


    Liebes Forum,


    ich versuche gerade meinen Musikunterricht in ebenjener Schule zu planen. Neben der Tatsache, dass man seinen Frust natürlich nicht durch Beschimpfungen der Schüler loswerden kann, stehe ich aber vor einem Riesen-Problem (was mich ganz schön wurmen würde, würde ich länger an dieser Schule unterrichten): ich, als Lehrerin mit einer sehr individuellen Berufskultur (die ich sehr schätzen gelernt habe - das eigenständige Auswählen von Inhalten und Methoden) bin angesichts der Klassen- und Raumgrößen beschränkt auf bestimmte Lehrinhalte, die man frontal vermitteln kann. In Musik ist das ein wenig Notenlehre mit Body- oder Tischpercussion, weil: Instrumente gibt's ja nicht! CDs muss ich selbst kaufen (und hoffen, dass das Finanzamt sie gnädig erstattet), ebenso Noten, Liederbücher etc. etc. Dass ich die Gitarre und ein Keyboard vom eigenen Geld bezahle, ist ja wohl klar. Also: ich muss mein Arbeitsmaterial selbst kaufen, weil's an der Schule rein gar nichts gibt. Dann sehen mich 33 Augenpaare erwartungsvoll, die einen erwartungsfroh, die anderen erwartungsmüde, aus engen Schulbänken an und ich darf vorn stehen und dozierend Musikunterricht halten, weil im Raum kein Sitzkreis möglich ist und es keinen Musikraum gibt. Wie gern würde ich "schönen" Unterricht machen (wie heißt es doch: handlungs- und produktionsorientierter Musikunterricht) - aber wenn mir doch meine Grenzen ganz schnell aufgezeigt werden, wie soll ich dann Spaß dran haben? Da stumpfe ich doch lieber ab und verwandle meinen Abstumpfungsfrust auf dem Weg ins Lehrerzimmer zum Über-die-Schüler-Meckerfrust.


    Überzogen?
    Nein, ich denke wirklich, dass die meisten Lehrer dieser Schule mal sehr idealistisch jeden Tag angegangen sind, aber angesichts der Probleme, die Tina nannte, einfach kapituliert haben. Nichtsdestotrotz könnte man natürlich Supervisions-/Mediationsversuche ansetzen, aber das ist ein Impuls, der aus dem Kollegium kommen muss.


    Viele Grüße,
    das_kaddl


    PS: Tina hat die Gründe so wunderbar übersichtlich dargestellt, was mir leider nicht gelungen ist ;)

  • Hallo,


    ich frage mich die ganze Zeit, wo eigentlich die Eltern sind, wenn ihre Kinder so beschimpft werden, wie Kaddl das beschrieben hat?
    Oder kümmert die das nicht? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das nicht nach aussen dringt.
    ?(?(
    VG
    woman123

  • Danke, VanderWolke für diesen Post! Tatsächlich ist nur auf so einer Basis Kommunikation möglich und ich würde mich freuen, wenn wir diesen Ton beibehalten könnten.


    Vieles sehe ich ganz genauso wie du (und mein Eindruck ist, dass sich die Einstellung von Usern der EMGS und des Lehrerforums sich in vielen Bereich stark überschneiden, nur leider durch einen unangebrachten Kampfmodus überrannt werden) und stimme dir zu. Kritik muss durchaus angebracht werden und ich kann im übrigen auch sehr gut verstehen, wenn Eltern dies tun. Häufig ermuntere ich diese sogar dazu, Missstände öffentlich kund zu tun, denn es gibt Bereiche, in denen die Eltern deutlich mehr Macht haben als die Lehrer.
    Das betrifft insbesondere die schlechten Rahmenbedingungen, die wir an Schulen vorfinden.


    Nichtsdestotrotz erwarte ich dann aber von Eltern und insbesondere von Elternvertretern, die als Fachleute auftreten, dass konstruktive Kritik angebracht wird. Ein gemeinsames Rumgehacke auf dem Kollegen XY bringt nämlich niemand weiter und deswegen lasse ich mich darauf auch nicht ein.
    Konstruktive Kritik sehe ich vielmehr in Form von realistischen und umsetzbaren Forderungen (auch wenn diese zunächst mal nicht unbedingt gleich dem Idealbild entsprechen, aber zumindest ein Stück in diese Richtung gehen) als unbedingt notwendig.


    Sicherlich sollte die aber auch von Lehrerseite kommen, aber das ist deutlich schwieriger, als Teil eines Kollegiums ebendieses zu kritisieren. Wenn man nicht möchte, dass man einfach als nerviger Spinner abgetan wird, denke ich, dass man Umwege gehen muss und die Kritik indirekt angebracht werden muss.


    Leider hab ich grad nicht so die Zeit, deswegen kann ich auf deinen Post jetzt nicht genauer eingehen. Aber ich hoffe, dass eine konstruktive Diskussion wieder in Gang kommt. ;)


    LG
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Zitat

    VanderWolke schrieb am 09.04.2005 23:41:


    Und vielleicht erwarten sie auch nur in solcher Situation, dass auch mal ein Lehrer sagt, dass ein anderer eben „Mist“ macht!


    Aber genau das wurde hier doch auch geäußert und meiner Meinung nach auch an anderen Stellen.


    Was mich interessieren würde, ist, ob sich irgendwie feststellen lässt, ob sich die Lehrer, die sich in einem einmal mitgehörten Gespräch im Lehrerkollegium (womöglich in der fünf-Minuten Pause), auch ähnlich im Klassenzimmer verhalten??


    Von Praktikanten an der Uni kenne ich das Erlebnis, dass die durchaus ein bisschen überrascht bis geschockt sind, was da manchmal zwischen Tür und ANgel (eine fünf Minuten Pause eignet sich eben nicht für eine ausführliche DIskussion) geäußert wird - konnten aber trotzdem einen bemühten Unterricht feststellen.
    Natürlich ist das nicht immer der Fall, und es gibt auch die Lehrer, bei den der Zynismus die Oberhand gewonnen hat und das hat schlechte Folgen für die Schüler.
    Aber ich äußer mich in meinem Nebenjob auch manchmal sehr hart und genervt über die Studenten, denen ich zum x-ten Mal etwas erklären darf, was sie genau so gut selber nachlesen könnten, wenn sie dafür nicht zu faul wären. Trotzdem erkläre ich das dem nächsten wieder (zugegebenermaßen, wenn es der 20. an dem Tag ist, vielleicht auch etwas genervter :P ).


    Was ich mich also frage: wie kann man denn unterscheiden, ob etwas eben Frustablassen oder tatsächliche Einstellung ist??


    etwas verwirrte Grüße von
    Katta

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

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