Burn out im Ref?

  • Ihr Lieben,


    wahrscheinlich krieg ich bald die silberne Zitrone für meine Depri-Beiträge, irgendwas mach ich grundlegend falsch:


    Habe gerade eine angespannte Situation in der 11 hinter mir, hat sich alles geklärt, aber ich hab div. Nächte nicht so recht geschlafen, weil ich Angst hatte, dass einer meiner SuS von der Brücke springt. Wahrscheinlich hab ich das alles viel zu tragisch genommen, aber der Druck war enorm.


    Irgendwie mischt sich das damit zusammen, dass ich heut Noten angesagt hab, und mir schlug bei einigen Schülern starkes Unverständnis für meine Notengebung entgegen - und weil's mir in den letzten Wochen nicht gelungen ist, mich nach jeder Stunde hinzusetzen und Notizen zu machen, frag ich mich jetzt selbst, wie gerecht das wohl alles war, und trau mir auch nicht mehr so recht.


    Irgendwie... ist im Moment nicht nur der Lack ab, sondern auch der Motor kaputt. Mich deucht, ich bin nur noch mit disziplinieren, um Noten streiten und auf Klausuren vorbereiten beschäftigt, hab Bammel vor den nächsten Lehrproben und frag mich, ob ich wirklich als Lehrer geeignet bin. Kommt hier die vom SPIEGEL verkündete depressive Persönlichkeit zum Ausdruck? Oder meine eigene Unfähigkeit, mich so zu organisieren, dass Unterricht und Noten fair, nachvollziehbar, motivierend und in der Sache angemessen sind? Oder ist es ein klassischer Denkfehler, bei 150% Einsatz auch was zurück zu erwarten? 'Sch meine... das sacht sich immer so toll, man muss auch noch was Anderes haben usw. Ich finde keinen PLATZ mehr in meinem Leben für was anderes, keine Zeit, und auch keine Energie. Und Schoki ist im Moment auch nicht anzuraten...


    Ratlos,
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

    Einmal editiert, zuletzt von wolkenstein ()

  • Ach Wolkenstein,


    ich glaube fast, dass solche Phasen normal sind. Nachdem ich nun meine Grundkurs-Klausur vom Tisch habe, geht es mir auch wieder besser. Ich hatte ja letztlich hier auch so einen "Frust-Beitrag" abgelassen.


    Notengebung: wahrscheinlich ein Feld für stundenlange Diskussionen, nie wirklich gerecht, immer mal anzweifelbar, nie wirklich objektiv, immer eine Ermessenssache... ich wunder mich eigentlich dauernd, dass Schüler nicht mehr diskutieren, sondern meist viele Noten einfach hinnehmen, erschreckend...ich versuche, mir nach jeder Stunde zumindest Symbole auf die Schülerliste zu machen, also +,o,-, dann habe ich etwas in der Hand, um besser argumentieren zu können (wenn tatsächlich mal einer was sagt...). ich bin ja sowieso ein Gegner des gängigen Ziffernotensystem, was sagt so eine "zwei" in Mathe etc. schon über den Menschen aus... und ist die "zwei" bei mir auch eine "zwei" beim Kollegen wert? Und habe ich nicht vielleicht dem einen Schüler doch eine bessere Note gegeben, weil ich ihn menschlich sehr mag (selbst, wenn man sich der Fehler bewusst ist, bleiben sie doch nicht immer aus)


    Du siehst: Fragen über Fragen...


    Grüße,


    Birgit

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • Hallo,
    ich muss dir wahrscheinlich nicht schreiben, dass dies bei mir zum Dauerzustand geworden ist.


    Bin ja inzwischen an einer neuen Schule und eigentlich sind dort auch alle sehr nett zu mir. Meine Mentoren nehmen sich jede Woche (!!!) Zeit, um mit mir meine Stunden zu reflektieren, sie helfen mir mit schlauen Ideen bei der Unterrichtsentwicklung (wo ich ja manchmal so meine Kreativitätsprobleme habe) und geben mir wirklich alle Möglichkeiten.


    Dennoch merke ich immer wieder, dass ich einfach keine Kraft mehr habe. Ich sitze zu Hause bei meiner Unterrichtsplanung kurz vor Nervenzusammenbrüchen und frage mich, wie ich das ganze noch bis Sommer aushalten soll.


    Ich hoffe für dich, wolkenstein, dass das nur eine vorübergehende Phase ist.


    Ich tröste mich zur Zeit immer damit, dass ich nicht gezwungen bin, nach dem Ref in die Schule zu gehen!
    Auch denke ich, wenn's gar nicht mehr geht (bevor ich mich kaputt mache), schmeiße ich und fange wieder an zu leben. Gottseidank ist es ja heute n icht mehr so, dass man den Beruf für's Leben findet, sondern Neuorientierungen möglich sind. Man muss nur bereit sein, das Risiko einzugehen und Motivation finden, etwas Neues anzugehen.


    Viele Grüße
    Minchen


    P.S.: In 3 Wochen und 3 Tagen hast du Ferien (und ich vorher noch zwei Lehrproben )!!!!!

  • Hallo,


    ist es nicht immer so, dass Schülerinnen und Schüler mit schlechten Noten unzufrieden sind? Ich habe früher auch immer viel gemeckert, heute weiss ich, dass ich nichts Besseres verdient hatte.


    Leider leider kann ich Euch keine geistreichen Tipps geben, aber die Beiträge haben mich gerade ganz traurig gemacht. Kopf hoch! Ihr schafft das schon! Von Freunden weiss ich, dass es immer verschiedene Phasen gibt, bestimmt kommt bald wieder ein Hoch!


    Ich drücke Euch die Daumen...


    sylvie

    Leben ist ein Hund, mal schwarz, mal weiß mal kunterbunt. Es bellt, es beißt, es frisst und sch***t und manchmal reibt's sich an Dein Bein... (Wizo)

  • Och Wolkenstein !
    Aus meiner Sicht kann ich dir wahrscheinlich auch nicht großartif helfen, aber ich kann dir sagen, dass wir letztes Jahr eigentlich auch oft genug was an den mündlichen Noten zu meckern hatten... besonders in Englisch... Aber du darfst dich nicht verrückt machen. Du hast die Noten gegeben und wirst dir sicherlich Gedanken gemacht haben... Wenn jemand nicht damit einverstanden ist und meint, er sei besser, dann beobachte den doch in nächster Zeit mal genauer... Oder droh es ihm zumindest an. An den Noten wie sie jetzt sind, gibt und darf es nichts zu rütteln geben. Das ist unfair den anderen gegenüber... Hatten da mal einen Fall in der Klasse, der dann, nur weil sich ein anderer zu schlecht benotet fühlte, gleich eine ganze Note nach unten gesetzt wurde... *nerv*


    Liebe Grüß und kopf hoch, ich weiß du KANNST das
    Maren

  • Hallo,


    denke auch, dass dein momentaner gemütszustand normal fürs ref ist...kenn ich nur alzu gut von mir...aber nicht aufgeben und erstmal bis zum stex durchhalten, danach hat man ja nochmal die möglichkeit zu überlegen, ob man sich das wirklich antun möchte, denn der stress (siehe z.B. Heikes Abipanik) geht ja dann weiter...


    zur notengebung kann ich mich auch nur dem gesagten anschließen...was ich zur eigenen absicherung mache, ist, dass ich die sus sich selber und iher mitstreiter anonym (schrifltich) bewerten lasse. dann errechne ich daraus das mittel und, welch wunder, wir liegen immer ganz nah beieinander. grundätzlich mache ich den sus klar, dass ich über die note entschiede und ihre bewertung einerseits der transparenz der noten dienen soll, wenn die 30 anderen meine meinung teilen, dann überlegt sich ein schüler schon, ob die selbstwahrnehmung nicht ganz richtig ist...außerdem finde ich, dass die sus dadurch eine weitere, wichtige kompetenz erwerben, da sie evtl. je nach beruf/position früher oder später selbst in die situation kommen, ander menschen bewerten und beurteilen zu müssen...bis jetzt hat das immer dazu geführt, dass die noten akzeptiert wurde...vielleicht probierts du es einfach mal aus!


    viel kraft und durchhaltevermögen...denk dran, bald ist weihnachten --> ferien :D


    schnuppe :)

  • Hej!


    @ Wolkenstein!


    Zitat

    fair, nachvollziehbar, motivierend, angemessen, gerecht ...


    Mit einem Wort: PERFEKT ?(


    Und dann wäre alles gut? Die Schülerinnen würden brav zu deinen Bewertungen nicken und sagen: "Danke, lieber Wolkenstein!" Die Eltern stünden mit Transparenten auf der Straße, auf denen zu lesen wäre: "Wolkenstein for president!", und die Schulleiterin würde dir unter Tränen der Rührung die Schulschlüssel reichen - kniend natürlich!


    Wie grauenhaft! X(


    Wolkenstein, so lange du haderst, zweifelst, immer wieder prüfst - so lange kannst du vielleicht dieses Untouchable-Gehabe deutscher Schulmeister vermeiden. Sicherlich manchmal um den Preis einer schlaflosen Nacht - aber mit einem unschätzbaren Gewinn. Denn wer sich selbst und seine Maßstäbe nicht verabsolutiert, wird auch von anderen keine Absolutismen verlangen! Wie menschlich! ;)


    Liebe Wolkenstein, bewahre dir deine Zweifel - aber natürlich auch das Genießenkönnen!!! Schoki, Wein, Musik, Kerzenschein, und dann, und dann ... ? Ich wünsche dir ganz doll, dass es wieder kommt, trotz alledem ...!



    Ciao,
    Kaspar

    • Offizieller Beitrag

    Wolkensteinchen!!!
    Kaspar hat mir aus der Seele gesprochen - besser hätt ich's nicht sagen können.


    Aber nochwas:
    Du hast dir selbst und anderen doch schon tausendmal bewiesen, dass du deinen Job so ernst nimmst, wie es nur geht (manchmal zu ernst?) - und mehr kann und SOLL auch keiner verlangen.


    Musst du dir jedes Gemecker, jede misslungene Stunde (falls du jemals wirklich so eine gehalten hast) und jede unfertige Arbeit in großen MEA CULPA Buchstaben auf die Fahne schreiben und dann noch Asche über dein Haupt schütten, weil du nach einem schlappen Jahr noch nicht unsterblich, unerschütterlich, irrtumsfrei und zweifelsfrei bist?


    Ja, wo willst du denn hin? In den Olymp?


    Herrgott, Wolkenstein: Es gibt Lehrer, die würfeln die Noten und solche für die die Schüler nur Nummern sind - und die haben deine Bauchschmerzen nicht.


    Deine Schüler merken aber sehr wohl, dass du da anders bist und das rituelle Notengemecker gehört zum Schülerjob (willst du wissen wie oft es bei mir ohne endlose Feilschversuche und aggressive Töne geht? NIE! Und was steht u.a. im Abijahrbuch unter meinem Namen? Fair!) - sie wissen aber ganz genau, welcher Lehrer sich Gedanken macht und welcher nicht. Danken werden sie's dir irgendwann später, vielleicht viel später, vielleicht nie - aber wissen tun sie's und du weißt es auch.


    HÖR AUF dich selbst dafür zu bestrafen, dass das Lehrerleben ein schwieriges ist - und komm wieder auf den Teppich der Realität: Du bist gut (und ich hab das nicht erst bei unseren langen chats in Cardiff schon gemerkt!), du bist sorgfältig, du bist engagiert, du bist kreativ.


    Du bist außerdem ein verfluchter, sturer Perfektionist und du sollst gefälligst das Leben auch genießen können - weil: Du hast es dir verdient!


    So: Strafpredigt over.


    Deine Aufgaben für die nächste Woche:
    - in den Spiegel lächeln: Da siehst du einen guten Lehrer (einen, der zweifelt, reflektiert und lernt)
    - mit deinem Liebsten etwas Schönes unternehmen und dabei auf die eine oder andere Vorbereitung sch*** und währenddessen keine Sekunde über Schule reden.
    - mindestens dreimal ausgeschlafen in die Schule gehen
    - dir etwas Schönes kaufen zur Belohnung dafür, dass du deinen Job toll machst. Wenn du's nicht tust - dann muss ich dir was schicken! UND ICH BIN PLEITE!!! Zwing mich also bitte nicht!


    So, und jetzt sei nochmal geknuddelt - und ich hoffe du bekommst mein Posting in den richtigen Hals!



    Heike

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Ach Ihr Lieben...


    danke. Zum weiteren Vermerk für Durchhänger


    1. mit dem Liebsten Piiza essen gehen + nachher ein bisschen um die Häuser schlendern und dabei verblüfft feststellen, dass es andere Leute auf dieser Welt gibt, die ganz andere Merkwürdigkeiten leben.
    2. sich von weisen Forumsleuten trösten und ganz nebenher den Kopf wieder richtig rum auf den Hals schrauben lassen ( Heike und Kaspar: Das hab ich gebraucht)
    3. Sag ich nicht :D


    ... und meinen 7ern erzähl ich morgen, ich hätte leider meine Hausaufgaben nicht gemacht (ihre Hefte durchgeguckt) und auch mein Buch vergessen, jetzt sollten sie doch mal sagen, was wir diese Stunde machen - wolln doch mal sehn, wie die gucken...


    @ Minchen - da du um die Ecke wohnst, hast du mal Lust auf einen Kaffe? Im Moment ist mir zwar gar nicht mehr nach Jammern, aber das kommt bestimmt wieder...sonst hör ich einfach zu ;)


    Am Ausschlafprojekt arbeitend,
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Hallo,
    komme gerade aus dem Sneak-Preview (hab ja morgen erst zur 5.) und habe den neuen Jackie Chan Film gesehen und mich gut gelangweilt. Das beste am Film waren die Outtakes, die sie am Ende gezeigt haben, der Rest...naja. Null Story, lahme Witze und so spritzig ist der in seinem Alter auch nicht mehr...


    wolkenstein: Klar, lass uns mal nen Kaffee trinken gehen, habe aber momentan so wenig Zeit, da ich noch 2 Lehrproben vor Weihnachten machen darf.
    Zum Forentreffen komme ich aber!!!


    Liebe Grüße
    Minchen (die sich jetzt noch kurz überlegen muss, wie sie die Einführungsstunde zum Planspiel "Kiosk" morgen machen will)

  • Zitat

    was ich zur eigenen absicherung mache, ist, dass ich die sus sich selber und iher mitstreiter anonym (schrifltich) bewerten lasse. dann errechne ich daraus das mittel und, welch wunder, wir liegen immer ganz nah beieinander.


    Den Gedanken finde ich gut, aber wie sieht das in der Praxis aus? Bewertet da quasi jeder Schüler die ganze Klasse? Hört sich nach ner Menge Aufwand an...

  • hi Britta,


    in der praxis sieht es so aus, wie du beschrieben hast. ich sage den sus vorab, dass die während der unterrichtsreihe auch beobachten sollen, wie sich die anderen am unterricht beteiligen (qualität und quantität!!!)...wenn dann die noten anstehen, verteile ich einen zettel, auf dem alle kursmitglieder stehen und dann sollen die sus zu hause in ruhe überlegen, wie sie wen bewerten udn einfach die note hinter dem namen eintragen. dann sammelt ein s. alle zettel ein und ich habe dann die dankbare aufgabe aus den einzelnen noten einen mittelwert für jeden s. auszurechenen, das ist je nach größe schon ein wenig aufwendig, aber es lohnt sich...danach schaue ich dann meine zuvor gemachten noten an udn gleiche sie ab, heißt, wo große unterschiede auftauchen (bis jetzt war der größte unterschied eine tendenz (+ oder-) überlege ich nochmal genau, ob ich da nicht durch irgendwas beeiflusst gewesen bin bzw. wo evtl meine note herrührt. wie gesagt, es ist eine gute kontrolle und ein unschlagbares argument, wenn sus sich beschweren, denn dass 30 leute inklusive lehrerin sich irren, hält auch der widerspenstigste s. für unwahrscheinlich. außerdem hat das dazu geführt, dass di s. erkannt habe, dass noten geben keine tolle sache ist, glauben ja viele s., dass das für die lehrer die schönste aufageb ist, da sie aus eigener erfahrung kennen, wier schwer es ist...


    schnuppe, die jedem ans herz legt, das eruhig mal auszuprobieren, denn es beruhigt ungemeinn

  • okay, okay, ich spreche natürlich als ref, die lediglich 9 std. bdu und glücklciherweise nur zwei klassen hat...trotzdem, vielleicht hin und wieder mal ganz gut...immer und überall wahrscheinlich nicht zu realisieren...


    schnuppe

  • Burnout schon im Referendariat - das gibt mir zu denken.
    Einmal, denke ich, hängt's mit dem enormen Druck zusammen, der mit der Ausbildung verbunden ist - Unterrichtsbesuche, die klappen müssen - von ihrem Gelingen hängt u. U. die berufliche Karriere ab. Auf der anderen Seite sind Anwärter (mal abgesehen davon, dass sie Berufsanfänger sind (!!), in den Kollegien oft allein, zu wenig in den Betrieb mit eingebunden; zu häufig weg wegen irgendwelcher Seminare, verbandelt noch mit irgendwelchen Mentoren, die sich kümmern müssen... Mit den psychischen Aspekten, den Belastungen sind - ist das so richtig, liebe Gemeinde? - Anwärterinnen und Anwärter oft allein und dürfen sich dann die Nächte schlaflos um die Ohren hauen, damit sie am nächsten Vormittag wieder fit in der Schule oder im Seminar sind. X(
    Was fehlt? Wie bei den "normalen" Lehrkräften auch, das Angebot einer berufsbegleitenden Supervision! Unser Arbeitgeber stellt sie nicht zur Verfügung, also suchen wir unser Heil in der privaten Initiative, haben uns zu dritt eine Supervisorin gesucht, gefunden, zahlen sie auch privat (35 € im Monat), tagen 1 mal im Monat, und erleben das als außerordentlich entlastend. Ich möchte nicht mehr drauf verzichten!
    Könntet ihr euch als Anwärter/Referendare sowas vorstellen? Ist das finanziell drin? Krank sein, sich elend fühlen ist ja auch längere Sicht auch nicht kostenlos...

  • Burn-out?


    Man kann's auch positiv sehen:


    Ein burn-out-Syndrom kann nur derjenige haben, der zuvor mit Feuer und Flamme - mit Feuereifer dabei war.


    Ab und zu ist bei jedem der Brennstofftank leer.
    Das ist dann das Zeichen, sich selbst wieder was zu gönnen und Kraft zu tanken.


    Wichtig ist, neben dem Schuljob noch etwas anderes zu haben, das Bestätigung gibt. Als Lehrer bekommt man leider sehr selten Lob für das, was man leistet. Die (Kraft-)Tankstelle liegt meist außerhalb des Schulhauses.


    So isses nun mal:
    Sind die Schüler "gut" - kommt's von den Genen von Papa.
    Sind die Schüler "schlecht" - ist der Lehrer nix.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Hallo Wolkenstein,


    es ist für jemanden, der seine Sache gut machen will, völlig normal so zu empfinden!!


    Zu der Sache mit der Notengebung:


    Zitat


    und mir schlug bei einigen Schülern starkes Unverständnis für meine Notengebung entgegen - und weil's mir in den letzten Wochen nicht gelungen ist, mich nach jeder Stunde hinzusetzen und Notizen zu machen, frag ich mich jetzt selbst, wie gerecht das wohl alles war, und trau mir auch nicht mehr so recht.


    möchte ich nur anmerken, dass es eine organisatorische Sache ist, die man mit gutem Vorsatz in den Griff bekommen kann. Den ersten Schritt hast Du schon gemacht, weil Du selber merkst, dass deine Aufzeichnungen nicht ausreichend genug sind. Daher solltest Du Dir ein Schema überlegen, welches leicht händelbar ist. Ich habe eine Liste, in der ich nach jeder Stunde oder sogar während der letzten Minuten im Unterricht (Stillarbeit der Schüler vorausgesetzt) Noten und auch Störungen von Schülern eintragen. Zusätzlich habe ich ein Zeichen für Schüler, die keinen eigenen Beitrag geleistet haben und bei denen ich nachgefragt habe. Am Anfang schafft man es nicht in jeder Stunde, aber mit der Zeit wird man besser. Diese Aufzeichnungen helfen Dir später in eventuell unangenehmen Elterngesprächen. Außerdem setzt Du für viele Schüler ein Zeichen, wenn diese mitbekommen, dass man Noten nach jeder Stunde macht. In neuen Lerngruppen gelingt es mir allerdings auch erst nach vier Wochen einigermaßen faire Noten zu geben. In diese Liste trage ich natürlich auch nicht gemachte HA ein, vergessene Unterrichtsmaterialien und Noten von schriftlichen Übungen. So erhält man einen umfassenden Überblick und kann bei ruhigen Schülern auch viel besser nachhake.


    Nicht verzweifeln, geht schon weiter, liebe Grüße von der
    Sonne

    ;)

  • Liebe Sonne,


    danke für deine Hinweise, da muss ich direkt weiterfragen:


    1. In diesem unglaublich kurzen Halbjahr sind meine Reihen eh schon auf Minimalanforderung geschrumpft - hier gekürzt, da was weggelassen, dort im Lehrervortrag zusammengefasst, was die SuS auch selbst hätten erarbeiten können.


    2. Trotzdem sind die 45 (effektiv 40) Minuten jeder Stunde meist bis an den Rand voll - 5-10 min Einstieg/ HA Kontrolle, 15-20 min Erarbeitung, 10 Min Diskussion, 5 Min Sicherung/HA usw, du kennst das Spiel. Da ich sehr kulturell- und leistungsgemischte Klassen mit einigen SOrgenkindern, die Sondererklärungen brauchen, habe, bin ich auch während der SuS-Arbeitsphasen meistens ausgelastet, kämpfe im Moment darum, wenigstens die EInträge ins Klassenbuch/ Kursheft vollständig und sinnvoll zu gestalten.


    3. Wie knapse ich davon noch 5 Minuten ab, um bei jedem SuS die HA zu kontrollieren, mir entsprechende Notizen zu machen, mündl. Noten einzutragen usw.? Was mach ich beim Zeitmanagement falsch?


    Etwas verzweifelt ob des 45 Minuten Korsetts, aber lernwillig,
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

    • Offizieller Beitrag

    Also Wolkenstein, ich kann dich insofern beruhigen, als dass ich das auch nicht schaffe - ich schaff ja kaum in 45 min alles, was ich wollte. Ich muss die 5 Minutenpause immer nutzen um gerade noch rechtzeitig die langen Wege an unserer weitläufigen Schule zu überwinden, etwas zu kopieren und schnell mal mit dem einen oder anderen zu schwätzen.
    Eintragungen mache ich deshalb am Ende des Tages - und inzwischen kann ich mir auch ganz gut merken, wer da wie beteiligt war. Manchmal aber auch nicht - dann mach ich an der Stelle 'n Fragezeichen oder lass es.


    Im Großen und Ganzen kommen aber doch recht übersichtliche Aufzeichnungen zustande - es muss ja auch gar nicht an jedem einzelnen Tag für jeden einzelnen Schüler sein.


    Nichtgemachte HA notiere ich sofort, dafür nehme ich dir auch mitten im U. die Zeit, denn allein schon der Akt selber beeindruckt die Schüler (ohje, jetzt ist es amtlich!).
    Dasselbe gilt in der Unterstufe für vergessenes Zeug etc...


    Viel ist ein Frage der Routine und Gewöhnung - ich mache diese Schultag-Abschlusshandlung inzwischen so automatisch, das ich sie quasi nicht vergessen KANN. Wichtig ist, denke ich, sich dafür eine feste Zeit vorzugeben - sei es, wie Sonne, am Ende der Stunde, wenn Zeit - oder am Ende des Schultages in der Schule, oder als Allererstes zuhause...hauptsache es schleift sich eine Gewohnheit ein, dann vergisst man auch nix.


    Ich habe auch immer einen post-it Würfel dabei, wo ganz schnell zu merkende Dinge in hektischen Stunden draufgekritzelt werden, wenn gerade mal nix mit Liste etc geht: "Kurt muss pädagogische Sonderaufgabe x machen" "Alisa schwätzt seit 20 minuten" "Kinobesuch mit 23 Leuten buchen" "M hat Bs Ball über den Zaun geschossen - muss neuen kaufen".
    Die pappen dann am Ende de Tages wild auf meinem Ordner und werden dann in Ruhe in die entsprechenden Listen / Kalender eingetragen.


    Vielleicht hilft's dir ja was...


    Gruß
    Heike

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  • Simpel aber affektiv - ich schleppe jetzt auch mal einen Post-it-Pack mit, guter Tipp... zu Noten: ich versuche es gerade damit, mir einmal die Woche Notizen zu machen, im Hinblick auf die Zeit mit voller Stelle, da es mir sonst auch über den Kopf wachsen wird... bin aber noch unentschieden, was besser ist.
    Grüße,
    JJ

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